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In dem Gedicht Schlechte Zeit fur Lyrik von Bertolt Brecht geht es um die inneren Konflikte des Schriftstellers in Bezug auf sein Exilleben und die nationalsozialistische Diktatur Inhaltsverzeichnis 1 Kontext und Form 2 Inhalt 3 Weblink 4 EinzelnachweiseKontext und Form BearbeitenDas Gedicht ist 1939 von Brecht in Danemark verfasst worden Schon seit 1933 befand sich Brecht im Exil geflohen vor der Hitler Diktatur In Danemark sah sich Brecht den Problemen des Exils gegenuber wobei ihn als Schriftsteller vor allem der Verlust des deutschen Sprachraums und damit des Publikums traf Im Zwiespalt zwischen daher ruhrender Hilflosigkeit und Selbstbeschuldigung nicht aktiv gegen den Nationalsozialismus vorgehen zu konnen entstand das Gedicht Schlechte Zeit fur Lyrik Es behandelt vor allem die Frage nach dem Zwecke von Lyrik in grossen historischen Krisenzeiten und greift somit das Motto des zweiten Teils des Gedichtszyklus der Svendborger Gedichte auf das da lautet In den finsteren Zeiten Wird da auch gesungen werden Da wird auch gesungen werden Von den finsteren Zeiten Wobei Brecht die Korrekturen an Svendborger Gedichte bereits 1938 abgeschlossen hatte und er das Gedicht auch spater in keine der Sammlungen einfugte 1 Schlechte Zeit fur Lyrik ist in sechs Strophen 2 unterteilt die jeweils von unterschiedlicher Anzahl an Versen sind Das Gedicht ist formal reimlos Es finden sich ausschliesslich metrisch ungebundene Verse mit beliebiger Silbenzahl Brecht verwendet durchgehend freie Rhythmen Des Weiteren uberwiegt der Hakenstil was bedeutet dass der Sinnzusammenhang bis auf wenige Ausnahmen uber die Zeilengrenze hinausgetragen wird Enjambement Das lyrische Ich in diesem Gedicht ist sicherlich von authentischer Art sprich stark biographisch gepragt weshalb die Aussage des Gedichts durchaus als Ansicht Brechts zu verstehen ist Inhalt BearbeitenIn den ersten der funf Strophen spricht das lyrische Ich von den naturlichen Anspruchen einer Gesellschaft auf Gluck und Beliebtheit In der zweiten Strophe ist die Rede von einem unschonen verkruppelten Baum der auf schlechtem Boden steht Alle die den Baum sehen schimpfen ihn einen Kruppel V 6 aber achten nicht auf den schlechten Boden In der dritten und langsten Strophe des Gedichts spricht das lyrische Ich von seinem Gemutszustand Es sieht die vielen schonen Dinge um es herum nicht sondern kann nur die Missstande sehen So sind zum Beispiel die Bruste der Madchen warm wie ehedem V 13 aber das lyrische Ich sieht nur dass die vierzigjahrige Hauslerin gekrummt geht V 12 In der vierten Strophe sagt es entsprechend dass ein Reim in seinem Gedicht ihm vorkame wie Ubermut vgl V 15 16 In der letzten Strophe thematisiert das lyrische Ich direkt seinen inneren Konflikt Es sagt dass sich die Begeisterung uber den bluhenden Apfelbaum und die Reden des Anstreichers spottische Bezeichnung Adolf Hitlers von Brecht in ihm streiten Jedoch konne ihn nur das Zweite zum Schreiben bewegen Mit der ersten Strophe bekennt sich das lyrische Ich zu den Anspruchen auf Gluck und Beliebtheit indem es diese als richtig darstellt Im Exil sind diese Anspruche naturlich nicht gedeckt Somit ist die Lage des Ichs deutlich Der personifizierte Baum in der zweiten Strophe weist auf die physische und auch psychische Erschopfung der Exilschriftsteller hin Mit dieser Metapher wird klar dass das lyrische Ich sich seiner Lage bewusst ist und doch unter Selbstzweifeln leidet Die Vorubergehenden V 6 die den Baum einen Kruppel schimpfen sollen all jene sein die von aussen auf die deutschen Exilanten schauen und diese herablassend behandeln und nicht sehen dass der schlechte Boden also das Nazideutschland fur deren missliche Lage verantwortlich ist In der dritten Strophe kommen viele Kontraste vor So stehen sich die schone Landschaft Danemarks und die rissigen Garnnetze der Fischer sowie die erotischen Reize der danischen Madchen und die gekrummt gehende Hauslerin gegenuber Dadurch dass das lyrische Ich behauptet die schonen Dinge nicht sehen zu konnen sondern nur die Missstande zeigt es dass es keine gute Zeit fur Lyrik ist Wo sonst romantische und blumige Sprache angebracht ware schreibt Brecht in einer Alltagssprache was seine Hinwendung zur Realitat zum Ausdruck bringt Durch Missachtung der schonen Dinge mochte Brecht aufklaren und darauf hinweisen dass die Realitat erkannt werden muss Dies ist auch der Grund warum er auf Reime verzichtet In der letzten Strophe findet noch einmal eine drastische Gegenuberstellung der bezaubernden Landschaft Danemarks und der entsetzlichen Reden Hitlers statt Dadurch dass er sagt nur Hitlers Reden veranlassten ihn zum Schreiben festigt er den Namen des Gedichtes Denn es ist eine schlechte Zeit fur Lyrik Weblink BearbeitenText und Brecht Foto Memento vom 24 Juli 2014 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Jan Knopf Hrsg Brecht Handbuch J B Metzler Stuttgart 2001 Bd 2 S 322 ff Siehe Bertolt Brecht Gesammelte Gedichte Bd 2 edition Suhrkamp Frankfurt a M S 743 744 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlechte Zeit fur Lyrik amp oldid 239248720