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Monsu Desiderio bzw Desiderio Monsu sind Notnamen fur zwei Maler aus Metz die in der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts in Rom und Neapel tatig waren und eigentlich Francois de Nome und Didier Barra hiessen Monsu Desiderio Explodierende Kirche Inhaltsverzeichnis 1 Lebensdaten und Namensverfremdung 2 Werk 3 Wiederentdeckung und Nachwirkung 4 Werkauswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLebensdaten und Namensverfremdung BearbeitenNach der durftigen Quellenlage kann 1593 oder 1594 als Geburtsjahr von Francois de Nome angenommen werden Laut seiner Selbstauskunft anlasslich seiner Heirat im Jahr 1613 in Neapel hatte er schon als Kind Metz verlassen war um 1602 nach Rom gekommen und dort von einem Maler vermutlich Balthasar Lauwers einem Schuler von Paul Brill aufgezogen worden Seit 1610 lebte er in Neapel Als weitere Lebensdokumente sind bislang nur Kaufvertrage von Bildern aufgefunden worden die die Jahre 1614 bis 1627 umfassen Sein Todesjahr ist unbekannt Didier Barra wurde vermutlich 1589 in Metz geboren Er war ab 1619 in Neapel tatig Sein Todesjahr ist ebenfalls unbekannt Aufgefundene Kaufvertrage seiner Gemalde umfassen die Jahre 1619 bis 1656 Wie ihr Zeitgenosse Georges de la Tour 1593 1652 gerieten de Nome und Barra bald in Vergessenheit Der Name Monsu Desiderio tauchte zum ersten Mal im Jahr 1742 in einem Werk des Biographen Bernardo De Dominici auf wobei Monsu eine italienische Abwandlung von Monsieur war und Desiderio wahrscheinlich von Didier abgeleitet wurde weil Barra den Namen Desiderius zum Signieren benutzt hat 1 Ob Francois de Nome und Didier Barra zusammengearbeitet und sich ein Atelier geteilt haben ist eine kunsthistorische Vermutung Die Auffassung de Nome und Barra hatten schon zu ihren Lebzeiten Gemalde unter einem Firmenschild dem Pseudonym Monsu Desiderio verkauft 2 ist auf jeden Fall zweifelhaft weil auf einigen Gemalden der Name Francesco di Nome und auf anderen Didier Barra entdeckt wurde und weil die Kaufvertrage jeweils die einzelnen Namen enthalten Zeitgenossische Dokumente die die Zusammenarbeit der beiden Maler erwahnen sind bislang nicht aufgefunden worden Werk BearbeitenDie heute bekannten Gemalde konnen in funf Gruppen eingeteilt werden Bilder die Francois de Nome und Didier Barra nach kunsthistorischer Vermutung gemeinsam erstellten Bilder die Francois de Nome in Zusammenarbeit mit anderen Malern anfertigte Bilder die Francois de Nome alleine malte Bilder die Didier Barra in Zusammenarbeit mit anderen Malern anfertigte Bilder die Didier Barra alleine malte Die Themen des Hauptwerks sind uberwiegend nachtliche Szenen Traumlandschaften ratselhafte halluzinatorische Ruinen mit phantastischer Architektur und vielen uberlebensgrossen Skulpturen ausserdem hohe Kircheninnenraume und zusammensturzende oder brennende Gebaude Hauptakteure auf den Gemalden von Monsu Desiderio sind die Architektur und die gestenreichen bewegten Skulpturen im Zeitgeist des Barocks die Menschen sind klein unbedeutend unscheinbar Manchmal sind mythologische Inhalte angedeutet oder erkennbar Daniel in der Lowengrube Jonas im Hafen von Ninive die Bekehrung des Paulus der Brand Trojas oder die Flucht des Aneas zum Beispiel Vermutlich stammen die nachtlichen Szenen hauptsachlich von Francois de Nome welche Teile Didier Barra beigetragen hat ist nicht geklart Die Hypothese einer Zusammenarbeit der beiden Maler stammt von dem belgischen Psychiater Felix Sluys Wegen der Uberfulle der Skulpturen und haufigen Motivwiederholungen beispielsweise taucht immer wieder ein Ochse auf hat Sluys ausserdem die Hypothese aufgestellt der Maler der Skulpturen musse schizophren gewesen sein 3 Maltechnisch fallt auf jeden Fall auf dass die Skulpturen oft skizzenhaft mit fluchtigen nervosen Pinselstrichen ausgefuhrt worden sind Der Auffassung die Bildinhalte seien unmittelbarer Ausdruck der Obsessionen des Kunstlers wurde spater widersprochen Im Katalog der Ausstellung Zauber der Medusa Europaische Manierismen wird die Ansicht vertreten de Nome habe bewusst bei seinem Kauferpublikum beliebte Themen virtuos variiert 4 Auf welche Vorbilder Monsu Desiderio tatsachlich zuruckgegriffen hat wurde bislang kunsthistorisch nicht untersucht Wahrscheinlich sind die phantastischen Architekturen von den antiken Ruinen Roms beeinflusst worden die de Nome aus seinem Aufenthalt in Rom kannte und die bereits im 16 Jahrhundert Gegenstand manieristischer Kunst waren 5 Die Kircheninnenraume und Platze erinnern an Gemalde von Hans und Paul Vredeman de Vries aber auch an Paris Bordone 6 Nachtlich brennende Stadte finden sich schon bei Albrecht Altdorfer Lot und seine Tochter 1537 und bei Battista Dossi Die Nacht um 1540 zusammensturzende Saulen sind die Erfindung von Giulio Romano Gigantensturz 1535 Eine zweite kleinere Werkgruppe umfasst Veduten mit Hafenszenen von Neapel und Venedig Die Gemalde mit grauem Taghimmel werden Barra zugeschrieben die Versionen mit dramatischen Nachthimmel de Nome Wiederentdeckung und Nachwirkung BearbeitenWie Georges de la Tour wurden die vergessenen Nome und Barra erst im 20 Jahrhundert wiederentdeckt An der Wiederentdeckung war Gustav Rene Hocke massgeblich beteiligt In seinem 1957 veroffentlichten bahnbrechenden Buch uber den Manierismus Die Welt als Labyrinth schrieb er Die vielleicht bedeutendste Entdeckung der letzten Jahre der ratselhafteste Maler Europas zwischen 1600 und 1650 heisst Desiderio Monsu 7 In seiner Wurdigung sah er Desiderio Monsu einerseits als manieristischen Maler andererseits als Vorlaufer des Surrealismus eine Ansicht die Andre Breton teilte 8 Tatsachlich scheint eine direkte Linie von den alptraumartigen Landschaften Monsu Desiderios zu den leeren Platzen Giorgio de Chiricos den versteinerten Landschaften von Max Ernst und den leeren Kulissen von Fabrizio Clerici zu fuhren Auch maltechnisch fallen Ahnlichkeiten mit der Grattage Technik von Max Ernst auf Auf mehreren Gemalden Monsu Desiderios sind Saulen und Gebaudeteile durch Bearbeitung mit einem Stichel entstanden durch Abkratzen einer zweiten dunklen uber einem helleren Untergrund liegenden Farbschicht Trotz des grossen Interesses des Publikums am Surrealismus und seinen Vorlaufern ist Monsu Desiderio auch heute noch weitgehend unbekannt Das liegt vielleicht auch daran dass die Gemalde entweder in Privatsammlungen oder in kleineren Museen hangen Mit Hauptwerken ist er in den grossen westeuropaischen Museen so gut wie nicht vertreten Werkauswahl BearbeitenIn offentlichen Sammlungen Daniel in der Lowengrube Museum Metz Der Brand von Troja mit der Flucht des Aneas Kunstmuseum Stockholm Der heilige Georg totet den Drachen Galerie Harrach Rohrau Osterreich Die Bekehrung des Paulus Kunstmuseum Kopenhagen Die Holle 1622 Museum Besancon ein Hauptwerk nach stilkritischem Vergleich in Zusammenarbeit mit Jacob van Swanenburgh entstanden Die Legende des heiligen Augustinus National Gallery London Explodierende Kirche Fitzwilliam Museum Cambridge Inneres einer Kirche Kunstmuseum Budapest Jonas im Hafen von Ninive Eremitage Sankt PetersburgIn Privatsammlungen Apoll und der Kleeblattmond Privatsammlung Standort unbekannt von Hocke beispielhaft als Traumlandschaft im surrealistischen Sinn besprochen Brand in einer Kirchenruine Privatsammlung Basel Der Turm zu Babel Privatsammlung Rom Fantastische Architektur mit sturzenden Saulen Privatsammlung Frankreich vielleicht die eindrucksvollste Architekturphantasie von Monsu Desiderio Flucht des Aneas Privatsammlung Rom Inneres einer Kirche Privatsammlung Frankreich Jonas und der Wal Privatsammlung Florenz Martyrium einer Heiligen Privatsammlung Schweiz Szene aus dem Leben des heiligen Januarius Privatsammlung Basel Zusammengesetzte Kirche Privatsammlung Standort unbekannt Literatur BearbeitenJacques Bousquet Malerei des Manierismus Bruckmann Munchen 1963 Andre Breton G Legrand Art magique Club francais du livre Paris 1957 Gustav Rene Hocke Die Welt als Labyrinth Rowohlt Hamburg 1957 Werner Hofmann Zauber der Medusa Europaische Manierismen Locker Verlag Wien 1987 Jorg Krichbaum Rein Zondergeld DuMont s kleines Lexikon der phantastischen Malerei Koln 1977 Michel Onfray Metaphysique des ruines La Peinture de Monsu Desiderio Mollat 1995 Juan Antonio Ramirez Urban Evanescence from Monsu Desiderio to the Twin Towers Where we are coming from www barcelonametropolis cat en page asp id 21 amp ui 8 2008 Monique Sary Maria Rosaria Nappi Enigma Monsu Desiderio Un fantastique architectural au XVIIe siecle editions Serpenoise Metz 2004 Pierre Seghers Monsu Desiderio ou le Theatre de la fin du monde Robert Laffont 1981 Felix Sluys Didier Barra et Francois de Nome dits Monsu Desiderio edition du Minotaure Paris 1961 Martin Stritt Die schone Helena in den Romruinen Stroemfeld Roter Stern Frankfurt 2004Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Francois de Nome Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Didier Barra Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Monique Sary Maria Rosaria Nappi 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