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Die Ausbildungsmethoden des franzosischen Regisseurs und Schauspiellehrers Jacques Lecoq sind eine Technik zur Erlernung der Schauspielkunst Im Kern der Schauspielerei geht es nach Lecoqs Auffassung um ein stark korperbetontes Spiel das sich auf abstrakte Weise losgelost von Psychologie dem Wesenskern des jeweilig behandelten Themas annahert Lecoqs Methoden sind beeinflusst durch Darstellungsformen wie der Akrobatik oder der Pantomime und gelten auch als Vorlaufer des Performance Theaters Inhaltsverzeichnis 1 Lecoqs Ausbildungsmethode 2 Bewegung 3 Tieranalyse 4 Atmung 5 Masken 6 Farben 7 Elemente 8 Worte und Sprache 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseLecoqs Ausbildungsmethode BearbeitenAuch wenn Lecoq im Lauf der Jahre zahlreiche konkrete Methoden zur Erlernung der Schauspielkunst erarbeitet hat ging es ihm stets darum seinen Schauspielschulern viel Freiheit etwa durch zahlreiche Improvisationsubungen zu geben um zahlreiche Aspekte der Schauspielerei fur sich selbst entdecken zu konnen Er sieht die Schauspielkunst als eine Reise die im Inneren des Schauspielers stattfindet 1 Lecoqs Technik wird teils auch als starke Verbindung von Leben und Kunst beschrieben 2 Seine Ausbildungsmethoden werden bis heute an der L Ecole Internationale de Theatre Jacques Lecoq in Paris unterrichtet Teile seiner Techniken werden auch an vielen anderen Schauspielschulen uberall auf der Welt gelehrt z B an der renommierten Royal Academy of Dramatic Art RADA in London Bewegung BearbeitenEiner der wesentlichen Bestandteile von Lecoqs Ausbildung ist die Analyse von Bewegungen die dem Darsteller als Grundlage des Spiels dienen sollen Bei den meisten Ubungen werden Bewegungen erst vergrossert ausgefuhrt und dann schrittweise reduziert 3 Es geht bei Bewegungen die eine Hin und Ruckbewegung haben auch darum den Moment der Bewegungslosigkeit bzw der Schwebe zu finden 4 Daruber hinaus versuchte Lecoq in zahlreichen Ubungen die naturlichen Bewegungen der Kindheit mit seinen Schauspielschulern zu erarbeiten um ihnen so die Bewegungen die vor den auferlegten Verhaltensweisen da waren naher zu bringen und auf diese Weise zur Freiheit ihrer Bewegungen zu verhelfen Diese Ubungen sind vielfach auch mit akrobatischen Ubungen wie Purzelbaumen oder Handstanden verknupft 5 Laut Lecoq gibt es grundsatzlich drei naturliche Arten der Bewegung die Wellenbewegung die umgekehrte Wellenbewegung und die Entfaltung 6 Mit der Wellenbewegung meint er eine vorwarts gerichtete Bewegung etwa den menschlichen Gang Mit der umgekehrten Wellenbewegung beschreibt er eine ruckwartsgewandte Bewegung Mit Entfaltung meint er einen Bewegungsablauf der von einer zusammengekauerten Haltung ausgeht und hin zu einem ausgestreckten moglichst viel Raum einnehmenden Endzustand fuhrt 7 Im Zuge seiner Beschreibungen zur Bewegung stellte er auch fest dass es zwei wesentliche Handlungen des Menschen gibt namlich ziehen und stossen 8 Diese beiden Handlungen konnen in vertikale horizontale und diagonale Richtungen ausgefuhrt werden was er mit dem Ausdruck Rose der Krafte 9 beschreibt In seinem Werk Der Poetische Korper legt er auch zahlreiche Grundhaltungen des menschlichen Korpers fest So gibt es etwa den Samurai der frontal und aufrecht steht den grossen Harlekin der eine etwas vorgebeugte Korperhaltung einnimmt den seitlichen Ausfallschritt der in alle Richtungen variiert werden kann und den Tisch bei dem man eine vorgebeugte Haltung einnimmt 10 Im Zuge der Ausbildung werden auch zahlreiche Bewegungen von simplen Grundsituationen aus erarbeitet Diese Ubungen dienen dem Darsteller spater als Bausteine fur das Spiel auf der Buhne Beispielsweise gibt es eine Ubung bei der die Schauspielschuler in 57 verschiedenen Korperhaltungen in einer Fluchtsituation uber eine Mauer steigen Die einzelnen Korperhaltungen werden in dieser Ubung prazise veranschaulicht und dann zu einer Gesamtbewegung verbunden 11 Tieranalyse BearbeitenEin weiterer wesentlicher Bestandteil von Lecoqs Ausbildungsmethoden ist die Analyse und Nachahmung von elementaren und naturlichen Tierbewegungen Laut Lecoq gilt es hier als Erstes den Kontakt des Tieres mit dem Boden zu erforschen Wie ist sein Kontakt zum Boden Wie sind die Fusse gebaut Worin unterscheiden sie sich von unseren 12 In einem nachsten Schritt geht es darum die Gangart des Tieres sowie dessen Korperhaltung zu finden Daruber hinaus werden auch Verhaltensweisen der Tiere untersucht wie etwa die tierische Dynamik beim Ubergang von Entspannung zur Alarmbereitschaft 12 Atmung BearbeitenDie Atmung des Darstellers ist laut Lecoq entscheidend fur die Bedeutung der auszufuhrenden Handlung So wird durch eine Person die zum Abschied den Arm hebt und beim Armheben einatmet und beim Armsenken ausatmet ein positives Abschiedsgefuhl vermittelt Kehrt man die Atmung des Darstellers jedoch um also wenn dieser beim Armheben ausatmet und beim Armsenken einatmet so wird dem Publikum ein negatives Abschiedsgefuhl vermittelt 13 Masken BearbeitenMasken spielen in Lecoqs Ausbildung eine zentrale Rolle da sie dem Darsteller dabei helfen sollen den Fokus weg vom Gesicht und der Stimme hin zum Korper zu verlagern In Lecoqs Methode gibt es drei Grundformen von Masken die neutrale Maske die expressive Maske und die Gegenmaske 14 Laut Lecoq gibt es grundsatzlich zwei Moglichkeiten mit einer Maske zu spielen sich mit der Maske zu identifizieren oder gegen die Maske anzukampfen 15 Ausgehend von der Maske die laut Lecoq in groben Zugen die Figur vorgibt und das Spiel vereinfacht 16 entscheidet der Darsteller durch seine Korperhaltung und Gesten ob mit der Maske oder gegen die Maske gespielt wird Farben BearbeitenIm Zuge von Lecoqs Ausbildung beschaftigt man sich daruber hinaus mit Farben und Licht Dabei versuchen die Schauspielschuler verschiedene Farben darzustellen ohne zuvor daruber nachzudenken Laut Lecoq hat jede Farbe eine eigene Zeit einen eigenen Raum und einen eigenen Rhythmus So wird die Farbe Rot laut Lecoq von seinen Schulern oft als Explosionsbewegung dargestellt 17 Elemente BearbeitenEin wesentlicher Schlussel zum Finden von Emotionen in Lecoqs Lehre ist das Spiel mit den Elementen Feuer Erde Wasser und Luft Dabei versuchen die Schauspielschuler in Improvisationsubungen verschiedenste Elemente darzustellen bzw auf diese Elemente zu reagieren Diese Ubungen dienen auch dem Herausarbeiten von einzelnen Korperpartien 18 Beispielsweise reagieren die Schuler auf das Element Wasser indem sie sich Wellen vorstellen die sie mitreissen In diesem Fall geht die Bewegung des Korpers vom Becken aus Das Feuer hingegen hat einen ganz andren Rhythmus Es ist eher innerlich geht also vom Zwerchfell und der Atmung aus und hilft beispielsweise das Gefuhl der Wut zu erzeugen Bei der Luft geht die Bewegung vom ganzen Korper aus etwa wenn man gegen einen vorgestellten Sturm ankampfen muss 19 Beim Element Erde geht die Bewegung von den Handen aber auch von den Fussen aus da man beispielsweise wie ein Baum tief verwurzelt in der Erde steht 20 Diese Ubungen konnen auch kombiniert werden oder sie werden auf andere Materialien angewendet wie etwa Holz Blei Gummi Ol den Vorgang bei der Zubereitung eines Omeletts etc 21 Worte und Sprache BearbeitenIn einem ersten Schritt versuchte Lecoq mit seinen Schulern das einzelne Wort zu bearbeiteten und dessen dynamischen Gehalt zu erforschen Dieser ist oft auch von der jeweiligen Sprache abhangig So haben laut Lecoq die Worter ich nehme einen sanften und sammelnden Charakter wohingegen I take einen harten reissenden Charakter hat 22 In spateren Ubungen versuchen die Schauspielschuler Gedichte auf ihre Dynamik zu untersuchen und deren Worte in Bewegungen umzusetzen oft auch in Bezug auf das Spiel mit den Elementen 23 Auf ahnliche Art und Weise wie die Gedichte setzen Lecoqs Schuler auch beispielsweise Musikstucke in Bewegung um 24 Literatur BearbeitenPrimarliteraturLecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag SekundarliteraturAustermann B 1999 Die Ecole Jaques Lecoq als Schule der Lebensinitionen mit ihren Anwendungsmoglichkeiten im asthetischen Bereich in der sozialen Arbeit und in der Sozialpadagogik Munster Fachhochschule Munster Ecole Internationale de Theatre Jacques Lecoq Brochure Weblink http www ecole jacqueslecoq com fic bdd accueil fr fichier Brochure basdef 1332512498 pdf Jacques Lecoq au Festival de Wilhemsblad Dokumentation Weblink http vimeo com 20490775Weblinks Bearbeitenhttp www ecole jacqueslecoq com https portal dnb de opac htm method simpleSearch amp query 119099497 http www perlentaucher de buch jacques lecoq der poetische koerper htmlEinzelnachweise Bearbeiten 1Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 69 Ecole Internationale de Theatre Jacques Lecoq Brochure S 8 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 110 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 99 5Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 102 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 104 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 106 108 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 116 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 117 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 112 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 115 a b Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 126 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 111 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 106 Jacques Lecoq au Festival de Wilhemsblad Dokumentation 8 47 8 59 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 79 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 71 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 119 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 120 Austermann B 1999 Die Ecole Jaques Lecoq als Schule der Lebensinitionen mit ihren Anwendungsmoglichkeiten im asthetischen Bereich in der sozialen Arbeit und in der Sozialpadagogik Munster Fachhochschule Munster S 52 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 121 124 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 74 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 75 Lecoq J Carasso J G Lallias J C 2000 Der poetische Korper Eine Lehre vom Theaterschaffen Berlin Alexander Verlag S 77 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lecoq Methode amp oldid 213335865