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Eine Probierwaage ist eine sehr empfindliche Waage mit losen Einsetzschalen 1 Probierwaagen wurden bei der Probierkunst von den Probierern zum Abwiegen der Erz und Metallproben eingesetzt 2 Es wurden dabei oftmals drei verschiedene Probierwaagen eingesetzt die Einwiegewaage die Flusswaage und die Kornwaage 1 Probierwaagen nach Agricola Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtliches 2 Aufbau 3 Einsatz der drei Waagen 4 Aufstellung und Behandlung der Waagen 5 Das Wiegen 6 Die Probiergewichte 7 EinzelnachweiseGeschichtliches BearbeitenIm Jahr 1550 erfand der Nurnberger Hanns Lamprecht einfache Probierwaagen Etwa um das Jahr 1790 erfand Hyacinth Magellan neue Probierwaagen Eine besonders genaue Art von Probierwaagen hat der Mechanikus Magnie aus Paris erfunden Diese Waagen waren so genau dass sie sogar bei 1 2000 eines Grans einen Ausschlag gaben 3 Aufbau BearbeitenUm ein exaktes Ergebnis zu erzielen mussen die Probierwaagen eine hohe Genauigkeit besitzen Als Waagen wurden Balkenwaagen mit moglichst geringen Toleranzen verwendet Die hohe Genauigkeit wurde dadurch erzielt dass die Drehachse der Waagebalken genau ausgerichtet war und die Arme der Waage gleich lang waren Aufgrund der hohen Genauigkeit der Waagen konnten bei sehr guten Waagen sogar Staubpartikel in einer der Waagschalen das Ergebnis negativ beeinflussen 4 Die Waagen waren aus bestem Stahl gefertigt der gut bearbeitbar war und nicht so leicht von Rost angegriffen wurde Der Stahl wurde nur soweit gehartet dass er elastisch blieb und nach einer Deformierung wieder in die Ausgangsform zurucksprang Waagen die aus diesem Stahl gefertigt wurden konnten sehr fein und leicht gebaut werden 5 Damit an den Aufhangungen der Waagschalen kein Staub anhaften konnte wurden bei Munzwaagen die Waagschalen mit Metallbugeln an den Waagebalken gehangt Bei besonders empfindlichen Waagen wurden die Aufhangungen fur die Waagschalen aus Pferdehaaren oder aus Platindrahten gefertigt 6 Einsatz der drei Waagen BearbeitenDie eingesetzten Waagen hatten unterschiedliche Empfindlichkeiten und Belastungsfahigkeiten 6 Die Einwiegewaage war fur grossere Gewichte ausgelegt und diente zum Abwiegen des Bleis und der Zuschlage Die zweite Waage wurde zum Abwiegen der zu probierenden Metalle und Erze verwendet sie war empfindlicher als die erste Waage Diese beiden ersten Waagen waren Einwiegewaagen Die Kornwaage war eine Auswiegewaage sie war die empfindlichste der verwendeten Waagen Mit ihr wurden die Gold oder Silberkornchen ausgewogen die beim Abtreiben in der Probierform Kapelle blieben Diese Waage war sehr empfindlich und konnte durch unsachgemasse Behandlung schwer beschadigt werden ebenso durch den falschen Einsatz dieser Waage z B als Einwiegewaage Kornwaagen werden auch heute noch bei der Untersuchung von Metallproben eingesetzt 7 Aufstellung und Behandlung der Waagen BearbeitenDie Waagen wurden an der Wand mit einer Halterung so befestigt dass das einfallende Licht seitlich auf die Waage fiel Zusatzlich wurde ein mattgruner Schirm hinter der Waage angebracht Dieses diente zur Schonung der Augen Empfindliche Probierwaagen konnten durch Zugluft ungleiche Erwarmung Staub und starke elektrische oder elektromagnetische Felder beeinflusst werden Um empfindliche Waagen vor Staub Luftzug und Oxidation zu schutzen wurden diese in einem Glasgehause aufbewahrt das mit Turen versehen war Das Gehause stand auf drei verstellbaren Schrauben mit denen es horizontal ausgerichtet werden konnte Zur Kontrolle der genauen Ausrichtung diente ein an der Waage angebrachtes Pendel Um Feuchtigkeit aus dem Glasgehause zu absorbieren wurde ein mit Pottasche oder Calciumchlorid gefulltes Glas in das Gehause gestellt Als Schutz vor Beeintrachtigungen durch Luftzug z B durch Offnen der Probierstubentur wurde der Arbeitsplatz durch eine zusatzliche Wand aus Glasfenstern geschutzt 6 Die Waagen mussten vor Feuchtigkeit atzenden Dampfen und Staub geschutzt werden Auch gewaltsame Erschutterungen waren fur die Waagen schadlich Der Probierer musste darauf achten dass die Waagen keinen Rost ansetzten da sie dadurch ungenaue Ergebnisse brachten 8 Das Wiegen BearbeitenZum Wiegen wurde zu wiegende Probiergut in die eine Waagschale gelegt die Probiergewichte in die andere Beim Einwagen wurden die Probiergewichte auf die linke und beim Auswagen auf die rechte Waagschale gelegt 6 Dabei durfte das Probiergut weder heiss noch wesentlich kalter als die Raumtemperatur des Probierraumes sein Bei heissem Probiergut wurde die Waage durch den vom Probiergut aufsteigenden Luftstrom so beeinflusst dass das Probiergut leichter erschien als es in Wirklichkeit war Probiergut das kalter war als die Raumtemperatur des Probierraumes nahm die Luftfeuchtigkeit auf und wurde dadurch schwerer als vorher Damit man beim Wagen schnell ein genaues Ergebnis erhielt wurden die Probiergewichte in einer festgelegten Reihenfolge auf die Waagschale gelegt Dadurch wurde das zu ermittelnde Gewicht in immer engere Grenzen gebracht sodass es letztendlich genau war 4 Zum Auflegen oder Abnehmen von Probiergut oder Gewichten musste die Waage in der Regel arretiert werden Das Probiergut wurde zum Abwagen in passende Schalchen oder Schiffchen aus dunnem Messingblech gefullt 6 Wenn das Probiergut nicht direkt in den Schalchen gewogen werden konnte so wurde es in eine Glasrohre gefullt die mit einem Stopsel versehen wurde Nach dem Wiegen wurde das Probiergut wieder ausgeschuttet und das Gewicht der Glasrohre ermittelt Die Differenz der beiden Messungen wurde berechnet und ergab dann das Gewicht des Probiergutes 4 Pulverformige Substanzen wurden auf Glanzpapier ausgebreitet wieder aufgehauft und anschliessend portionsweise so gewogen dass immer im Wechsel eine Probeloffelfullung Probemehl auf die Waagschale gelegt wurde diese dann ausgewogen wurde und im Anschluss daran eine erneute Portion dazugetan und erneut gewogen wurde Dies wurde solange durchgefuhrt bis das Gewicht komplett ermittelt war 6 Die Probiergewichte Bearbeiten nbsp Probiergewichte nach Agricola Fur die Probiergewichte Massemasse zur Bestimmung des Feingehaltes von Munzen Erzen und Edelmetalllegierungen 9 wurden verschiedene Materialien wie Quarz oder Metalle verwendet Fur Gewichtsstucke aus Quarz verwendete man Achat oder Karneol 4 Die metallischen Probiergewichte bestanden aus den Metallen Silber oder Platin oder aus den Legierungen Messing oder Argentan Fur sehr kleine Gewichte wurde Federmark oder Aluminium verwendet 6 Da Messing leicht oxydiert eignete es sich zunachst nicht fur die Anfertigung genauer Gewichte Um diesen Mangel auszugleichen wurden Messinggewichte vor dem ersten Justieren galvanisch vergoldet Gewichte aus Silber liefen unter Bildung von Schwefelsilber schwarz an dies hatte aber keinen erkennbaren Einfluss auf die Messung 4 Die einzelnen Gewichte wurden vor dem ersten Einsatz auf einer genauen und genugend empfindlichen Waage uberpruft Es gab Grammgewichte und Centnergewichte Die Grammgewichte waren unterteilt in Gramm Dekagramm Hectogramm und Kilogramm Die Centnergewichte waren je nach Land verschieden schwer Es gab das Oberharzer Centnergewicht das Freiberger Centnergewicht das Osterreichische Centnergewicht und ein sogenanntes aelteres Probircentnergewicht Ausserdem gab es noch das englische Probiergewicht dieses war ein an das Apothekergewicht Troy Weight angelehntes Graingewicht 6 Einzelnachweise Bearbeiten a b Carl Friedrich Richter Neuestes Berg und Hutten Lexikon Erster Band Kleefeldsche Buchhandlung Leipzig 1805 Johann Christoph Stossel Hrsg Bergmannisches Worterbuch Chemnitz 1778 Gabriel Christoph Benjamin Busch Handbuch der Erfindungen Zehnter Theil zweyte Abtheilung bey Johann Friedrich Berecke Eisenach 1820 a b c d e Bruno Kerl TH Bodemann s Anleitung zur Berg und Huttenmannischen Probierkunst zweite Auflage Verlag der Grosseschen Buchhandlung Clausthal 1856 C E Gellert Johann Andrea Cramers Anfangsgrunde der Probierkunst Verlag der Heinsiussischen Buchhandlung Leipzig 1766 a b c d e f g h Bruno Kerl Metallurgische Probierkunst zum Gebrauche bei Vorlesungen und zum Selbststudium Verlag von Arthur Felix Leipzig 1866 Georg Agricola Zwolf Bucher vom Berg und Huttenwesen In Kommission VDI Verlag GmbH Berlin Theodor Bodemann Anleitung zur berg und huttenmannischen Probierkunst Verlag der Schweizerischen Buchhandlung Clausthal 1845 Helmut Kahnt Bernd Knorr Alte Masse Munzen und Gewichte Ein Lexikon Bibliographisches Institut Leipzig 1986 Lizenzausgabe Mannheim Wien Zurich 1987 ISBN 3 411 02148 9 S 394 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Probierwaage amp oldid 181379650 Die Probiergewichte