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Die Materialseilbahn Chilecito La Mejicana in Argentinien war zu ihrer Zeit die langste Seilbahn der Welt und bis zum Bau der Materialseilbahnen am Aucanquilcha und am Ollague lange vor dem Bau der Meridabahn in den Jahren 1958 bis 1960 auch die Seilbahn mit der hochstgelegenen Bergstation 1 Die Materialseilbahn wurde in den Jahren 1903 und 1904 gebaut 2 um Chilecito einen in 1076 m Hohe gelegenen Ort in der argentinischen Provinz La Rioja mit dem am Osthang der Sierra de Famatina in uber 4600 m Hohe 3 gelegenen Bergwerk Mina la Mejicana zu verbinden Die 35 km lange Seilbahn fuhrte mit Steigungen von bis zu 45 uber unwegsames bergiges Gelande und uberwand dabei einen Hohenunterschied von 3528 m der bis heute nicht ubertroffen wurde 4 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Technik 3 Betrieb 4 Siehe auch 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte BearbeitenChilecito hatte seit 1899 eine meterspurige Eisenbahnverbindung nach Cordoba von dort fuhren Strecken in Breit 1676 mm und Meterspur weiter zur 500 km vor der Kuste liegenden Hafenstadt Rosario am Rio Parana und zur Hauptstadt Buenos Aires Die Erzbergwerke in den Famatina Bergen sind seit Jahrhunderten bekannt konnten aber mangels Bauholz in der waldlosen Landschaft und wegen der beschrankten Transportmoglichkeiten nur sehr oberflachlich ausgebeutet werden Jahrlich wurden etwa 4000 t Gold Silber und Kupfererz mit Maultieren zu kleinen Metallhutten bei Famatina oder Chilecito gebracht Die beruhmtesten Gruben lagen an dem Bergrucken La Mejicana der nach mexikanischen Einwanderern die hier gegraben hatten benannt wurde Obwohl die in bis zu 5000 m Hohe gelegenen Gruben nur 35 km Luftlinie von Chilecito entfernt waren musste man auf Maultierpfaden 120 bis 150 km weit laufen was bei Wettersturzen oder verfruht einsetzenden Schneefallen lebensgefahrlich werden konnte Nach der Fertigstellung der Eisenbahnverbindung ubernahm eine britische Gesellschaft die Famatina Gruben von der Regierung unter der Bedingung dass diese eine Verbindung von Chilecito zum Grubenbezirk schaffe Nach langen Studien und zahlreichen Entwurfen erhielt die Firma Adolf Bleichert amp Co 5 Leipzig Gohlis von der argentinischen Regierung den Auftrag eine Seilbahn nach der damals so bezeichneten deutschen Bauart der Fa Bleichert also einer Zweiseilbahn mit festem Trag und umlaufenden Zugseil zu errichten Allerdings waren noch nirgends Seilbahnen mit ahnlicher Lange oder ahnlichen Steigungen gebaut worden obendrein in einer vollkommen unzuganglichen Gegend in der spatere Reparaturen kaum moglich waren Die vorhandenen Karten waren ausserordentlich unzuverlassig daher musste das Gebiet zunachst grundlich erkundet und vermessen werden Es stellte sich heraus dass eine direkte Trasse zum Teil in einem Flussbett verlaufen ware sodass von der geraden Linie abgewichen und Winkel in den Zwischenstationen vorgesehen wurden Um das Baumaterial zur Trasse zu bringen musste zunachst ein 50 km langer Weg von Chilecito zu den Erzgruben mit Stichwegen zur Trasse gebaut werden Insgesamt wurden 110 km Wege angelegt Die eigentlichen Bauarbeiten begannen im Oktober 1903 und wurden im Dezember 1904 fertiggestellt Zeitweilig waren bis zu 1200 Bauarbeiter an der Strecke tatig fast alle waren Einwanderer aus den verschiedensten Landern ausser den vom Unternehmen entsandten deutschen Schlossern In den unteren Bereichen wurde zehn bis zwolf Stunden pro Tag gearbeitet in den hoheren Sektionen jedoch nur acht und auch nur bei guter Witterung Die entlang der Trasse eingeteilten Arbeitsgruppen die sich langsam nach oben arbeiteten hatten jeweils einen eigenen Koch der fur ihre Verpflegung zustandig war und mit ihnen mitwanderte Es mussten Arbeits und Montageplatze Lager und Unterkunfte gebaut werden Der Transport erfolgte mit 600 Maultieren zuletzt unter Zeitdruck mit rund 1000 Lasttieren Schon bei der Konstruktion der Seilbahn musste deshalb berucksichtigt werden dass die einzelnen Teile moglichst nicht mehr als 150 kg wogen Die Seile wurden abgewickelt und mit Tragergruppen von sechzig bis mehreren hundert Mann den Berg hinaufgetragen Am 1 Januar 1905 wurde die Seilbahn in Betrieb genommen Technik BearbeitenDie Strecke mit einer horizontal gemessenen Lange von 34 328 km war in 8 Sektionen mit 7 Zwischenstationen eingeteilt Die Lange der Sektionen schwankte zwischen 2 km und 9 km die Hohenunterschiede in den Sektionen zwischen 150 m und 667 m und die Gefalle zwischen durchschnittlich 5 und 29 erreichten in einzelnen Abschnitten aber bis zu 45 Die Sektionen hatten ein Tragseil fur jede Richtung und ein umlaufendes Zugseil Die Tragseile mit Durchmessern von 22 mm bis 35 mm in den obersten Strecken wurden jeweils am oberen Ende einer Sektion fest verankert auf den Tragschuhen der Stutzen frei beweglich gelagert und am unteren Ende mit Betongewichten gespannt Die Zugseile mit einem Durchmesser von 18 mm hatten eine Spannung von mindestens 3000 kg bis 5000 kg Sie bestanden aus zahem Gussstahl mit einer Festigkeit von 180 kg mm und einer rechnerischen Bruchfestigkeit von 22 000 kg Es gab zwischen den Stationen Spannvorrichtungen fur die Tragseile um die Stationen von den Spanngewichten unbelastet zu lassen In den Zwischenstationen rollten die Transportkubel an hangenden Gleisen ohne Halt zur nachsten Sektion konnten aber auch auf Ausziehgleisen geparkt oder in die entgegengesetzte Richtung umgelenkt werden Die Seilbahn hatte etwa 275 Stutzen mit denen Spannweiten bis zu 900 m uberwunden wurden Die mit 50 m hochste Stutze stand in sehr steilem Gelande In der Strecke wurde auch ein 4 5 m breiter und 4 m hoher Tunnel von 300 m Lange mit festen Gleisen gebaut der zur Entwasserung ein leichtes Gefalle nach beiden Seiten hatte Die Wagen bestanden wegen des hohen Schuttgewichts der Erze aus vergleichsweise kleinen Kubeln die mit einem einfachen Gehange an dem Zwei Rollen Laufwerk befestigt waren Diese Wagen mit einem Gewicht von ca 200 kg und mit einer Nutzlast von 500 kg wogen somit insgesamt bis zu 700 kg Sie fuhren mit der damals hohen Geschwindigkeit von 2 5 m s 9 km h bei einer Wagenfolge von 112 m in Zeitabstanden von 45 s Bei der Konstruktion der Eisenkonstruktionen mussten die grossen Temperaturunterschiede heftigen Winde sowie Schnee und Eis auch auf den Seilen berucksichtigt werden An der Bergstation waren die Temperaturen praktisch immer unter dem Gefrierpunkt die Wintertemperaturen sanken bis auf minus 20 C Die vollautomatische Kupplung der Wagen an die Zugseile war deshalb von grosster Bedeutung Die Wagen mussten stossfrei an das laufende Zugseil ankuppeln die Kupplungen durften auch bei vereisten Seilen auf den Steigungen nicht rutschen Die Ubergange in den Stationen mussten regelmassig erfolgen Sollte ein Wagen entgleisen durfte er nicht am Seil hangen bleiben Die Kupplungen mussten mit den zwangslaufig unterschiedlichen Seildurchmessern zurechtkommen da sich Seile damals schnell langten und ihre Durchmesser dabei um mehrere Millimeter abnahmen Das bleichertsche System des Schliessens der Kupplung durch das Wagengewicht das eine Klemmbacke im Laufwerk mit grosser Kraft an das Zugseil druckt erfullte nicht nur diese Anforderungen sondern ermoglichte auch dass das Zugseil stets senkrecht unter dem Tragseil verlauft und somit der Wagen auch bei grossen Steigungen nicht aus der Senkrechten gezogen werden kann In den steileren Strecken ware ein besonderer Antrieb nicht erforderlich gewesen da ein Antrieb allein durch das Gewicht der Erzkubel genugt hatte Nur in den flachen Sektionen mussten die Zugseile durch Dampfmaschinen angetrieben werden Zum Anfahren der Anlage und aus Sicherheitsgrunden wurden jedoch in allen Sektionen Dampf Antriebsmaschinen mit 35 PS eingebaut In der Entladestation im Tal wurden die Kubel in Erzbunker entleert von dort wurde das Erz in Eisenbahnwaggons verladen Die Entladestation hatte eine Schnellwaage und eine Zahlvorrichtung fur die Fordermengen mit angeschlossenen Selbstdruckern Die meisten Zwischenstationen hatten Aufenthalts und Schlafraume und kleine Werkstatten Die Seilbahn diente dem Transport der Erze abwarts ins Tal Aufwarts mussten dagegen samtliche Versorgungsguter Wasser Lebensmittel Brennstoffe Bauholz Ersatzteile usw transportiert werden In beschranktem Umfang wurden auch Personen in besonderen Wagen befordert insbesondere die Streckenwarter Sogar die argentinische Postverwaltung bediente sich der Seilbahn zum Transport ihrer Briefe und Pakete Es gab deshalb besondere Wagen fur lange Gegenstande wie Balken Eisentrager etc und viersitzige geschlossene Personengondeln mit Fenstern einer von Hand verschliessbaren Tur und einem Fach fur einen Wasservorrat und fur kleines Gepack bzw die Post Zur Versorgung der Stationen gab es ausserdem besondere Wasserwagen mit in die Gehange eingehangten Blechtonnen die das Wasser aus einer Quelle an der Fullstation in Station IV erhielten Fur die Tragseile gab es einen besonderen Schmierwagen dessen Laufwerkrader eine kleine am Laufwerk angebrachte Pumpe antrieben die uber ein Metallrohr Ol aus einem Olfass auf der Plattform saugte und zwischen den Radern des Laufwerks in feinem Strahl auf das Tragseil spritzte wo es noch durch Bursten verteilt wurde Eine Fullung genugte fur 10 km Die Zugseile wurden durch Schmiervorrichtungen in den Stationen geschmiert wo das Seil uber eine Rolle lief die mit ihrem Unterteil in Ol oder Firnis tauchte Auch hier sorgten Bursten fur die weitere gleichmassige Verteilung Mit diesen Sonderwagen hatte die Seilbahn insgesamt 640 Wagen Die Stationen waren untereinander durch eine von der Seilbahn unabhangige Telefonanlage verbunden deren Leitungen uber 4 m hohe Telefonmasten liefen Ausserdem gab es tragbare Tornisterapparate und Stopselkontakte alle 1000 m in die sich die Streckenwarter einstopseln konnten um mit der nachsten Station zu sprechen Die Anlage hatte eine stundliche Leistung abwarts von 40 t aufwarts von 20 t Die Chilecito La Mejicana Seilbahn war die erste Drahtseilbahn fur einen derartig vielseitigen Transport Betrieb BearbeitenDie Seilbahn wurde durch Beamte der argentinischen Regierung betrieben analog den fur eine Eisenbahn geltenden Prinzipien mit uber samtliche Stationen verteiltem Personal Die Gesamtfahrzeit betrug rund 4 Stunden Fur Personenfahrten wurde die Geschwindigkeit auf 1 5 m s verringert Anfangs war die Bahn nicht 24 Stunden ausgelastet da die geplante Forderleistung der Bergwerke noch nicht erreicht war Die Seilbahn wurde im Jahr 1920 nach anderen Angaben im Jahr 1926 ausser Betrieb genommen Die verbleibenden Reste werden weiterhin als historische Statte gewartet In Chilecito befindet sich das Museum Museo de Cable Carril zur Seilbahn nbsp Sierra de Famatina von Chilecito aus gesehen nbsp Station 1 nbsp Transportkubel in der Station 1 nbsp Blick von Station 2 auf Chilecito nbsp Station 2 nbsp Einschnitt im Gelande nbsp Station 8 nbsp Eingang zum Bergwerk La MejicanaSiehe auch BearbeitenVergleich herausragender LuftseilbahnenEinzelnachweise Bearbeiten Bergwerk La Mejicana Die Erschliessung der nordargentinischen Kordilleren mittels einer Bleichertschen Drahtseilbahn fur Guter und Personen G Dieterich in Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure 3 November 1906 Nr 44 Band 50 S 1769 1778 S 1826 1831 S 1867 1870 Rechtschreibung behutsam angepasst Wolfgang Morscher c digitale Version www sagen at Die Bergstation der eingestellten Meridabahn liegt auf 4765 m Hohe Die Koordinaten sind Talstation in Chilecito 29 10 49 5 S 67 29 30 1 W 29 180423752222 67 491698563056 Station 2 29 7 58 9 S 67 33 56 5 W 29 133033333333 67 565691666667 Station 3 29 5 22 1 S 67 38 10 6 W 29 089477777778 67 636275 Station 4 29 4 7 S 67 39 28 2 W 29 068619444444 67 657841666667 Einschnitt 29 3 50 4 S 67 39 48 4 W 29 064009870556 67 663443088611 Tunnel untere Einfahrt 29 3 41 1 S 67 39 57 9 W 29 061416866667 67 666090428889 Einschnitt 29 3 13 6 S 67 40 28 7 W 29 053768766667 67 674643993333 Station 5 29 2 56 5 S 67 40 48 3 W 29 049013888889 67 680077777778 Station 6 29 2 25 1 S 67 41 46 9 W 29 040318739167 67 6963591575 Station 7 29 1 57 1 S 67 43 7 5 W 29 032523674167 67 718742191667 Kantenubergang 29 1 28 1 S 67 43 50 5 W 29 024479412778 67 730702161667 Station 8 29 0 56 3 S 67 44 38 2 W 29 015641729167 67 743944227778 Spannstation 29 0 48 S 67 46 2 6 W 29 013319600833 67 767376005556 Bergstation 29 0 45 5 S 67 46 30 1 W 29 012625297778 67 775036394722 Webseite uber Adolf Bleichert und sein Unternehmen Memento vom 11 Oktober 2011 im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Materialseilbahn Chilecito La Mejicana Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kordillerenbahn Beschreibung mit Bildern in P Stephan Die Drahtseilbahnen 2 Aufl Verlag von Julius Springer Berlin 1914 Digitalisat auf archive Peter von Bleichert Argentina s Chilecito La Mejicana Wire Ropeway Memento vom 15 Juli 2011 im Internet Archive in Wire Rope News amp Sling Technology June 2006 nbsp Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Materialseilbahn Chilecito La Mejicana amp oldid 236959923