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Die Luftschiffhallen von Orly in der franzosischen Gemeinde Orly sudlich von Paris waren zwei von Eugene Freyssinet entworfene Luftschiffhallen aus parabolischen Tonnenschalen die durch hintereinander gestaffelte Stahlbetonbogen gebildet wurden 1 Die Luftschiffhallen von Orly gelten als Meilenstein in der Geschichte des Betonbaus Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Geschichte und Beschreibung 2 1 Planung 2 2 Beschreibung 2 3 Bau 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenFreyssinet hatte dem franzosischen Militar schon seit 1913 verschiedene Entwurfe von Flugzeughangars aus weiten Stahlbetonbogen angeboten die aber wegen des Ersten Weltkriegs zunachst nicht weiterverfolgt wurden Erst im Winter 1915 1916 kam man darauf zuruck und liess 8 Hangars mit 60 m Lange und einer Stutzweite von 46 m auf dem Flugplatz von Avord ostlich von Bourges bauen der heutigen Base aerienne 702 Avord Dem folgten 31 etwas kurzere Hangars in Istres und 1919 ein Hangar in Villacoublay mit einer Flache von 120 45 m ohne Pfeiler 2 3 Geschichte und Beschreibung BearbeitenPlanung Bearbeiten Die Ausschreibung fur die Luftschiffhallen auf dem Flugplatz von Orly 4 sah zwei 300 m lange Hangars vor durch die eine Kugel mit einem Durchmesser von 50 Metern durchgangig manovriert werden konnte Nach den Planungen von Freyssinet erwies sich dafur eine parabelformige Bogenkonstruktion als geeignet die uberdies bei den riesigen Ausmassen genug Widerstand gegen seitliche Winde bieten konnte Freyssinet ging bei seinen Uberlegungen davon aus dass eine doppelte parabolische Schale mit kurzen senkrechten Distanzstegen zwischen den Schalen aus statischer Sicht theoretisch die ideale Form ware aber praktisch nicht zu vertretbaren Kosten hergestellt werden konne Denkbar ware die Schalen aufzulosen in innere und aussere streifenformige Gurte die sich abwechseln und durch die Stege verbunden sind Dabei wurden die senkrechten Flachen der Stege aber die Ausschalung erschweren Verwende man schmalere durch schrag gestellte Stege verbundene Gurte ergabe sich ahnlich wie bei dem damals verbreiteten Zoreseisen oder dem heutigen Trapezblech eine Form die durch nur zwei Schalungen hergestellt werden konne wobei sich die Schalungen von dem ausgeharteten Beton leicht abheben liessen Aus statischen Grunden mussten die ausseren Gurtstreifen durch horizontale Stahlstabe versteift werden die in verschiedenen Hohen von einem Ende der Halle zum anderen verliefen 5 Beschreibung Bearbeiten Im Ergebnis entstanden nach Freyssinets Planen zwei Hallen von 300 m Lange 91 m Breite und 59 30 m Hohe 6 7 8 9 Jede Halle war untergliedert in 40 einzelne aus einem Profil bestehende Bogen aus Stahlbeton die gleichbleibend 7 50 m breit waren Die Profile hatten eine Bauhohe von 5 40 m am unteren Ansatz und von 3 00 m am Bogenscheitel Der innere Gurt des Profils hatte am Ansatz eine Starke von 34 cm die sich auf 20 cm am Scheitel verringerte Die Starke der schragen Stege betrug anfangs 15 5 cm und reduzierte sich bis zum Scheitel auf 9 cm 10 11 Zwischen den einzelnen Bogen wurde im unteren Bereich je ein 1 24 m breites Fenster eingebaut ab einer Hohe von 20 m wurden Fensterbander aus speziell verstarktem gelbem Glas installiert um einerseits Licht in die Halle zu lassen anderseits die Luftschiffe vor starker Sonneneinstrahlung zu schutzen An den Scheiteln wurden kleine Dachreiter aus Stahlbeton zur Luftung eingefugt Um die Oberseite der Luftschiffe inspizieren und warten zu konnen wurden im Inneren unter dem Dach funf schmale Laufstege aufgehangt an denen Gondeln mit Lasten von bis zu 2 Tonnen verfahren werden konnten 6 Jede Halle stand auf je zwei 1 m dicken und 7 50 m breiten Streifenfundamenten aus Stahlbeton deren Oberkante sich 2 m unter der Gelandeoberflache befand Mit diesen Fundamenten konnte die Vorgabe eingehalten werden dass die Bodenpressung auf dem sandigen Tonboden unter 1 5 kg cm bleiben musse 10 Bau Bearbeiten Die Hallen wurden zwischen 1922 und 1924 12 innerhalb der vertraglichen Bauzeit von zwei Jahren von den Entreprises Limousin Procedes Freyssinet unter der Leitung ihres technischen Direktors Freyssinet gebaut Grosse stahlerne Tore gehorten nicht zum Auftrag sie sollten spater aufgrund einer getrennten Ausschreibung errichtet werden Auch die spater angebauten Verwaltungs und Betriebsgebaude gehorten nicht zum ursprunglichen Auftragsumfang 10 Freyssinet war bestrebt den Bauablauf in Serien gleichbleibender Arbeitsvorgange aufzuteilen bei denen moglichst wenige Schalungen immer wieder eingesetzt werden konnten Dazu entwickelte er Vorrichtungen mit denen die Schalungen der Bogen auf Gleisen verfahren in die richtige Position gebracht mit Armierung und Beton gefullt nach dem Abbinden des Betons abgehoben und 7 50 m seitlich zur Position des nachsten Bogens gefahren werden konnten Die Schalungsformen selbst wurden aus Kieferplanken gefertigt die nach jedem Einsatz gereinigt und geolt und fur den nachsten Einsatz vorbereitet wurden 10 Auf den Fundamenten wurden zunachst die untersten 3 m der Bogenprofile betoniert auf beiden Seiten einer Halle und bei beiden Hallen gleichzeitig In einem zweiten Durchgang wurden die Profile auf 17 m erhoht Dabei wurden die ausseren Schalungen je nach Wetter schon nach einer Aushartezeit des Betons von 2 bis 5 Tagen abgenommen Auf diesen 17 m hohen Profilen wurden die eigentlichen Bogen betoniert Das Lehrgerust bestand aus zwei Bogenschenkeln mit je 45 t Gewicht die auf den verfahrbaren Stutzen aufgerichtet wurden und einem 30 t schweren Mittelstuck das von den Bogenschenkeln aus hochgezogen und befestigt wurde Der ganze Bogen wurde mit einem ausgeklugelten Netz aus Kabeln und Bandern so verspannt stabilisiert und justiert dass seine korrekte Form wahrend des Betoniervorgangs gesichert war Fur den Beton verwendete man eine Mischung aus 350 Kilogramm Zement pro 1 m Sand und Kies Nach dem Abbinden des Betons konnte der vollstandige Bogen abgesenkt werden Anfanglich im kalten Winterwetter dauerte die Herstellung eines dieser Bogen oberhalb 17 m Hohe 12 Tage 6 mit zunehmender Routine und besserem Wetter sank der Takt auf funf bis sechs Tage Die Bogen beider Hallen wurden in insgesamt 44 Wochen hergestellt 5 Die Hallen wurden 1944 wahrend des Zweiten Weltkriegs durch amerikanische Luftstreitkrafte zerstort 1 Literatur BearbeitenLes hangars a dirigeables a l Aero port d Orly In L Aeronautique N 45 Paris Februar 1923 S 74 78 Digitalisat auf BnF Gallica Eugene Freyssinet Hangars a dirigeables en ciment arme en construction a l aeroport de Villeneuve Orly Seine et Oise In Le Genie Civil N 2145 vom 22 September 1923 S 265 273 Digitalisat auf BnF Gallica N 2146 vom 29 September 1923 S 291 297 Digitalisat auf BnF Gallica N 2147 vom 6 Oktober 1923 S 313 319 Digitalisat auf BnF Gallica P E M Luftschiffhallen aus Eisenbeton in Villeneuve Orly In Schweizerische Bauzeitung Halbband 82 Nr 12 22 September 1923 S 154 f Digitalisat auf ETH e periodica Eugene Freyssinet Les hangars a dirigeables de l aeroport d Orly In Bulletin Technique de la Suisse Romande N 22 2 November 1929 S 255 257 nach einer Vorlesung auf einer Veranstaltung der Societe suisse des ingenieurs et des architectes in Lausanne vom 8 bis 12 Oktober 1929 Digitalisat auf ETH e periodica Gunter Gunschel Grosse Konstrukteure Band 1 Freyssinet Maillart Dischinger Finsterwalder Bauwelt Fundamente ISSN 0522 5094 Band 17 Ullstein Berlin 1966 S 49 51 S 57 65 Weblinks BearbeitenEugene Freyssinet en quelques ouvrages auf der Website der Association Eugene Freyssinet franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Eintrag Nr IA00089815 in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Eugene Freyssinet Hangars a dirigeables en ciment arme In Le Genie Civil 1923 S 266 Le hangar Freyssinet in Avord auf Hangars d aerodromes Die Koordinaten wurden entnommen aus Seite Paris Villeneuve Orly In Internationales Flughandbuch Flug Atlas 1931 herausgegeben von Digitale Luftfahrt Bibliothek a b Eugene Freyssinet Les hangars a dirigeables de l aeroport d Orly In Bulletin Technique de la Suisse Romande N 22 2 November 1929 S 255 257 Digitalisat auf ETH e periodica a b c Les hangars a dirigeables a l Aero port d Orly In L Aeronautique N 45 Paris Februar 1923 S 74 Anzeige der Societe Anonyme des Entreprises Limousin procedes Freyssinet In L Aeronautique N 68 Paris Januar 1925 digital S 13 91 Freyssinet gab spater Aussenmasse von 300 92 58 m an Les hangars a dirigeables de l aeroport d Orly In Bulletin Technique de la Suisse Romande N 22 2 November 1929 S 255 In dem Artikel Luftschiffhallen aus Eisenbeton in Villeneuve Orly in Schweizerische Bauzeitung September 1923 werden 300 m Lange eine Stutzweite von 91 m und eine lichte Hohe von 59 m angegeben a b c d Eugene Freyssinet Hangars a dirigeables en ciment arme In Le Genie Civil 1923 In Freyssinets ausfuhrlichem Artikel von 1923 wie auch in dem von 1929 ist laufend von beton arme Stahlbeton die Rede aber nirgends von beton precontraint Spannbeton Wenn spatere Autoren im Zusammenhang mit den Luftschiffhallen Orly von Spannbeton schreiben entspringt das deren Phantasie hat aber mit der Realitat nichts zu tun Freyssinet schrieb 1929 in seinem Artikel im Bulletin Technique de la Suisse Romande er habe die Hallen 1923 24 ausgefuhrt Der Artikel in L Aeronautique vom Februar 1923 zeigt in seinen Fotos aber einen schon so weit fortgeschrittenen Bauzustand dass der formelle Baubeginn schon 1922 stattgefunden haben muss 48 724722222222 2 3788888888889 Koordinaten 48 43 29 N 2 22 44 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luftschiffhallen von Orly amp oldid 226410658