www.wikidata.de-de.nina.az
Das Rubikonmodell der Handlungsphasen ist ein motivations psychologisches Modell von Heinz Heckhausen und Peter M Gollwitzer mit dem einzelne Handlungsschritte in vier formelle Phasen eingeteilt werden die des Abwagens von Handlungsmoglichkeiten einschliesslich der Wahl einer davon und der entscheidenden Festlegung auf sie die des Planens der Umsetzung der getroffenen Entscheidung in die Tat die der realen Durchfuhrung der Entscheidung in konkretem Handeln die des abschliessenden Bewertens dieses Handelns wobei ein wertendes Beurteilen dieses Handelns insbesondere des jeweiligen Handlungserfolgs und ggf weiterer Handlungsfolgen zur Handlungskontrolle in der Regel schon bei jedem bewussten Handeln selbst erfolgt insbesondere bei jedem komplexeren und in voneinander abhangende Planungsschritte eingeteilten Handeln Inhaltsverzeichnis 1 Die vier Phasen 1 1 Abwagephase Pradezisionale Phase 1 2 Planungsphase Praaktionale Phase 1 3 Handlungsphase Aktionale Phase 1 4 Bewertungsphase Postaktionale Phase 2 Bewusstseinslagen 3 Herkunft der Bezeichnung Rubikon 4 LiteraturDie vier Phasen BearbeitenAbwagephase Pradezisionale Phase Bearbeiten In der Abwagephase der Motivation oder pradezisionalen Phase die der Intentionsbildung oder Bestimmung eines Ziels einer Absicht oder der Zwecksetzung dient wahlt eine Person aus der mehr oder weniger grossen Zahl ihrer Wunsche zunachst diejenigen aus die sie momentan in Betracht ziehen und vielleicht auch verfolgen mochte also zu der Zeit und in der Situation in der sie ihre Uberlegungen anstellt Da der Mensch viele Wunsche haben kann seine zeitlichen und sonstigen Ressourcen dagegen stets begrenzt sind ist es meist notig sich auf eine begrenzte Anzahl von vielleicht zusammenhangenden Wunschen die in die engere Wahl kommen zu beschranken um sich schliesslich auf die Verfolgung und Verwirklichung eines dieser Wunsche festzulegen und damit auf eine dadurch selbst bestimmte Zielintention Die psychischen Prozesse konnen in dieser Phase mit Erwartung mal Wert Modellen naher spezifiziert werden Die dazu jeweils anzustellenden Uberlegungen konnen ausserordentlich aufwendig und differenziert sein je weit und umsichtiger dabei Fragen der Selbstmotivation Wie begeistere ich mich fur etwas Wie kann ich Ablenkungen vermeiden etc oder der denkbaren und moglicherweise auch absehbaren Entscheidungsfolgen fur sich und ggf auch andere in Betracht gezogen werden Dies gilt erst recht wenn dabei auch noch die bei der eventuellen Umsetzung einzelner Ziele bereits vorhandenen oder erst zu schaffenden Mittel erwogen die bekannten oder erst zu erkundenden Wege der Verwirklichung einzelner Handlungsmoglichkeiten uberpruft und vielleicht noch weitere Umstande berucksichtigt werden die eventuell von Wichtigkeit sind oder werden konnten Wird nach mehr oder weniger grundlichen Erwagungen schliesslich ein Fazit gezogen und kommt auf diese oder andere Weise etwa kurzentschlossen eine Entscheidung durch tatsachliche Festlegung auf ein bestimmtes Ziel zustande heisst dies im Rubikonmodell der Handlungsphasen nach Heckhausen Schritt uber den Rubikon Planungsphase Praaktionale Phase Bearbeiten Anschliessend tritt die Person in die Phase des Planens oder praaktionale Phase ein Es geht nun nicht mehr darum was sie erreichen mochte sondern vielmehr wie sie das erreichen mochte was sie beabsichtigt das heisst der Fokus wird von der Motivation hin zur Volition verschoben Es geht also um Fragen der Umsetzung oder Realisierung der Zielintention die Zielinitiierung In der Planungsphase bereitet sich die Person auf das Handeln vor Sie kann dies zum Beispiel dadurch tun dass sie spezifiziert unter welchen Umstanden und wie genau sie handeln will das heisst dadurch dass sie eine Implementierungsintention bildet Meist konkurrieren mehrere Zielintentionen miteinander Es setzt sich diejenige durch die die dominanteste Fiat Tendenz hat lat fiat zu dt es werde hier i S v unmittelbar als nachstes soll sein was gegenwartig das hochste Potenzial zur Entfaltung von umfassender Nutzlichkeit Gute hat die eine variable Grosse ist in die situative personale und andere Faktoren einfliessen Zwischen der Planungs und Handlungsphase folgt der OTIUM Check Opportunity Time Importance Urgency Means Handlungsphase Aktionale Phase Bearbeiten Wenn die Person zu handeln begonnen hat Handlungsinitiierung respektive Intentionsrealisierung tritt sie in die Handlungsphase oder aktionale Phase ein Es geht nun darum das eigene Handeln ausdauernd auf das Ziel auszurichten und sich nicht ablenken zu lassen Das Handeln muss bei Schwierigkeiten flexibel an die Umstande und den Handlungsverlauf angepasst werden Zum Beispiel neigen Menschen in bestimmten Fallen dazu bei Misserfolg die Anstrengung zu erhohen dies tun aber nur erfolgszuversichtliche Personen Entscheidend im Hinblick auf die Realisierungswahrscheinlichkeit und geschwindigkeit ist die Volitionsstarke Bewertungsphase Postaktionale Phase Bearbeiten Mit der Zielerreichung oder nichterreichung tritt die Person in die Phase des Bewertens bzw die postaktionale Phase ein Es findet eine Intentionsdeaktivierung statt Es wird nun beurteilt ob die Handlung ein Erfolg war oder nicht und ob eventuell Nachbesserungen erforderlich sind oder das eigentliche Ziel verandert werden muss Soll Ist Vergleich und worauf dieser Erfolg oder Misserfolg zuruckzufuhren sei Kausalattribution Hierbei wird wieder auf motivationale gegenuber volitionalen Aspekte fokussiert Die Phasen des Abwagens und des Bewertens betreffen nach den Autoren die Zielwahl die Phasen des Planens und Handelns die Zielrealisierung Erstere nennen die Autoren deshalb motivationale Phasen letztere volitionale Phasen Der Volitionsbegriff betrifft hier also nur die Realisierung bestehender Absichten nicht die Bildung derselben Die Abfolge der Handlungsphasen ist eine idealtypische Vorstellung die in der Realitat eher selten ist So gibt es viele Handlungen die ohne Abwagen und Planen vonstattengehen insbesondere alle Gewohnheitshandlungen Das Handlungsphasenmodell unterscheidet verschiedene geistige Tatigkeiten die fur ein erfolgreiches Handeln notig sind Diese Tatigkeiten konnen aber auch gleichzeitig vorkommen oder sich uberlappen wenn mehrere Ziele zugleich verfolgt werden Auch ist es moglich von einer spateren in eine fruhere Phase zuruckzufallen Das Rubikonmodell ist fur die Beschreibung realer Handlungen also nur bedingt tauglich Bewusstseinslagen BearbeitenDie Phase des Abwagens unterscheidet sich von derjenigen des Planens in der Bewusstseinslage d h den in Abhangigkeit von der aktuellen Aufgabe aktivierten kognitiven Strukturen In vielen empirischen Arbeiten haben Forscher um Heckhausen gezeigt dass in der Abwagephase eine gezielte Suche nach Informationen beispielsweise uber Wunschbarkeit und Erreichbarkeit von Zielen stattfindet die selbstverstandlich eine gewisse Offenheit gegenuber Neuem voraussetzt In der Planungsphase hingegen ist die Aufmerksamkeit auf umsetzungsrelevante Informationen fokussiert Die Planungsphase ist durch eine kognitive Einengung und somit eine gewisse Geschlossenheit gegenuber neuen Informationen gekennzeichnet welche das Wiedererwagen der Zielintention verhindert Man denkt also nicht weiter daruber nach ob man ein Ziel verfolgen sollte motivational sondern plant wie man es verfolgen sollte um es zu realisieren volitional Diese kognitiven Veranderungen sollen die Funktion haben die einmal gefasste Zielintention gegenuber konkurrierenden Handlungstendenzen abzuschirmen Herkunft der Bezeichnung Rubikon BearbeitenDer Name des Modells leitet sich aus einer historischen Gegebenheit im Jahre 49 v Chr ab Der Fluss Rubikon bildete seinerzeit die naturliche Grenze zwischen Italien und der romischen Provinz Gallia Cisalpina Genauso wie es fur Gaius Julius Caesar mit Uberschreiten des Rubikon kein Zuruck mehr gab und es in der Folge unweigerlich zum Burgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius kam wird beim Rubikonmodell fur den Handelnden mit dem Schritt uber den Rubikon die Entscheidung fur eine der Handlungsmoglichkeiten gefallt ein Zuruck ist nun theoretisch nicht mehr moglich Literatur BearbeitenAnja Achtziger Peter M Gollwitzer Motivation und Volition im Handlungsverlauf In Jutta Heckhausen Heinz Heckhausen Hrsg Motivation und Handeln Springer Berlin Heidelberg 2010 ISBN 978 3 642 12692 5 S 277 302 doi 10 1007 978 3 642 12693 2 12 Heinz Heckhausen Peter M Gollwitzer Franz E Weinert Hrsg Jenseits des Rubikon Springer Berlin Heidelberg 1987 ISBN 978 3 540 17373 1 doi 10 1007 978 3 642 71763 5 Heinz Heckhausen Peter M Gollwitzer Thought Contents and Cognitive Functioning in Motivational versus Volitional States of Mind In Motivation and Emotion Band 11 Nr 2 1987 S 101 120 doi 10 1007 BF00992338 englisch Peter M Gollwitzer Action phases and mind sets In Handbook of motivation and cognition Foundations of social behavior Band 2 New York 1990 S 53 92 Jochen Musseler Hrsg Allgemeine Psychologie 2008 S 250 254 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rubikonmodell der Handlungsphasen amp oldid 235087938