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Das Selbstportrat im konvexen Spiegel bzw Selbstbildnis aus dem Konvexspiegel ist ein kreisformiges Gemalde des italienischen Malers Francesco Mazzola genannt Parmigianino aus dem Jahr 1523 oder 1524 Das auf gewolbtem Pappelholz gemalte Olbild hat einen Durchmesser von 24 4 Zentimetern und hangt heute in der Gemaldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien Selbstportrat im konvexen SpiegelParmigianino 1523 24Ol auf PappelholzKunsthistorisches Museum WienVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung und Deutung 2 Entstehung und Provenienz 3 Rezeption 4 Belege 5 Literatur 6 WeblinksBeschreibung und Deutung BearbeitenDas Gemalde zeigt das Spiegelbild des sitzenden und zeichnenden Malers als Brustbild vor einem runden Konvexspiegel Die rechte Hand nah am Spiegel wird durch die Verzerrung des Spiegelbildes stark vergrossert Sie halt eine Malkreide der kleine Finger tragt einen goldenen Ring In der Bildmitte befindet sich das Kinn des 21 Jahre alten Mannes der halblanges Haar mit einem Mittelscheitel tragt Er ist bekleidet mit einem weissen Hemd mit Ruschenkragen und armeln sowie einer daruber getragenen Pelzjacke Giorgio Vasari beschrieb in seinen Viten das Bild mit den folgenden Worten Da nun in dem Spiegel alle naheliegenden Gegenstande sich vergrossern und die fernen kleiner werden malte er eine Hand welche zeichnet ein wenig gross wie sie im Spiegel erschien so schon als ob man sie in der Wirklichkeit schaue Francesco war schon und hatte sehr anmutige Gesichtszuge mehr einem Engel als einem Menschen ahnlich deshalb war sein Bildnis auf dieser Kugel etwas Gottliches ja das ganze Werk gelang ihm so herrlich dass Vorbild und Nachbild sich nicht unterschieden da auch der Glanz des Glases jeder Widerschein und Licht und Schatten so eigentumlich und treu nachgeahmt war dass man von menschlichem Geist nicht mehr hatte erwarten konnen Giorgio Vasari 1567 1 Im Hintergrund des Bildes sind undeutlich und verzerrt Einzelheiten des Zimmers zu erkennen darunter die weisse Wand des Raumes ein Deckenbalken sowie ein Fenster Diese Verzerrung fuhrt zu einer ubertrieben wirkenden Raumwahrnehmung in der das Portrat Parmigianinos den einzigen festen Punkt darstellt wahrend die ubergrosse Hand am unteren Rand die dargestellte Person gegenuber dem Betrachter abschirmt Martin Warnke sieht in der Position von Kopf und Hand und vor allem durch die Einheit dieser beiden Elemente eine unmittelbare Wechselbeziehung Die Abschirmung des dahinter liegenden Kopfes durch die Hand stellt dabei in der manieristischen Kunst ein Novum dar da insbesondere in der niederlandischen und auch der oberitalienischen Malerei der Zeit die Hand als aktives Element einen Bezug zum Betrachter aufzubauen sucht 2 Entstehung und Provenienz BearbeitenDas Selbstportrat im konvexen Spiegel entstand als eines der fruhesten Werke des damals 21 jahrigen Malers Nach Vasari malte er es nachdem er von seinem Spiegelbild in einem Rasierspiegel dazu animiert wurde Den Feinheiten der Kunst noch weiter nachzugehen gab er sich eines Tages daran sein eignes Bildnis zu malen indem er sich in einem halbrunden Barbierspiegel betrachtete und als er hierbei sah welche Seltsamkeiten die Rundung des Glases hervorbringt wie die Balken des Tafelwerkes sich krummen Turen und Gebaude ganzlich sich verschieben bekam er Lust aus Spass alles so nachzuahmen Er liess deshalb auf der Drechselbank eine Kugel in der Grosse des Spiegels drehen und diese durchteilen um ein Halbrund zu haben auf welches er mit grosser Kunst alles abbildete was sich in dem Glase abspiegelte vornehmlich sich selbst so naturtreu dass es unschatzbar und unglaublich ist 1 nbsp Papst Clemens VII auf einem Gemalde von Sebastiano del PiomboParmigianino uberreichte das Bild nach seiner Fertigstellung dem damaligen Papst Clemens VII als Geschenk und verschaffte sich dadurch Aufmerksamkeit um weitere Arbeiten in dessen Dienst zu bekommen und sich somit in seiner Gunst zu wissen Dies gelang ihm mit dem aussergewohnlichen Gemalde sowie drei weiteren Werken 2 Clemens VII gab das Bild an Pietro Aretino weiter aus dessen Nachlass gelangte es in den Besitz des Kristallschneiders Valerio Belli und nach dessen Tod zu seinem Sohn Elia Von diesem bekam es 1560 der italienische Bildhauer Alessandro Vittoria der es in seinem Testament dem Kaiser Rudolf II vermachte Giorgio Vasari beschreibt auch diese Provenienz in seiner Biographie des Malers Parmigianino Als dieses Werk gemeint ist ein Gemalde der Beschneidung Christi vollendet war uberreichte Francesco es dem Papst der es damit nicht machte wie mit den anderen von denen er die Madonna dem Kardinal Ippolito de Medici seinem Nepoten und das Spiegel Bild dem Dichter Messer Pietro Aretino geschenkt hatte der in seinem Dienst stand das von der Beschneidung hingegen behielt er fur sich selbst in spaterer Zeit glaubt man habe der Kaiser es erhalten jenes Spiegel Bild aber entsinne ich mich in meiner fruhesten Jugend zu Arezzo im Hause des genannten Messer Pietro gesehen zu haben wo durchreisende Fremde es als eine Seltenheit in Augenschein nahmen es kam nachmals ich weiss nicht wie in die Hande des Kristallschneiders Valerio Vicentino und befindet sich heutigentags bei Alessandro Vittoria Bildhauer in Venedig und Schuler von Jacopo Sansovino Giorgio Vasari 1567 3 Rudolf II und seine Nachfolger bewahrten es bis 1777 in der Wiener Schatzkammer auf und stellten es nachfolgend der Gemaldegalerie des Kunsthistorischen Museums zur Verfugung wo es bis heute hangt 4 Rezeption Bearbeiten nbsp John AshberyDie bekannteste Rezeption der Neuzeit erfuhr das Bild durch das Werk Self Portrait in a Convex Mirror von John Ashbery mit dem dieser 1975 den Pulitzer Preis und weitere Preise gewann Dieses Gedicht stellt einen sehr starken Kontrast zu seinem manieristischen Namensgeber dar und es wird angenommen dass Ashbery mit der Namensgebung bewusst auf die radikalen Unterschiede in der Asthetik des Manierismus des 16 Jahrhunderts und der Postmoderne des 20 Jahrhunderts sowie die Verschiedenheit in der Darstellung des Selbst dieser beiden Zeitepochen hinweisen wollte 5 Belege Bearbeiten a b Giorgio Vasari Das Leben des Malers Francesco Mazzuoli In Leben der ausgezeichnetsten Maler Bildhauer und Baumeister von Cimabue bis zum Jahre 1567 Deutsche Ausgabe von Ludwig Schorn amp Ernst Forster Stuttgart und Tubingen 1832 1849 Nachdruck Worms Wernersche Verlagsgesellschaft mbH 1988 Dritter Band Digitale Ausgabe Directmedia Publishing GmbH Berlin Zeno org 021 S 3111 3112 ISBN 978 3 89853 621 9 a b Martin Warnke Der Kopf in der Hand In Werner Hofmann Hrsg Zauber der Medusa Europaische Manierismen Herausgegeben von den Wiener Festwochen Locker Verlag Wien 1987 S 55 61 ISBN 3 85409 107 9 Giorgio Vasari Das Leben des Malers Francesco Mazzuoli In Leben der ausgezeichnetsten Maler Bildhauer und Baumeister von Cimabue bis zum Jahre 1567 Deutsche Ausgabe von Ludwig Schorn amp Ernst Forster Stuttgart und Tubingen 1832 1849 Nachdruck Worms Wernersche Verlagsgesellschaft mbH 1988 Dritter Band Digitale Ausgabe Directmedia Publishing GmbH Berlin Zeno org 021 S 3113 ISBN 978 3 89853 621 9 Provenienz nach Hofmann 1987 S 143 Richard Stamelman Critical Reflections Poetry and Art Criticism in Ashbery sSelf Portrait in a Convex Mirror New Literary History 15 3 1984 S 607 630Literatur BearbeitenWerner Hofmann Hrsg Zauber der Medusa Europaische Manierismen Herausgegeben von den Wiener Festwochen Locker Verlag Wien 1987 ISBN 3 85409 107 9 Weblinks BearbeitenObjektdatenbank Kunsthistorisches Museum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Selbstportrat im konvexen Spiegel amp oldid 229359818