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Unter Schienenverteilersystemen versteht man ortsfeste Installationen zur Stromverteilung und ubertragung Hierbei sind in der Regel interne isolierte Stromleiter durch ein ausseres Gehause gegen Beruhrung und Beschadigung geschutzt Die technischen Anforderungen eines Schienenverteilersystems sind in der Norm DIN EN 61439 Niederspannungs Schaltgeratekombinationen definiert wobei der Teil 6 DIN EN 61439 6 VDE 0660 600 6 explizit Definitionen Betriebsbedingungen Bauanforderungen technische Merkmale und Anforderungen fur Nachweise fur Schienenverteilersystem festlegt Mehrere SchienenverteilersystemeTypische Anwendung fur Schienenverteilersysteme sind die Niederspannungs Stromversorgungen in industriellen Anwendungen z B Fertigungsstatten Werkstatten oder grossflachigen Gebauden z B Hochhauser Flughafen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Einsatzgebiete 3 Anbieter 4 Aufbau eines Schienenverteilersystems 4 1 Luftisolierte Systeme 4 2 Sandwich Systeme 4 3 Feststoffisolierte Systeme 5 Funktionseinheiten eines Schienenverteilersystems 5 1 Leiter 5 2 Isolation 5 3 Gehause 5 4 Verbindungsstelle 6 Merkmale eines Schienenverteilersystems 6 1 Planung 6 2 Platzbedarf 6 3 Brandverhalten 7 Die wichtigsten Komponenten eines Schienenverteilers 7 1 Einspeisungen nach DIN EN 61439 6 Schienenverteilereinheit zur Einspeisung 7 2 Schienenkasten nach DIN EN 61439 6 Schienenverteilereinheit 7 3 Abgangskasten 7 4 Zubehor 8 Trends bei Schienenverteilern 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer erstmalige Einsatz von Schienenverteilersystemen wird der amerikanischen Automobilindustrie in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zugeschrieben Im Zuge der industriellen Fertigung wurde eine hohere Menge elektrischer Energie benotigt welche mit Hilfe von Schienenverteilern zu den Maschinen transportiert wurde Als Hersteller ist hier die Fa Bulldog bekannt die 1932 ein Schienensystem auf den US amerikanischen Markt eingefuhrt hat Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Technologie auf dem europaischen Markt verwendet Die ersten Schienenverteilersysteme wurden durch Hein Moeller 1950 auf dem europaischen Markt eingefuhrt und seit 1954 durch die Firma Klockner Moeller in Deutschland produziert 1 In Frankreich etablierte sich etwa zeitgleich die Firma Telemecanique mit dem System Canalis auf diesem Gebiet Normativ wurden Schienenverteiler im Jahre 1993 durch die DIN EN 60439 2 definiert seit 2013 gilt die nachfolgende DIN EN 61439 6 Diese Norm muss in Verbindung mit DIN EN 61439 1 VDE 0660 600 1 gelesen werden Einsatzgebiete Bearbeiten nbsp Energietransport zwischen Transformator und Schaltanlage mit Schienenverteiler nbsp Energieverteilung zwischen Schaltanlage und Verbrauchern mit SchienenverteilerSchienenverteilersysteme eignen sich zum Energietransport als auch zur Energieverteilung von elektrischer Energie Hierbei bezeichnet man als Transport die Verbindung zweier elektrischer Komponenten zum Beispiel Transformator zur Schaltanlage Energieverteilung bezieht sich auf die Ausbringung der elektrischen Energie von einer oder mehrerer elektrischen Quellen Beispielsweise Niederspannungs Schaltanlagen zu dezentralen Verbrauchern z B Motoren Hierzu werden veranderbare Abgangskasten auf das Schienensystem aufgebracht in dem sich Schalt und oder Schutzorgane befinden welche der Absicherungen der Verbraucher dient Der Nennstrombereich fur Schienenverteilersysteme liegt im Bereich von 25 A bis zu 6300 A oder mehr Die nominale Spannung ist durch die DIN EN 61439 1 6 auf 1000 V AC 1500 V DC begrenzt Anbieter BearbeitenNeben bekannten Elektro Konzernen wie Schneider Electric Frankreich Systeme Canalis und Siemens Deutschland Systeme Sivacon 8PS bieten auch zahlreiche mittelstandische Hersteller wie EAE Turkei Pogliano BusBar S r l Italien E amp I Irland Schienenverteiler Systeme nach DIN EN 61439 1 6 an Weltweit gibt es insbesondere in Asien sehr viele lokale Hersteller Aufbau eines Schienenverteilersystems BearbeitenEin Schienenverteiler besteht aus einem Leitersystem meist Aluminium oder Kupferschienen das in einem Kanal einer Wanne oder einem ahnlichen Gehause Sammelschienen enthalt die durch Isoliermaterial auf Abstand gehalten werden 2 Prinzipiell werden hierbei drei verschiedene Varianten unterschieden nbsp Prinzipielle Aufbauten von SchienenverteilerLuftisolierte Systeme Bearbeiten Die Leiter mit oder ohne Isolierstoffbeschichtung befinden sich in einem ausreichenden Abstand zueinander in einem Stromschienengehause Diese Technologie ist bei niedrigen und mittleren Stromen ublich z B Schneider Electric System KN EAE System KO findet aber auch im Bereich von Hochstrom z B Siemens System LD seine Anwendung Die Warmeabfuhr erfolgt je nach Schutzart des Systems uber Konvektion oder eine Warmeabstrahlung des Gehauses Sandwich Systeme Bearbeiten Hierbei sind die Leiterschienen durch dunne Kunststoff Folien voneinander elektrisch isoliert aber mechanisch aufeinandergelegt Das Gehause presst das System zusammen es sind nur geringe Luftspalte innerhalb des Schienenblocks Eine Warmeabfuhr erfolgt uber das Gehause welches oftmals wie ein Kuhlkorper ausgefuhrt ist Feststoffisolierte Systeme Bearbeiten Die Leiterschienen sind in eine Isolierstoffmasse eingelassen Diese besteht aus isolierendem aber warmeleitfahigem Material beispielsweise einer Expoxidharz Mischung Lufteinschlusse im System sind selten Die Warmeabfuhr erfolgt hier auch uber die Abstrahlung uber die aussere Oberflache die oftmals aus der identischen verwendeten Isolierstoffmasse besteht Funktionseinheiten eines Schienenverteilersystems BearbeitenLeiter Bearbeiten Die Stromleiter dienen der Ubertragung der elektrischen Energie Diese Leiter bestehen aus metallischen Werkstoffen Kupfer oder Aluminium Die Leiteroberflache kann zur Verbesserung der Kontaktgabe veredelt werden hierzu wird oftmals Zinn in seltenen Fallen Silber verwendet Bei Kupferleitern kann auch auf eine Verzinnung verzichtet werden hier sind jedoch Massnahmen zur Reduzierung des Ubergangswiderstand notwendig z B Reinigung der Kontaktflachen Aluminiumleiter werden wegen Oxidation nicht ohne Oberflachenveredlung eingesetzt Hierfur wird oftmals Zinn eingesetzt welches jedoch eine Nickel oder Kupfer Zwischenschicht benotigt Bei der Oberflachenbehandlung ist daraus zu achten dass sich keine funktionskritischen Whisker bilden konnen Die Anzahl der Leiter richtet sich nach der Anwendung und Netzform Es konnen auch unterschiedliche Querschnitte fur Aussenleiter Neutralleiter und Schutzleiter verwendet werden Fur den Schutzleiter kann auch das Gehause verwendet werden Isolation Bearbeiten Um die Leiter voneinander und zum Gehause elektrisch zu trennen ist eine Isolierung notwendig Diese kann aus direkt anliegenden Isolationsstoffen z B Kunststofffolien wie Mylar Isolierstoffbeschichtungen wie Epoxy oder ausreichenden Luftstrecken bestehen Oftmals wird auch eine Kombination aus beidem angewendet Die Norm DIN EN 61439 1 6 definiert diese technischen Details Die Isolation muss auch im Falle eines Kurzschlusses siehe auch Bemessungskurzzeitstromfestigkeit DIN EN 61439 1 Kap 5 3 4 die Schienen sicher und dauerhaft voneinander trennen hierzu werden entsprechende Prufungen abgelegt und technische Eigenschaften dem Stromschienen System zugeschrieben Gehause Bearbeiten Das Gehause dient als ausserer Schutz der Leiter gegen Beruhrung und mechanische Beschadigung Ein metallisches Gehause muss in die Schutzmassnahme mit einbezogen werden so dass ein Korperschluss zur Auslosung des vorgeschalteten Schutzorgans fuhrt Verbindungsstelle Bearbeiten Die Stromschienenelemente werden uber Verbindungsstellen miteinander mechanisch und elektrisch verbunden Hierbei sind zwei Funktionsprinzipien ublich Verbindung uber Klemmeneinheit Die offenen Enden zweier Schienenverteiler werden mittels eines separaten Verbinders miteinander gekoppelt Direkte Verbindung Die beiden offenen Enden zweier Schienenverteiler werden unmittelbar aufeinander kontaktiertZur Sicherstellung einer guten elektrischen Verbindung wird ein Flachendruck aufgebracht dies kann durch Schraubverbindungen oder Feder Klemmverbindungen erfolgen Hierbei ist die Aufrechterhaltung des Flachendrucks notwendig meist erfolgt dies uber Federtechniken Eine Sicherstellung des ausreichenden Drehmoments wird uber Abreiss Schrauben oder Muttern oder Drehmoment Vorgaben erreicht Merkmale eines Schienenverteilersystems BearbeitenZwischen Schienenverteilersystemen und konventioneller Installation mit Leitungen Kabeln bestehen einige Unterschiede Planung Bearbeiten Grundsatzlich erfordert eine Installation eines Schienenverteilersystems einen erhohten Planungsaufwand Bereits vor der Montage mussen die raumlichen Gegebenheiten bekannt sein um den Strangverlauf des Schienenverteilersystems festzulegen Daraus erfolgt die Einteilung dieses Stranges in die einzelnen geometrischen Schienen Komponenten Hierfur ist fruhzeitiges Detailwissen uber den Bauraum erforderlich Auch elektrisch muss die Stromschiene so geplant werden dass die maximale Anschlussleistung definiert ist um die elektrischen Eigenschaften des Systems zu bestimmen und das System auszuwahlen Dieser Detaillierungsgrad ist bei Leitungsinstallationen erst zu einem spateren Zeitpunkt erforderlich Die Stromtragfahigkeit von Schienenverteilersystemen sind durch den Hersteller durch Bauartprufungen getestet und vorgegeben Bei elektrischen Leitungen mussen diese unter Berucksichtigung von Verlegeart Umgebungstemperatur maximal zulassiger Grenztemperatur ermittelt werden Platzbedarf Bearbeiten Stromschienen konnen geradlinig entlang der Gebaudekontur verlegt werden Bei Richtungsanderungen werden keine Biegeradien wie bei Kabeln 3 benotigt Die minimalen Biegeradien von Kabeln entsprechen gewohnlich dem 4 bis 6 fachen Aussendurchmesser 4 wodurch sich bei paralleler Verlegung von starkeren Kabeln mit dem vorgegebenen Abstand 5 ein signifikanter Platzbedarf ergibt Bei niedrigen Stromstarken nehmen Schienenverteiler in der Regel mehr Bauraum ein als eine vergleichbare Installation mit Niederspannungsleitungen bei hohen Stromstarken kehrt sich dieses Verhaltnis um da Kabel in der Regel thermisch weniger hoch belastet werden konnen Brandverhalten Bearbeiten Elektrische Leitungen enthalten einen grossen Anteil an brennbaren Isolations Schirmungs und Hullmaterialien Diese konnen je nach Art des Kabels vor allem aus verschiedenen Elastomeren und Polymeren bestehen Letztere konnen zur Verhinderung einer Brandausbildung Halogene wie Chlor Fluor und Brom enthalten welche wiederum korrosive Brandgase verursachen 6 und somit eine toxische Wirkung haben konnen Generell geben diese Kunststoffe in einem Brandfall Verbrennungswarme die sogenannte Brandlast ab welche sich in kWh m angeben lasst Schienenverteilersysteme haben enthalten auf Grund der Bauweise oftmals einen geringeren Kunststoffanteil hier sind metallische Werkstoffe auch fur die ausseren Gehauseteile dominant Dies hat zur Folge dass die Brandlast bei dieser Art von Energieubertragung meist geringer ist Die wichtigsten Komponenten eines Schienenverteilers BearbeitenEinspeisungen nach DIN EN 61439 6 Schienenverteilereinheit zur Einspeisung Bearbeiten Die Einspeisungen sind die Elemente an denen der Stromschiene die Energie zugefuhrt wird Typische Komponenten hierbei sind Transformatoranschluss Elemente zum Anschluss an die Niederspannungsseite des Transformators ublicherweise uber flexible Bander laminiert oder geflochten Verteiler oder Schaltanlagenanschlusse zur direkten Verbindung an eine Niederspannungs Schaltanlage meist uber eine solide Verschienung Kabeleinspeisungen zum Anschluss an Kabel welche beispielsweise von Unterverteilungen oder anderen Schienenverteilern gespeist werdenIm Falle einer Verbindung zwischen Transformator und Schaltanlage dient das Transformatoranschluss Element der Zufuhrung das Verteileranschlussstuck wiederum dem Abgang der elektrischen Energie Schienenkasten nach DIN EN 61439 6 Schienenverteilereinheit Bearbeiten An die Einspeisungen sind Schienenkasten angeschlossen welche diverse Formen annehmen konnen Neben den geraden Schienenelementen die eine ubliche maximale Lange von rund 3 m besitzen sind diverse Winkel und Richtungsanderungsstucke ausgepragt die sich der Gebaudekontur anpassen und auch Versprunge z B an Hindernissen moglich machen Die geraden Schienenkasten konnen uber Abgangsstellen verfugen welche die Aufnahme von Abgangskasten ermoglicht und somit die Energie von dem Schienenverteilersystem entnommen werden kann Eine besondere Form eines Schienenkastens ist das Dehnungselement Dieses kann die Warmeausdehnung der Stromschienen in Langsrichtung im Betrieb ausgleichen und somit eine mogliche Beschadigung verhindert Alternativ kann die Dehnung auch uber spezielle Klemmen kompensiert werden so in den Klemmen des Systems Schneider Electric KN 7 Abgangskasten Bearbeiten nbsp Energieabgriff an einem SchienenverteilersystemUber Abgangskasten wird die Energie vom Schienenverteilersystem entnommen Ein Abgangskasten muss in eine entsprechende Abgangsstelle eingebracht werden Hierbei wird der Abgangskasten sowohl mechanisch als auch elektrisch mit dem Schienenkasten verbunden Dies kann teilweise mit Hilfe von integrierten z B EAE System KX oder separaten z B Siemens System LI Steckhilfen erfolgen Normativ 8 ist bei der elektrischen Verbindung ein Voreilen beim Stecken bzw ein Nacheilen beim Ziehen des PE Leiters vor den Aussenleitern zwingend erforderlich Im Abgangskasten sind Schutzgerate z B sicherungslos Leitungsschutzschalter Leistungsschalter oder sicherungsbehaftet Sicherungslasttrenner Lasttrennschalter mit Sicherungen eingebaut und verdrahtet Hierbei ist zu beachten dass die primare Verdrahtung dieser Gerate kurzschlussfest erfolgen muss Daruber hinaus konnen weitere Komponenten in den Abgangskasten eingebaut werden Abgangskasten sind nach Definition der Norm nur fur den Abgriff und nicht zur Zufuhr von Energie zugelassen 9 Dies ist insbesondere hinsichtlich der Beruhrungssicherheit und das Entzunden von Ausblas Gasen auf spannungsfuhrenden Teilen wichtig Zubehor Bearbeiten Diverses Zubehor wird fur Schienenverteilersysteme angeboten Neben spezifischen Befestigungssystemen und Abdeckungen sind auch sicherheitsrelevante Komponenten verfugbar Mit gepruften Brandschutz Elementen kann ein Schienenverteiler fur Brandschutzwande gefuhrt werden Eine Prufung nach den Feuerwiderstandklassen gemass DIN EN 13501 ist hierzu erforderlich Trends bei Schienenverteilern BearbeitenBei Schienenverteilersystemen ist in den letzten Jahren eine Erhohung der Schutzart gemass DIN EN 60529 zu verzeichnen Inzwischen ist IP55 ein industrieller quasi Standard geworden teilweise werden Systeme in IP66 oder IP68 angeboten Daruber hinaus nehmen die Nennstromstarken der Schienenverteilersysteme standig zu hierbei sind 6300 A ein ubliches Maximalmass Es werden vermehrt Schienenverteilersysteme fur spezielle Anwendungen z B Datencenter Arnord Mardix System Databar Windkraft Siemens System LDM angeboten Diese sollen die speziellen Anforderungen dieser Applikationen besser erfullen Bei Schienenverteilersystemen konnen die Strombahnen auch zur Ubertragung von Daten nutzen dies geschieht mit Hilfe von Powerline Communication PowerLAN PLC Somit sind Steuerleitungsverlegungen zu den Abgangskasten nicht mehr notwendig Einzelnachweise Bearbeiten Klockner Moeller Post 2 56 S 1 22 DIN EN 61439 6 VDE 0660 600 6 2013 06 Normen VDE VERLAG Abgerufen am 14 Januar 2020 L Heinhold R Stubbe Hrsg Kabel und Leitungen fur Starkstrom 5 Auflage 1999 ISBN 3 89578 088 X S 103 ff DIN EN 50565 1 VDE 0298 565 1 2015 02 Abgerufen am 14 Januar 2020 DIN VDE 0298 4 VDE 0298 4 2013 06 24 Juni 2013 abgerufen am 14 Januar 2020 L Heinhold R Stubbe Hrsg Kabel und Leitungen fur Starkstrom 5 Auflage 1999 ISBN 3 89578 088 X S 28 Schneider Electric Schienenverteiler von 20 A bis 1000 A ZXKCanalis 11 2017 2017 S 140 DIN EN 61439 1 VDE 0660 600 1 2012 06 EN 61439 1 2011 Kap 8 4 3 2 3 2012 DIN EN 61439 6 VDE 0660 600 6 2013 06 EN 61439 6 2012 Kap 3 111 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schienenverteilersystem nach DIN EN 61439 1 6 amp oldid 232036922