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Die Mincer Einkommensgleichung auch Mincer Lohnfunktion ist ein okonomisches Modell welches das Lohneinkommen als Funktion der Schulbildung und Arbeitserfahrung erklart Das Modell ist nach seinem Erfinder Jacob Mincer benannt 1 2 Die Gleichung wurde zur Analyse zahlreicher Datensatze angewandt Dem kanadischen Okonom Thomas Lemieux zufolge ist es eines der meist verwendeten Modelle in der empirischen Okonomik 3 Inhaltsverzeichnis 1 Modell 2 Verwendung 3 Trivia 4 EinzelnachweiseModell BearbeitenIn der Standardversion wird der Logarithmus des Einkommens modelliert als die Summe der Bildungsjahre und einer Quadratischen Funktion der moglichen Arbeitserfahrungsjahren 3 4 ln w f s x ln w 0 r s b 1 x b 2 x 2 displaystyle ln w f s x ln w 0 rho s beta 1 x beta 2 x 2 nbsp Die Variablen haben die folgende Bedeutung w displaystyle w nbsp bezeichnet das Einkommen der Achsenabschnitt w 0 displaystyle w 0 nbsp gibt das modellierte Einkommen einer Person ohne Bildung und Arbeitserfahrung an s displaystyle s nbsp sind die Bildungsjahre x displaystyle x nbsp die Jahre an potentiell moglicher Arbeitserfahrung Die Parameter r displaystyle rho nbsp b 1 displaystyle beta 1 nbsp und b 2 displaystyle beta 2 nbsp konnen mittels linearer Regression geschatzt werden und sind jeweils als Bildungs und Erfahrungsrendite interpretierbar Die Gleichung lasst sich basierend auf einem theoretischen Modell individueller Entscheidungen zur Investition in Humankapital formal herleiten 3 Im Grundmodell geht es um eine einfache regressionsanalytische Schatzfunktion fur den Zusammenhang zwischen dem logarithmierten Lohn als abhangige Variable einem zusatzlichen Bildungsjahr oder alternativ als Dummy Variable dem Erreichen des nachsthoheren Abschlusses sowie der Berufserfahrung im Quadrat als erklarende Variablen Durch die Logarithmierung des Lohns kann annahernd eine Normalverteilung hergestellt werden Dies hat den Vorteil dass sich die Koeffizienten als prozentuale Anderungen interpretieren lassen wenn sich der Wert einer unabhangigen Variablen um eine marginale Einheit erhoht Die Quadrierung der Berufserfahrung wird vorgenommen um der Entwertung von Humankapital durch Alterung und technischen Fortschritt beziehungsweise sinkenden Lohnen ab dem 50 Lebensjahr Rechnung zu tragen Der Storterm Residuum bildet unbeobachtete und schwer messbare Faktoren wie Volition Motivation Intelligenz sowie physisches und psychisches Leistungsvermogen ab die das individuelle Einkommen ebenfalls beeinflussen und nicht durch die erklarenden Variablen kontrolliert werden Eine Weiterentwicklung der Funktion mit zusatzlichen Erklarungsfaktoren wie Geschlecht oder Nationalitat ist prinzipiell moglich erhoht aber dadurch gleichzeitig die Anspruche an die verwendeten Datensatze Die Schatzung der Mincer Einkommensfunktion erfolgt nach der Methode der kleinsten Quadrate Dabei wird eine Gerade berechnet die moglichst nahe an den Datenpunkten verlauft beziehungsweise die Abstande minimiert Die Verwendung der Mincer Einkommensfunktion ist geeignet fur die Analyse von Zeitreihen Alters und Kohorteneffekten Mit dem okonometrischen Ansatz wird der tatsachliche Beitrag der Bildung zum Bruttoeinkommen ermittelt indem andere Faktoren mit Auswirkungen auf das Einkommen kontrolliert werden Ein Nachteil dieser Berechnungen ist dass direkte Kosten der Ausbildung wie beispielsweise Studiengebuhren nicht einbezogen werden Auch Opportunitatskosten wie entgangenes Einkommen wahrend der Ausbildungsdauer konnen nicht berucksichtigt werden Sie sind nur anhand der Anzahl der Schuljahre indirekt ableitbar Ein weiteres Problem des Mincer Ansatzes ist darin zu sehen dass anstatt der tatsachlichen Berufserfahrung meist nur die potenzielle Berufserfahrung erfasst wird Dazu wird das Alter beim Ende der Ausbildung von dem aktuellen Lebensalter abgezogen und das Ergebnis als potenzielle Berufserfahrung in die Berechnungen einbezogen Friktionen wie Zeiten der Erwerbslosigkeit durch Arbeitslosigkeit Elternschaft oder Pflege von bedurftigen Angehorigen bleiben somit unberucksichtigt was zu Verzerrungen der Renditen fuhrt Verwendung BearbeitenDie Mincer Einkommensgleichung ist ein Standardansatz der empirischen Wirtschaftsforschung zur Schatzung von Bildungsrenditen und Renditen von Verbesserungen in der Schulqualitat Ferner wird das Modell benutzt um die Beziehung zwischen dem Wirtschaftswachstum und dem durchschnittlichen Bildungsniveau verschiedener Lander zu analysieren 4 Trivia BearbeitenSherwin Rosen bemerkte in seinem Artikel zur Wurdigung von Mincers Verdiensten auf einpragsame Weise dass Daten die mit Hilfe der Gleichung analysiert wurden als Mincered bezeichnet werden konnen 5 Einzelnachweise Bearbeiten Jacob Mincer Investment in Human Capital and Personal Income Distribution In Journal of Political Economy Band 66 Nr 4 August 1958 ISSN 0022 3808 S 281 302 doi 10 1086 258055 uchicago edu abgerufen am 10 November 2023 Jacob Mincer Schooling Experience and Earnings National Bureau of Economic Research 1974 ISBN 978 0 87014 265 9 google com abgerufen am 10 November 2023 a b c Shoshana Grossbard Jacob Mincer A Pioneer of Modern Labor Economics Springer Science amp Business Media 2006 ISBN 978 0 387 29175 8 google com abgerufen am 10 November 2023 a b James J Heckman Lance J Lochner Petra E Todd Fifty Years of Mincer Earnings Regressions In NBER Working Paper No 9732 2003 doi 10 3386 w9732 englisch nber org Sherwin Rosen Distinguished Fellow Mincering Labor Economics In Journal of Economic Perspectives 6 Jahrgang Nr 2 1992 S 157 170 doi 10 1257 jep 6 2 157 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mincer Einkommensgleichung amp oldid 238998480