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Die Lockenpragepresse ist ein Gerat der Rauchwarenveredlung Mit ihr werden durch Bugeln der Haarseite ansonsten glatthaariger Felle kunstliche Locken oder Ondulierungen erzeugt Dafur eignen sich besonders Kaninfelle und verschiedene Arten von Lammfellen Diese werden anschliessend zu Pelzen verarbeitet 1 Unter der Bezeichnung Astrakan Kanin gehandelte Kaninfelltafeln gefarbt geschoren und moiregepresst Hofstetter 2021 Die hauptsachliche Anwendung fand die Presse in Mitteleuropa in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts zur Erzeugung gelockter oder andersartig strukturierter Kaninfutter als die Pelzmode gelockte und moirierte Pelzarten wie Persianer oder Zickel bevorzugte Die zu Tafeln vorgefertigten Halbfabrikate fanden ganz uberwiegend Verwendung als Pelzinnenfutter niedrigpreisiger Textilkonfektion vor allem in Jacken bis Kurzmantellange Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Arbeitsweise 3 Sonstiges 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenBereits in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts gehorte die kunstliche Musterung naturglatter Fellsorten zu den stark betriebenen Forschungsgebieten der Pelzveredlungsindustrie in verschiedenen Landern Eine Unzahl von Patenten und Gebrauchsmustern gaben Zeugnis von der Vielseitigkeit der betreffenden Versuche und der erreichten Losungen Aus Amerika stammte die englisch franzosische Bezeichnung blocked lapin gepresstes Kanin fur die so behandelten Felle des Kaninchens 2 Die ersten Muster wurden nach Art der Friseure mit Hilfe von heizbaren Lockenwicklern oder Wickelstaben Locke fur Locke geformt Gestutzt auf warmebestandige Lederzurichtungen wandte man anschliessend das Pressen mit Schablonenmusterung bei wechselndem Druck und hoheren Temperaturen an 3 Einen gewissen Fortschritt brachte ein abschliessendes Wasserabstossendmachen durch eine Fixierung mit Formaldehyd allein oder kombiniert mit kunstharzbildenden Stoffen Dazu wurden elektrisch heizbare Kamme oder besonders geformte Bursten verwendet Pressen und Drehen der Druckstempel bewirken bei zusatzlichem Einsatz von Fixationsmitteln gleichfalls Haarverlagerungen Eine ortliche Haarverkurzung durch Ausscheren oder Sengen hatte eine ahnliche Wirkung 3 Musterungen mit Hilfe von Klebstoffen hatten ebenfalls kein befriedigendes Ergebnis gezeigt Im Jahr 1935 war es der Firma C F Th Lindner nach deren Angaben durch ein neues Verfahren gelungen sowohl geschorene wie kurt und glatthaarige Pelzfelle mit einem hochst dauerhaften und einwandfreien Moire zu versehen Die Felle wurden zwar auch gepresst aber durch das neue Verfahren so hergerichtet dass das bisherige Strecken und Zwecken ganz in Wegfall kommt 4 Etwa 1937 wurde eine Technik eventuell die vorgenannte zur kunstlichen Strukturierung des Haarvlieses beschrieben Die gefarbten und fertig veredelten Felle erhalten bei diesem Verfahren auf einer schweren Pragemaschine von der Lederseite her das Moire eingepragt Durch Uberkleben des Leders mit einem leichten Uberzug wird fur die Bestandigkeit des Moireeindrucks gesorgt Diesem Verfahren konnen alle geringwertigeren glatthaarigen Felle unterworfen werden es konnte sich trotzdem bisher nicht in grosserem Umfang durchsetzen 5 Anfang der 1940er Jahre wurde den bis dahin bekannten Verfahren noch folgende Mangel nachgesagt Die Wasserbestandigkeit der erzielten Effekte ist zumindest beschrankt Die Impragnierung mit Agentien verschiedener Art um die Resistenz gegen Wasser zu erhohen ist stets mit einem Verkleben oder dem grosseren oder geringeren Verlust von Spiel und Glanz des Haares verbunden Die Moireeffekte oder Lockenbildungen wirken kunstlich ja schablonenhaft Ein nachtragliches Farben ist infolge der Haarbeschaffenheit ausgeschlossen Die Fixierungsoperationen erfordern ziemlich anstrengende Eingriffe speziell in die Ledersubstanz starke Formolkonzentrationen hohe Temperaturen usw 3 Alle Methoden blieben wegen der mangelnden Wasserbestandigkeit erst einmal ohne Bedeutung 3 Im Kriegsjahr 1943 liess sich die Rauchwarenzurichterei und Farberei Paul Kunath Leipzig ein von dem Rauchwarenchemiker Ingenieur Anton Ginzel entwickeltes Erzeugnis als Geschmacksmuster schutzen bei dem im Zusammenhang mit einer dauerhaften Fixierung und besonderer Farbung das Fell des grauweiss gefarbten Indisch Lammfelles imitiert wurde vor allem fur Kaninfelle Die Ledersubstanz blieb dabei unberuhrt Durch die Fixierung sollte sogar bei einem anschliessenden Farbprozess die Musterbeschaffenheit erhalten bleiben 3 Arbeitsweise BearbeitenDie 1970 in einem Fachbuch der DDR beschriebenen Lockenpragepressen entsprechen in ihrer Arbeitsweise einer hydraulischen Presse Die einstellbare Druckkraft wird durch zwei Hydraulikzylinder erzeugt Durch hohen Druck und geeignete Werkzeuge erzielen sie den gewunschten Effekt Das Haar wird hierbei erst plastisch gemacht zum Beispiel durch eine Thioglykolsaurebehandlung um anschliessend mit Prageapparaturen verformt zu werden Gleichzeitig oder anschliessend wird eine verfestigende Behandlung mit Wasserstoffperoxyd durchgefuhrt 1 Die Pragemaschinen arbeiten entweder mit Druck oder mit Druck und Schub das heisst beim Schliessen der Presse wird die eine Platte gegen die andere verschoben Der Druck betragt beispielsweise 4 bis 5 at nach alter Bezeichnung bei 50 C uber eine bestimmte Zeit Uber ein Schaltpult wird sowohl die Druckdauer als auch das Aus und Einfahren der Hydraulikzylinder gesteuert Die auf das Haar einwirkenden Arbeitswerkzeuge befinden sich an der oberen Seite der Druckstempel Die gleichmassige Warmeleistung wird durch ein Heisswasserumlaufsystem erzeugt das auf beide Druckplatten wirkt 1 Wahrend sonst beim Bugeln von Fellen eine Erhohung des naturlichen Haarglanzes erfolgt lasst sich dies mit der Lockenpragepresse auch beim Einsatz von Glanzmitteln nicht wesentlich erzielen Dies ist bei der Auswahl der hierfur geeigneten Felle zu berucksichtigen 1 Die so erhaltenen Lockenpragungen sind je nach Verfahrensart und Fellart zum Teil sehr gut haltbar In dem genannten Fachbuch wurde resumiert Das Pragen von Locken hat sich in der Praxis als recht brauchbare Moglichkeit der Auswertung von Kanin und Lammfellen erwiesen 1 Sonstiges BearbeitenDer Gegensatz des Lockens glatthaariger Felle ist das Entlocken besonders von Langhaar und Oberhaarfellen Vor allem Lammfelle werden durch die Bearbeitung des mit Bugelwasser befeuchteten Haars mit einer rotierenden Bugelwalze attraktiver gemacht Vor dem Bugelprozess erfolgt ein maschinelles Entlocken durch Kratzwalzen 2 In der Kaninchenzucht gibt es naturlich gelockte Tiere wohl ursprunglich in Hinblick auf die Pelzverarbeitung weiter gezuchtete Sorten Eine Unterart wird von den Zuchtern als Rexpersianer bezeichnet Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lockenpragepresse Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Autorenkollektiv Rauchwarenherstellung und Pelzkonfektion VEB Fachbuchverlag Leipzig 1970 S 272 273 551 552 Inhaltsverzeichnis a b Alexander Tuma Pelz Lexikon Pelz und Rauhwarenkunde Band XVII Alexander Tuma Wien 1949 S 96 164 Stichworte Blocked lapin Entlocken a b c d e Ohne Autorenangabe Eine Neuheit auf pelztechnischem Gebiet In Der Rauchwarenmarkt Nr 7 8 12 Februar 1943 S 3 S 7 Musterregister P M Kunstliches Moire auf Pelzwerk In Der deutsche Pelztierzuchter Heft 10 1935 S 197 W Kunzel Vom Rohfell zur Rauchware Streifzuge durch die Rauchwarenveredlung in gemeinverstandlicher Darstellung Alexander Duncker Leipzig undatiert ca 1937 S 91 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lockenpragepresse amp oldid 232190447