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Der 1918 von Gerrit Thomas Rietveld entworfene Lehnstuhl der erst um 1923 sein markantes Farbschema mit Primarfarben erhielt und 1958 erstmals offiziell als rot blauer Stuhl betitelt wurde 1 gilt als ein Musterbeispiel der avantgardistischen Kunstbewegung De Stijl Rot blauer Stuhl Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Design 2 1 Konstruktion 3 Modelle 4 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenAls Mobelmacher und angehender Architekt wusste Rietveld wie ein Stuhl zu konstruieren ist konnte aber auch auf existierende Vorbilder zuruckgreifen So zum Beispiel auf den nach seinem Designer William Morris benannten Morris Chair aus dem Jahr 1866 die Sitzmaschine Stuhl 670 von Josef Hoffmann aus dem Jahr 1905 und nicht zuletzt auf ein Design seines Lehrers Piet Klaarhamer aus dem Jahr 1904 ein blauer Stuhl mit Armlehnen bei dem Sitz und Ruckenlehne nur leicht geneigt sind und einander nicht beruhren Die Ruckenlehne ist dabei so wie Rietveld es in seinem Stuhl ubernahm hinter der Sitzflache bis zu einer Querverbindung in Bodennahe verlangert an der sie befestigt ist Der nach Rene Descartes benannte kartesische Knoten der im rot blauen Stuhl dort entsteht wo drei Latten aus drei Richtungen aufeinander treffen taucht bereits 1480 im Gemalde Der heilige Franziskus in der Wuste von Giovanni Bellini auf 1 und war demnach mindestens seit dem Mittelalter als Bauelement bekannt Design BearbeitenObwohl Rietveld seine Herstellungsplane immer grosszugig weitergab 2 hat er die technische Seite seiner Entwurfe offentlich nie eingehender erlautert Uber den Entwurf des rot blauen Stuhl sagte er dass er bei der Kombination der Einzelteile darauf Wert gelegt habe dass alle Teile einander gleichwertig sein sollten und sich erganzten ohne dass ein Teil ein anderes dominiere oder sich unterordne 3 Beim Entwurf hat Rietveld zudem Techniken aus der Architektur auf das Mobeldesign ubertragen Die meisten seiner Entwurfe basieren auf einem modularen System Im rot blauen Stuhl sind zum Beispiel alle Masse auf das quadratische Profil der Latten geeicht 2 Konstruktion Bearbeiten Der Stuhl besteht aus 17 maschinell aus einer einzelnen Buchenholzbohle gesagten plan geschliffenen Einzelteilen und 24 aus einem Rundstab gefertigten Dubeln Statt Buchenholz kann Rietveld zufolge auch Eiche oder jedes andere Hartholz benutzt werden Das Untergestell besteht aus 13 Latten mit einem quadratischen Profil und 2 Latten mit rechteckigem Profil als Armlehnen 2 Bretter aus massivem Holz die wahlweise mit Nageln oder Schrauben an dem Gestell befestigt werden dienen als Sitz und Ruckenlehne Fur die rot blaue Ausfuhrung wird das Gestell anilinschwarz gebeizt die Sitzflache in ultramarin und die Ruckenlehne in karmesinrot lackiert sowie alle sichtbaren Enden der schwarzen Latten in chromgelb bemalt 4 Andere Ausfuhrungen wurden entweder komplett gebeizt oder teilweise auch mehrfarbig lackiert Modelle BearbeitenIn der ersten Ausfuhrung besteht der Stuhl noch aus 19 Teilen Zu den 15 Latten und 2 Brettern kommen zwei kleine rechteckige Paneele deren Unterkanten im Winkel der Sitzflache abgesagt wurden und die auf den Innenseiten des Stuhl unter den Armlehnen angebracht sind Ein Foto dieses Stuhls mit der Bildunterschrift Lehnstuhl von Rietveld erschien im September 1919 in der Zeitschrift De Stijl Ob es von diesem Prototyp bereits mehrere Exemplare gab ist nicht eindeutig geklart Ausfuhrungen die um 1920 1922 entstanden und bis heute uberdauert haben sind beinahe identisch mit dieser Version jedoch hat man bei ihren Seitenpanelen auf den schragen Schnitt verzichtet liess sie also rechteckig Diese Ausfuhrung wurde noch nicht lackiert sondern nur gebeizt Erhaltene Exemplare sind unter anderem im Victoria and Albert Museum London 5 dem Museum of Modern Art New York 6 oder dem Centraal Museum Utrecht zu sehen 1923 wurde das Design durch Rietveld uberarbeitet Die Seitenpanelen wurden verworfen fur Sitz und Lehne kamen damals Triplex genannte Tischlerplatten zum Einsatz weil aus dem vollen Holz gesagte Platten dazu neigen sich zu verformen oder Risse zu bilden ausserdem wurde das Lattenprofil von 25 mm auf 30 mm erhoht wodurch sich auch die Breite der Armlehnen anderte an denen das neue Design auch bei einfarbigen Stuhlen auf den ersten Blick zu erkennen ist Alle Stuhle mit Flachen aus Triplex wurden deckend lackiert Das rot blaue Farbschema war dabei aber nur eine der moglichen Gestaltungen und wurde wie die Kunsthistorikerin und Rietveld Spezialistin Marijke Kuper rekonstruierte wohl von Rietveld passend zu einer von ihm zur gleichen Zeit fur eine Haushaltsmesse entworfene Inneneinrichtung gewahlt in der die farblichen Akzente der ausgestellten Mobel mit den ebenfalls ausschliesslich in Primarfarben gehaltenen abstrakten Bildern von Bart van der Leck in Beziehung gesetzt wurden 1 Ab 1925 beauftragte Rietveld seinen Assistenten und ehemaligen Lehrling Gerard van de Groenekan der sich zu dieser Zeit als Kunsttischler selbststandig gemacht hatte mit der Produktion seiner Mobel Nach Rietvelds Tod 1964 verkauften die Rietveld Erben 1971 unter anderem die Markenrechte am rot blauen Stuhl an die italienische Firma Cassina die den Stuhl seit 1973 exklusiv in einer standardisierten Form 7 mit eigenen Massen und von den Primarfarben abweichenden Farbtonen als Re Edition industriell in Serie fertigt Weil die Masse frei verfugbar sind gibt es daruber hinaus zahllose Einzelanfertigungen von Hobbyschreinern aber auch von professionellen Handwerkern Ausserdem bietet das Vitra Design Museum den Rietveld Stuhl als Miniatur im Massstab 1 6 an Einzelnachweise Bearbeiten a b c Marijke Kuper Lex Reitsma De stoel van Rietveld NAi010 2011 ISBN 978 90 5662 778 2 a b Danielle Schirman TV Dokumentation Der Rietveld Stuhl Arte France 2009 Hollandsche Revue Oktober 1919 Peter Drijver Johannes Niemeijer Rietveld meubels om zelf te maken 1989 ISBN 90 6868 280 6 collections vam ac uk moma org Paul Overy De Stijl 1969 ISBN 0 500 20240 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rot blauer Stuhl amp oldid 223529155