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Die soziale Kategorisierung ist eine Studie aus dem Jahr 1971 von Henri Tajfel M G Billig R P Bundy und Claude Flament Die Studie sollte die Auswirkungen sozialer Kategorisierung auf das Zwischengruppenverhalten aufdecken und belegen Es sollten weder individuelle Interessen noch feindliche Einstellungen Ursache fur diskriminierendes Verhalten darstellen Diese Voraussetzungen wurden durch die Erzeugung einer Kategorisierung gewahrleistet Anhand von zwei Experimenten konnten die Effekte der Kategorisierung analysiert und ein Zusammenhang zum Intergruppenverhalten festgestellt werden Inhaltsverzeichnis 1 Experiment 1 1 1 Erzeugung der Kategorisierung 1 2 Effekte der Kategorisierung 1 3 Ergebnis 2 Experiment 2 2 1 Erzeugung der Kategorisierung 2 2 Effekte der Kategorisierung 2 3 Ergebnis 3 Empirische Feststellung der Untersuchung 4 Literatur QuellenExperiment 1 BearbeitenDas erste Experiment wurde mit dem Ziel entworfen die folgende Hypothese zu testen Eine Kategorisierung mit Stellenwert bewertende Bedingung value condition zeigt eher ein diskriminierendes Verhalten gegenuber der anderen Gruppe Outgroup als eine Kategorisierung ohne Stellenwert neutrale Bedingung neutral condition Im ersten Schritt wurden die 64 mannlichen Schuler einer Schulklasse zwischen 14 und 15 Jahren die sich am Experiment beteiligten in verschiedene Gruppen kategorisiert Im zweiten Schritt konnten dann die Effekte der erzeugten Kategorisierung analysiert werden Erzeugung der Kategorisierung Bearbeiten Zur Erzeugung der Kategorisierung wurden den Schulern 40 verschiedene Bilder mit jeweils einer unterschiedlichen Anzahl von Punkten vorgelegt die es einzuschatzen galt Nachdem die Schuler ihre Einschatzung abgegeben hatten erfolgte die Kategorisierung Einteilung anhand von zwei Experimentalbedingungen neutrale Bedingung neutral condition Es gibt Uber und Unterschatzer wobei keine der beiden Charakteristika eine Wertung vornimmt bewertende Bedingung value condition Es gibt genauere und ungenauere Schatzer Genauere Schatzer werden in diesem Fall besser gestellt Um die erzeugte Kategorisierung im Experiment besser nachvollziehen zu konnen ist es an dieser Stelle noch einmal wichtig den Begriff der sozialen Kategorisierung darzustellen und im Hinblick eines jeden Individuums zu erlautern Bei der sozialen Kategorisierung handelt es sich um einen Vorgang durch den soziale Geschehnisse oder Objekte die bezuglich der Verhaltensmuster Vorstellungen Normen und dem Wertsystem von Individuen als aquivalent angesehen werden konnen zu einer Kategorie Gruppe zusammengefasst werden Somit wird verdeutlicht dass jedes Individuum ein Teil einer sozialen Kategorie ist und diese stark die Verhaltensmuster eines jeden Individuums beeinflusst Effekte der Kategorisierung Bearbeiten Den 64 mannlichen Schulern wurde vermittelt dass sie anhand dieser Experimentalbedingungen in vier Gruppen mit jeweils 16 Schulern eingeteilt wurden In Wirklichkeit erfolgte die Einteilung allerdings willkurlich ohne dass weder die geschatzte Anzahl der Punkte noch die Genauigkeit Berucksichtigung fanden Im Anschluss an die Einteilung sollten die Schuler an zwei Individuen eine Belohnung oder Bestrafung in Form von Geld verteilen Dabei bestand zu keinem Zeitpunkt die Moglichkeit sich selbst zu belohnen oder zu bestrafen und es war ebenfalls nicht bekannt welche Personen konkret belohnt oder bestraft wurden Diese Aufgabe wurde anhand eines Fragebogens mit verschiedenen Matrizen durchgefuhrt In jeder Matrix bezog sich eine Zeile auf ein Mitglied der eigenen Gruppe Ingroup und eine Zeile auf ein Mitglied der anderen Gruppe Outgroup Bei den Matrizen gab es drei verschiedene Falle Im ersten Fall mussten die Schuler jeweils ein Mitglied aus der Ingroup und ein Mitglied aus der Outgroup belohnen oder bestrafen Bei dem zweiten Fall sollten sie jeweils zwei Mitglieder aus der Ingroup belohnen oder bestrafen und im dritten Fall jeweils zwei Mitglieder aus der Outgroup belohnen oder bestrafen Pro Matrix durfte nur eine Spalte gewahlt werden wodurch dann festgelegt war wie die Belohnung Bestrafung sich auf die zwei Individuen verteilt nbsp Experiment 1 Matrix A nbsp Experiment 1 Matrix BJe nach gewahlter Spalte entschieden sich die Schuler fur eine faire Verteilung F die den Wert auf der Matrize angibt der auf eine gerechte Belohnung oder Bestrafung zwischen den zwei verschiedenen Individuen zielt Oder sie entschieden sich fur einen MJP maximum joint payoff zu Deutsch einen maximalen gemeinsamen Gewinn der beiden Individuen der im angegebenen Beispiel bei Matrix A in jeder Spalte vorliegt da jede Spalte die Summe von 15 ergibt und bei Matrix B mit der fairen Verteilung ubereinstimmt namlich bei den Werten 1 und 0 und 0 und 1 Ergebnis Bearbeiten Fur das erste Experiment ist festzuhalten dass zwischen den Gruppen und den verschiedenen Bedingungen also zwischen der Gruppe mit der neutralen Bedingung und zwischen der Gruppe mit der bewertenden Bedingung keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden konnten Ursache dafur war dass alle Gruppen zugunsten der eigenen Gruppe Ingroup handelten und somit ein diskriminierendes Verhalten gegenuber der anderen Gruppe Outgroup zeigten Demnach konnte die zu Beginn aufgestellte Hypothese nicht bestatigt werden Experiment 2 BearbeitenZiel des zweiten Experimentes war es die Ergebnisse des vorherigen Experimentes zu bestatigen und weitere Variablen zu untersuchen Neu eingefuhrt wurden der MIP Maximum Ingroup Payoff der maximale Gewinn der eigenen Gruppe und die MD Maximum Difference in favour of the ingroup die maximale Differenz zwischen der eigenen Ingroup und der fremden Gruppe Outgroup zugunsten der eigenen Erzeugung der Kategorisierung Bearbeiten Versuchspersonen dieser Studie waren 48 mannliche Schuler derselben Schule im Alter von 14 bis 15 Jahren Sie sollten eine Praferenz zwischen Bildern zweier Maler Klee und Kandinsky aussern wobei keine der Versuchspersonen wusste welches Bild von welchem Maler gezeichnet wurde In Wirklichkeit wurden den Probanden sogar teilweise Bilder des gleichen Kunstlers gezeigt wodurch wie in Experiment eins eine fiktive Aufteilung in zwei angeblich gebildete Gruppen erfolgte Eine Gruppe bestand demnach aus Schulern die Klee favorisierten und eine aus solchen Schulern die angeblich Kandinsky favorisierten Den einzelnen Teilnehmern wurde nach ihrer Praferenzabgabe lediglich mitgeteilt welcher Gruppe sie angehorten entweder Klee oder Kandinsky nicht jedoch aus welchen und wie vielen Mitgliedern die eigene Gruppe bestand Effekte der Kategorisierung Bearbeiten Im zweiten Teil der Untersuchung sollten die Teilnehmer ebenfalls wie im ersten Experiment Belohnungen an zwei Individuen in Form von Geld verteilen In verschiedenen Matrizen konnten die Schuler abermals angeben wie viel Belohnung sie der eigenen Gruppe Ingroup und der anderen Gruppe Outgroup zukommen lassen wollten Die Matrizen entsprachen vom Aufbau her denen aus Experiment eins nur dass zusatzlich die neu eingefuhrten Variablen unterschieden werden konnten wovon die Schuler naturlich nichts wussten nbsp Experiment 2 Matrix A nbsp Experiment 2 Matrix BBei Matrix A fallen der maximale Gewinn der eigenen Gruppe MIP und die maximale Differenz zwischen den Gruppen MD zusammen und liegen beide in der ersten Spalte also bei 19 und 1 Der maximale gemeinsame Gewinn MJP liegt bei Matrix A am anderen Ende bei 7 und 25 Hinsichtlich Matrix B verteilen sich die untersuchten Variablen anders In diesem Fall liegt die maximale Differenz zwischen den Gruppen MD an erster Stelle bei der Spalte 7 und 1 Der maximale gemeinsame Gewinn MJP und der maximale Gewinn der eigenen Gruppe MIP sind beide in der letzten Spalte bei 19 und 25 zu finden Wenn die Schuler wie im ersten Experiment weiterhin die eigene Gruppe Ingroup favorisieren wurden dann musste die Entscheidung bei Matrix A des zweiten Experimentes jeweils auf die erste Spalte gefallen sein und die Entscheidung bei Matrix B auf die letzte Spalte Ob diese Tendenz weiterhin erkennbar war kann den Ergebnissen entnommen werden Ergebnis Bearbeiten Das zweite Experiment konnte zeigen dass die einfache Einteilung in Gruppen durch eine Asthetik Praferenz ausreicht um diskriminierendes Verhalten gegenuber einer anderen Gruppe bzw das Favorisieren der eigenen Gruppe zu erzeugen Durch die Matrizen die die Verteilung der Belohnung aufzeigten konnten verschiedene Tendenzen von Intergruppenverhalten aufgedeckt werden So zeigte sich dass die Probanden die Belohnung nicht nutzenmaximierend und damit rational denkend an alle Teilnehmer verteilten sondern die eigene Gruppe wie im ersten Experiment signifikant favorisierten An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen dass die Testpersonen alle der gleichen Schule angehorten und sich bereits vor dem Experiment kannten Des Weiteren war eine Tendenz dahingehend erkennbar dass die Versuchsteilnehmer sogar Einbussen in Hohe der eigenen Belohnung hinnahmen wenn dies bedeutete dass somit die eigene Gruppe Ingroup im Verhaltnis zur anderen Gruppe Outgroup mehr bekam Die Experimentteilnehmer entschieden sich bei Matrix B also eher fur die erste Spalte als fur die letzte durch deren Wahl wie zuvor der maximale Gewinn der eigenen Gruppe hatte maximiert werden konnen Demnach wurde einer moglichst grossen Differenz zur anderen Gruppe hohere Bedeutung zugesprochen als einem hohen Gewinn fur die eigene Gruppe Empirische Feststellung der Untersuchung BearbeitenSoziale Kategorisierung bewirkt Intergruppendiskriminierung Die Ergebnisse der Experimente zeigen dass die blosse Kategorisierung also die willkurliche und rein kognitive Einteilung in Gruppen bereits ausreicht um Intergruppendiskriminierung auszulosen Denn durch die Kategorisierung entsteht bei den Teilnehmern eine soziale Identitat durch die sie sich mit der Eigengruppe identifizieren Bei der Entscheidung wie die Belohnung unter den Mitgliedern der Gruppen verteilt werden soll wird die Eigengruppe deshalb eindeutig favorisiert und sogar moglichst stark von der Fremdgruppe abgegrenzt sodass Intergruppenkonflikte entstehen Literatur Quellen BearbeitenLucken Markus Das kognitiv affektive Kreuzfeuer im Minoritats Majoritats Kontext Kiel 2002 http www gesis org Lucken Markus Simon Bernd Cognitive and affective experiences of minority and majority members The role of group size status and power In Journal of Experimental Social Psychology Kiel 2004 S 396 413 http www reasearchgate net Tajfel Henri Billig M G Bundy R P Social categorization and intergroup behavior In European Journal of Social Psychology Marseille 1971 S 149 178 http onlinelibrary wiley com Tajfel Henri Gruppenkonflikt und Vorurteil Entstehung und Funktion sozialer Stereotypen Wien 1982 ISBN 3 456 81219 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Soziale Kategorisierung amp oldid 199601177