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Die Neutral Null Methode NNM Nulldurchgangsmethode ist ein standardisierter orthopadischer Bewertungs und Dokumentationsindex fur die Beweglichkeit von Gelenken Sie wird als Code ausgedruckt der das Bewegungsausmass eines Gelenks in Winkelgraden um eine bestimmte Achse wiedergibt Auf diese Weise ist die Beweglichkeit eindeutig nachvollziehbar und in Befunden und Briefen dokumentierbar Anhand von bekannten Normwerten kann eine Bewegungseinschrankung somit bewertet und als eine Grundlage fur die gutachterliche Stellungnahme eingesetzt werden siehe auch Anatomische Lage und Richtungsbezeichnungen Darstellung der menschlichen anatomischen EbenenInhaltsverzeichnis 1 Bewegungsausmass 2 Sonderfalle 3 Dokumentation 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBewegungsausmass BearbeitenDie Bewegungsfreiheit wird als maximale Auslenkung des Gelenkes aus der Neutralstellung in Winkelgraden angegeben wobei die Neutralstellung mit 0 bezeichnet wird Ausgangslage ist die Neutrale Position Der Mensch steht aufrecht die Arme sind nach unten hangend entspannt die Daumen nach vorn gerichtet und die Fusse stehen parallel Das bedeutet in der Regel dass die Ellbogen und Kniegelenke nicht komplett gestreckt sind sondern ganz leicht gebeugt Die anliegenden Winkel werden als Null Stellung definiert Diese Neutralnullstellung entspricht weitestgehend der anatomischen Nullstellung anatomische Normalposition bei welcher die Handflachen allerdings nach vorne zeigen Zur Beschreibung der Beweglichkeit muss vorab angegeben werden in welche Richtungen getestet wird Seitens der deutschen gesetzlichen Unfallversicherung hat es sich etabliert als ersten Winkel die Auslenkung in korperferne Richtung Streckung Extension Auswartsbewegung Abduktion oder Auswartsdrehung Aussenrotation Supination usw anzugeben Der zweite Winkel lautet im Normalfall 0 Neutralstellung der dritte Winkel beschreibt die Auslenkung in die korpernahe Richtung Beugung Flexion Einwartsbewegung Adduktion oder Einwartsdrehung Innenrotation Pronation Es existiert aber kein verbindlicher Standard so dass das Bewegungsausmass auch andersherum angegeben werden kann also z B Beugung Streckung statt Streckung Beugung mit entsprechend umgekehrter Reihung der Winkelgrade wodurch sich an der eigentlichen Aussage nichts andert Der normale ungestorte Bewegungsumfang des Ellbogengelenks betragt in Streckung Beugung 10 0 150 Das Gradzeichen wird in der Regel nicht angefuhrt Das bedeutet dass sich der Arm aus der Null Stellung noch 10 Grad strecken lasst Extension in die physiologische Nullstellung gehen kann und bis zu einem Winkel von 150 Grad beugen lasst Flexion Bei Gelenken mit mehreren Freiheitsgraden wird fur jede Achse ein Datensatz angegeben Fur das Huftgelenk lauten die Normalwerte also Streckung Beugung 10 0 120 Abspreizen Anfuhren 45 0 30 Aussendrehung Innendrehung 50 0 40Sonderfalle BearbeitenKann die Neutralstellung des Gelenks z B aufgrund einer Schadigung nicht erreicht bzw wahrend der Gesamtbewegung nicht durchschritten werden erscheint der Wert 0 nicht mehr in der Mitte sondern an der Seite wo das Defizit besteht Ein typisches Beispiel ist die Bewegungseinschrankung im Ellenbogengelenk nach einer Fraktur mit Gelenkbeteiligung Ist hier die maximale Beugung bei 100 eingeschrankt die Streckung aber nur bis 30 Beugestellung moglich also mit Streckdefizit 30 lautet der Befund Streckung Beugung 0 30 100 Im Fall eines Spitzfusses bei dem die Neutralstellung 0 von 90 zwischen Unterschenkelachse und Fussachse nicht erreicht wird lautet der Befund beispielsweise Dorsalextension Plantarflexion 0 15 30 und beschreibt ein Defizit einen Spitzfuss von 15 Der Fuss steht durchweg in Beugestellung Plantarflexion Man beachte dass die Bewegung des Fusses nach oben also Richtung Kopf als Streckung Dorsalextension und die Bewegung nach unten also zum Boden als Beugung Plantarflexion definiert sind Im Falle einer Ankylose mit fixierter Gelenkstellung oder nach einer Arthrodese operative Gelenkversteifung z B in 20 Beugestellung heisst der Befund Beugung Streckung 20 20 0 das entspricht einem Bewegungsausmass von 0 und einem Streckdefizit von 20 Dokumentation BearbeitenZur Dokumentation der erhobenen Befunden existieren im Bereich der deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung standardisierte Messblatter fur die oberen 1 und unteren 2 Extremitaten Diese Messblatter enthalten die Normwerte der Bewegungsausmasse aller Gelenke und verdeutlichen die Systematik der Befunddokumentation Sie werden in Deutschland ausser im Bereich der GUV auch fur private Unfallversicherungen und andere beispielsweise sozialgerichtliche Begutachtungen eingesetzt Fur eine statistische Auswertung lassen sich die Angaben in der Form der Neutralnullmethode nicht nutzen vielmehr muss dann derart umgeformt werden dass nur zwei Angaben fur die beiden Bewegungsrichtungen verbleiben also statt Beugung Streckung 150 0 10 lassen sich als Variablen nur Beugung 150 und Streckung 10 verarbeiten Kann die Neutralstellung nicht erreicht werden ist die entsprechende Variable negativ also statt Beugung Streckung 100 30 0 lauten die Variablen Beugung 100 und Streckung 30 was dem Streckdefizit entspricht Hieraus lasst sich auch sehr einfach das Bewegungsausmass Range of motion ROM als Addition der beiden Variablen berechnen entsprechend 160 im ersten und 70 im zweiten Beispiel Dieses System und v a das Bewegungsausmass ROM werden ausserhalb des deutschsprachigen Raums weit verbreitet angewandt die Neutralnullmethode ist weitgehend unbekannt Neben der Messung der passiven Beweglichkeit im Rahmen von Gutachten sind fur die klinische Untersuchung die Messung der aktiven und der aktiv assistierten Bewegungsausmasse von grosser Bedeutung da sie das tatsachlich im Alltag einsetzbare Bewegungsausmass bestimmen Im Rahmen der Spastik kann ausserdem zwischen dem Bewegungsausmass bei der passiven langsamen Bewegung und der passiven schnellen Bewegung unterschieden werden was dem Umfang der durch die Spastik eingeschrankten Bewegung entspricht da bei schneller Bewegung die spastischen Muskeln wesentlich fruher kontrahieren und damit das alltagsrelevante Bewegungsausmass reduzieren Literatur BearbeitenK D Thomann et al Hrsg Orthopadisch unfallchirurgische Begutachtung Praxis der klinischen Begutachtung Elsevier Amsterdam 2008 ISBN 978 3 437 24860 3 S 612 Weblinks BearbeitenDetails und BeispieleEinzelnachweise Bearbeiten Messblatt obere Extremitaten PDF 220 kB Messblatt untere Extremitaten PDF 204 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neutral Null Methode amp oldid 225115496