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Unter der Lohnfondstheorie versteht man in der klassischen Nationalokonomie eine Theorie nach der sich der Lohn eines Arbeiters aus dem Quotienten eines festen Lohnfonds sowie der Gesamtzahl der Arbeiter innerhalb einer Volkswirtschaft ergibt Inhaltsverzeichnis 1 Die Lohnfondstheorie 2 Entstehung und Anwendung 3 Kritik und Ablosung 4 LiteraturDie Lohnfondstheorie BearbeitenDie Lohnfondstheorie lasst sich in ihrer Extremform zunachst auf die anschauliche mathematische Formel l L A displaystyle text l frac text L text A nbsp reduzieren Demnach ergibt sich der Lohnsatz l displaystyle l nbsp aus der Division des Lohnfonds L displaystyle L nbsp durch die Anzahl der Arbeiter A displaystyle A nbsp Um den Inhalt der einzelnen Begriffe zu verstehen mussen alle Erlauterungen vor dem Hintergrund gelesen werden dass es sich um makrookonomische Begriffe handelt Das heisst dass sich jeder Begriff auf die Zusammenhange einer ganzen Gesellschaft und nicht auf Einzelfalle bezieht Der Lohnsatz ist demnach das durchschnittliche Einkommen aller in einem Beschaftigungsverhaltnis arbeitenden Menschen in einem nicht naher bestimmten Zeitraum Wichtig ist dabei der Bezug auf die in abhangigen Verhaltnissen arbeitenden Menschen der Lohnsatz umfasst nicht das Einkommen aller selbststandigen Unternehmer und Landwirte Die Anzahl der Arbeiter beschreibt alle Mitglieder eines Staates die in einem Arbeitsverhaltnis stehen Damit werden nicht berufstatige Frauen und Kinder ebenso wie Selbststandige und Landwirte aus dieser Gruppe ausgeschlossen Auch die Gruppe der Arbeitslosen ist von diesem Begriff nicht erfasst da Arbeitslosigkeit nach klassischer Ansicht immer nur ein vorubergehendes Phanomen war langfristig aber nicht existierte Der zentrale und am schwersten zu beschreibende Begriff innerhalb der Theorie ist jedoch der Lohnfonds an sich John Stuart Mill definiert den Lohnfonds als nur umlaufendes Kapital und dieses nicht einmal seinem ganzen Betrage nach sondern nur der Teil desselben der zum direkten Kauf von Arbeit bestimmt ist Hinzurechnen mussen wir jedoch alle Fonds die ohne einen Teil des Kapitals zu bilden im Austausch fur Arbeit bezahlt werden wie zum Beispiel die Lohne der Soldaten hauslichen Dienstboten und aller sonstigen unproduktiven Arbeiter Da der Arbeitslohn der produktiven Arbeiter fast das ganze dieses Fonds bildet so ist es ublich den kleineren und minder wichtigen Teil zu ubergehen Mill unterscheidet dabei zwischen produktiver Arbeit das heisst alle Arbeit an dessen Ende ein erzeugtes Produkt steht sowie unproduktiver Arbeit die alle Dienstleistungen umfasst In modernen Worten ist dies die Unterscheidung zwischen dem sekundaren und tertiaren Wirtschaftssektor Da der tertiare Sektor der Dienstleistungen zu Mills Zeit in nur sehr geringem Masse ausgepragt war lasst er diesen als minder wichtigen Teil wegfallen und vereinfacht dadurch seine Theorie Budge versucht spater den Lohnfonds als Betrag an Wert der innerhalb eines Wirtschaftskreises je nach der vorhandenen Produktivitat der Arbeit im gegebenen Augenblick und nicht im Laufe einer Produktionsperiode in Arbeiterkonsumptilien umgesetzt werden kann zu erklaren Der Lohnfonds ist also eine gegebene Menge Kapital Das Modell der Lohnfondstheorie vereinfacht den Lohnfonds dahingehend dass es sich um eine gegebene Menge Kapital in der Hand der Arbeitgeber handelt die zu einem gewissen Zeitpunkt an die Arbeiterschaft ausgezahlt wird Die Auszahlung findet vor der zu erbringenden Arbeit statt da die Menge an Kapital gegeben ist und nicht im Laufe des Produktionsprozesses beziehungsweise der Arbeit entsteht Die Lohnfondstheorie verzichtet darauf daruber Aufschluss zu geben woher genau die Kapitalmenge stammt sie wird lediglich den Unternehmern zugeschrieben Es bleibt ebenfalls offen fur welche Zeitperiode die Lohne gezahlt werden Ob es sich bei dem Kapital um Geld oder andere Guter handelt die an die Arbeiter ausgegeben werden wird nicht naher festgelegt Dadurch wird der Lohnfonds zu einer fiktiven Vereinfachung innerhalb eines Modells Nach der Definition der Begriffe ist die Wirkungsweise der Lohnfondstheorie mathematisch einfach zu erklaren Der Lohnsatz wird als abhangige Variable von den unabhangigen Variablen des Lohnfonds sowie der Anzahl der Arbeiter bestimmt Soll der Lohnsatz verandert werden muss der Wert mindestens einer der beiden Ausgangsvariablen erhoht oder abgesenkt werden Fur eine Erhohung des Lohnsatzes muss entweder der Lohnfonds steigen wahrend die Anzahl der Arbeiter sinkt oder konstant bleibt beziehungsweise die Anzahl der Arbeiter muss sinken wahrend der Lohnfonds konstant bleibt oder steigt Fur einen sinkenden Lohnsatz muss entweder der Lohnfonds sinken wahrend die Anzahl der Arbeiter konstant bleibt oder steigt beziehungsweise die Anzahl der Arbeiter muss steigen wahrend der Lohnfonds konstant bleibt oder sinkt Wirken beide Effekte in die gleiche Richtung das heisst ein steigender Lohnfonds bei gleichzeitig steigender Anzahl der Arbeiter beziehungsweise ein sinkender Lohnfonds bei sinkender Anzahl der Arbeiter entscheidet der starkere Effekt ob der Lohnsatz steigt oder fallt Auch ein konstant bleibender Lohnsatz ist moglich wenn beide Effekte gleich stark ausfallen In der neueren Literatur betont Englberger eine starkere Bedeutung der Arbeitsnachfrage fur die Hohe des Lohnsatzes Diese ersetze das Arbeitsangebot welches in fruheren Theorien als Determinante der Lohnhohe galt Diese starkere Betonung der Nachfrageseite fand erst durch Kritiken an der ursprunglichen Lohnfondstheorie Einzug in die Lehre Entstehung und Anwendung BearbeitenDer mathematischen Funktionsweise nach mussten in erster Linie die Unternehmer die Moglichkeit der Einflussnahme auf die Hohe des Lohnsatzes haben indem sie die Arbeitsnachfrage steuern Die Arbeiterschaft konnte daruber hinaus durch Absenken der Anzahl ihrer Nachkommen die zukunftige Anzahl der Arbeiter senken und damit ihren Lohnsatz erhohen Ebenso konnte sie durch hartere Arbeit die Produktivitat in der ersten Periode erhohen sodass das zusatzlich erwirtschaftete Kapital in der folgenden Periode den Lohnfonds steigern konnte Gleichzeitig konnten die Unternehmer durch ein verstarktes Sparen eine Erhohung des Lohnfonds unterstutzen und dadurch die Lohne erhohen Tatsachlich gehen die Klassiker jedoch davon aus dass einzig und allein die Arbeiterschaft die Moglichkeit hat ihre eigene Lage zu verbessern Zur Begrundung beruft sich John Stuart Mill auf das malthussche Bevolkerungsgesetz einem der Vorlaufer und theoretischen Grundlagen der Lohnfondstheorie Demnach ist die Bevolkerung eines Staates durch die verfugbare Menge an Nahrung begrenzt Sobald diese Menge steigt nimmt auch die Bevolkerungszahl zu Steigt die Bevolkerungszahl uberproportional zur Nahrungsmenge fuhrt dies zur Verelendung der Bevolkerung Aus der Armut resultieren weniger Geburten sodass die Bevolkerung anschliessend wieder rucklaufig ist bis sie ein angemessenes Mass erreicht Die arme Bevolkerung ihrerseits ist stets im Bestreben moglichst viele Nachkommen zu zeugen Dadurch wird sich wann immer es die Nahrungsmittelsituation zulasst die Bevolkerung vermehren und langfristig auf dem gleichen Versorgungsniveau verharren Lediglich vorubergehende Lebensqualitatssteigerungen sind denkbar so lange bis neuer Nachwuchs gezeugt wird Malthus ubertragt dies so auf seine Idee der Lohnfondstheorie dass ein steigender Lohnfonds zwar zwischenzeitlich einen steigenden Lohnsatz nach sich zieht Dieser hohere Lohnsatz wird aber von Seiten der Arbeiterschaft nicht dazu verwandt sich einen hoheren Lebensstandard zu leisten sondern stattdessen um mehr Kinder zu zeugen Dadurch wird im Abstand einer Generation wieder eine hohere Zahl von Arbeitern zur Verfugung stehen die die vorherige Erhohung der Lohnfonds zunichtemacht Damit wird die Entwicklung des Lohnsatzes allein in die Hande der Arbeiter gelegt wahrend die Arbeitgeber von jeder Verantwortung fur ihre Angestellten frei sind Jede Erhohung des Lohnsatzes die durch eine Erhohung des Lohnfonds hervorgerufen wird wird in der folgenden Generation durch mehr Geburten und die damit verbundene Erhohung der Anzahl der Arbeiter vernichtet Daher bleibt als einzige praktische Moglichkeit den Lohnsatz zu erhohen die Anzahl der Arbeiter abzusenken oder zumindest konstant zu halten solange der Lohnfonds steigt Die Ergebnisse dieser theoretischen Diskussion wurden anschliessend in der Praxis vor allem von Seiten der Arbeitgeber aufgegriffen die damit die Sinnlosigkeit von Lohnverhandlungen begrundeten Demnach wurde eine Lohnerhohung die gesamte Lohnsumme also den Lohnfonds nicht erhohen konnen sondern stattdessen zu einer geringeren Nachfrage nach Arbeit fuhren Damit war auch der Nutzen von Gewerkschaften die das Ziel hoherer Lohne verfolgten weitgehend hinfallig Zwar stand John Stuart Mill solchen Vereinigungen grundsatzlich positiv gegenuber jedoch sei eine Lohnerhohung durch solche Mittel ganz unerreichbar Das einzige mogliche Ziel einer Gewerkschaft konne es sein die Arbeitszeit insgesamt zu drucken und gleichzeitig den Lohn konstant zu halten Eine Erhohung des Lohnes wurde aber zwangslaufig zu Arbeitslosigkeit fuhren Innerhalb des politischen Diskurses wurde die Lohnfondstheorie dazu herangezogen um gegen staatliche Massnahmen zur Armutsbekampfung zu argumentieren So wurden zwar die von der britischen Regierung erlassenen Armengesetze und eine Subventionierung von Getreide kurzfristig zu einer Steigerung des verfugbaren Einkommens und damit des Lebensstandards der Arbeiterschaft fuhren langfristig hatten die Massnahmen jedoch keinen Effekt und wurden die Lage sogar noch verschlimmern Dazu beriefen sich die Lohnfondstheoretiker wiederum auf das Malthussche Bevolkerungsgesetz nach dem der hohere Lohn langfristig dazu genutzt werde in Zukunft mehr Nachkommen zu zeugen und nicht den Lebensstandard hoher zu halten Durch die eine Generation spater folgende Erhohung der Anzahl an Arbeitern wurden jedoch die Lohne wieder unter das ursprungliche Niveau sinken Das neue niedrigere Lohnniveau wurde gemeinsam mit den staatlichen Sozialmassnahmen eine gleiche Existenzgrundlage bilden wie vorher die Lohne ohne staatliche Massnahmen Kritik und Ablosung BearbeitenDurch ihren direkten Bezug zu dem Leben von Millionen von Arbeitern zog die Lohnfondstheorie in der Folge eine heftige Diskussion nach sich Besonders aufgrund ihrer Ablehnung gegenuber Gewerkschaften und Lohnverhandlungen rief sie heftigste Kritik von Seiten der britischen Gewerkschafter hervor Auch der wissenschaftliche Diskurs uber die Theorie setzte ein Vor allen anderen verfasste Hermann in Deutschland 1832 eine Kritik der Lohnfondstheorie die von Brentano weiter verfeinert wurde und dazu fuhrte dass ab diesem Zeitpunkt kaum ein deutscher Okonom der Lehre vom Lohnfonds mehr folgte Hermann wie Brentano konzentrieren sich in ihrer Kritik zunachst auf den Lohnfonds an sich Hermann kritisiert dass es sich bei dem Lohnfonds nicht um Kapital handele das von den Unternehmern bereitgestellt wurde Stattdessen speise sich der Lohnfonds aus den Einkunften der Konsumenten die die fertigen Produkte kaufen Damit sind es die Konsumenten und auch die Arbeiter selbst die den Lohnfonds speisen und das Kapital fur die Arbeiterlohne bereitstellen Der Lohnfonds wird ausserdem als Quelle beschrieben er wird also fortlaufend gespeist und ausgezahlt Mit dieser Kritik ergibt sich eine Anderung fur den moglichen Lohnsatz Die Unternehmer nehmen im Arbeitsprozess nur noch eine zwischengeschaltete Rolle ein indem sie die Arbeitskraft der Menschen kaufen um sie anschliessend in Produkte umgemunzt wiederum an Konsumenten zu verkaufen Dadurch liessen sich hohere Lohne schlicht auf die Konsumenten abwalzen und mussten nicht langer von dem Kapital bezahlt werden welches die Arbeitgeber im Lohnfonds bereitstellen Brentano erganzt diese Kritik spater um zwei weitere Punkte Erstens sei es jederzeit moglich den Lohnfonds zu erweitern indem der Unternehmer seinen privaten Konsum einschrankt Zweitens ist es dem Unternehmer jederzeit moglich durch Kreditaufnahme einen hoheren Lohn zu zahlen Damit wird eine der zentralen Thesen des Lohnfonds namlich die Unveranderlichkeit der Hohe des Lohnfonds durch die Unternehmer von Brentano und Hermann widerlegt Brentano greift daruber hinaus den in der Lohnfondstheorie zu Grunde gelegten Arbeitsbegriff an John Stuart Mill beschreibt den mathematischen Quotienten von Lohnfonds und Anzahl der Arbeiter auch als Verhaltnis zwischen Angebot und Nachfrage nach Arbeit Damit erklart er den Arbeitsmarkt wie jeden anderen Markt zu einem Markt der sich nach Angebot und Nachfrage richtet und somit immer zu einem Marktgleichgewicht tendiert Wenn das Angebot an Arbeit grosser ist als die Nachfrage wird der Preis so lange absinken bis es sich fur die Unternehmer lohnt mehr Arbeit nachzufragen Gleichzeitig werden einige Menschen ihre Arbeitskraft nicht langer auf dem Markt anbieten da ihnen der zu erzielende Preis zu gering ist Dadurch entsteht schlussendlich ein Gleichgewicht in dem es keine Arbeitslosigkeit gibt Wie bereits dargelegt warnt John Stuart Mill vor Lohnforderungen der Gewerkschaften die uber dem aus seiner Theorie resultierenden Lohnsatz liegen da diese zu Arbeitslosigkeit fuhren mussten Dieser Annahme tritt Brentano entgegen der den Lohnsatz nicht als Ergebnis von Angebot und Nachfrage sondern als durch die Konkurrenz der Arbeiter untereinander bestimmt sieht Damit gesteht Brentano den Gewerkschaften wieder eine Aufgabe zu namlich den hochstmoglichen Lohnsatz fur die von ihnen vertretene Gruppe von Arbeitern zu erzielen Der erhohte Lohnsatz wird gemass seiner Annahme wieder auf die Konsumenten die den Lohnfonds speisen umgewalzt Diese seien jedoch nicht ausschliesslich andere Arbeiter sondern auch die ubrigen Gesellschaftsklassen Damit wurde die Lohnerhohung der einen Gruppe von Arbeitern nicht automatisch zu einer gleich grossen Lohnsenkung der restlichen Arbeiter fuhren und insgesamt den durchschnittlichen Lohnsatz der Arbeiterschaft erhohen Damit wendet sich Brentano gegen die Meinung die Arbeit von Gewerkschaften sei langfristig vergebens Ebenso wird einer der Annahmen John Stuart Mills entgegengetreten Mill hatte zur Vereinfachung seiner Definition des Lohnfonds ausschliesslich die Menge an Kapital festgelegt die zur Bezahlung der Lohne der Arbeiterschaft vorgesehen war Brentano nimmt nun auch die restlichen Gesellschaftsschichten als Konsumenten in den Lohnfonds auf Insgesamt zeigen Hermann und Brentano einige der Schwachen der Lohnfondstheorie auf ohne diese jedoch vollstandig zu widerlegen Stattdessen modifizieren sie den Lohnfonds und legen die Verantwortung fur die Hohe der Lohne in die Hande der Arbeitgeber Damit schaffen sie eine neue Lohnfondstheorie die eine Fortentwicklung der alten Theorie ist Diese Ausfuhrungen schaffen allerdings nicht den Sprung nach England um dort die wissenschaftliche Diskussion zu beleben Erst Jahrzehnte spater beginnen Longe und Thornton mit einer Kritik der Lohnfondstheorie die der von Hermann und Brentano in vielen Punkten ahnelt sich jedoch nicht auf diese beruft Stattdessen ist die Kritik davon getragen dass sich die Wirklichkeit nicht langer mit Hilfe der Theorie erklaren liess Longe und Thornton kritisieren sowohl die Annahmen uber den Lohnfonds wie auch die Auffassung von Arbeit Zunachst greift Longe den Lohnfonds an und stellt fest dass dieser als fixe Grosse nicht existiert Der Lohnfonds gabe hochstens an was an Lohnen gezahlt werden konne Dabei stellt Longe fest dass nicht der gesamte Lohnfonds tatsachlich fur die Nachfrage nach Arbeit ausgegeben werde Ausserdem resultiere die Hohe des Lohnfonds aus der Schatzung der Unternehmer wie stark die Nachfrage nach dem Endprodukt sein wird Somit sieht Longe die Hohe des Lohnfonds zu einem bedeutenden Teil durch die Konsumenten beeinflusst Thornton fuhrt den Gedanken Longes fort und bestreitet spater die Existenz eines Lohnfonds schlechthin und fuhrt dazu ein Gedankenexperiment an Demnach stelle kein Unternehmer eine Menge von Geld fest die er notwendig fur seine Arbeiter ausgeben musse Vielmehr stellt jeder Unternehmer fest wie viel er maximal ausgeben konne und versuche anschliessend moglichst wenig fur seine Arbeiter auszugeben Da es anscheinend auf der Ebene eines Unternehmens keinen Lohnfonds gebe sieht Thornton auch keinen nationalen Lohnfonds Zweitens setzen sich Longe und Thornton mit der Auffassung von Arbeit innerhalb der Lohnfondstheorie auseinander Die Arbeiterschaft ergebe keine einheitliche Masse mit einem Durchschnittsarbeiter auf den der Lohnfonds aufgeteilt werde Daher ergebe sich die Lohnhohe nicht aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage von Arbeit sondern durch eine Konkurrenz zwischen den Arbeitern Diese Meinung gleicht der von Hermann und Brentano Im nachsten Schritt schrankt er diese Annahme jedoch wieder ein indem er die Arbeit von gewohnlichen Produkten unterscheidet da Arbeit grundsatzlich immer und zu jedem Preis angeboten wird Dies sei bei anderen Produkten nicht der Fall Dadurch bestimmen schlussendlich die Arbeitgeber die Hohe des Lohnsatzes indem sie die nachgefragte Menge nach Arbeit bestimmen Damit konterkariert Thornton allerdings seine ursprungliche Aussage nach der kein Lohnfonds existiert indem er einen Zusammenhang zwischen der Hohe des Lohns und der nachgefragten Arbeit sieht Seinem Schluss nach muss es einen Fonds geben aus dem eine bestimmte Menge an Arbeitern bezahlt wird Auch Thornton und Longe widerlegen nicht die Lohnfondstheorie Stattdessen zeigen sie mit ihrer Kritik einige ihrer Schwachpunkte auf und bilden sie mit eigenen Losungsansatzen weiter Damit wird wie zuvor in Deutschland auch in Grossbritannien die kritische wissenschaftliche Diskussion ins Rollen gebracht John Stuart Mill der nach seinem Vater als Vollender der Lohnfondstheorie galt nutzt die Kritik Thorntons jedoch um sich von der Lehre des Lohnfonds abzuwenden und der Standard Of Life Theory zuzuwenden Gemeinhin wird dies als Zeitpunkt festgehalten an dem die Lohnfondstheorie innerhalb der Wissenschaft ihre fuhrende Stellung zur Erklarung der Lohne verlor Dies bedeutet dennoch nicht dass sie nicht weiter Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen war Im Jahr 1896 versucht beispielsweise F W Taussig eine verbesserte Neuformulierung der Lohnfondstheorie wobei er auch auf die Kritik an der ursprunglichen Theorie eingeht Dennoch scheitert er schlussendlich vor allem daran dass er die Lohnbildung zu sehr vom Standpunkt des Unternehmers zu erklaren versucht So lasst er die Nachfrageseite vollig aussen vor und schenkt auch der Marktlage nur geringe Aufmerksamkeit Literatur BearbeitenJOHN HEINZ 1937 Geschichte und Kritik der Lohnfondstheorie Carl Nieft Verlag Bleichrode am Harz ENGLBERGER JOSEF 1995 Die Lohnfondstheorie in Tarifautonomie im Deutschen Reich Entwicklung des Tarifwesens in Deutschland von 1870 71 bis 1945 Duncker amp Humblot Berlin S 58 61 KRUMBACHNER JOSEF 1991 Die Lohnfondstheorie James Mills in Geschichte der Wirtschaftstheorie Verlag fur Wirtschaftsskripten Munchen S 98 100 KRUSE ALFRED 1959 Die Entwicklung der Lohnfondstheorie in Geschichte der volkswirtschaftlichen Theorien Duncker amp Humblot Berlin S 100 104 SCHREY MARY DR 1913 Das Lohngesetz der klassischen Nationalokonomie in Kritische Dogmengeschichte des Ehernen Lohngesetzes Verlag Gustav von Fischer Jena S 25 49 TAUSSIG F W 1896 Chapter XIII The Wages Fund In Germany in Wages and Capital An Examination of the Wages Fund Doctrine Macmillan and Co New York Nachdruck von University Microfilms International Ann Arbor Michigan USA London England 1980 S 266 281 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lohnfondstheorie amp oldid 171074657