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Als Rotationsverfahren oder Rotationsmethode bezeichnet man in der multivariaten Statistik eine Gruppe von Verfahren mit denen Koordinatensysteme so lange gedreht werden konnen bis sie ein zuvor definiertes Kriterium erfullen Die Raume in denen sich diese Koordinatensysteme befinden stellen keine speziellen Anforderungen Sie sind beliebig n dimensional idealerweise jedoch metrisch Inhaltsverzeichnis 1 Einsatz von Rotationsverfahren 2 Ausgewahlte Rotationsverfahren 2 1 Varimax 2 1 1 Vorgehensweise 3 Literatur 4 EinzelnachweiseEinsatz von Rotationsverfahren BearbeitenRotationsverfahren werden oft in Verbindung mit der Faktorenanalyse oder Hauptkomponentenanalyse als Interpretationshilfe eingesetzt Dabei wird wie folgt vorgegangen Nachdem mit der Extraktionsmethode Faktoren ermittelt wurden welche die Varianz der Variablen aufklaren wird mit der Rotation versucht die Faktoren den Daten entgegen zu drehen bis nur noch wenige Faktoren mit hoher Ladung ubrig sind Diese lassen sich dann eindeutiger hypothetischen Gesetzmassigkeiten zuordnen was als Interpretationshilfe bezeichnet wird Dies ist notig da die erste errechnete Faktorlosung oft nur schwer interpretierbar ist Meist wird eine Einfachstruktur angestrebt d h die Drehung so vorgenommen dass die einzelnen Variablen lediglich auf einem Faktor hoch laden meist ein Wert von 0 5 und sonst auf keinem Faktor Die Einfachstruktur ist aber nur ein angestrebtes Ziel das keinesfalls erreicht werden muss 1 Die Rotation erhoht den aufgeklarten Varianzanteil nicht Sie hilft lediglich die Faktoren inhaltlich besser zu verstehen Ausgewahlte Rotationsverfahren Bearbeiten nbsp Orthogonale Faktorrotation nbsp Nach einer obliquen Rotation konnen die Achsen schiefwinklig aufeinander stehen Rotationsverfahren werden danach unterschieden ob sie orthogonal oder schief oblique sind Die gangigste Methode ist Varimax Andere orthogonale Rotationsverfahren sind Quartimax sowie Equamax auch Equimax 2 das eine Kombination aus Varimax und Quartimax darstellt Daneben existieren auch schiefwinklige Rotationsverfahren wie Oblimin und Promax die die Annahme der Orthogonalitat der Faktoren lockern 2 Diese Verfahren werden eher aus praktischen Grunden genutzt und sind manchmal durch erheblich verbesserte Interpretierbarkeit motiviert Im mathematisch formalen Sinne sind sie z B im orthogonalen Faktorenmodell nicht erlaubt da dies nur bis auf orthogonale Transformationen eindeutig ist Hier wurde also zugunsten einer leichten Interpretierbarkeit sogar das Prinzip unkorrelierter Faktoren aufgegeben Die nebenstehende Abbildung verdeutlicht das orthogonale Rotationsvorgehen Im ersten Teil der Abbildung z B der ersten nicht rotierten Faktorlosung laden alle Variablen sehr ahnlich auf den ersten Faktor was eine Interpretation erschwert Ziel ist es das Achsenkreuz so zu drehen dass moglichst viele der Variablen betragsmassig hohe Werte in einer Koordinate und Werte nahe Null in der anderen Koordinate bekommen Nach der Rotation bilden die Variablen X 1 X 2 X 3 displaystyle X 1 X 2 X 3 nbsp eine Gruppe die hoch auf Faktor 2 ladt und kaum auf Faktor 1 Eine andere Gruppe fur Faktor 1 wurde ebenfalls grun gekennzeichnet Die Beobachtung X 4 displaystyle X 4 nbsp stellt einen Ausreisser dar Die gebrauchliche Varimax Methode wird im Folgenden genauer vorgestellt Varimax Bearbeiten nbsp Die Methoden Varimax und Oblimin im Vergleich Als Varimax bezeichnet man eine mathematische Rechenmethode mit der sich Koordinatensysteme in n dimensionalen Raumen drehen lassen Die von Henry Felix Kaiser Ende der 1950er Jahre entwickelte Methode wird uberwiegend bei statistischen Verfahren eingesetzt und spielt insbesondere bei der Faktorenanalyse eine wichtige Rolle als inhaltliche Interpretationshilfe Vorgehensweise Bearbeiten Varimax wird den Rotationsverfahren zugeordnet Bei der Anwendung in Verbindung mit der Faktorenanalyse werden die Faktoren in fortlaufenden Schritten so lange im Raum gedreht bis die Varianz der quadrierten Ladungen pro Faktor maximal ist Dadurch erhielt dieses Verfahren auch seinen Namen Mittelgrosse Ladungen werden also entweder geringer oder starker und konnen damit eindeutiger ihren jeweiligen Faktoren zugeordnet werden Dabei wird ein orthogonales Design benutzt weil die Befurworter dieses Verfahrens davon ausgehen dass die latenten Faktoren voneinander unabhangig sind Geometrisch gesehen werden die orthogonalen Koordinatenachsen gegenuber den alten Achsen im Raum verdreht wobei der Ursprung der Achsen gleich bleibt Aus dem Kosinus der Winkel zwischen den Faktoren und den ursprunglichen Koordinatenachsen wird die Komponententransformationsmatrix gebildet Durch die Multiplikation dieser Matrix mit der unrotierten Faktorladungsmatrix konnen die rotierten Faktorladungen berechnet werden K L T displaystyle underline K underline L cdot underline T nbsp K displaystyle K nbsp Matrix der rotierten Faktorladungen L displaystyle L nbsp Matrix der unrotierten Faktorladungen T displaystyle T nbsp KomponententransformationsmatrixLiteratur BearbeitenH F Kaiser The varimax criterion for analytic rotation in factor analysis In Psychometrika 23 1958 S 187 200 doi 10 1007 BF02289233 H F Kaiser Computer program for varimax rotation in factor analysis In Educational and Psychological Measurement 19 1959 S 413 420 doi 10 1177 001316445901900314 W Schiller Vom sinnvollen Aufwand in der Faktorenanalyse In Archiv fur Psychologie 140 1988 S 73 95 u a Vergleich verschiedener Rotationsverfahren Einzelnachweise Bearbeiten Explorative Faktorenanalyse Methodenvorstellung von Eric Klopp a b Marcus J Schmidt Svend Hollensen Marketing research an international approach Pearson 2006 S 312 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rotationsverfahren Statistik amp oldid 185780677