www.wikidata.de-de.nina.az
Die Ratcliffe Highway Morde waren ein Kriminalfall der sich im Dezember 1811 in einem ostlichen Randbezirk von London ereignete Der spektakulare Fall bei dem in zwei verschiedenen Nachten sieben Menschen in ihren Hausern direkt am Ratcliffe Highway oder in seiner unmittelbaren Nahe ermordet wurden erregte in Grossbritannien grosse Aufmerksamkeit Die Morde wurden dem Seemann John Williams zugeschrieben der kurz nach seiner Verhaftung am 28 Dezember 1811 durch Suizid starb und nach heutiger Ansicht mit hoher Wahrscheinlichkeit unschuldig war Zweifel an seiner Schuld ausserten bereits Zeitgenossen 1 Die Morde unterminierten das Vertrauen der Bevolkerung in lokale Verwaltungseinheiten und ihre Fahigkeit Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten In London hatten sie zur Folge dass eine zentrale Polizeieinheit geschaffen wurde 2 Plakat das eine Belohnung von 50 fur Informationen zu den Morden vom 7 Dezember verspricht James Gowan Marrs Lehrling wird falschlich mit dem Namen Biggs bezeichnet Die Prozession mit dem Leichnam John WilliamsDie brutalen Ratcliffe Highway Morde beschaftigten die britische Offentlichkeit fur mehr als ein dreiviertel Jahrhundert Erst die Jack the Ripper zugeschriebenen Morde an Prostituierten im Londoner East End im Jahre 1888 liessen die Morde etwas in Vergessenheit geraten 3 Sie sind heute vor allem von Interesse weil sie Einblicke in die polizeiliche Ermittlungsarbeit zu Beginn des 19 Jahrhunderts geben Inhaltsverzeichnis 1 Ablauf der Ereignisse 1 1 Tatort 1 2 Die Morde am 7 Dezember 1 3 Die Morde am 19 Dezember 2 Die Ermittlungen 3 Die Prozession des Leichnams von Williams 4 Reaktion der Offentlichkeit 4 1 Flugschriften und Broschuren 4 2 Teilnahme an den Beerdigungen 5 Wiederfund der Leiche von Williams 6 Nachwirkungen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelbelegeAblauf der Ereignisse BearbeitenTatort Bearbeiten Alle Morde ereigneten sich am Ratcliffe Highway einer seit romischer Zeit bestehenden Strasse die in ostlicher Richtung aus dem Zentrum von London fuhrt und die heute The Highway genannt wird Die beiden Tatorte befinden sich an Stellen die nicht weit entfernt von den Hafenanlagen lagen Die Strasse fuhrte dort durch ein belebtes Arbeiterviertel und wurde entsprechend stark frequentiert 4 Die Morde am 7 Dezember Bearbeiten nbsp Zeichnung des Hauses der Marrs mit dem WirkwarenladenDer Stoffhandler Timothy Marr hatte am Samstag dem 7 Dezember 1811 seinen Laden bis Mitternacht geoffnet gelassen Dies war ubliche Praxis zu einer Zeit in dem Arbeiterviertel wo viele Kunden erst auf dem Heimweg ihres langen Arbeitstages einkaufen konnten Kurz bevor er seinen Laden schloss schickte er seine Dienstmagd Margaret Jewell mit einer Pfundnote los um eine ausstehende Rechnung beim Backer zu begleichen und fur das Abendbrot der Familie noch Austern einzukaufen 5 Jewell fand den Backerladen bereits geschlossen vor und suchte auch vergeblich nach einem noch geoffneten Austernladen Auf der Suche nach einem geoffneten Laden kam sie gegen 24 Uhr noch einmal am Haus der Marrs vorbei und sah durch das geoffnete Fenster ihren Dienstherren wie er dabei war Stoffe zusammenzufalten 6 Sie kehrte gegen 0 Uhr 20 morgens zum Haus der Marrs zuruck ohne einen noch offenen Laden gefunden zu haben 4 Als sie an der verschlossenen Haustur klingelte blieb zunachst jegliche Reaktion aus Nach einem erneuten Klingeln horte sie leise Schritte auf der Treppe dann ein leises Schreien des Babys des Ehepaars Marr Erneut offnete aber niemand die Tur so dass die mittlerweile verangstigte Jewell mehr als 30 Minuten an der Tur ausharrte Kurz vor ein Uhr kam der Nachtwachter George Olney auf seiner regelmassigen Tour durch das Viertel vorbei Olney hatte gleichfalls kurz vor Mitternacht Timothy Marr noch lebend gesehen der zu dem Zeitpunkt dabei war die Fensterladen zu schliessen Als er kurz nach Mitternacht wieder am Haus vorbeikam fiel ihm auf dass einer der Laden nicht richtig festgemacht war Auf seinen Ruf hin habe ihm eine Mannerstimme aus dem Haus geantwortet dass man dies wisse 7 Das Gesprach zwischen dem Nachtwachter und Jewell erregte die Aufmerksamkeit eines Pfandleihers der im benachbarten Haus wohnte Er rief ihnen zu er konne von einem seiner Fenster sehen dass die Hintertur offen stunde Vom Nachtwachter und hinzugekommenen Nachbarn ermutigt kletterte der Pfandleiher uber den Zaun und betrat das Haus von der ruckwartigen Tur aus Er fand den 24 Jahre alten Timothy Marr seinen 14 jahrigen Lehrling James Gowan und Celia Marr erschlagen vor Wenig spater fand Margaret Jewell auch den erst dreimonatigen Sohn der Marrs mit durchgeschnittener Kehle tot in seiner Wiege 4 Geld lag zwar verstreut herum es schien aber kein wesentlicher Geldbetrag gestohlen worden zu sein Fussspuren wiesen darauf hin dass der oder die Morder durch die ruckwartige Tur geflohen war Tatwerkzeug war offensichtlich ein Hammer wie er von Schiffszimmerern verwendet wurde der blutverschmiert in einem der oberen Raume gefunden wurde 8 Ein Rasiermesser oder ahnliches das offensichtlich fur den Mord an dem Saugling verwendet wurde wurde dagegen nicht gefunden Zu den ratselhafteren Gegenstanden im Haus zahlte ein eiserner Meissel Wie Margaret Jewell berichtete und in den nachsten Tagen auch Nachbarn bestatigten hatte Timothy Marr im ganzen Haus nach einem Meissel gesucht Den hatte ein Handwerker der Umbauten und Reparaturen im Laden von Marr vorgenommen hatte von einem Nachbarn ausgeliehen Als er an den Nachbarn zuruckgegeben werden sollte hatte der Handwerker behauptet ihn im Hause der Marrs zuruckgelassen zu haben Wenige Tage vor dem Mordereignis der Nacht vom 7 Dezember hatte Timothy Marr seinen Nachbarn informiert im ganzen Haus vergeblich nach diesem Werkzeug gesucht zu haben Dieser Meissel lag jetzt an der Seite von Marrs Korper wies aber keinerlei Spuren auf die darauf hinwiesen dass er eines der Tatwerkzeuge sei 9 Die Morde am 19 Dezember Bearbeiten nbsp Zeichnung des seinerzeit verdachtigten John Williams angefertigt nach seinem Tod nbsp John Turners Flucht aus dem King s Arms Zeitgenossische DarstellungAm 19 Dezember traf ein Nachtwachter auf den halbbekleideten und vor Furcht zitternden John Turner in der New Gravel Lane wenige hundert Meter vom Ratcliffe Highway John Turner hatte sich in seinem moblierten Zimmer oberhalb der Gaststatte King s Arms fruh zu Bett gelegt Als die Gaststatte geschlossen wurde horte er Schreie und als er die Treppe halb hinuntergestiegen war sah er eine Person die sich uber einen am Boden liegenden Korper beugte In seiner Panik versuchte Turner zunachst vergeblich uber die Dachluke zu fliehen kletterte dann aber mit Hilfe seines Betttuches aus dem Fenster seines Zimmers 10 Gemeinsam mit Nachbarn drang der Nachtwachter uber die Kellertur in das Haus ein und fand dort John Williamson dessen Frau Elizabeth sowie deren Dienstmadchen Bridget erschlagen und mit durchgeschnittener Kehle vor Nur der Enkelin der Williamsons die in einem oberen Zimmer schlief war nichts passiert Geld lag zerstreut in den Raumen herum erneut schien aber nichts Wesentliches gestohlen worden zu sein Auch hier war die Flucht des Morders durch die ruckwartige Tur erfolgt Die Ermittlungen BearbeitenIn der Nacht des 7 Dezembers war ein Mitglied der Thames Division Police Office zum Tatort gekommen Am nachsten Morgen ubernahm entsprechend ein Untersuchungsrichter dieser Polizeieinheit die Untersuchung des Falls Die Leichen wurden wie ublich am Tatort belassen und blieben dort bis die gerichtliche Untersuchung abgeschlossen war Das sollte den Mitgliedern des Gerichts die Moglichkeit verschaffen sich ein Bild von dem Tatvorgang zu machen 8 Der Zugang zum Tatort war jedoch nicht auf Personen des Gerichts oder der Polizei beschrankt Auch Neugierige konnten sich Zutritt zum Tatort verschaffen Ihnen war selbst der Anblick der Leichen moglich Die Polizei verhaftete zwar in der Folge der Morde eine Reihe von Personen sofern sie irgendeinen Anhaltspunkt fur einen Verdacht gaben Sie musste aber jeden wieder freilassen Die ausgesetzte Belohnung brachte selbst dann keine Hinweise als sie von anfanglich 50 Pfund auf 150 Pfund verdreifacht wurde 11 Wenig spater wurde die Belohnung durch Zusage von finanziellen Mitteln durch das britische Schatzamt auf 700 Pfund erhoht 700 Pfund entsprachen einem Jahreseinkommen einer Familie aus der oberen Mittelschicht Die Hohe der Belohnung ist ein Ausdruck fur die Hilflosigkeit und Besorgnis der Regierung angesichts der Tatsache dass man keinerlei Fortschritte bei den Ermittlungen machte 12 Nach dem Mord an den Williamsons und ihrem Dienstmadchen wurde die Belohnung um 120 Guinees erhoht 20 Guinees sollte der erhalten der den Besitzer der Tatwaffen nennen konnte und weitere 100 Guinees sollten gezahlt werden wenn diese Person fur die Morde verurteilt wurde 12 nbsp Zeitgenossische Darstellung des Zimmererhammers mit den Initialen IP oder JPEs dauerte 12 Tage bis man auf dem Hammer den man im Hause der Marrs gefunden hatte und der auf Grund der Spuren eindeutig eines der Tatwerkzeuge war die Initialen JP fand Dies fuhrte zu den ersten Hinweisen Es meldete sich eine Mrs Vermilloe die gemeinsam mit ihrem Mann Besitzerin der Pear Tree Tavern war Sie berichtete dass ein danischer Seemann mit Namen John Petersen seine Werkzeuge in ihrer Obhut gelassen hatte als er das letzte Mal Landgang hatte Er befand sich zum Zeitpunkt des Mordes auf hoher See aber sein Mitbewohner John Williams hatte sich am 8 Dezember also einen Tag nach den Morden im Hause des Stoffhandlers seinen Backenbart abrasiert und seine Strumpfe an der Wasserpumpe im Hof gewaschen Diese wenigen vagen Verdachtsmomente reichten aus um die Polizei zu einer Verhaftung zu bewegen Am 28 Dezember wurde bekannt dass John Williams in seiner Zelle Selbstmord begangen hatte 12 Der Selbstmord von Williams wurde als Schuldeingestandnis gewertet Jegliche Widerspruche wurden ignoriert obwohl es deren reichlich gab Bei den Mordern der Marrs musste es sich um zwei Personen handeln denn die Fussabdrucke von zwei Mannern waren gefunden worden und Augenzeugen hatten mindestens zwei Manner gesehen die im Moment der Entdeckung der Tat die Strasse heruntergelaufen waren Die Familie Vermiloe hatte den Hammer und weitere Werkzeuge die John Peterson in ihrer Obhut gelassen hatte regelmassig verwendet Beispielsweise war mit dem Hammer im Hof Holz gehackt worden und die Kinder der Familie Vermilloe hatten sowohl mit diesem als auch mit einem Meissel im Hof der Gaststatte gespielt so dass jeder zufallig Vorbeikommende Zugang zu den Werkzeugen gehabt hatte 13 Es kam zu einer Konstruktion einer Reihe weiterer Verdachtsmomente Ein Zeuge schwor dass er Williams drei Wochen vor dem Mord im Hause der Williamsons mit einem langen franzosischen Messer mit Elfenbeingriff gesehen habe 13 Ein weiterer Gast der Pear Tree Tavern fand eine blaue Jacke von der er behauptete dass sie Williams gehort habe Behauptet wurde dass die Innentasche dieser Jacke einen Fleck aufweise als hatte jemand mit einer blutverschmierten Hand hinein gegriffen Die forensischen Methoden die zu dieser Zeit zur Verfugung standen liessen allerdings keinerlei Feststellung zu ob es sich bei diesem Fleck um Blut handelte Solche Nachweise konnten erst im 20 Jahrhundert gefuhrt werden Es gab auch keinerlei weitere Zeugen dafur dass diese Jacke tatsachlich Williams gehort hatte Als Mrs Vermilloe die Jacke der Polizei ubergab liess diese ein weiteres Mal die Pear Tree Tavern untersuchen und fand diesmal ein hinter einer Wand verstecktes Klappmesser das ebenfalls fleckig war Auch hier vermutete man dass es sich bei den Flecken um Blut handele 13 Die Prozession des Leichnams von Williams Bearbeiten nbsp Zeichnung von der Leiche John Williams wie er auf dem Karren aufgebahrt wurde Die Zeichnung entstand erst vier Jahre nach dem Vorfall und ist daher nicht akkurat Am 31 Dezember 1811 wurde der Leichnam von John Williams durch die Strassen gefuhrt Er wurde dazu auf eine geneigte Holzplattform gelegt die sich wiederum auf einem Karren befand Man hatte ihn mit einem sauberen weissen Spitzenhemd blauen Hosen und braunen Strumpfen bekleidet Das war ein Erscheinungsbild wie es fur einen Arbeiter typisch war Er trug jedoch weder einen Schal um den Hals noch einen Hut was zur damaligen Zeit Merkmale von Anstand und Respektabilitat waren Mit seinem rechten Bein war er an den Karren gefesselt Die Prozession begann ihren Weg um 10 Uhr morgens Der Hauptschutzmann fuhrte sie an gefolgt von mehreren hundert weiteren Schutzleuten dahinter eine Patrouille mit gezogenem Degen es folgten weitere Schutzleute sowie die Vertreter der Kirchengemeinden von St George St Paul und Shadwell zu Pferde der Hauptschutzmann des Countys Middlesex ebenfalls zu Pferd begleitet von weiteren berittenen Schutzkraften Erst dann folgte der Karren mit der Leiche von Williams Ein weiterer Verbund von Schutzleuten bildete den Schluss der Prozession 1 Eine Menschenmenge saumte den Weg der Prozession Laden blieben aus Respekt vor den Ermordeten geschlossen Die Prozession fuhrte in gemassigtem Tempo entlang des Ratcliffe Highways zum Haus der Marrs Dort blieb der Karren fur eine Viertelstunde stehen Ein aufgebrachter Zuschauer kletterte auf den Wagen und drehte Williams Kopf mit Gewalt in Richtung des Hauses 1 Dann fuhrte der Weg der Prozession zur New Gravel Lane wo der Karren erneut fur einige Zeit stillstand Die Prozession fuhrte weiter entlang der Cannon Street bis zum damaligen Stadtrand An dieser Stelle wurde ein Pfahl durch das Herz von Williams getrieben Nach einigen zeitgenossischen Berichten wurde dafur der Hammer benutzt der eines der Tatwerkzeuge gewesen war 1 Danach wurde der Leichnam in eine Grube geworfen Reaktion der Offentlichkeit BearbeitenDie Anzahl der Morde in Grossbritannien ist fur das fruhe 19 Jahrhundert nicht erfasst 1810 waren jedoch lediglich 15 Personen aus einer Bevolkerung von 10 Millionen Menschen wegen Mord verurteilt worden Sofern die Zahl der Verurteilungen ein realistisches Bild uber die Zahl der Morde gibt entsprach dies 0 15 Morden pro 100 000 Einwohnern Im Vergleich dazu kommen in der EU im Schnitt auf 100 000 Personen jahrlich 1 8 Morde 4 Entsprechend erregte der Mord an der Familie Marr und ihrem Lehrling in der Offentlichkeit grosse Aufmerksamkeit die sich nach den Morden am 19 Dezember noch einmal verstarkte Thomas De Quincey der 1811 in Grasmere im Nordwesten Englands lebte beschrieb die Panik und die Angst die unter der britischen Bevolkerung herrschten als unbeschreiblich Eine seiner Nachbarinnen wurde sich mit ihren paar Dienstboten des Nachts in ihrem Haus regelmassig verbarrikadieren 14 Auch in den Archiven des britischen Innenministeriums finden sich Briefe aus allen Teilen des Vereinigten Konigreichs die die Sorge bestatigen die unter der Bevolkerung herrschte Vielen von ihnen verlangten nach einer Reform des Polizeiwesens deren Umgang mit den Morden als inadaquat empfunden wurde 14 Flugschriften und Broschuren Bearbeiten Bereits unmittelbar nach den ersten Morden wurden Flugschriften auf den Strassen verkauft die die Nachricht von den Morden auch schnell in andere Regionen Grossbritannien verbreiteten Solche Flugschriften waren typisch fur die Zeit vor 1850 weil Zeitungen fur den grossten Teil der Bevolkerung zu teuer waren Selbst der Kauf dieser Flugschriften lag jenseits der finanziellen Moglichkeiten eines grossen Teils der britischen Bevolkerung Pubs und Kaffeehauser hangten deshalb solche Flugschriften gewohnlich in ihren Raumen aus damit ihre Kunden sie dort lesen konnten 15 Typisch war es dass diese Flugschriften sequenziell in den Umlauf kamen Ein erstes beschrieb das Verbrechen ein mogliches weiteres machte weitere Details zum Tathergang bekannt wenn sich solche ergaben Ein zweites oder drittes beschaftigte sich mit der Anhorung des Friedensrichters nach einer Verhaftung dann folgte eins zum Prozess und ein letztes das sich in der Regel am besten verkaufte enthielt die Beschreibung der Hinrichtung des Taters 15 Sie verkauften sich am besten direkt am offentlichen Hinrichtungsort und folgten in ihrem Inhalt meist einem Muster das Klagegeschrei des Verurteilten seine letzte Beichte und dann Details zur Hinrichtung die wegen des unmittelbaren Verkaufs am Hinrichtungsort meist vorgefertigt waren und keineswegs eine journalistisch genaue Beschreibung der Hinrichtung waren Broschuren bedienten in ahnlicher Weise die Neugier der Offentlichkeit Sie bestanden in der Regel aus acht Seiten die sich in ihrem Inhalt kaum von den Flugschriften unterschieden aber genauso schnell auf dem Markt waren Ein erhalten gebliebenes Pamphlet gibt alle Details zur gerichtlichen Untersuchung des Tatvorgangs wieder und war deshalb vermutlich funf Tage nach den ersten Morden auf dem Markt 15 Kurz nach den Morden vom 7 Dezember waren Flugschriften im Umlauf die Auslander der Tat beschuldigten Andere hielten fest dass Celia Marr vor wenigen Monaten ein Dienstmadchen wegen Diebstahls entlassen hatte und von diesem deshalb mit Mord bedroht worden war In einer Broschure wurde auch eine Beschreibung der Kleidung der Dienstmagd wiedergegeben fur die Leser war klar dass die Samtjacke die federgeschmuckte Haube und die riemengeschnurten Schuhe die das Dienstmadchen angeblich trug nicht mit dem Lohn eines Dienstmadchen bezahlbar waren Sie musste wohl einen unmoralischen Lebenswandel fuhren 16 Teilnahme an den Beerdigungen Bearbeiten nbsp Der Leichenzug der Marrs am 15 Dezember 1811An den Beerdigungen der Mordopfer nahmen neben Familienmitgliedern und Freunden auch zahlreiche Schaulustige teil Der Weg den der Leichenzug der Marrs nahm war so von Neugierigen gesaumt dass der Weg in die Kirche nahezu versperrt war 16 Auch die Beisetzungen waren Gegenstand umfangreicher Berichterstattungen Selbst der schottische Caledonian Mercury informierte seine Leser detailliert uber diese und gab sogar die Reihenfolge der Sarge und der wichtigsten Trauergaste wieder 16 Wiederfund der Leiche von Williams BearbeitenBis 1886 hatte sich London so weit vergrossert dass sich sowohl der Tatort als auch der Anger auf dem man die Leiche von John Williams begraben hatte zum dichtbesiedelten inneren Viertel Londons entwickelt hatten Als Arbeiter Ausschachtungen vornahmen um Gasleitungen zu legen wurde an der Grabesstelle ein von einem Pfahl durchbohrtes Skelett gefunden Nach Geruchten kam der Schadel in Besitz eines Gastwirts der einen Pub an der Kreuzung von Cable Street und Cannon Street Road betrieb 1 Im selben Jahr berichtete die Pall Mall Gazette dass sich im Nachlass von Madame Tussaud ein Portrat von John Williams befinde das noch zu Lebzeiten Williams vom englischen Maler Thomas Lawrence gezeichnet worden war 1 Nachwirkungen Bearbeiten nbsp Die Figur des Captain Cuttle aus Dickens Roman Dombey and Son der eine Anspielung auf die Ratcliffe Highway Morde enthaltDer spektakulare Mordfall am Ratcliffe Highway beschaftigte noch Jahrzehnte spater britische Medien wobei nicht nur die unmittelbar nach der Tat umlaufenden Geruchte immer wieder gedruckt sondern auch immer wieder neue erfunden wurden Charles Dickens druckte in seinem Magazin All the Year Round folgende Aussage Williams war so bekannt als verrufener Mann dass der Kapitan seines Schiffes der Roxburgh Castle auf Grund seines schmierigen und hinterhaltigen Wesens immer vorhersagte dass er eines Tages den Galgen besteigen werde 17 In Dickens Roman Dombey and Son der 1847 1848 als Fortsetzungsroman erschien befindet sich ebenfalls eine Anspielung auf die Ratcliffe Highway Morde Als Captain Cuttle der in der Nahe der Hafenanlagen lebt eines Tages seine Fensterladen geschlossen lasst spekulieren seine Nachbarn dass er wohl durch einen Hammer erschlagen auf der Treppe lage Ein grosser Teil der Zeitgenossen durfte zum Erscheinungszeitpunkt dieses Romans die Anspielung auf die mehr als drei Jahrzehnte zuruckliegenden Morde noch verstanden haben 18 Die erste Doppelfolge der britischen Kriminalfilm Fernsehserie Whitechapel tragt den Titel Neue Morde am Ratcliffe Highway und bezieht sich auf den Fall Literatur BearbeitenJudith Flanders The Invention of Murder How the Victorians Revelled in Death and Detection and Invented Modern Crime HarperCollins Publishers London 2011 ISBN 978 0 00 735247 0 P D James T A Critchley The Maul and the Pear Tree The Ratcliffe Highway Murders 1811 Faber amp Faber London 2011 uberarbeitete Ausgabe der Erstveroffentlichung von 1971 ISBN 978 0 571 28861 8 deutschsprachige Ausgabe Die Morde am Ratcliffe Highway ubersetzt von Sigrid Langhaeuser Droemer Knaur Munchen 2003 ISBN 3 426 61982 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ratcliffe Highway Morde Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelbelege Bearbeiten a b c d e f Flanders The Invention of Murder S 11 Flanders The Invention of Murder S 16 P D James T A Critchley The Maul and the Pear Tree Vorwort a b c d Flanders The Invention of Murder S 1 P D James T A Critchley The Maul and the Pear Tree S 8 P D James T A Critchley The Maul and the Pear Tree S 11 P D James T A Critchley The Maul and the Pear Tree S 14 a b Flanders The Invention of Murder S 3 P D James T A Critchley The Maul and the Pear Tree S 55 und S 56 Flanders The Invention of Murder S 6 Flanders The Invention of Murder S 7 a b c Flanders The Invention of Murder S 8 a b c Flanders The Invention of Murder S 9 a b P D James T A Critchley The Maul and the Pear Tree S 122 a b c Flanders The Invention of Murder S 4 a b c Flanders The Invention of Murder S 5 Flanders The Invention of Murder S 10 Im Original lautet das Zitat Williams was so notorious an infamous man for all his oily and snaky duplicity that the captain of his vessel the Roxburgh Castle had always predicted that he would mount the gibbet Flanders The Invention of Murder S 10 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ratcliffe Highway Morde amp oldid 236542634