Die Polchower Linde ist eine Sommerlinde (Tilia platyphyllos) im Amt Laage in Mecklenburg-Vorpommern. Sie befindet sich im zur Gemeinde Wardow gehörenden Ortsteil Polchow auf dem Gelände des Kirchfriedhofs direkt neben der Kirche, weshalb sie auch als Kirchlinde oder Kirchhofslinde bezeichnet wird. Seit 1937 ist der Baum als Naturdenkmal geschützt.
Polchower Linde | ||
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Der Baum im Jahr 2023 | ||
Ort | Wardow | |
Land | Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland | |
Baumart | Sommer-Linde | |
Geographische Lage | 53° 56′ 41,1″ N, 12° 28′ 35,7″ O | |
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Status Naturdenkmal | ja | |
Alter | ca. 800 Jahre | |
Stammumfang (Taille) | 14,40 m | |
Baumhöhe | ca. 20 m | |
Kronendurchmesser | 20 m |
Beschreibung Bearbeiten
Die Linde ist mit ihrem Stammumfang von 14,40 m (Stand: Februar 2022) eine der dicksten Linden Deutschlands. In Mecklenburg-Vorpommern ist sie der Baum mit dem größten Umfang. Der Stamm ist hohl und besteht aus drei Teilen. Angenommen wurde, dass es sich um drei Einzelbäume handelt, da dies früher eine häufige Pflanzweise war. Genetischen Untersuchungen zufolge handelt es sich allerdings nicht um mehrere zusammengewachsene Stämme verschiedener Bäume, sondern um ein einzelnes Baumexemplar. Einer der Stämmlinge brach im Jahr 2017 ab, wobei sich herausstellte, dass der Baum an der Abbruchstelle mit dem Brandkrustenpilz befallen war. Die Linde benötigt immer wieder Pflegeschnitte zur Entlastung der Krone, wird aber ansonsten als enorm vital beschrieben. Sie erreicht eine Höhe von etwa 20 m bei einem Kronendurchmesser von ebenfalls 20 m.
Gelegentlich wird der Baum als Tausendjährige Linde bezeichnet. Dieses Alter wurde ihr im 19. Jahrhundert auch vom Naturforscher Ernst Boll zugeschrieben. Damals soll sie einen Stammumfang von 40 Pariser Fuß gehabt haben, was fast 13 m entsprechen. Diese Angabe zum Umfang machte auch Georg von Arnswaldt, der sie 1919 als den stärksten Baum Mecklenburgs bezeichnete. Aktuellen Schätzungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG) zufolge beträgt ihr Alter jedoch etwa 800 Jahre. Dabei wird angenommen, dass sie ungefähr so alt ist, wie das erste Kirchengebäude in Polchow, deren Bau auf das Jahr 1228 datiert wird.
Sage Bearbeiten
Der Sage nach soll der Teufel aus Ärger über die frommen Einwohner Polchows geplant haben, die Kirche zu zerstören, indem er sie in seine Manteltasche stecken wollte. Dieser Plan konnte von den Polchower Bauern verhindert werden, da sie das Gotteshaus mit einer dicken Kette an die Linde bunden. So steht die Kirche noch heute auf ihrem Platz und wird weiterhin behütet von der Linde.
Nationalerbe-Baum Bearbeiten
Das Kuratorium Nationalerbe-Baum der DDG zeichnete die Linde im Mai 2022 zum Nationalerbe-Baum aus. Sie ist der erste derart ausgezeichnete Baum in Mecklenburg-Vorpommern. Anlässlich der Ausrufungsfeier fand ein Pflegeschnitt statt, um die Standfestigkeit des Baumes zu verbessern.
Siehe auch Bearbeiten
Literatur Bearbeiten
- Andreas Roloff: Nationalerbe-Bäume. Ziele, Konzeption und Stand der Umsetzung – zum Schutz alter Bäume in Deutschland – mit den ersten 30 Kandidaten (Okt. 2023). Hrsg.: Deutsche Dendrologische Gesellschaft. Selbstverlag Technische Universität Dresden, Tharandt 2023, ISBN 978-3-86780-748-7, S. 110–113 (nationalerbe-baeume.de [PDF; 12,8 MB; abgerufen am 19. November 2023]).
Weblinks Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ Waldemar Siering: 50 sagenhafte Naturdenkmale in Mecklenburg-Vorpommern. Steffen, Berlin 2016, ISBN 978-3-95799-022-8, Kap. Kirchlinde hält Kirche, S. 15.
- Karl-Heinz Engel: Baumriesen zwischen Berlin und Rügen. Steffen, Berlin 2013, ISBN 978-3-942477-38-3, S. 34.
- Stefan Kühn, Uwe Kühn, Bernd Ullrich: Deutschlands alte Bäume: eine Bildreise zu den sagenhaften Baumgestalten zwischen Küste und Alpen. 5. Auflage. BLV, München 2007, ISBN 978-3-8354-0183-9, S. 60 f.
- Naturdenkmal-Nr. 61, Verordnung vom 23.08.1937.
- ↑ Andreas Roloff: Polchower Linde (Landkreis Rostock, Mecklenburg-Vorpommern). Deutsche Dendrologische Gesellschaft (DDG), abgerufen am 19. November 2023.
- Rekordbäume. Tilia platyphyllos (ID 1657). DDG, abgerufen am 19. November 2023.
- ↑ Polchower Sommerlinde wird erster Nationalerbe-Baum in MV. Norddeutscher Rundfunk, 25. April 2022, abgerufen am 19. November 2023.
- 800 Jahre und kein Ende in Sicht. Schweriner Volkszeitung, 27. Juli 2017, abgerufen am 19. November 2023.
- ↑ 1000-Jährige beweist unglaubliche Vitalität. Schweriner Volkszeitung, 19. Juli 2018, abgerufen am 19. November 2023.
- ↑ Ernst Boll, Heinrich Burgwardt: Der Bildungsfreund. I. Theil. Ein vaterländisches Schul-Lesebuch zunächst für Meklenburg. Schlüter, Altona 1867, OCLC 934953159, S. 324 (Scan [abgerufen am 19. November 2023]).
- Ernst Boll: Merkwürdige Bäume in Meklenburg. In: Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg. Band 11. Hinstorff, Neubrandenburg 1857, DNB 010066527, S. 138 (Scan [abgerufen am 19. November 2023]).
- Georg von Arnswaldt: Hervorragende, seltsam geformte und seltene Bäume in Mecklenburg. In: Mecklenburg: Zeitschrift des Heimatbundes Mecklenburg. Band 14. Bärensprung, Schwerin 1919, DNB 013081306, S. 7 (Scan [abgerufen am 19. November 2023]).
- Waldemar Siering: 50 sagenhafte Naturdenkmale in Mecklenburg-Vorpommern. Steffen, Berlin 2016, ISBN 978-3-95799-022-8, Kap. Kirchlinde hält Kirche, S. 17.
- Waldemar Siering: 50 sagenhafte Naturdenkmale in Mecklenburg-Vorpommern. Steffen, Berlin 2016, ISBN 978-3-95799-022-8, Kap. Kirchlinde hält Kirche, S. 15–17.
- Offizielle Ausrufung der Polchower Linde (MV) erfolgreich. DDG, 29. Mai 2022, abgerufen am 19. November 2023.