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Die Mundang auch Moundang sind eine im Nordosten Kameruns und im Westen des Tschad lebende Ethnie deren Sprache Mundang zur Niger Kongo Sprachfamilie gehort Traditionell gehoren die Mundang einem Konigtum an das vor zwei Jahrhunderten gegrundet wurde Kornspeicher Teil eines Gehofts Inhaltsverzeichnis 1 Gesellschaftliche Organisation und Wirtschaft 2 Geschichte 3 Architektur 4 Sprache 5 Religion und Tradition 6 Literatur 7 WeblinksGesellschaftliche Organisation und Wirtschaft BearbeitenDie Mundang sind sesshafte Ackerbauern und Viehzuchter Sie halten Rinder Huhner Enten Ziegen und Schafe Ihr landwirtschaftlicher Anbau besteht hauptsachlich in Baumwolle Erdnussen auch Kamerunnusse genannt und Sorghum Hirse aus der sie auch ihr traditionelles Bier brauen welches Bilbil genannt wird Die Bezeichnung Bilbil wird auch teilweise fur das sudanesische Hirsebier Merisa verwendet die Herstellung aus gebackenen Hirsepfannkuchen die mit Wasser zur Garung gebracht werden ist ahnlich Ihre grossten Stadte sind Lere im Tschad und Kaele in Kamerun Lere ist immer noch die Hauptstadt des Landes der Mundang welches daher mit dem Konigreich von Lere identifiziert werden kann Die Konige der anderen Stadte und Dorfer dieses Konigreichs sind dem Gong Lere Konig von Lere untergeordnet Heutzutage haben sich viele Mundang der Moderne angepasst und arbeiten bei Unternehmen sind Beamte oder dienen der Armee der Republik Kamerun Geschichte Bearbeiten nbsp Berittene Mundang Aufnahme der franzosischen Forschungsexpedition von Oberstleutnant Henri Moll 1905 1907Die Geschichte der Mundang ist tief mit der allgemeinen Geschichte des Sudan verbunden Im zentralen Sudan insbesondere um den Tschadsee entstanden seit vorchristlicher Zeit machtige Konigreiche wie das Reich der Sao ca 200 v Chr 800 n Chr das tausendjahrigen Reich Kanem Bornu ca 900 n Chr ca 1900 das Reich der Mandara und das Sultanat Baguirmi Diese Reiche verdankten ihren Reichtum hauptsachlich dem Sklavenhandel Die vom Ackerbau und von der Jagd lebenden Sudanvolker waren daher standig den Razzien der sklavenjagenden berittenen Armeen der starken nordlichen Reiche ausgesetzt Ab dem 9 Jahrhundert n Chr erweiterten diese Reiche ihre Herrschaftsgebiete Dies hatte zur Folge dass es zu sudlichen Migrationen der ackerbaubetreibenden Volker kam In den verschiedenen Migrationswellen dieser Zeit kamen auch die Mundang in ihr heutiges Siedlungsgebiet moglicherweise aus Nordwesten Mitte des 18 Jahrhunderts entstand das Konigreich von Lere es war ein unabhangiges Staatswesen der Mundang das ca 2000 km umfasste und von Lere aus regiert wurde Heutzutage hat es an Einfluss eingebusst und seine politische und militarische Unabhangigkeit verloren Der Konig wird Gong genannt ihm werden ubermenschliche Krafte zugeschrieben so wird er etwa als Regenmacher verehrt Im 19 Jahrhundert wurde das Konigreich vom heiligen Krieg Dschihad der muslimischen Fulbe bedroht die vom nigerianischen Yola aus den heutigen Norden Kameruns und Teile des westlichen Tschad eroberten Der Staat wurde nicht unterworfen doch wurden einige Regionen des Mundanglandes im Norden Kameruns wie Boboyo und Lara physisch vom Kern des Konigreichs getrennt So ist das Lamidat Konigreich der Fulbe von Binder heute eine Exklave der Fulbe im Lande der Mundang In Trene Dorf der Mundang im Tschad sind noch heute 2007 die Reste der Lehmmauer erkennbar mit deren Hilfe die Armeen der Fulbe aufgehalten werden konnten Im Gegensatz zu den meisten ihrer Nachbarn besassen die Mundang zur Zeit der Fulbe Invasion schon eine Reiterei was auch ein Grund fur ihre erfolgreiche Abwehr der Eroberer war Bis auf einige Ausnahmen waren Mitte des 19 Jahrhunderts der gesamte Norden und die geografische Mitte Kameruns unter die Herrschaft der Fulbe geraten Die widerstandleistenden Volker hatten sich in Gebiete zuruckziehen mussen die fur die Reiterei der Fulbe unzuganglich waren wie Sumpfe und Berge nbsp Hauser in Boboyo Kamerun nbsp Haus mit flachem Dach in Trene Tschad nbsp Lehmziegel vor dem Brennen mit Palmfruchten nbsp Gebrannte ZiegelDie Situation anderte sich mit dem Eintreffen der Europaer Die Lamidate des Nordens von Kamerun wie Maroua Diamare Binder Mindif Bibemi etc befanden sich in einem Zustand der Dekadenz Die von ihnen verdrangten Volker hingegen hatten sich in ihren Ruckzugsgebieten erholt und reorganisiert und gingen nun zur Wiedereroberung uber So retteten die Kolonialherren die nordlichen Lamidate vor dem Zusammenbruch Deutsche Expeditionstruppen befreiten z B die Hauptstadt des Lamidats von Binder aus einem akuten Zustand der Bedrohung durch die Armeen der wiedererobernden Tupuri und Mundang Auch die Guiziga und Guider waren dabei ihre Territorien zuruckzugewinnen Architektur BearbeitenDie traditionellen Bauten in den Siedlungen der Mundang bestehen hauptsachlich aus Lehm Jeder Hof besteht aus einer Ummauerung in deren Innerem sich der Stall der Kornspeicher die Kuche und die Hutten der Familie befinden Dies fuhrt dazu dass eng aneinander gebaute Hofe Festungen gleichen Es wird mit aufgeschichtetem Lehm gebaut und mit Lehmziegeln die entweder mit Kuhmist und Palmfruchten gebrannt oder an der Luft getrocknet werden Die Hutten haben im Allgemeinen zwei verschiedene Formen es gibt runde und rechteckige Hauser Die ersteren haben ein rundes spitzes Strohdach siehe Bild der Hauser in Boboyo wahrend die letzteren ein flaches Dach aus Lehm besitzen siehe Bild des Hauses in Trene Sprache BearbeitenDie Sprache Mundang ist eine der uber 250 Sprachen Kameruns sie gehort zu der Niger Kongo Sprachfamilie Es gibt ca 200 000 Sprecher des Mundang Das Mundang besitzt ein eigenes Alphabet dessen Basis jedoch aus lateinischen Buchstaben besteht Religion und Tradition BearbeitenDie Mundang haben keine Einheitsreligion Unter ihnen befinden sich Animisten Christen Katholiken und Lutheraner und Muslime In gewisser Hinsicht kann der Animismus als ihre ursprungliche Religion verstanden werden da diese von diesem Volk schon vor der Einfuhrung von Christentum und Islam praktiziert wurde In ihren traditionellen Brauchen spielen die Initiierung der Jungen und die Beziehung zur Hirse eine zentrale Rolle Zur Zeit der Fulbe Invasion praktizierten die Mundang fast ausschliesslich ihre traditionelle Religion und wurden von den Fulbe Kirdi Unglaubige auf Fulfulde genannt wie die Fulbe die nichtislamisierten Einheimischen nannten Ein Leitmotiv in den Brauchen der Mundang ist die Periodizitat von Leben und Tod Dieses Motiv erscheint sowohl im Zusammenhang mit der Landwirtschaft Saat und Ernte der Hirse wie auch mit der allgemeinen Fruchtbarkeit Um das Wohlergehen der Gemeinschaft zu sichern wird ca alle 7 Jahre eine kollektive konigreichumfassende Beschneidungszeremonie von Knaben organisiert Diese Veranstaltung wurde traditionell jeweils nach dem Tod des Konigs von seinem Thronfolger am Anfang seiner Regierungszeit geleitet Unmittelbar nach der Beschneidung werden diejenigen die sieben Jahre zuvor beschnitten worden sind durch ein geheimes Einweihungsritual in die Mannlichkeit initiiert Damit diese Veranstaltung alle sieben Jahre stattfinden konnte musste Gong Lere der Konig von Lere in den folgenden sieben Jahren nach seinem Amtsantritt sterben Starb er in dieser Zeit nicht so wurde er am Ende dieser Zeit rituell getotet Sein Nachfolger wurde unter den Jungen ausgesucht die sieben Jahre zuvor beschnitten worden waren Der zukunftige Konig wurde aber nicht mit seinen Beschneidungskollegen in die Mannlichkeit initiiert konnte also zu Lebzeiten nie ein vollstandiger Mann werden Er begann dann seine eigene 7 jahrige Regierungszeit indem er die nachste kollektive Beschneidung organisierte wobei damit auch der Countdown fur seine letzten sieben Lebensjahre zu laufen begann Nach seinem Tod wurde er symbolisch doch noch in die Mannlichkeit initiiert So fanden alle sieben Jahre ein Konigstod eine Inthronisierung eine kollektive Beschneidung und Initiierungen in die Mannlichkeit statt um das Wohlergehen der Gemeinschaft zu sichern Das Opfern des Konigs wurde bis zu der Ankunft der Europaer von mehreren afrikanischen Volkern praktiziert z B bei den Chamba aus Nigeria die ein sakrales Konigtum haben Literatur BearbeitenAlfred Adler La mort est le masque du roi La royaute sacree des Moundang du Tchad Payot Paris 1982 Buchbesprechung franzosisch Alfred Adler Le royaume moundang de Lere au XIXe siecle In C Tardits Hrsg Contribution de la recherche ethnologique a l histoire des civilisations du Cameroun Colloques internationaux du C N R S Paris 1981 Deutsches Kolonial Lexikon 1920 Band II S 599 online Peter Fuchs Sudan Landschaft Menschen Kulturen zwischen Niger und Nil Schroll Wien Munchen 1977 Rainer Chr Hennig Fulbe History Rise and Fall of the Adamawa Emirate 1993 Einleitung bei afrol com Jean Claude Muller Circoncision et regicide Theme et variations chez les Diis les Chamba et les Moundang des confins de la Benoue et du Tchad 1997Weblinks BearbeitenKees Schilder Local Rulers in North Cameroon The Interplay of Politics and Conversion PDF 1 47 MB Africa Focus Vol 9 Nr 1 2 S 43 72 Chad Mundang Tupuri Mbum photius com englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mundang Volk amp oldid 239111658