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Unter dem Langmachen versteht bzw verstand man das legale Beeinflussen einer Wettquote beim Pferderennen Inhaltsverzeichnis 1 Begriffserklarung 2 Vorgehensweise 2 1 Grundlagen 2 2 Durchfuhrung 2 3 Rechenbeispiel 2 4 Einfuhrung des Elektronentotos 2 5 Gefahren fur den Spieler 2 6 Vorteile anderer Beteiligter 2 7 Eigenschutz der Buchmacher 3 Beispiele 3 1 15 August 1979 auf der Galopprennbahn Gelsenkirchen Horst 3 2 12 Oktober 1980 auf der Galopprennbahn Hannover 4 NachweiseBegriffserklarung BearbeitenDer Begriff Langmachen erklart sich durch das Verlangern also Erhohen einer Auszahlungsquote am Totalisator auf der Rennbahn Vorgehensweise BearbeitenGrundlagen Bearbeiten nbsp Durchschreibewettschein fur Dreierwetten 1960er Jahre Das Langmachen stammt aus der Zeit in der auf den Pferderennbahnen noch ohne Elektronentoto computermassiges Erfassen angelegter Wetten gearbeitet wurde Hierbei wurden die Wetten noch handisch uber Durchschreibewettscheine ein Abschnitt wurde dem Wetter ausgehandigt der zweite verblieb an der Wettkasse oder verkaufte Einzelwettscheine registriert Eine permanente Anzeige der Eventualquoten Wettstande auf Sieg im Totalisator war somit nicht moglich Der Wettmarkt wurde dem Besucher auf der Rennbahn nur durch die Vorwetten also die bereits auf Sieg uber die Wettannahmestellen eingegangenen Geldbetrage bekannt gegeben Die tatsachlichen Auszahlungsquoten mussten nach dem Rennen manuell durch Auswertung aller Wettscheine ermittelt werden Durchfuhrung Bearbeiten Beim Langmachen ging es darum die Auszahlungsquote Siegwette eines favorisierten Pferdes durch geschicktes Wetten auf andere Pferde anzuheben am Totalisator auf der Rennbahn wird gegen die anderen Spieler gewettet Hierzu eigneten sich insbesondere Rennen mit wenigen Teilnehmern und einem herausragenden Favoriten vorzugsweise an nicht bedeutsamen Renntagen mit wenig Publikum Durch einen geringen Umsatz am Totalisator damals konnte nicht uber das Internet gewettet werden wurde das Langmachen erleichtert da weniger Kapital eingesetzt werden musste um die Quote des Favoriten zu verlangern wird mehr Geld auf Aussenseiter gesetzt steigt die Auszahlungsquote des Favoriten Parallel zur Wette auf der Rennbahn wettete man bei einem oder um keinen Verdacht zu erregen bei mehreren Buchmachern auf den auf der Rennbahn verlangerten Favoriten zu einer insgesamt hohen Summe Hierbei war darauf zu achten dass diese Wetten nicht zu einem Festkurs feste Auszahlungsquote durch den Buchmacher sondern zur variablen Eventualquote Totalisatorquote der Rennbahn abgeschlossen wurden Im Gewinnfall stand der Buchmacher mit seinem Eigenkapital fur die auf der Rennbahn ermittelte Auszahlungsquote ein und musste diese langgemachte Quote dem Wettenden auszahlen 1 2 Eine weitere Variante bot sich durch das Vorwetten eines Pferdes gegen den Favoriten in einer der Wettannahmestellen der Rennvereine Ein hoher Vorwettbetrag konnte Wetter auf der Rennbahn dazu animieren ebenfalls auf dieses vermeintlich gute Pferd zu setzen und somit den Effekt des Langmachens verstarken Risiko bei dieser Vorgehensweise war allerdings durch die hohe Vorwette auf der Rennbahn vor jedem Rennen bekannt gegeben das Gegenwetten des Buchmachers am Rennbahntotalisator zu provozieren Rechenbeispiel Bearbeiten In dem aufgefuhrten Rechenbeispiel sind die Daten eines 1968 gelaufenen Rennens zugrunde gelegt und entstammen einem Rennen in welchem nur 3 Pferde an den Start gingen Es wurde auf der Galopprennbahn Hannover gelaufen Erwartungsgemass hatte der Favorit einen Siegtoto Siegquote von etwa 12 10 heute 1 2 1 also 12 Mark fur 10 Mark Einsatz auszahlen mussen Durch das Langmachen betrug die Siegquote 22 10 5 000 DM Einsatz auf der Rennbahn gegen den Favoriten 20 000 DM Einsatz beim Buchmacher auf den Favoriten 3 000 DM Unkosten beim Buchmacher durch die erhobene Wettsteuer Der Gesamteinsatz hatte also 28 000 DM betragen Der Gewinn auf den Favoriten bei der Auszahlungsquote 22 10 heute 2 2 1 betrug insgesamt 44 000 DM 1 Einfuhrung des Elektronentotos Bearbeiten nbsp Wettkarte D1 fur den Elektronentoto Nach Einfuhrung automatischer Wettscheinlesemaschinen und computermassiger Registrierung der Wetten Elektronentoto wurde die Moglichkeit des Langmachens zumindest erschwert Der Verlauf der Wettstande wurde nun fortlaufend dem Publikum uber die Fernsehbildschirme vermittelt und ein starker Anstieg der Siegquote des Favoriten forderte das Gegenwetten durch andere heraus Derartige Wettverlaufe konnten das Abwerfen der beim Buchmacher getatigten Wetten hervorrufen Hierzu liess dieser das Geld der auf den Favoriten angenommenen Wette einfach wieder einfliessen indem er selbst am Totalisator auf der Rennbahn auf den Favoriten wettete Der eigentliche Spieler Langmacher wettete nun quasi gegen sich selbst Demnach durfte das Langmachen nun erst kurz vor dem Start erfolgen wenn die Warteschlangen an den Totokassen erfahrungsgemass lang waren Den ersten Elektronentoto in Deutschland gab es auf der Trabrennbahn Gelsenkirchen bereits im Jahr 1969 Im selben Jahr folgte der zweite auf der Trabrennbahn Recklinghausen Auf den deutschen Galopprennbahnen erfolgte die Einfuhrung zunachst auf den sieben westdeutschen Rennbahnen im Jahr 1980 3 Gefahren fur den Spieler Bearbeiten Allein das benotigte Kapital um auf der Rennbahn die Quote zu beeinflussen musste in die Tausende D Mark gehen Zusatzlich mussten hohe Summen beim Buchmacher gewettet werden um den Verlust auf der Rennbahn auffangen zu konnen und in die Gewinnzone zu gelangen Dies erforderte ein gutes Kalkulationsvermogen in dessen Berechnung zusatzlich die Wettsteuer einbezogen werden musste Verlor der langgemachte Favorit dennoch war das Geld an den Buchmacher verloren und es ergab sich die Moglichkeit durch die auf der Rennbahn gegengewetteten Pferde mit der verkurzten Quote wenigstens einen Teil seines Geldes zuruckzugewinnen War diese Quote jedoch stark verkurzt verlor man trotzdem hohe Summen Des Weiteren bestand die Gefahr dass der Buchmacher das eingesetzte Geld selbst am Totalisator gegenwettete und somit die langgemachte Quote wieder verkurzte Das Langmachen war ein direkter Konkurrenzkampf zwischen Spieler Langmacher und Buchmacher Vorteile anderer Beteiligter Bearbeiten Als Profiteure des Langmachens konnen die Rennvereine angesehen werden welche durch hohe Umsatze am Totalisator ihren Anteil steigerten Zum anderen waren jene Spieler auf den Rennbahnen im Vorteil die durch das Langmachen auf den Favoriten eine hohere Auszahlungsquote erhielten Eigenschutz der Buchmacher Bearbeiten Heute schutzen sich Buchmacher durch limitierte Auszahlungsquoten oder lassen keine sehr hohen Einsatze mehr zu sodass das Langmachen im Regelfall nicht mehr lukrativ ist Zudem kann der Buchmacher durch Beobachtung des Quotenverlaufs z B im Internet hohe Risiken durch Abwerfen Einbringen der Wetten in den Rennbahntotalisator minimieren Beispiele Bearbeiten15 August 1979 auf der Galopprennbahn Gelsenkirchen Horst Bearbeiten Nach dem Rennwochenende um den ARAL Pokal war in der darauffolgenden Mittwochsveranstaltung nur noch mit massigem Besucherandrang zu rechnen Im 2 Rennen dem Preis der Luneburger Heide einem Jagdrennen kamen nur 8 Pferde an den Start Nach allen Formen stand Thalasso 3 Siege bei 4 Starts im Jahr 1979 klar in der Favoritenrolle Ein Rumpler am letzten Hindernis brachte Jockey Dennis Sherwood zwar fast noch zu Fall aber Thalasso gewann hochuberlegen mit Weile mehr als 10 Langen Vorsprung Die Auswertung der angelegten Wetten ergab eine Siegquote von 84 10 heute 8 4 1 wahrend die Platzquote erwartungsgemass 10 10 10 fur 10 lautete Die Zweierwette die ersten beiden Pferde in korrekter Reihenfolge zahlte mit 64 10 weniger als der Siegtoto Die Dreierwette zahlte 288 10 Clevere Wetter waren auf der Rennbahn mit rund 60 000 DM auf die Aussenseiter eingestiegen Der geschatzte Gewinn der Langmacher soll nach Angaben der Buchmacher rund 200 000 DM betragen haben 1 4 12 Oktober 1980 auf der Galopprennbahn Hannover Bearbeiten An diesem Sonntag war das Ohe Rennen das letzte Rennen der Tageskarte Erwartungsgemass sollten die Umsatze in diesem Halbblutrennen wieder gering ausfallen Leonid war der Favorit 4 Siege und 3 zweite Platze bei 7 Starts im Jahr 1980 Die Auswertung der Siegwetten ergab eine Siegquote von 108 10 heute 10 8 1 und es war anzunehmen dass auch hier Langmachen im Spiel gewesen war 1 5 Nachweise Bearbeiten a b c d Hannoverscher Rennverein e V Hrsg 125 Jahre Hannoverscher Rennverein e V Selbstverlag Hannover 1992 S 114 Adolf Furler Fritz Klein In Sattel und Sulky Verlag Gerhard Stalling A G Oldenburg Hamburg 1976 ISBN 3 7979 1944 1 S 80 ff Album des Deutschen Rennsports 1980 Deutscher Sport Verlag Kurt Stoof GmbH amp Co Koln 1981 S 1 ff Direktorium fur Vollblutzucht und Rennen Hrsg Jahres Rennkalender Selbstverlag Koln 1979 S 589 ff Direktorium fur Vollblutzucht und Rennen Hrsg Jahres Rennkalender Selbstverlag Koln 1980 S 830 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Langmachen Pferdewette amp oldid 217320020