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Die Protokollsatzdebatte war eine Debatte des Wiener Kreises und dessen Umfeld uber die empirische Basis der Wissenschaft Die Debatte drehte sich um folgendes Problem Angenommen empirische Wissenschaft kann als System von Satzen verstanden werden wie soll man dann die Teilmenge jener grundlegenden Satze Protokollsatze auch Beobachtungssatze genannt die zur Testung weiterer Satze theoretische Satze dienen abgrenzen und beschreiben 1 Hauptbeteiligte an der Debatte waren Moritz Schlick Otto Neurath und Rudolf Carnap Diese Debatte markiert einen wichtigen Richtungswechsel des logischen Empirismus Wurden bis dahin Beobachtungsaussagen als feste empirische Basis angesehen mit der wissenschaftliche Theorien begrundet werden konnten so wurde diese Auffassung nun durch einen Fallibilismus ersetzt Auch fand eine Abwendung von Korrespondenztheorien und eine Hinwendung zu einer Koharenztheorie der Wahrheit statt Ausloser der Debatte war eine 1932 veroffentlichte Publikation O Neuraths 2 in der er Kritik an Carnaps Auffassung von Protokollsatzen ubt Carnap hatte in seinem Artikel Die physikalische Sprache als Universalsprache der Wissenschaft Protokollsatze charakterisiert indem er sich ihre Beobachtung protokollierende praktisch arbeitende Wissenschaftler zum Vorbild nahm 3 Hierunter sind die Satze verstanden die das ursprungliche Protokoll etwa eines Physikers oder Psychologen enthalt Wir stellen uns hierbei das Verfahren so schematisiert vor als wurden alle unsere Erlebnisse Wahrnehmungen aber auch Gefuhle Gedanken usw sowohl in der Wissenschaft als auch im gewohnlichen Leben zunachst schriftlich protokolliert so dass die weitere Verarbeitung immer an ein Protokoll als Ausgangspunkt anknupft Die Protokollsprache wird von Carnap als eine ursprungliche Sprache ausserhalb der wissenschaftlichen Sprache aufgefasst Beide sind aber durch Ubersetzungsregeln miteinander verknupft sodass eine wissenschaftliche Theorie durch Protokollsatze uberpruft werden kann Fur Otto Neurath hingegen gehoren Protokollsatze zur selben universellen intersubjektiven Sprache in der auch Theorien formuliert sind allerdings haben sie einer bestimmten Form zu folgen so beinhalten sie etwa immer den Namen der wahrnehmenden Person Beeinflusst von Pierre Duhem und seiner These der Theoriengeladenheit aller Beobachtungen halt Neurath auch Protokollsatze fur nicht absolut unveranderlich sondern fur revidierbar In seiner Antwort entgegnete Carnap dass seine Ansichten nicht in Widerspruch zu Neuraths Auffassungen stehen sondern dass es zwei miteinander vereinbare mogliche Sichtweisen sind 4 Carnap lehnt allerdings eine spezifische Form der Protokollsatze ab 5 Ubernimmt man Neuraths Sichtweise so seien Protokollsatze nicht prinzipiell von anderen Satzen der Wissenschaftssprache verschieden und sie bilden immer nur eine vorlaufige Ubereinkunft im Rahmen eines Forschungskontextes welche selbst wieder uberpruft werden konnen Siehe auch BearbeitenProtokollsatzQuellen Bearbeiten Kuby Daniel Feyerabend Paul 1924 94 In Wright James D Hrsg International Encyclopedia of the Social amp Behavioral Sciences Elsevier 2015 ISBN 978 0 08 097087 5 S 117 O Neurath Protokollsatze Erkenntnis 3 204 214 1932 R Carnap Die physikalische Sprache als Universalsprache der Wissenschaft Erkenntnis 2 432 465 1932 R Carnap Uber Protokollsatze Erkenntnis 3 215 228 1932 R Carnap ubernimmt hier eine Kritik Poppers der wegen des Bezugs auf eine wahrnehmende Person einen subjektiven Charakter in Neuraths Form der Protokollsatze vermutete Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Protokollsatzdebatte amp oldid 208849294