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Der jungbronzezeitliche Opferplatz von Zauschwitz einem Ortsteil von Pegau Weideroda im Landkreis Leipzig fruher im Kreis Borna liegt am Rande der Leipziger Tieflandbucht in der Nahe des Westufers der Weissen Elster in Sachsen Die Fundstelle befindet sich auf einem Gelandesporn der im Osten vom Elstertal begrenzt wird Es handelt sich um eine etwa 100 m lange Grubenreihe der jungbronzezeitlichen 1300 800 v Chr Lausitzer Kultur die von besonderem Interesse ist da im mitteleuropaischen Raum jede detailgenaue Entsprechung dazu fehlt In einigen der Gruben wurden menschliche und tierische Knochen sowie Artefakte gefunden die in der Literatur als Anzeichen fur Kannibalismus und Menschenopfer diskutiert werden Staatliches Museum fur Archaologie Chemnitz LageInhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Beschreibung 3 Funde 4 Chronologie 5 Deutung 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksForschungsgeschichte BearbeitenDie Beschaffenheit des Untergrundes fuhrte bereits in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts zum Abbau von Lehm fur die Ziegelindustrie Zauschwitz Alte Grube wobei bereits Funde geborgen wurden Nach 1945 sah sich das Landesmuseum fur Vorgeschichte in Dresden genotigt im Vorfeld des Lehmabbaus archaologische Untersuchungen durchzufuhren In 25 Jahren wurden annahernd 30 000 m Flache untersucht In den Focus ruckten dabei auch Befunde und Funde in einer Grubenreihe aus der Jungbronzezeit Die kaum gegliederten Gruben haben langliche Form und wurden von Werner Coblenz untersucht 1 Beschreibung BearbeitenVon WNW nach OSO verlauft eine Grubenreihe die eine Siedlung trennt durch das Grabungsgelande Die erst unterhalb des Schwarzerdebodens fassbaren Gruben trennen sich durchschnittlich in einer Tiefe von 0 65 m In einem Meter Tiefe ist eine Aufteilung der im oberen Bereich nicht klar abgrenzbaren Gruben in Einzelobjekte vollzogen Aufgrund der Abtragungen ist mit einer ursprunglichen Durchschnittstiefe von 2 5 m zu rechnen Der Querschnitt hat nahezu immer Spitzgrabenform Bis zu 55 cm hohe Erdbrucken im unteren Teil trennen die einzelnen Gruben voneinander Die 1970 durch W Baumann vorgenommene Untersuchung der Grubeninhalte erbrachte Details die wichtig fur die Deutung der Anlage sind Funde BearbeitenDie Fundverteilung lasst ein Schema erkennen Am Grubengrund lagen Anhaufungen von Kieselsteinen die von der Elsterterrasse herangeschafft worden sind Die Masse der Funde stammt aus dem oberen Grubenbereich Es handelt sich neben Stein und Knochengeraten Bronzegegenstanden und zerscherbter Tonware um menschliche Uberreste Aus 25 Gruben liegen menschliche Skelettteile vor 2 wobei speziell Extremitaten in die Gruben gelangten Dazu kommen menschlicher Leichenbrand der offensichtlich ebenfalls von Leichenteilen stammt sowie tierische Knochen Hirsche Ein Teil der Knochen zeigt Spuren von Gewalteinwirkung Hinzu kommt dass kein Gefass unzerscherbt in die Gruben gelangte Chronologie BearbeitenIn welchem Zeitraum die Gruben ausgehoben und verfullt wurden konnte nicht geklart werden Da nicht in jeder Grube signifikantes Material zutage kam ist die chronologische Einordnung der Gruben schwierig W Baumanns halt eine kurze Abfolge der Entstehung der von ihm untersuchten Gruben fur moglich 3 Unter der Massgabe dass die Reihung der Gruben eine chronologische Abfolge spiegelt wurde Material aus den Gruben 1 15 und 45 untersucht Dabei deutet sich ein Abfolgezeitraum von etwa 50 Jahren an Deutung BearbeitenDie ursprungliche Vermutung es handele sich um eine Dorfeinfriedung musste nach Aufdeckung der zu beiden Seiten der Grubenreihe liegenden zeitgleichen Besiedlung aufgegeben werden Augenscheinlich so H J Vogt wurden in einem zeitlichen Rhythmus rituelle Handlungen vorgenommen bei denen es zu Menschenopfern kam 4 Auch wenn die Motive der Handlungen unklar sind sollte es sich bei den Anlagen um Opfergruben handeln wie auch A Stapel 5 nicht ausschliesst Eine Neuuntersuchung der menschlichen Skelettreste Tierknochen Keramik und Silices soll die Frage nach der Genese des Befundes beantworten Literatur BearbeitenW Coblenz Skelettgraber von Zauschwitz Kr Borna In Arbeits und Forschungsberichte zur sachsischen Bodendenkmalpflege 5 1956 S 57 119 W Coblenz Neue bronzezeitliche Siedlungsgruben mit Brandspuren aus Zauschwitz Kr Borna Nach Grabungsbefunden und Dokumentation von C Fritzsche In Ausgrabungen und Funde 23 1978 S 13 26 H Grimm Menschliche Knochen in bandkeramischen und bronzezeitlichen Gruben von Zauschwitz Gemeinde Weideroda Landkreis Borna Arbeits und Forschungsberichte zur sachsischen Bodendenkmalpflege 34 1991 S 7 21 A Neugebauer amp W Coblenz Die Grabungen in Zauschwitz In Ausgrabungen und Funde 1 1956 S 67 70 A Stapel Bronzezeitliche Deponierungen im Siedlungsbereich In Tubinger Schriften zur ur und fruhgeschichtlichen Archaologie Band 3 Munster New York Munchen Berlin Waxmann 1999 ISBN 978 3 89325 735 5 Heinz Joachim Vogt Der jungbronzezeitliche Opferplatz von Zauschwitz Ot v Weideroda Kr Borna In F Schlette und D Kaufmann Hrsg Religion und Kult in ur und fruhgeschichtlicher Zeit Akademie Verlag Berlin 1989Einzelnachweise Bearbeiten W Coblenz publizierte zu den jungbronzezeitlichen Komplexen von Zauschwitz sowohl Graber als auch Befunde zum Siedlungswesen unter Berucksichtigung der Grubenkette vor allem in Ausgrabungen und Funde 3 1958 22ff 9 1964 83ff 23 1978 13ff 17 1972 48ff Taf 9a und b 24 1979 1ff Taf 2b und in den Arbeits und Forschungsberichten zur sachsischen Bodendenkmalpflege 11 12 1963 59ff wobei Schadelfragmente und Teile einzelner Extremitaten wie Tibien Humeri Finger Zehenglieder Fibulae dominieren so dass keine Leichen sondern offenbar nur menschliche Einzelteile speziell Extremitaten in die Grube gelangten In H J Vogt S 242 Sowohl fur die Deutung wie auch die Datierung der Grubenreihe scheinen die Beobachtungen W BAUMANNS bedeutsam der an den beiden von ihm untersuchten Objekten fur ein kurzes Nacheinander pladierte In H J Vogt S 242 Offensichtlich wurden in bestimmtem bisher nicht naher fixierbarem zeitlichen Rhythmus Handlungen durchgefuhrt bei denen Menschenopfer vorgenommen wurden Es konnte sich also um Opfergruben handeln In H J Vogt S 243 Durch die Zusammensetzung der menschlichen Skelettteile aus Wiederoda Zauschwitz OPI Nr 38 unter denen insbesondere Schadelfragmente und Teile einzelner Extremitaten mit z T unterschiedlichsten Spuren von Gewalteinwirkungen vorkommen erhebt sich erneut die Frage nach bronzezeitlichen Menschenopfern In A Stapel S 193Weblinks BearbeitenNeubearbeitung der Funde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Opferplatz von Zauschwitz amp oldid 236858575