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Das Museum Waschefabrik ist ein Museum in der ostwestfalischen Stadt Bielefeld und zeigt die Arbeitsbedingungen in einer Waschefabrik in der Mitte des 20 Jahrhunderts am Originalschauplatz Museum Waschefabrik DatenOrt BielefeldArt IndustriegeschichteEroffnung 1997Betreiber Forderverein Projekt Waschefabrik e V Jeden Sonntag von 11 bis 18 Uhr geoffnet Website www museum waeschefabrik deISIL DE MUS 002026 Museum WaschefabrikMuseum WaschefabrikInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Geschichte der Waschefabrik 1 2 Geschichte des Museums 2 Ausstellung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGeschichte der Waschefabrik Bearbeiten 1899 ubernahmen Hugo Juhl und Max Helmke das seit 1884 bestehende Bielefelder Leinen und Waschegeschaft Fa M Dahl nach dem Tod des Firmengrunders Moritz Dahl 1899 von dessen Witwe Sie waren beide fuhrende Angestellte der Firma Seit 1907 trug die Firma den Namen Vereinigte Waschefabriken Juhl amp Helmke Auch die Firma M Dahl spater Dahl amp Co wurde von Juhl und Helmke weitergefuhrt 1911 schied Max Helmke aus der Firma aus der Firmenname Juhl amp Helmke blieb jedoch bestehen 1912 kaufte Hugo Juhl mithilfe der Mitgift seiner Frau die Grundstucke Viktoriastrasse 48 und 50 mit den dahinter liegenden Grundstucken und liess dort im Hinterhof eine Waschefabrik mit integriertem Wohnhaus errichten das gleichzeitig als Wohnung fur den judischen Fabrikgrunder Hugo Juhl und seine Familie diente In der Blutezeit der Aussteuerproduktion Mitte der 1920er Jahre eroffnete Hugo Juhl in den Hausern Viktoriastrasse 65 und Heeper Strasse 48 weitere Nah und Sticksale 1924 beschaftigte die Firma 210 Arbeiter und Arbeiterinnen die Angestellten wurden nicht erfasst Es war damals der viertgrosste Betrieb der Branche in Bielefeld 1 Ende der 1920er Jahre kam infolge der Weltwirtschaftskrise ein grosser Einbruch in den Beschaftigtenzahlen so dass Hugo Juhl 1931 die Produktion wieder auf das ursprungliche Gebaude konzentrierte Genaht wurden Bett und Tischwasche Nacht und Unterwasche sowie Herrenhemden und Damenblusen Im Marz 1938 verkaufte Juhl der Arisierung vorgreifend die Waschefabrik an die Bruder Theodor und Georg Winkel aus Dresden die dort einen Verlag fur katholische Schriften betrieben Am 10 Juni 1939 starb Hugo Juhl im St Franziskus Hospital in Bielefeld an Nieren und Kreislaufversagen Er wurde auf dem judischen Friedhof am Haller Weg begraben Seine Tochter Hanna war mit ihrem Ehemann Fritz Bender bereits 1933 nach Holland emigriert Dorthin folgten ihnen nach Hugo Juhls Tod die zweite Tochter Mathilde und die Witwe Klara Nach dem Einmarsch der deutschen Armee in Holland am 10 Mai 1940 gelang nur Fritz Bender die Flucht in einem Ruderboot nach England Klara und Mathilde Juhl sowie Hanna Bender mit dem kleinen Tochterchen Marianne nahmen sich am 3 Juli 1940 in Amsterdam das Leben 1941 war die Fabrik in Vereinigte Waschefabriken Th und G Winkel umbenannt worden Die Gebruder Winkel wohnten zunachst weiterhin in Dresden und liessen die Waschefabrik durch Prokuristen verwalten 1944 wurden die meisten Nahmaschinen im Zuge der Grundung einer Kriegsbetriebsgemeinschaft mit der Firma Wasche Schmitz in deren Raume in die Duppelstrasse am heutigen Willy Brandt Platz Bielefeld verbracht die ubrigen Maschinen in der Gastwirtschaft Frehe ausgelagert Das Gebaude der Waschefabrik Jakob Schmitz wurde am 30 September 1944 bei dem grossen Bombenangriff auf Bielefeld vollig zerstort Anfang August 1945 konnte die Produktion mit den verbleibenden Maschinen in der Viktoriastrasse 48a wieder aufgenommen werden 1948 zogen Theodor und Georg Winkel mit ihren Familien nach Bielefeld in das Fabrikgebaude und ubernahmen selbst die Leitung der Waschefabrik Nach anfanglichem Aufschwung in den 1950er Jahren gingen die Auftrage in den 1960er Jahren zuruck Die letzten Investitionen wurden 1964 getatigt Aufgrund der einsetzenden Textilkrise und der Konkurrenz aus grossindustrieller Produktion die zunehmend in so genannten Billiglohnlandern stattfand gingen die Auftrage und damit die Belegschaft standig zuruck Ausserdem machte der Einzug der Waschmaschine in die Haushalte eine grosse Aussteuer uberflussig weil das kurzfristige Waschen einfacher wurde Zudem anderten sich die rechtlichen Verhaltnisse Am 3 Mai 1957 entfiel mit der Verabschiedung des Gleichberechtigungsgesetzes von Mann und Frau das bisher verbriefte Recht der Tochter auf eine von den Eltern finanzierte Aussteuer 2 Waren in der Blutezeit 1924 210 Naherinnen in der Waschefabrik beschaftigt so waren es Ende der 1970er Jahre nur noch vier 1981 starb Georg Winkel Theodor fuhrte die Firma die nicht aus dem Handelsregister geloscht wurde mit einer Buchhalterin und vier Naherinnen die jeweils bei Bedarf auf Abruf kamen bis zu seinem Tod 1990 weiter Geschichte des Museums Bearbeiten 1986 entdeckte ein Industriefotograf die Waschefabrik Im darauf folgenden Jahr wurde ein Forderverein Projekt Waschefabrik e V gegrundet der sich fur den Erhalt der Waschefabrik einsetzte Das Gebaude wurde 1987 unter Denkmalschutz gestellt 1993 konnte der Forderverein das Gebaude erwerben und in ehrenamtlicher Arbeit zum Museum umgestalten 1997 wurde die Fabrik als Museum Waschefabrik eroffnet 1998 wurde in den Raumlichkeiten fur den Film Sturmzeit Szenen in einem Nahsaal der 1920er Jahre gedreht Im Jahre 2000 zeichnete das Deutsche Nationalkomitee fur Denkmalschutz den Forderverein mit dem Deutschen Preis fur Denkmalschutz aus die Silberne Halbkugel Das Museum ist Teil des European Textile Network ETNET und verschiedener lokaler Industriedenkmalrouten Ausstellung BearbeitenDas Museum besitzt keine Ausstellung im herkommlichen Sinne sondern ist ein begehbares Denkmal An den Originalarbeitsplatzen werden auf Stelen Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Raumlichkeiten und den Arbeitsbedingungen gegeben Eine Medienprasentation im Eingangsbereich des Museums vergegenwartigt die Geschichte der Grunderfamilie Juhl Das Museum stellt ein einzigartiges Zeugnis der Industriekultur der ersten Halfte des zwanzigsten Jahrhunderts dar seit 1964 erfolgten keine Veranderungen am Inventar mehr Maschinen und Buroausstattung wurden so lange benutzt wie sie noch reparierbar waren Allerdings waren neu angeschaffte Maschinen haufig auf dem neusten Stand da durch einen Vertrag mit den benachbarten Durkopp Werken Vorserien Modelle aufgestellt wurden um sie im realen Betrieb zu testen Insgesamt beherbergt der Nahsaal uber 50 Nah und Stickmaschinen die zwischen 1914 und 1962 gebaut wurden zumeist von Bielefelder Herstellern wie Durkopp Adler Anker und Phonix aber auch von Singer Da das Museum von einem Forderverein grosstenteils ehrenamtlich betrieben wird ist es nur sonntags von 11 18 Uhr geoffnet Unter der Woche fuhren Mitglieder des Fordervereins auf Anfrage Besuchergruppen durch die Fabrik Einmal im Monat finden offene Fuhrungen durch das umliegende Bielefelder Spinnereiviertel sowie durch das Gebaude statt Ebenfalls einmal im Monat wird in Stick und Nahvorfuhrungen der Umgang mit den historischen Maschinen demonstriert Zweimal im Monat und verstarkt in den Schulferien werden fur Kinder museumspadagogische Veranstaltungen zum Mitmachen angeboten Von Fruhjahr bis Herbst gibt es in der Unternehmerwohnung den Kleinen Kultursalon hier wird mit Musik Kabarett Vortragen und Lesungen die Idee des musikalischen und literarischen Salons wiederbelebt Siehe auch BearbeitenListe der Museen in BielefeldLiteratur BearbeitenMonographien Forderverein Projekt Waschefabrik Hrsg Museum Waschefabrik Zeitreise in ein Stuck Bielefelder Industriekultur Bielefeld 2012 ISBN 978 3 89534 906 5 Aufsatze Astrid Frevert Ehemalige erzahlen Die Bedeutung von Oral History fur das Museum In Ravensberger Blatter Schriften des Historischen Vereins fur die Grafschaft Ravensberg Nr 2 Bielefeld 1999 S 49 53 Hans Jorg Kuhne Aufstieg und Niedergang der Bielefelder Wasche und Bekleidungsindustrie am Beispiel der Unternehmen von Juhl amp Helmke und der Gebruder Winkel In 83 Jahresbericht des Historischen Vereins fur die Grafschaft Ravensberg Bielefeld 1996 S 113 138 Hans Jorg Kuhne Die Vereinigten Waschefabriken Th und G Winkel in der Nachkriegszeit Das langsame Ende der Wascheproduktion In Ravensberger Blatter Schriften des Historischen Vereins fur die Grafschaft Ravensberg Nr 2 Bielefeld 1999 S 38 43 Wilhelm Kulke Die Familie Juhl Eine typische Bielefelder Kaufmannsfamilie In Ravensberger Blatter Schriften des Historischen Vereins fur die Grafschaft Ravensberg Nr 2 Bielefeld 1999 S 18 25 Katja Roeckner Der Konflikt um die Ruckerstattung arisierten Eigentums am Beispiel der Bielefelder Waschefabrik Juhl Winkel In 88 Jahresbericht des Historischen Vereins fur die Grafschaft Ravensberg 2002 2003 Bielefeld S 181 192 Katja Roeckner Das Beispiel der Bielefelder Waschefabrik Juhl amp Helmke Th u G Winkel In Jupp Asdonk Dagmar Buchwald Lutz Havemann Uwe Horst Bernd J Wagner Hrsg Es waren doch unsere Nachbarn Deportationen in Ostwestfalen Lippe 1941 1945 Bielefelder Beitrage zur Stadt und Regionalgeschichte Nr 24 Essen 2014 ISBN 978 3 8375 1292 2 S 153 160 Rosmarie Schneider Museumspadagogische Angebote in der Waschefabrik Mit Kindern und Jugendlichen die Vergangenheit entdecken In Ravensberger Blatter Schriften des Historischen Vereins fur die Grafschaft Ravensberg Nr 2 Bielefeld 1999 S 54 57 Barbel Sunderbrink Die Waschefabrik im Zweiten Weltkrieg Auszuge aus einer Korrespondenz In Ravensberger Blatter Schriften des Historischen Vereins fur die Grafschaft Ravensberg Nr 2 Bielefeld 1999 S 26 37 Rudiger Uffmann Der Nahsaal des Museums Waschefabrik Typisch fur die Branche In Ravensberger Blatter Schriften des Historischen Vereins fur die Grafschaft Ravensberg Nr 2 Bielefeld 1999 S 12 17 Rudiger Uffmann Das Museum Waschefabrik in Bielefeld Ein Kleinod der Industriekultur in Industriekultur und Technikgeschichte in Nordrhein Westfalen Initiativen und Vereine Hg Deutsche Gesellschaft fur Industriekultur Klartext Essen 2001 S 85 92 mit Abb Heinrich Wiethuchter Bettina Rinke Die Architektur der Waschefabrik In Ravensberger Blatter Schriften des Historischen Vereins fur die Grafschaft Ravensberg Nr 2 Bielefeld 1999 S 7 11 Hartmut Wille Eine ehemalige Waschefabrik wird zum Museum Vorlaufige Geschichte eines ehrenamtlich betriebenen Geschichtsprojekts In Ravensberger Blatter Schriften des Historischen Vereins fur die Grafschaft Ravensberg Nr 2 Bielefeld 1999 S 1 6 Hartmut Wille Von Bettwasche bis Teppichboden Zur Entwicklung der Produktionspalette der Waschefabrik In Ravensberger Blatter Schriften des Historischen Vereins fur die Grafschaft Ravensberg Nr 2 Bielefeld 1999 S 44 48 Weblinks BearbeitenHomepage des Museums Informationen der Stadt Bielefeld zum MuseumEinzelnachweise Bearbeiten Edgar Bergstein Ein Kleinod die Waschefabrik Gebruder Winkel In Klartext Verlag Essen 2021 Industriekultur 2 21 S 23 25 Edgar Bergstein Ein Kleinod die Waschefabrik Gebruder Winkel In Klartext Verlag Essen 2021 Industriekultur 2 21 S 23 25 52 02124 8 5422 Koordinaten 52 1 16 5 N 8 32 31 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Museum Waschefabrik amp oldid 232260256