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Als Linzer Auge wurde eine Stahlkonstruktion in Linz bezeichnet die von der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten fur Oberosterreich und Salzburg fur das Linzer Kulturhauptstadtsjahr 2009 initiiert wurde Es handelte sich um ein Ponton das als drehbare Plattform geplant und in der Nahe des Ars Electronica Centers in der Donau befestigt wurde Die Plattform hatte einen Durchmesser von 16 52 Meter eine Tragkraft von 15 Tonnen und bot Platz fur 200 Personen Die Wasseroffnung in der Mitte des Linzer Auges war ca 40 cm tief und mit einem Sicherheitsblech versehen Die Plattform sollte den Besuchern wegen der Lage in der Donau und der Rotation eine ungewohnliche Perspektive auf Linz ermoglichen 1 2 Die vorgesehene Drehbewegung von ca 0 5 m s durch die Wasserkraft der Donau konnte aufgrund von Planungs und Fertigungsmangeln nicht realisiert werden Erst durch den nachtraglichen Einbau eines Elektromotors wurde eine kontinuierliche Bewegung von einer Drehung in drei Minuten erreicht 3 Die Plattform wurde im Juni 2010 wahrend eines Hochwassers aus der Verankerung gerissen schwer beschadigt und versank Nach der Bergung wurde die Plattform Anfang Juli demontiert und zum Schwerlasthafen in Linz transportiert wo sie bis zur Fertigstellung der Sachverstandigengutachten gelagert wurde Drei Jahre nach dem Untergang der Plattform wurde das Linzer Auge eingeschmolzen 4 Das Linzer Auge beim AEC 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Bau 2 Kritik 3 Hochwasser Juni 2010 4 Finanzierung 5 Einzelnachweise 6 WeblinksBau Bearbeiten nbsp 29 November 2009 Dreht es sich oder dreht es sich nicht Am 25 November 2008 wurde von der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten fur Oberosterreich und Salzburg der Bau des Linzer Auges angekundigt Die Projektkonzeption fur das Linzer Auge erfolgte durch die Wiener Architektengruppe feld72 Als Planungsdauer wurden etwa zwei Jahre angegeben Die Bauarbeiten in Linz unter anderem die Erstellung des Fundaments wurden von der ALPINE Bau GmbH ubernommen Der Auftrag fur den Bau des Pontons wurde aus Kostengrunden an eine auslandische Firma vergeben da die Fertigung bei der osterreichischen Firma MCE AG ca 50 000 teurer gewesen ware 5 Die Plattform wurde in Bratislava von der H A W K v o s Schiffswerft in vier Monaten Bauzeit gefertigt und uber die Donau nach Linz geschleppt Ursprunglich hatte das Linzer Auge bereits im Mai 2009 fur Besucher zuganglich sein sollen 6 die Plattform kam allerdings erst mit einiger Verspatung im August 2009 in Linz an wofur das Hochwasser der Donau verantwortlich gemacht wurde Nachdem zuerst das Fundament geandert werden musste fand das Eroffnungsfest am 21 August 2009 drei Tage spater als geplant statt 7 Die geplante Freigabe fur die Offentlichkeit am 24 August musste kurzfristig abgesagt werden da die Benutzungsbewilligung erst nach Aufbringen eines rutschfesten Bodenbelags erteilt wurde Am 11 September wurde die Plattform ohne Drehung erstmals fur die Bevolkerung zuganglich gemacht 8 Als Ursache fur die fehlende Drehfunktion galten zunachst die zu unprazise gefertigten und eingebauten Lager Die Plattform wurde am 23 Oktober 2009 fur eine erste Nachbesserung durch die MCE im Linzer Hafen wieder abgetragen Der geplante Termin fur den Wiederaufbau Ende Oktober musste nach der Begutachtung der Fertigungsmangel auf Ende November verschoben werden 9 Fur die Nachbesserung wurde die Plattform in drei Teile zerlegt um die ungenau gefertigten 122 Fuhrungs und Tragrollen auszuwechseln 10 Die Sanierung erfolgte an sechs Tagen in der Woche 06 00 bis 22 00 im Zweischicht Betrieb mit jeweils vier Mann Die Plattform wurde am 29 November einen Tag spater als geplant wieder an ihrer vorgesehenen Position verankert Fur einen Test der Drehbewegung wurde die Plattform durch neun Personen mit Muskelkraft zusatzlich angeschoben 11 Die Drehbewegung durch die Wasserkraft der Donau aufrechtzuerhalten konnte allerdings nicht erreicht werden Als Grund fur die weiter ausbleibende Drehbewegung galten jetzt die fur die Fliessgeschwindigkeit der Donau zu klein geplanten und gefertigten Schaufeln der Plattform Die zweite Nachbesserung sah ein Austarieren der Plattform und ggf Vergrossern der Schaufelflachen vor 12 Der Versuch am 2 Dezember 2009 die Einzelelemente der Plattform mit 600 Sandsacken so auszutarieren dass die Reibung klein genug fur eine selbstandige Drehung ist scheiterte Im Anfang 2010 fertiggestellten Gutachten der Schiffbautechnischen Versuchsanstalt Wien werden sowohl Fehler bei der Berechnung als auch Fabrikationsfehler der Werft fur das Ausbleiben der Drehung verantwortlich gemacht 13 Die Drehung alleine durch die Wasserkraft der Donau aufrechtzuerhalten ist daher ohne einen umfangreichen Um bzw Neubau laut Ziviltechnikerkammer nicht zu realisieren 14 Nach der dritten Nachbesserung die am 13 April 2010 begann wurde die permanente Drehbewegung durch den zusatzlichen Einbau eines Elektromotors unterstutzt 15 Die Arbeiten wurden vor Ort von der MCE AG durchgefuhrt und am 3 Mai abgeschlossen Kritik BearbeitenAufgrund der Pannen beim Bau und der Inbetriebnahme war das Linzer Auge bei der Bevolkerung umstritten Daruber hinaus wurde kritisiert dass der Standort der Plattform in unmittelbarer Nahe der Nibelungenbrucke nur sehr bedingt als Aussichtspunkt auf Linz geeignet ist Mit Hinblick auf die Grazer Murinsel die 2003 ebenfalls als Projekt der Kulturhauptstadt errichtet wurde ist die Stahlkonstruktion als wenig attraktiv empfunden worden In der Bevolkerung wurde sie daher auch abfallig als Nudlaug oder Fades Aug bezeichnet 16 Hochwasser Juni 2010 Bearbeiten nbsp 5 Juni 2010 Das geborgene Linzer Auge nbsp Verankerungsreste am StegDas Linzer Auge war mittels seiner beiden Stege an zwei Stellen mit dem Betonfundament am Ufer verbunden In der Nacht vom 3 auf den 4 Juni 2010 wurde das Linzer Auge von der Hochwasser fuhrenden Donau aus dieser Verankerung gerissen Die Halteplatten waren an je zwolf Eisenstaben angeschweisst Durch die Zug und Druckbelastung aufgrund des Hochwassers der Donau rissen etliche der Schweisspunkte und einige der glatten Eisenstabe wurden aus dem Beton herausgezogen Die Stromung der Donau spulte das Linzer Auge mitsamt den beiden Stegen zur ca 180 m entfernten Anlegestelle der Schonbrunn Dabei wurden die Auftriebskorper beschadigt wodurch der Ponton beinahe vollstandig sank In einem Grosseinsatz der Berufsfeuerwehr wurde das Linzer Auge zunachst gesichert und am Abend des 4 Juni mit drei Windenfahrzeugen und einem Bergekran geborgen 17 Wenige Tage nach dem Ungluck stand endgultig fest dass die Plattform nicht mehr repariert und an ihren fruheren Standort zuruckkehren wird 18 Rudolf Kolbe der als Prasident der Kammer der Architekten und Ingenieurskonsulenten das Linzer Auge in Auftrag gegeben hatte bestatigte dass ihm von Fachleuten mehrfach erklart wurde dass die Stahlkonstruktion auch ein Jahrhunderthochwasser uberstehen wurde 19 Die Ziviltechnikerkammer beschloss ein gerichtliches Beweissicherungsverfahren bei dem von einem unabhangigen Experten festgestellt wurde dass eine unsachgemass angebrachte Schweissnaht Mitschuld an der Havarie habe 20 Wahrend des Beweissicherungsverfahren blieb das beschadigte Linzer Auge am Donauufer auf dem Gelande des Urfahraner Markts liegen und wurde dann am 8 Juli 2010 entfernt Finanzierung BearbeitenDie Kosten fur den Bau wurden von den Initiatoren zu Beginn des Projekts mit ca 300 000 beziffert Der Stahl fur den 58 5 Tonnen schweren Ponton wurde von der voestalpine geschenkt 21 Der Bau sollte von der Raiffeisenlandesbank Oberosterreich der Energie AG und den Veranstaltern von Linz09 gesponsert werden Aufgrund der Mangel wurden die Vertrage von den vorgesehenen Sponsoren als nicht erfullt angesehen woraufhin diese den Vertrag auflosten 22 Die Raiffeisenlandesbank Oberosterreich und die Energie AG wollten zusammen ca 50 000 spenden und bezahlten in etwa die Halfte des Betrags Der bereits bezahlte Betrag wird allerdings nach der Pannenserie und dem aufgelosten Sponsorenvertrag zuruckverlangt Die Stadt Linz als Veranstalter von Linz09 hat ebenfalls 50 000 zugesagt wobei 30 000 bisher bezahlt wurden 23 Uber die Gesamtkosten fur Bau Material Nachbesserungen und Gutachten liegen derzeit keine offentlich verfugbaren Daten vor Aufgrund der zahlreichen aufwendigen Nachbesserungen inklusive Einbau eines Elektromotors kann davon ausgegangen werden dass ein Mehrfaches der ursprunglich angesetzten Baukosten angefallen ist Wer die Verantwortung fur die Planungs und Konstruktionsfehler und damit die unterschiedlichen zusatzlich angefallenen Kosten ubernehmen muss war nicht klar So wurde z B versucht die slowakische Werft fur die Konstruktionsfehler in Regress zu nehmen Zusatzlich galt es zu klaren ob nach dem Sinken der Plattform der Schaden durch die Versicherung gedeckt ist Die Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten lehnte die Ubernahme der Verantwortung fur die Probleme bei der Konstruktion ab und verwies auf Berechnungsfehler der Planer und Fabrikationsfehler der Werft Drei Jahre nach der Havarie haben sich die Streitparteien aussergerichtlich geeinigt Die Hohe der Entschadigungssummen wurde nicht bekanntgegeben Die Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten ist aber auf jeden Fall nicht mit einem Gewinn ausgestiegen 4 Einzelnachweise Bearbeiten linz09 at Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 16 Marz 2010 abgerufen am 15 Marz 2013 linzerauge org Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 20 Dezember 2008 abgerufen am 15 Marz 2013 http www nachrichten at oberoesterreich art4 385454 a b Oberosterreichische Nachrichten 15 3 2013 Abgerufen am 15 Marz 2013 http www nachrichten at oberoesterreich art4 405636 Oberosterreichische Nachrichten 5 Juni 2010 Warten auf das Linzer Auge hat ein Ende In oesterreich orf at 11 September 2009 abgerufen am 30 November 2017 Kritik am Linzer Auge In oesterreich orf at 25 August 2009 abgerufen am 30 November 2017 http www nachrichten at oberoesterreich linz 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