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Elektronische Meetingsysteme EMS sind eine Informationstechnik die Meetings von Gruppen unterstutzt 1 Sie erleichtern Problemlosung und Entscheidungsfindung in Gruppen Der Begriff Electronic Meeting Systems wurde von Jay Nunamaker et al im Jahr 1991 gepragt 2 Der Terminus ist synonym mit Group Support System GSS und im Wesentlichen auch mit Group Decision Support System GDSS Elektronische Meetingsysteme bilden eine Unterklasse der Anwendungen fur Computer Supported Cooperative Work Elektronische Meetingsysteme vermeiden schadliche Einflusse und uberwinden typische Blockaden von Gruppenarbeit unter anderem durch optionale Anonymisierung und Parallelisierung der Teilnehmerbeitrage 2 3 Zu den Meetings ladt ein Gastgeber oder Moderator ahnlich wie zu einer Webkonferenz die Teilnehmer per E Mail ein Inhaltsverzeichnis 1 Begriffliche Abgrenzungen 2 Geschichte 2 1 Die Anfange 2 2 Erste LAN basierte Produkte 1990er Jahre 2 3 Webanwendungen 3 Standardfunktionen 3 1 Brainstorming und Kategorisierung 3 2 Diskussion 3 3 Abstimmung 3 4 Agenda 3 5 Protokoll 4 Synchrone und asynchrone Meetings 5 Vorteile Elektronischer Meetingsysteme 6 Nachteile Elektronischer Meetingsysteme 7 Literatur 8 EinzelnachweiseBegriffliche Abgrenzungen BearbeitenElektronische Meetingsysteme sind begrifflich einerseits von klassischer Groupware andererseits von Webkonferenzsystemen abzugrenzen Angesichts der Vielzahl der Produkte kommt es in der Realitat zu Uberschneidungen Von Groupware unterscheiden sich EMS durch die Intensitat der Zusammenarbeit Groupware unterstutzt nach Lubich 4 die Zusammenarbeit von Gruppen wobei die Einzelbeitrage erkennbar bleiben EMS unterstutzen die Gruppe bei der kooperativen Erarbeitung eines Ergebnisses fur das die Gruppe als Ganzes verantwortlich ist Groupware Systeme und EMS sind prozessual komplementar weil Groupware Teams bei der Recherche und Erstellung von Dokumenten in der Vorbereitung einer EMS Sitzung bzw der Implementierung der Ergebnisse einer EMS Sitzung unterstutzt Webkonferenzsysteme und EMS sind komplementar EMS erganzen Webkonferenzsysteme um interaktive Werkzeuge fur die Erzielung und Dokumentation von Gruppenergebnissen Webkonferenzsysteme erganzen EMS um die dort fehlende Funktionalitat fur Sprachkonferenz und Screensharing Geschichte BearbeitenDie Anfange Bearbeiten Nunamaker u a nennen als erste Ansatze zur Entwicklung einer EMS Technik das CASE Projekt PSL PSA Mitte der sechziger Jahre Die ersten EMS nach heutigem Verstandnis entstanden Anfang und Mitte der achtziger Jahre als Universitats oder Forschungsprojekte Die University of Arizona entwickelte einen Prototyp namens Plexsys auf der Basis des PSL PSA Projektes Die University of Minnesota entwickelte das System SAMM Software Aided Meeting Management Das Xerox PARC entwickelte Colab Die University of Michigan entwickelte verschiedene EMS Werkzeuge auf Macintosh Basis und forschte zur Raum und Mobelgestaltung Die Arbeiten unterschieden sich in ihren Zielen Wahrend sich das Xerox PARC auf kleine kooperierende Gruppen von 2 bis 6 Personen konzentrierte konzentrierte sich die University of Arizona auf grossere nicht notwendigerweise kooperierende Gruppen von 16 bis 24 Personen Ende der achtziger Jahre entstand ein kommerzieller EMS Markt 1989 grundete die University of Arizona die Ventana Corp die aus Plexsys heraus das kommerzielle Produkt GroupSystems entwickelte Zur gleichen Zeit wurde VisionQuest von Beginn an als kommerzielles Produkt entwickelt 1992 grundet Xerox PARC die unabhangige Tochter LiveWorks Inc die auf der Basis des Forschungsprojektes Colab das kommerzielle Produkt LiveBoard entwickelt 5 Erste LAN basierte Produkte 1990er Jahre Bearbeiten Als Urvater moderner EMS Systeme gilt das seit 1989 von der Ventana Corporation entwickelte Group Systems Group Systems stellte erstmals die Standardfunktionen moderner EMS Systeme wie Brainstorming und Kategorisierung Abstimmungen und Diskussionen im Zusammenhang einer chronologischen Agenda zur Verfugung Beitrage konnten parallelisiert und anonymisiert erfolgen die Ergebnisse eines Arbeitsschrittes z B eines Brainstormings in ein nachfolgendes Werkzeug z B eine Abstimmung kopiert werden Technisch basierte das System auf Clients unter Microsoft Windows die uber ein lokales Netzwerk LAN auf einen Server mit Paradox Datenbank zugriffen Die Beschrankung auf lokale Meetings die erheblichen Anforderungen an die Infrastruktur und die komplexe Steuerung der Software durch den Moderator standen einer weiten kommerziellen Verbreitung entgegen In der Folge wurde Group Systems zu einem Expertenwerkzeug ausgebaut dass zumeist in speziellen mit Computertechnik ausgestatteten Konferenzraumen oder durch spezialisierte Unternehmensberatungen eingesetzt wurde In den spaten 1990er und fruhen 2000er Jahren entwickelten sich weitere EMS Diese stutzten sich wie das niederlandische Inteam oder das amerikanische Meetingworks auf eine LAN basierte Client Server Architektur und unterlagen den dadurch bedingten Einschrankungen Einen Sonderweg ging Facilitate com das bereits zu Beginn der 2000er Jahre auf HTML Technologie setzte fur die Internet Fahigkeit jedoch die damals gravierenden Funktionseinschrankungen dieser Technologie in Kauf nahm Webanwendungen Bearbeiten Seit ca 2005 fokussiert sich die Entwicklung von EMS auf Systeme die die von modernen Betriebssystemen gewohnte graphische Bedienbarkeit im Webbrowser realisieren Dies vereinfacht neben der Nutzung des EMS in fest installierten Meetingraumen auch die Anwendung in Online Meetings uber das Internet Hierbei muss der Meeting Leiter sich der besonderen Situation bewusst sein dass alle Teilnehmer unterstutzt durch das EMS nur vermittelt durch Technik kommunizieren Diese hierzu notwendigen Fahigkeiten werden mit E Moderation bezeichnet Prototypische Vertreter dieser Produktgeneration sind das aus Group Systems hervorgegangene Produkt Thinktank sowie das jungere MeetingSphere oder das ursprunglich bei der Fraunhofer Gesellschaft entwickelte teambits workshop Diese Produkte bieten die Funktionalitaten eines EMS webbasiert an unterscheiden sich jedoch hinsichtlich ihrer Ausrichtung und Funktionstiefe ThinkTank bietet die aus Group Systems bekannte Funktionstiefe fur professionell moderierte Workshops und baut diese weiter aus teambits bietet digitale Moderationswerkzeuge die sowohl in Meetings vor Ort wie auch uber das Internet zusammen mit Webkonferenzen verwenden werden konnen MeetingSphere positioniert sich dagegen als integrierter Satz von Meeting Tools fur die Unterstutzung von Online Meetings und Workshops sowie das asynchrone Arbeiten in virtuellen Teams Der Entwicklungsschwerpunkt liegt hier auf der Vereinfachung der Bedienbarkeit Der Portable MeetingSphere Server erweitert diesen Ansatz auf lokale Workshops und Grossgruppenmoderation Eine Sonderrolle spielen die Produkte next moderator und teambits unite die auf die Unterstutzung sehr grosser Gruppen bei Grossveranstaltungen abzielen Hier liegt der Fokus darauf viele Personen vor Ort ideal zu vernetzen und gemeinsame Ergebnisse zusammenzufuhren diese automatisch zu protokollieren und schnell fur alle sichtbar zu machen Standardfunktionen BearbeitenEMS bieten eine Reihe von Standardfunktionen vor allem aus der Moderationstechnik die sich in Funktionsumfang und Tiefe jedoch zum Teil erheblich unterscheiden Sie unterscheiden sich ferner durch das Angebot zusatzlicher Werkzeuge sowie Art und Umfang der Administrationsfunktionen ferner dem Grad der Interoperabilitat mit Webkonferenzsystemen fur Screensharing oder Sprachkonferenzen Brainstorming und Kategorisierung Bearbeiten Ein elektronisches Brainstorming basiert auf dem gemeinsamen Beschreiben einer gemeinsamen Liste von Ideen Im Gegensatz zu papiergestutzten Brainstorming oder Brainwriting Verfahren werden gesendete Beitrage sofort allen Teilnehmern angezeigt typisch in anonymisierter Form Durch die Herabsetzung der sozialen und prozessualen Barrieren Anonymisierung Parallelisierung konnen mehr auch abweichende Ideen in kurzerer Zeit generiert werden Die Vorteile eines elektronischen Brainstormings gegenuber traditionellen Verfahren nehmen mit wachsender Gruppenstarke zu 6 Optional erfolgt eine gemeinsame Kategorisierung der Beitrage in Themenordner Bei graphisch bedienbaren EMS ziehen die Teilnehmer die Beitrage mit der Maus in die Ordner Diskussion Bearbeiten Die Diskussionswerkzeuge in EMS ahneln einem strukturierten Chat der zu mehreren Themen gleichzeitig meist unter einer ubergeordneten Fragestellung erfolgt Die Parallelisierung erfolgt auf mehreren Ebenen Auf der Ebene der gleichzeitig zur Diskussion gestellten Themen auf der die Teilnehmer die Themen wahlen zu denen sie aktiv beitragen wollen und auf der Ebene der einzelnen Beitrage die alle Teilnehmer unabhangig voneinander erfassen und absenden konnen Diskussionen konnen anonym oder namentlich meist auch teil anonym nach Gruppenzugehorigkeit gefuhrt werden Durch die Herabsetzung der sozialen und prozessualen Barrieren Anonymisierung Parallelisierung kann im Vergleich zur mundlichen Diskussion eine wesentlich grossere Anzahl von Beitragen ausgetauscht werden Zwischenmenschliche Konflikte konnen vermieden Gruppenzwange aufgehoben werden Abstimmung Bearbeiten EMS bieten eine Reihe typischer Abstimmungsverfahren wie Skalen Mehrfachauswahl Rangfolgen oder Budgetierung Die mehrfache Abstimmung nach unterschiedlichen Kriterien oder Abstimmungsverfahren ermoglicht Nutzwert und Wirkanalysen Die Ergebnisse stehen bei Abschluss der Abstimmung zur Verfugung in der Regel sowohl in tabellarischer als auch in graphischer Form Im Gegensatz zu klassischen Abstimmungen durch Handheben oder Punkte Kleben im Rahmen der Pinnwandmoderation erfolgen Abstimmungen in EMS anonym z T auch teilanonym nach Gruppenzugehorigkeit und mit wesentlich hoherer Differenzierung Agenda Bearbeiten Moderne EMS organisieren den Ablauf des Meetings in Form einer Agenda die die Aktivitaten des Meetings thematisch und chronologisch gliedert und nach Werkzeug spezifiziert Aus der Agenda steuert die moderierende gastgebende Person das Meeting indem sie die Teilnehmer in die einzelnen Werkzeuge einladt startet Zum Teil ist die Ubernahme von Agenden aus vorhandenen Meetings oder aus Vorlagen moglich Protokoll Bearbeiten Die Inhalte eines EMS gestutzten Meetings liegen als Datenbankinhalte vor Sie konnen je nach gewahltem System in unterschiedlichen Formaten als Datei ausgegeben oder gedruckt werden Synchrone und asynchrone Meetings BearbeitenSynchrone d h gleichzeitige Meetings bieten den Vorteil der unmittelbaren spontanen Interaktion zwischen den Teilnehmern Sie setzen jedoch die gleichzeitige Verfugbarkeit aller Teilnehmer voraus Asynchrone Meetings erhohen die Verfugbarkeit der Teilnehmer indem sie den genauen Zeitpunkt der Teilnahme dem Teilnehmer uberlassen Asynchrone Meetings eignen sich daher besonders dann wenn es weniger um Spontanitat als um den reflektierten Input ausgewahlter Teilnehmer geht Technisch unterscheiden sich synchrone d h gleichzeitige Meetings und asynchrone Meetings an denen Teilnehmer zeitversetzt teilnehmen dadurch wie lange die Werkzeuge den Teilnehmern zur Verfugung stehen Typisch sind die Teilnehmer eines synchronen Meetings jeweils in genau einer Aktivitat aktiv die sie gemeinsam bearbeiten Zeitgleiche Online Meetings erfordern in aller Regel eine parallele Sprachkonferenz fur die mundliche Steuerung des Gruppenprozesses sowie Screensharing per Webkonferenz falls Bildschirminhalte prasentiert werden sollen In asynchronen Meetings sind dagegen haufig mehrere Werkzeuge mit unterschiedlichen Fragestellungen geoffnet Das zeitliche Zusammentreffen und die zeitlich unmittelbare Interaktion zwischen den Teilnehmern ist hier rein zufallig Asynchrone Meetings werden haufig zum Einholen von Feedback oder Input eingesetzt Entweder unabhangig von einem synchronen realen oder virtuellen Meeting oder in dessen Vorbereitung oder zur Nachbereitung offen gebliebener Fragen EMS unterscheiden sich in der Unterstutzung asynchroner Meetings zum Teil betrachtlich Die Unterschiede betreffen vor allem auf die Dauer der unterstutzen Meetings 24 Stunden Tage Wochen die Planung und Kommunikation asynchroner Meetings Agenda Einladung und die Auspragung des Lizenzmodells Flatrate Pay Per Use Concurrent Meetings usw Vorteile Elektronischer Meetingsysteme BearbeitenDie Vorteile von EMS gegenuber klassischen Konferenzen oder Workshops mit Pinnwandmoderation sind Online Fahigkeit dadurch Entfall von Reisekosten und zeiten Erhohte Verfugbarkeit der Teilnehmer Erhohte Interaktivitat und Partizipation durch Parallelisierung Erhohte Offenheit und Unvoreingenommenheit durch Anonymisierung Scharfere Analysen durch Abstimmungen und Auswertungen in Echtzeit Verringerung der Vorbereitungszeiten durch Nutzung von Agendavorlagen Reproduzierbarkeit von Meeting und Workshopablaufen durch Agendavorlagen Automatische neutrale DokumentationNachteile Elektronischer Meetingsysteme BearbeitenDie Masse der in der Literatur diskutierten Nachteile von EMS gegenuber klassischen Konferenzen oder Workshops sind durch technischen Fortschritt oder die zielgruppengerechte Auspragung uberwunden Die vormals hohen Infrastrukturerfordernisse sind auf Internetzugang und Browser reduziert Die vormals hohen Anforderungen an den Moderator sind in den Systemen die fur die alltagliche Anwendung konzipiert sind stark reduziert Die kulturelle Hurde Meetings uber ein technisches Medium durchzufuhren ist durch die Gewohnung an Webkonferenzen reduziert Die verbleibenden Nachteile resultieren primar bei raumlicher Verteilung der Teilnehmer durch den Wegfall der personlichen Begegnung und der deutlich reduzierten Bandbreite an nonverbalen Kommunikationsmoglichkeiten die auch durch Videokonferenzen nur in geringem Mass kompensiert werden konnen Literatur BearbeitenJ Fjermestad S R Hiltz An assessment of Group Support Systems experimental research methodology and results In Journal of Management Information Systems Band 15 Nr 3 1999 S 7 149 J Fjermestad S R Hiltz Group Support Systems A descriptive evaluation of case and field studies In Journal of Management Information Systems Band 17 Nr 3 2001 S 112 157 Arnd Klein Adoption von Electronic Meeting Systems Dissertation Gabler Verlag 2004 E S McFadzean New Ways of Thinking An Evaluation of K Groupware and Creative Problem Solving Doctoral Dissertation Brunel University Uxbridge Middlesex 1996 Jay Nunamaker u a Lessons from a Dozen Years of Group Support Systems Research A Discussion of Lab and Field Findings In Journal of Management Information Systems Band 13 Nr 3 1996 S 163 207 Einzelnachweise Bearbeiten A Dennis u a Information Technology to Support Electronic Meetings In Management Information Systems Quarterly Vol 12 Nr 4 1988 S 591 619 a b Jay Nunamaker Alan Dennis Joseph Valacich Douglas Vogel Joey George Electronic Meeting Systems to Support Group Work In Communications of the ACM Band 34 Nr 7 Juli 1991 S 40 61 E S McFadzean Improving Group Productivity with Group Support Systems and Creative Problem Solving Techniques In Creativity and Innovation Management Vol 6 No 4 1997 S 218 225 H P Lubich Towards a CSCW Framework for Scientific Cooperation in Europe Lecture Notes in Computer Science Band 889 Springer Verlag 1995 ISBN 3 540 58844 2 S 26 A J Schafer EMS Electronic Meeting System Unterstutzung fur das Meeting Management im Architekturbetrieb Hannover November 1997 S 5 A R Dennis J S Valacich Computer Brainstorms More Heads are Better than One In Journal of Applied Psychology Vol 78 No 4 1993 S 531 537 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elektronisches Meetingsystem amp oldid 228276293