www.wikidata.de-de.nina.az
Der Begriff Paradox der Hasslichkeit geht auf den Philosophen Nelson Goodman zuruck 1 Es handelt sich um das Phanomen dass Gegenstande und Kunstwerke die nach ublichen asthetischen Massstaben als unschon oder hasslich empfunden werden mussten durchaus einen asthetischen Reiz ausuben konnen Dieses Paradoxon zeigt sich in Ausdrucken wie schaurig schon sowie in asthetischen Urteilen wie Mir gefallt das Schrage in dieser Musik oder Gerade die Bruche und Asymmetrien in dem Design gefallen mir Das Paradox der Hasslichkeit beschreibt zugleich den umgekehrten Fall dass bestimmte Dinge die sich durch bestimmte schone Merkmale auszeichnen als kitschig glatt oder asthetisch aufdringlich empfunden werden Sie sind zu schon um wirklich schon zu sein 2 Andere Betrachtungsweisen beziehen sich auf Photographien schwerst Behinderter oder Verstummelter Musik bar jedes Rhythmus und viele diverse Bucher und Filme die mit der Schilderung erschreckender Szenarien verstoren sollen Zunachst ist das Hassliche dabei als Gegensatz zum Schonen zu betrachten es ist verunsichernd beunruhigend storend abstossend und chaotisch Solche Assoziationen sind vererbt teilweise werden sie auch angeeignet Als Musterbeispiel der operanten Konditionierung seien hier Kriegsveteranen genannt die Feuerwerk welches schon ist trotzdem erschreckt und zusammenfahren lasst da sie mit dem Knallen die Schusse aus ihrer Kriegszeit verbinden Das Phanomen bei Freud BearbeitenDer Psychoanalytiker Sigmund Freud begrundet die Faszination des Hasslichen damit dass das Hassliche Unheimliche den Menschen aus der gewohnten gewunschten Welt herausreisst und in eine dem Schonen entgegengesetzte bringt Freud verweist dabei auf die Etymologie des Wortes unheimlich wonach dieses Wort das Gegenteil des germanischen Wortes heim also dem Haus und der Heimat sei Alles Verborgene das was sich in sein Heim zuruckgezogen hat ist ge heim In der entfremdeten Form des Hasslichen kehre zudem auch alles in der Kindheit Verdrangte wieder Nach diesem Verstandnis ist das Hassliche niemals selbst schon hochstens faszinierend oder interessant Hinzu kommt dass das Hassliche einen kathartischen Effekt im Sinne des Aristoteles besitzt Er erlautert dies an der Tragodie in der der Zuschauer mit Kummer Furcht und Mitleid konfrontiert wird dadurch aber gereinigt wird und die Befreiung von diesen Gefuhlen schliesslich begrusst und die damit verbundenen Lustgefuhle empfindet Dies ist auf einem psychischen Phanomen begrundet wonach sich Gefuhle im Kontrast oder in der Verfremdung verstarken So werden in der Musik gezielt Dissonanzen eingesetzt damit uber einen Spannungsbogen die endlich eintretende Harmonie umso erlosender wirkt Letztlich wird in Kriminalromanen nach dem brutalen hasslichen Mord der Morder endlich geschnappt und seiner gerechten Strafe zugefuhrt Der hassliche Frosch wird zuletzt zum Prinzen und selbst das hassliche Entlein wird zum wunderschonen Schwan 3 Moglichkeiten zur Auflosung des Paradoxons BearbeitenEine Moglichkeit dieses Paradoxon aufzulosen bzw den inneren Widerspruch zu beseitigen besteht darin den Begriff Schonheit einzuengen Nelson Goodman meinte dazu Wenn das Schone das Hassliche ausschliesst dann ist Schonheit kein Massstab fur den asthetischen Wert wenn aber das Schone hasslich sein kann dann wird Schonheit lediglich zu einem anderen und irrefuhrenden Wort fur asthetischen Wert 4 Dies wurde etwa darauf hinauslaufen zu sagen solche Dinge mogen zwar interessant sein oder reizvoll aber nicht wirklich schon Diese Losung erscheint jedoch vielen unbefriedigend nicht zuletzt Goodman selbst So schreibt Franz Koppe in seinem Lehrbuch Grundbegriffe der Asthetik Das Asthetische ist insoweit schon als es Bedurfniserfullung vergegenwartigt Deshalb ist die gt Totalitat lt der asthetischen Form eben schon selbst da wo sie die Darstellung frustrierendster Not gelingend ins Werk setzt Das ist der Grund warum noch provozierend hassliche Kunst in ihrer Form einen Rest eine Ahnung sproder Schonheit behalt 5 Ein anderer Vorschlag das Paradox der Hasslichkeit aufzulosen stammt von Gabor Paal Demzufolge lassen sich verschiedene Ebenen asthetischer Werte unterscheiden die in einem wechselseitigen Verhaltnis stehen So kann es vorkommen dass Gegenstande aus der Perspektive einer dieser Ebenen als schon beurteilt werden aus der Perspektive einer anderen Ebene jedoch nicht 6 Quellen Bearbeiten Nelson Goodman Sprachen der Kunst Frankfurt 1995 S 235 Gabor Paal Was ist schon Asthetik und Erkenntnis Wurzburg 2003 S 102 nach Markus Tuchen Ist Schonheit wirklich subjektiv Paderborn Essay des 26 August 2006 S 10f Goodman ebd S 235 Franz Koppe Grundbegriffe der Asthetik Frankfurt 1993 S 159 Paal ebd S 100 104 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paradox der Hasslichkeit amp oldid 186588586