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Als Ladeverfahren werden die verschiedenen Strategien der Steuerung von Strom und Spannung beim Aufladen von Akkumulatoren bezeichnet Ladeverfahren haben zum Ziel den Akku innerhalb seiner Betriebsgrenzen vollstandig aufzuladen Daneben existieren abhangig von Akkutyp und Ladetechnik verschiedene Moglichkeiten fur die Akkupflege und den Erhalt des Ladezustandes Das Ladeverfahren und seine Umsetzung haben erheblichen Einfluss auf die Leistungsfahigkeit und die Lebensdauer eines Akkumulators Die zur Steuerung der Ladung verwendeten Baugruppen haufig integrierte Schaltungen nennt man Laderegler Sie existieren als eigenstandige Gerate sogenannte Ladegerate oder sind im akkubetriebenen Gerat fest eingebaut In Kraftfahrzeugen befinden sie sich an der Lichtmaschine In komplexen Systemen sind Laderegler Teil des Batteriemanagementsystems Bei der Angabe des Ladestroms bedient man sich des C Faktors Dieser gibt den Strom in Relation zur Nennkapazitat an Inhaltsverzeichnis 1 Konstantstrom Ladeverfahren 2 Pulsladeverfahren 3 Ruckstromladen bzw Reflexladen 4 Konstantspannungs Ladeverfahren 5 IU Ladeverfahren CCCV 6 IUoU Ladeverfahren 7 IUIa Ladeverfahren 8 Lithium Ionen Akkumulator 9 Abschaltkriterien 9 1 Spannungskriterium das DU Verfahren 9 2 Temperaturkriterium 9 3 Zell Innendruckkriterium 10 Ladeschlussspannung 11 Weblinks 12 Literatur 13 EinzelnachweiseKonstantstrom Ladeverfahren Bearbeiten nbsp Ladung mit Konstantstrom IKDie Akkumulatoren werden dabei mit einem uber die gesamte Ladezeit konstanten Strom IK geladen Um eine Uberladung zu vermeiden muss ein geeignetes Verfahren zur Abschaltung bei Vollladung angewendet werden Im einfachsten Fall wird nach Ablauf einer festen Zeit abgeschaltet oder auf Erhaltungsladung umgeschaltet Die einzuhaltende Ladezeit t fur vollstandig entladene Akkus ergibt sich aus dem Quotienten aus Kapazitat des Akkumulators Q und dem Ladestrom IK multipliziert mit einem Faktor c zur Berucksichtigung des Ladewirkungsgrades t c Q I K displaystyle t c cdot frac Q I text K nbsp Beispielsweise wird fur Nickel Cadmium Akkumulatoren ublicherweise c 1 4 displaystyle c 1 4 nbsp gewahlt Zulassig ist diese einfache Art der Beendung des Ladens nur fur kleine Ladestrome von maximal C 10 Fur hohere Ladestrome besteht die Gefahr den Akkumulator bei Uberladung durch die dann auftretende Erwarmung und den Druckanstieg dauerhaft zu schadigen Diese in einfachen Ladegeraten angewandte Methode der langsamen 14 stundigen Ladung mit C 10 war lange Zeit das einzige einfach zu realisierende Ladeverfahren ist jedoch heute nicht mehr Stand der Technik Das gilt insbesondere fur NiMH Akkumulatoren die gegenuber Uberladung sehr empfindlich sind Bei einer Erwarmung auf mehr als 40 C verringert sich irreversibel ihre Ladekapazitat Pulsladeverfahren Bearbeiten nbsp Ladung mit Stromimpulsen der Starke IIDieses Verfahren ist ein Sonderfall des Konstantstromladens da mit Pulsen von konstantem Strom geladen wird Vorteile dabei sind Die Ladespannung kann in den stromlosen Pausen zwischen den Pulsen gemessen werden dadurch tritt keine Verfalschung des Messergebnisses infolge Ubergangs und Leitungswiderstanden auf Durch Variation des Puls Pausenverhaltnisses im Rahmen einer Pulsweitenmodulation PWM konnen auf einfache Art verschiedene Phasen des Ladens realisiert werden ohne den konstanten Ladestrom wahrend der Pulse andern zu mussen Das kann am Beginn der Ladung zur Prufung des angeschlossenen Akkus eingesetzt werden und nach Ladeende zur Realisation einer Erhaltungsladung dienen Die Erhaltungsladung wird in Form von kurzen Strompulsen mit langen Pausen durchgefuhrt und ist gegenuber der Dauerladung mit geringem Strom vorteilhaft da die Gefahr des Dendritenwachstums reduziert wird das zum inneren Kurzschluss des Akkumulators fuhren kann Ruckstromladen bzw Reflexladen BearbeitenPulsladeverfahren bei dem zwischen den einzelnen Stromimpulsen kurze Entladestromimpulse eingeschoben werden Hauptartikel RuckstromladenKonstantspannungs Ladeverfahren BearbeitenBei diesem Verfahren wird die Ladespannung UL uber die Zeitdauer tL konstant gehalten Bei fortschreitender Aufladung sinkt der Ladestrom Idealisiert wurde der Ladestrom bis auf Null sinken in der Praxis fliesst ein von der Akkukapazitat abhangiger Reststrom zum Ausgleich der Selbstentladung Einsatz Bleiakkumulator Lithium Ionen Akku RAM Zellen Rechargeable Alkaline Mangan Cell IU Ladeverfahren CCCV BearbeitenDas IU Ladeverfahren auch CCCV fur constant current constant voltage bezeichnet verbindet das Konstantstrom mit dem Konstantspannungs Ladeverfahren In der ersten Phase der Ladung wird mit einem konstanten durch das Ladegerat begrenzten Strom geladen Gegenuber dem reinen Konstantspannungs Ladeverfahren wird so eine Begrenzung des sonst hohen Anfangsladestroms bewirkt Bei Erreichen der gewahlten Ladeschlussspannung am Akku wird von Strom auf Spannungsregelung umgeschaltet und in der zweiten Ladephase mit konstanter Spannung weiter geladen dabei sinkt mit zunehmendem Ladestand des Akkumulators der Ladestrom selbsttatig ab Als Kriterium fur das Beenden der Ladung kann bei Blei und Li Ionen Akkus das Unterschreiten eines gewahlten minimalen Ladestroms herangezogen werden Einsatz Bleiakkumulator Lithium Ionen Akku Lithium Polymer Akku Nickel Zink AkkumulatorIUoU Ladeverfahren BearbeitenLadegerate mit IUoU Kennlinie arbeiten wie die zuvor beschriebenen IU CCCV Gerate mit einer Phase mit konstanten Strom und anschliessend eine Phase mit konstanter Uberspannung Uo over voltage Danach schalten sie jedoch zusatzlich auf Erhaltungsladung Die Erhaltungsladung oft gepulst sowie temperaturuberwacht wirkt der Selbstentladung des Akkumulators entgegen Ladegerate mit dieser Kennlinie sind geeignet dauerhaft Bleiakkumulatoren zu laden IUIa Ladeverfahren BearbeitenLadegerate mit IUIa Kennlinie arbeiten wie die zuvor beschriebenen IU CCCV Gerate bei Unterschreiten eines bestimmten Ladestromes wird dann jedoch bis zur Vollaufladung wieder mit einem geringeren Konstantstrom Ia Teil geladen Dieses Verfahren wird z B bei Traktionsbatterien Blei eingesetzt Es erreicht Ladezeiten von unter zehn Stunden die im Schichtbetrieb notig sind Durch die verstarkte Gasung ist das Verfahren nur fur Batterien mit Wassernachfullsystem geeignet Bedingt durch das verstarkte Gasen kann Aktivmasse der Bleiplatten abgetragen werden und die Lebensdauer oder Kapazitat sinken 1 2 Lithium Ionen Akkumulator BearbeitenWas alle Lithium Ionen Akkumulatoren gemein haben sind die Ziele von optimalen Ladevorgangen effiziente Energiezufuhr bei Gewahrleistung der Betriebssicherheit und einer moglichst lange Nutzungsdauer ohne Leistungseinbussen 3 Diese Ziele erfordern neben der Kombination Konstantstromladung Konstantspannungsladung auch die Berucksichtigung eines moglichen tiefen Entladezustandes Liegt die Klemmenspannung zu Beginn des Ladevorgangs nahe der Entladeschlussspannung kann der Akkumulator durch den vollen Ladestrom uberhitzen Angepasste Laderegler messen aus diesem Grund zu Beginn die Leerlaufspannung oder steigern den Ladestrom bis zum vorgesehenen Maximalwert 4 Da eine tiefe Entladung auch die Lebensdauer beeintrachtigt ist dieser Ladezustand zu meiden weswegen z B viele modernen Mobilgerate vorher abschalten Fur eine maximale Lebensdauer ist es sinnvoll nicht nur die Entladetiefe sondern auch die Ladeschlussspannung deutlich unter den vom Hersteller angegebenen Maximalwerten also nahe der Nennspannung der Zelle zu halten Die obere Spannungsgrenze der Zelle sollte gemieden werden da in dieser Zone Prozesse in den Zellen einsetzen die sie irreversibel schadigen und eine rasche Kapazitatsabnahme bewirken Die obere Ladespannung wird in aktuellen Anwendungen Zellbalancing durch das BMS beim Laden oft hoch angesetzt da sich so die Ladezustande der Einzelzellen besser ermitteln lassen Da beim Balancieren nur noch eine geringe Nachladung der Batterie erfolgt kann die Ladung akkuschonend vorzeitig abgebrochen und somit diese Spannungsbereiche gemieden werden 5 Bei einer seriellen Zusammenschaltung mehrerer Zellen zur Erhohung der Spannung bspw in einer Traktionsbatterie soll in einer Nachladephase durch Balancer ein einheitliches Spannungsniveau der Zellen gesichert und der unvermeidlichen Zelldrift begegnet werden Zu vermeiden ist dabei die Nutzung hoherer Ladestrome als die Balancer ausgleichen konnen Dadurch steigt trotz Balancierung die Zellspannung weiter an und es kommt entweder zu einem Abschalten an einer oberen Spannungsgrenze ohne vollstandiges Balancieren aller Zellen oder zu einer Uberladung einzelner Zellen Abschaltkriterien BearbeitenSpannungskriterium das DU Verfahren Bearbeiten nbsp Spannungsverlauf einer Entladung und Ladung eines 800 mAh NiCd Akkus Zeitangabe in Sekunden Moderne Laderegler uberwachen den Spannungsverlauf am Akku wahrend des Ladens Mit zunehmender Aufladung sinkt der differentielle Widerstand des Akkumulators die an ihm abfallende Spannung Quellenspannung steigt jedoch Bei Erreichen der Vollladung kann die zugefuhrte Energie nicht mehr chemisch gebunden werden die Quellenspannung steigt nicht weiter der Akkumulator erwarmt sich Mit jedem Grad mehr sinkt jedoch der differenzielle Widerstand weiter die Ladespannung sinkt nun wieder daher DU Minus Delta U Das Absinken der Spannung ist bei NiCd Akkus deutlich ausgepragt Bei NiMH wird das Absinken der Spannung nach einem Maximum jedoch nur bei ausreichend hohen Ladestromen beobachtet Mogliche Kriterien fur die Beendung des Ladens sind Das Absinken der Ladespannung nach dem Erreichen des Maximums DU bzw Minus Delta U Verfahren Ublich sind hierbei 10 20 mV pro Zelle Erreichen des Maximums der Ladespannung Peak Voltage Detection Der Laderegler berechnet dafur die erste Ableitung des Spannungsverlaufs Die Abschaltung erfolgt wenn das Maximum der Ladespannung erreicht ist mit d U d t 0 displaystyle tfrac mathrm d U mathrm d t 0 nbsp In der Praxis lasst sich aber auch bei Geraten mit Peak Voltage Detection ein leichter Spannungsabfall feststellen Eine exakte Erkennung einer stagnierenden Spannung ist aufgrund von geringfugigen naturlichen Spannungsschwankungen Kontaktunsicherheiten und Messungenauigkeiten nicht moglich Beginn des Abflachens des Ladespannungverlaufs Der Laderegler berechnet dafur die zweite Ableitung des Spannungsverlaufs Die Abschaltung erfolgt wenn der Wendepunkt erreicht ist mit d 2 U d t 2 0 displaystyle tfrac mathrm d 2 U mathrm d t 2 0 nbsp Der Spannungsverlauf zeigt die Ladung eines Akkus NiCd 800 mAh in einem Mikrocontroller gesteuerten Ladegerat Zuerst die Entladung des NiCd Akkus danach die Ladung bis zur DU Abschaltung und zum Schluss die Umschaltung auf Ladungserhaltung Temperaturkriterium Bearbeiten Bei diesem Verfahren werden eine Maximaltemperatur oder der Temperaturverlauf wahrend der Aufladung als Abschaltkriterium verwendet Akkumulatoren sollten in der Regel eine Temperatur von 55 60 C nicht uberschreiten Wird diese Temperatur dennoch uberschritten kann die Zelle aufgrund der Druckerhohung im Inneren ihre Dichtigkeit verlieren und auslaufen Die Abschaltung der Ladung bei einer bestimmten Temperatur wird in einigen Ladegeraten als Sicherheitskriterium verwendet Als alleiniges Abschaltkriterium ist das jedoch nicht zu empfehlen da es wegen der indirekten Messung recht ungenau ist und sich die Temperaturentwicklungen bei NiCd und NiMH Akkus auch unterscheiden Zudem beeinflusst auch die Umgebungstemperatur den Abschaltzeitpunkt Zell Innendruckkriterium Bearbeiten NiCd und Nickel Metallhydrid Zellen konnen so gestaltet sein dass es nach Erreichen der vollstandigen Ladung zur Entstehung von gasformigem Sauerstoff kommt In der Zelle ist eine langsame Rekombination des Sauerstoffs vorgesehen jedoch kann es bei einem Schnellladevorgang zu einem Druckaufbau in der gasdichten Zelle kommen der als Kriterium zum Abschalten genutzt werden kann 6 Diese Technik wird auch als In Cell Charge Control oder I C3 bezeichnet Ladeschlussspannung BearbeitenObere Ladeschlussspannung bei 20 C Akkumulatorsystem Ladeschlussspannung AnmerkungBleiakkumulator 2 42 V Zelle Lade Erhaltung 2 23 VNiCd NiMH Akku 1 45 V ZelleLithium Cobaltdioxid Akkumulator 4 20 V Zelle umgangssprachlich oft unscharf als Lithium Ionen Akkumulator bezeichnetLithium Polymer Akku LiPo 4 20 V ZelleLithium Polymer High Voltage Akku LiHV 4 35 V ZelleLithium Eisenphosphat Akku LiFePO4 3 60 V Zelle maximal 3 8 VoltNickel Zink Akkumulator 1 90 V ZelleGerade bei Lithiumakkumulatoren ist eine Ladeabschaltung unterhalb dieser oberen Grenzspannungen etwa 0 3 V zugunsten der Lebensdauer sinnvoll In der letzten Ladephase steigt die Zellspannung meist schneller an die zusatzlich aufgenommene Energie ist gering Weblinks BearbeitenRatgeber Batterien und Akkus Umweltbundesamt umfangreiche Info Broschure PDF 3 4 MBLiteratur BearbeitenLudwig Retzbach Akkus und Ladegerate Neckar Villingen Schwenningen 2008 ISBN 978 3 7883 4142 8 Einzelnachweise Bearbeiten Werbat Batterieladegerate PDF In http www werbat de 7 Dezember 2010 abgerufen am 12 Marz 2018 Ladung von elektrochemischen Akkumulatoren Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 12 Marz 2018 abgerufen am 21 Marz 2022 Quan Ouyang Jian Chen Advanced Model Based Charging Control for Lithium Ion Batteries Springer 2023 ISBN 978 981 19 7058 0 S 9 Terry Cleveland Scott Dearborn Developing Affordable Mixed Signal Power Systems for Battery Charger Applications Microchip Technology Inc abgerufen am 2 Juli 2023 Jens Groot State of Health Estimation of Li ion Batteries Cycle Life Test Methods 2012 chalmers se PDF abgerufen am 21 Marz 2022 Patent DE60121791T2 Elektrochemische Zellen und Verfahren und Vorrichtung zur Regulierung deren Aufladung Angemeldet am 18 Oktober 2001 veroffentlicht am 28 Juni 2007 Anmelder Ray O Vac Corp Erfinder William Bushong C et al Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ladeverfahren amp oldid 235143694