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Offenes Lernen betrachtet konsequent die Schulerseite und ist jedes Lernen das durch die Schuler selbstbestimmt erfolgt Der Begriff offenes Lernen wird in der Schule und in der padagogischen Diskussion immer noch sehr undifferenziert gebraucht Inhaltsverzeichnis 1 Mehrdimensionales Bestimmungsraster 2 Lernorganisation 3 Freinet Padagogik 4 Lehrerrolle 5 Schulerrolle 6 Personlichkeitsentwicklung und Lernen 7 Schulerfolg und offenes Lernen 8 Kritik 9 Literatur 10 Weblinks 11 FussnotenMehrdimensionales Bestimmungsraster BearbeitenFalko Peschel nutzt im Anschluss an Benner und Brugelmann ein mehrdimensionales Bestimmungsraster um zu zeigen inwieweit im Unterricht der Regelschule ein offenes Lernen ermoglicht wird bzw der Unterricht so verandert werden kann dass sich der Grad des offenen Lernens erhohen lasst So wird fur Schuler mehr Selbstbestimmung in Bezug auf ihr eigenes Lernen messbar Offenes Lernen kann also im Rahmen dieses Bestimmungsrasters 1 eindeutig verwendet werden Es konnen beliebige Lernformen in Bezug auf den Grad der Offenheit miteinander verglichen werden Dimension Offen Schuler legt fest GeschlossenOrganisatorisch Ermoglichung ganz freier Zeiteinteilung Orts undPartnerwahl auf Dauer langfristige Arbeitsvorhaben Wann arbeitest du mit wem wo Der Lehrer bestimmt wann wer mit wem wo arbeiten kann Methodisch Aufgaben werden auf unterschiedlichsten Niveaus mit unterschiedlichsten Zugangsweisen nebeneinander bearbeitet freier Ausdruck ist grundlegendes Element Wie machst du das Der Lehrer legt den methodischen Zugang zum Lerngegenstand festInhaltlich uberfachliche Arbeitsvorhaben Mathe Sprache Naturwissenschaft etc nebeneinander Was machst du Der Lehrer gibt konkrete fachlich begrenzte Aufgaben vorSozial Selbstregierung der Klassengemeinschaft Wie lebt und arbeitet ihr gemeinsam Der Lehrer bestimmt wie gemeinsam gearbeitet wird und regelt auch das soziale Leben der KlassePersonlich Auf Gleichberechtigung abzielende uberschulische Beziehung Es gibt weder in der Klasse noch in der Schule Gleichberechtigung zwischen Schulern und LehrernLernorganisation BearbeitenLernende sind dabei nicht mehr von fach didaktischen Stoffhierarchien abhangig sie sind nicht an Lernen fur Facher gebunden Vielmehr bestimmen ihre Interessen ihren fachubergreifenden Lernprozess und den sozialen Prozess in der Klasse Jeder kann durch geeignete Organisationsformen der gemeinsamen Lernzeit die sich grundlegend vom herkommlichen Unterricht unterscheiden seine Interessen einbringen und uber seine Nutzung der Lernzeit bestimmen Andere Schuler die ahnliche Interessen haben konnen entweder eine Kooperation eingehen oder ihre individuellen Fragen zu diesem Komplex bearbeiten Auf diese Weise entstehen aus dem Gemenge der Interessenlagen individualisierte Arbeitsvorhaben Die dafur notwendigen Lernzeiten handeln die Lernenden untereinander aus Jeder kann sich fur ein solches Arbeitsvorhaben entscheiden oder selbst ein anderes starten Es kann auch vorkommen dass an einem Arbeitsvorhaben nur ein Lernender arbeitet Die Ergebnisse der Arbeitsvorhaben werden der Klassengemeinschaft vorgestellt Die Teilnehmer am Arbeitsvorhaben beantworten Fragen der Klassengemeinschaft nach ihrem Kenntnisstand So konnen entweder neue Arbeitsvorhaben entstehen oder das Thema ruht auf unbestimmte Zeit Freinet Padagogik BearbeitenIn der Freinet Padagogik werden diese Arbeitsvorhaben dokumentiert und gesammelt und bilden so das Gedachtnis der Klasse Weil hierbei nicht nur die Ergebnisse dokumentiert werden sondern auch Arbeits und Untersuchungsmethoden also der Weg wie dieses Arbeitsergebnis entstand ist dieses Gedachtnis nicht nur Wissensspeicher sondern auch Methodenreservoir 2 Lehrerrolle BearbeitenDie Lehrerrolle erfahrt eine radikale Anderung Statt zu kontrollieren ob die Schuler das lernen was sie lernen sollen ist der Lehrer ein Forderer des Lernens der jedem Schuler hilft das zu lernen zu untersuchen zu beobachten was ihn interessiert und diesen Prozess bewusst zu steuern An die Stelle der Defizitbetrachtung Das kannst du noch nicht tritt eine das Selbst des Lernenden unterstutzende Sicht Das habe ich schon herausgefunden und ein am individuellen Wachstum des Lerners orientierte Begleitung evtl mit Hinweisen auf noch Unbekanntes auf wichtige Zusammenhange auf Widerspruche etc Entscheidend dabei ist dass allein der Lernende uber die Intensitat und die Richtung des ganzheitlichen Lernprozesses bestimmt Dazu kommt dass der Lehrer auch den sozialen Prozess und die Interaktionen der Klasse uber die Klasse hinaus nicht mehr bestimmt Die Lernenden sind selbst fur diese Prozesse verantwortlich der Lehrer ist nur noch ein Teil davon Er zentralisiert den Lernprozess nicht mehr auf sich durch seinen Wissensvorsprung er setzt soziale Normen nicht mehr qua Amt durch das Zustandekommen von Aussenkontakten der Lernenden z B bei einer Erkundung ist nicht mehr ausschliesslich von ihm abhangig Selbst die Einhaltung der sozialen Normen die sie Lernenden selbst gesetzt haben ist nicht die Aufgabe des Lehrers Er ist auch nicht die Strafinstanz bei festgestellten Vergehen Der Lehrer darf sich dabei nicht auf die Rolle des stummen Beobachters zuruckziehen und die Klasse sich selbst uberlassen Er ist derjenige der alle Aktivitaten der Lernenden sei es in fachlicher uberfachlicher Hinsicht in sozialer Hinsicht oder auch in Bezug auf die Aussenkontakte unterstutzt und fordert Er ist Partei jedes Lernenden auch in sozialer Hinsicht Quelle 3 Schulerrolle BearbeitenAuch die Schulerrolle erfahrt eine radikale Anderung Statt Objekt von Belehrungen zu sein ist jeder Lernende nun Subjekt seines eigenen Lernens Statt sich bequem zuruckzulehnen und angebotenen Lehrstoff anzunehmen oder abzulehnen oder sogar zu torpedieren Lernstoff zu konsumieren und mit geeigneten Strategien die gestellten Anforderungen mehr oder weniger gut zu erreichen ist er beim offenen Lernen in der ungewohnten Situation nicht lernen zu mussen sondern lernen zu durfen Daher kann es bei der Umstellung von herkommlichem Unterricht zu offenem Lernen erhebliche Schwierigkeiten geben Daruber hinaus konnen sich Schuler nicht mehr auf die ordnende Hand des Lehrers verlassen sondern lernen selbst individuell unterschiedliche Auffassungen und Handlungsweisen kennenzulernen zu akzeptieren oder sich dagegen zur Wehr zu setzen Sie lernen Rucksicht aufeinander zu nehmen und gleichzeitig sich in der Lerngruppe einen Platz zu erkampfen Sie lernen dabei dass das eigene Handeln fur andere Folgen hat und dass sie fur diese Folgen von der Gemeinschaft der Lernenden zur Verantwortung gezogen werden konnen Wird diese Lernform schon in der Grundschule sozusagen von Anfang an praktiziert entstehen diese Umstellungsprobleme nicht in dieser Form Trotzdem haben Kinder ja auch schon vor der Schule Lebenserfahrung gesammelt und agieren in der Klasse zunachst auf Grund dieser Erfahrungen Aus diesen unterschiedlichen Handlungsstrategien der Kinder entstehen mit der Zeit Regeln die die Kinder benotigen um miteinander auszukommen und ihren Interessen und Bedurfnissen nachgehen zu konnen Diese Regeln haben nicht den Stellenwert fur die Kinder die solche Regeln fur Erwachsene haben Quelle 4 Personlichkeitsentwicklung und Lernen BearbeitenTrotzdem muss immer wieder von den Lernenden reflektiert werden ob das was sie gerade tun die in der Klasse vorhandenen Moglichkeiten an Arbeitsvorhaben zu arbeiten nutzt oder nicht Zugespitzt gefragt Ist Computerspielen ein Arbeitsvorhaben oder eine Freizeitbeschaftigung Konsequent durchgehalten steht es dem Lernenden ja frei seinen Interessen nachzugehen An dieser Stelle wird deutlich dass offenes Lernen auch das individuelle Zeitmanagement und Werteinstellungen und bildung umfasst und somit weit uber herkommlichen Unterricht in die Entwicklung der Personlichkeit wirkt Jeder Lernende muss fur sich selbst entscheiden was er tut und was nicht Der Klasse kommt dabei die Rolle der Offentlichkeit zu Sie kann z B Regeln aufstellen Grenzen setzen Verstosse kann dann jedes Mitglied der Klasse feststellen und zur Diskussion stellen In der Freinet Padagogik geschieht das im Klassenrat in Summerhill geschieht das im Tribunal Die Gemeinschaft entscheidet nach Diskussion Schulerfolg und offenes Lernen BearbeitenUber die Grundschulzeit von 4 Jahren gesehen ist der uberdurchschnittliche Lernerfolg der Schuler belegt Peschel widmet der Lernentwicklung besondere Aufmerksamkeit 5 In jedem Bereich Schreiben Rechtschreiben Lesen Arithmetik untersucht er ob die Leistung der Kinder mindestens durchschnittlich ist ob die Streuung bzw die Entwicklung der Streuung nicht hoher als ublich ist und ob sich die Gruppe der schwachen Kinder mindestens durchschnittlich ist In allen Bereichen kann er feststellen dass die Ergebnisse signifikant hoch sind Fur jeden Bereich kommt er zu der Aussage Die Behauptung dass auf Klasseneben nur mit einem expliziten Lehrgang erlernt werden kann muss nach diesen Ergebnissen zumindest relativiert werden 6 Kritik BearbeitenDie Kritik des offenen Lernens geht davon aus dass Lernen in der Schule ohne formale Lektionen ohne einen Lehrer der fachlich den Uberblick hat und daher bestimmt was gelernt werden soll ohne Motivation durch den Lehrer nicht oder nur sehr zufallig stattfindet Dabei wird auf die tagliche Erfahrung der Lehrer verwiesen Offenes Lernen sei daher ineffizient und unsystematisch Allein durch geordneten Unterricht sei es moglich Inhalte in einer sinnvollen Abfolge zu vermitteln und damit auch komplexe Inhalte angemessen und richtig darzubieten Es findet sich auch immer wieder die Vermischung von Offenem Lernen und reformpadagogischem Lernen verschiedener Richtungen statt Diese Lernformen nehmen zwar auch fur sich in Anspruch offen zu sein bestimmen aber inhaltlich die Offenheit ganz anders namlich viel eingeschrankter Die Bestimmungsraster ermoglichen diesen bisher nicht moglichen Vergleich Andere altere Definitionen von Offenem Unterricht beziehen sich nur auf einzelne oder auch mehrere Dimensionen und ermoglichen Offenheit die freie Entscheidung der Schuler nur in eingeschranktem Mass So beschrankt sich z B bei Eiko Jurgens die Offenheit auf die Dimensionen organisatorische Offenheit wird nur teilweise ermoglicht methodische und soziale Offenheit je nach Aufgabenstellung teilweise eingeschrankt inhaltliche Offenheit wird fast gar nicht ermoglicht Personliche Offenheit Gleichberechtigung wird von Jurgens gar nicht angesprochen 7 Literatur BearbeitenF Peschel Offener Unterricht Idee Realitat Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept zur Diskussion Schneider Verlag Hohengehren 2002 ISBN 3 89676 531 0 Dissertation Uni Siegen Preis fur hervorragende wissenschaftliche Arbeit Band 1 Allgemeindidaktische Uberlegungen Band 2 Fachdidaktische Uberlegungen F Peschel Offener Unterricht Idee Realitat Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept in der Evaluation 2 Teile Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler 2003 ISBN 3 89676 714 3 2 unveranderte Auflage ebenda 2006 ISBN 3 8340 0136 8 3 unveranderte Auflage ebenda 2010 ISBN 978 3 8340 0136 8 Carl R Rogers Lernen in Freiheit Zur Bildungsreform in Schule und Universitat Kosel Verlag Munchen 1974 ISBN 3 466 42042 3 Original Freedom to learn Merrill Columbus OH 1969 ISBN 0 675 09519 0 Studies of the person J Gondor 2013 Offener Unterricht hier lerne ich was ich will Von der Freiheit das eigene Lernen im Unterricht selbst zu gestalten Edition Winterwork Borsdorf ISBN 978 3 86468 520 0auch offener Unterricht aber als allgemeiner Begriff offenere Unterrichtsformen Michael Bannach Selbstbestimmtes Lernen Freie Arbeit an selbst gewahlten Themen Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler 2002 ISBN 3 89676 525 6 Grundlagen der Schulpadagogik 41 Zugleich Berlin Hochsch der Kunste Diss 2001 Weblinks BearbeitenHomepage zum Offenen Unterricht Forum zum offenen Unterricht Mathematik im Selbstversuch In Die Zeit 4 Mai 2006 learning factory in deutscher Sprache Beitrag aus der Schweiz auch offener Unterricht aber als allgemeiner Begriff offenere Unterrichtsformen Offenes Lernen in der SchweizFussnoten Bearbeiten F Peschel Offener Unterricht Teil II Schneiderverlag Hohengehren 2002 S 36 ff freinet paed com und freinet paed com 20 Juni 2008 14 05 F Peschel Offener Unterricht Teil II Schneiderverlag Hohengehren 2002 S 253 ff F Peschel Offener Unterricht Teil II Schneiderverlag Hohengehren 2002 S 246 ff Peschel 2006 Kap 12 Entwicklung auf Klassenebene Kap 13 Entwicklungen im Bereich Schreiben und Rechtschreibenlernen Kap 14 Entwicklungen im Bereich Lesen Kap 15 Entwicklungen im Bereich Arithmetik Kap 16 Leistungsentwicklung der leistungsschwacher erscheinenden Kinder Kap 17 Leistungsentwicklung der nicht an der Regelschule beschulbar erscheinenden Kinder Peschel 2006 z B fur Arithmetik S 665 f Eiko Jurgens Die neue Reformpadagogik und die Bewegung Offener Unterricht 2004 6 Auflage Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Offenes Lernen amp oldid 236251376