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Live Elektronik ist eine Spielart der Elektroakustischen Musik die mit Hilfe von Interpreten in Echtzeit wahrend einer Auffuhrung entsteht Die seit den 1950er Jahren im elektronischen Studio stattfindende Klangproduktion wird dabei auf die Buhne verlagert wodurch starre elektronische Zuspielungen durch die flexiblere Methoden ersetzt werden Damit gewinnt die Elektronik einen instrumentalen Charakter was wiederum improvisatorische Moglichkeiten und eine freiere Gestaltung des Zeitablaufs eroffnet Immer wieder wird die Live Elektronik von den Komponisten selbst gespielt und damit die ublicherweise praktizierte Arbeitsteilung von Komponisten und Ausfuhrenden aufgehoben Entwicklung BearbeitenDer Ausdruck Live Elektronik geht auf John Cage zuruck der ihn im Vorwort seiner Komposition Cartridge Music 1960 erstmals verwendete Cage war auch der Komponist des fruhesten Werks mit Live Elektronik im engeren Sinne In seiner bereits 1939 entstandenen Imaginary Landscape No 1 fur Klavier Becken und zwei Plattenspieler werden diese von zwei Musikern wie Instrumente gespielt indem die auf den Schallplatten gespeicherten Sinustone durch Geschwindigkeitsveranderungen wahrend der Auffuhrung manipuliert werden Ein fruhes Beispiel live elektronischer Musik stellt MIKROPHONIE I 1965 fur grosses Tamtam zwei Mikrophone zwei Bandpassfilter und Lautstarkeregler von Karlheinz Stockhausen dar Hier wird der musikalische Prozess in drei selbstandige Bereiche aufgespalten Schallerzeugung zwei Ausfuhrende bringen das Tamtam mit unterschiedlichsten Mitteln zum Erklingen Schallaufnahme zwei Musiker tasten die schwingende Metalloberflache mit Mikrophonen ab Schalltransformation Bedienung der Filter und Lautstarkenregler durch zwei weitere Musiker Das Mikrophon wird dabei zum Instrument und dient dem Horbarmachen des sonst Unhorbaren Einen speziellen Umgang mit Live Elektronik pflegt der kanadische Komponist Alvin Lucier In seiner Performance I Am Sitting in a Room 1969 spricht der Komponist einen Text auf Tonband Dieser wird anschliessend uber einen Lautsprecher zuruck in den Raum gespielt und mit einem Mikrophon auf ein zweites Tonband aufgenommen Dieser Uberspielvorgang wird so oft wiederholt bis zuletzt nur mehr die Raumresonanzen horbar bleiben Im 1971 gegrundeten Experimentalstudio der Heinrich Strobel Stiftung am SWR in Freiburg konzentrierte man sich vor allem auf die live elektronische Manipulation des Raumklanges Hierfur wurde ein eigener Raumklang Verteiler das Halaphon benannt nach seinen Entwicklern Hans Peter Haller und Peter Lawo konstruiert der u a von Luigi Nono in Werken wie Prometeo 1984 verwendet wurde Das 1977 von Pierre Boulez gegrundete IRCAM richtete sein Augenmerk auf den digitalen Umgang und die algorithmische Steuerung der Live Elektronik was zur Entwicklung von Musikcomputern fuhrte die Klangmanipulationen in Echtzeit ermoglichten In Boulez Repons 1981 ff verbinden sich akustische Instrumente Live Elektronik und mehrkanalige Klangprojektion Die Verfugbarkeit leistungsfahiger und erschwinglicher personal computer fuhrte ab Ende der 1980er Jahre zur Entwicklung eigener Programmiersprachen zur Klangmanipulation in Echtzeit wie Max MSP und Pd wodurch die Live Elektronik nicht mehr an aufwendige analoge Studioapparaturen gekoppelt war Die erforderlichen Komponenten lassen sich nunmehr als Software Module realisieren und konnen auf einem Laptop eingesetzt werden Literatur BearbeitenMartin Supper Elektroakustische Musik Live Elektronik Lexikonartikel in der Die Musik in Geschichte und Gegenwart 2 Auflage Sachteil Bd 2 1995 Karlheinz Essl Wandlungen der elektroakustischen Musik in Zwischen Experiment und Kommerz Zur Asthetik elektronischer Musik hrsg von Thomas Dezsy Stefan Jena und Dieter Torkewitz ANKLAENGE Wiener Jahrbuch fur Musikwissenschaft hrsg von Cornelia Szabo Knotik und Markus Grassl Band 2 Mille Tre Wien 2007 S 37 84 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Live Elektronik amp oldid 238681110