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Unter dem Losungsmitteleinfluss versteht man die Auswirkungen eines Losungsmittels auf chemische Reaktionen insbesondere die Beeinflussung der Reaktionsgeschwindigkeit und des Chemischen Gleichgewichtes Geschichte BearbeitenMarcelin Berthelot stellte 1862 fest dass die Veresterung von Essigsaure und Ethanol in den beiden Losungsmitteln Benzol und Diethylether mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten ablief und die Reaktionsgeschwindigkeit ohne Losungsmittel am grossten war Nikolai Alexandrowitsch Menschutkin untersuchte ab 1887 neben Veresterungsreaktionen den Einfluss von 23 verschiedenen Losungsmitteln auf die Reaktion zwischen Triethylamin und Ethyliodid Allein durch den Wechsel des Losungsmittels von n Hexan auf Benzylalkohol wurde die Menschutkin Reaktion um den Faktor 742 beschleunigt Eine Erklarung fur die Beeinflussung der Reaktionen durch unterschiedliche Losungsmittel konnte damals nicht geliefert werden Funktion BearbeitenEntscheidend fur die Beeinflussung von Reaktionsgeschwindigkeit und Einstellung des chemischen Gleichgewichtes sind zwischenmolekulare Wechselwirkungen zwischen Losungsmittel und den an der Reaktion beteiligten und gebildeten Stoffen Hierbei spielt insbesondere eine Rolle ob das Losungsmittel polar oder unpolar ist Bei polaren Losungsmitteln unterscheidet man zusatzlich zwischen polar protisch und polar aprotisch Die Wechselwirkungen fuhren zu einer mehr oder weniger ausgepragten Solvatation und zu unterschiedlichen Solvatationsenthalpien Fur den Einfluss auf die Lage homogener chemischer Gleichgewichte ist die Differenz der Solvatationsenthalpieen von Ausgangs und Endstoffen von entscheidender Bedeutung Der Einfluss auf die Geschwindigkeit von homogenen Reaktion ist davon abhangig ob die Aktivierungsenthalpie des aktivierten Komplexes im Ubergangszustand durch die Solvatationsenthalpie erhoht oder erniedrigt wird Eine Erniedrigung fuhrt zu einer beschleunigten und eine Erhohung zu einer verzogerten Reaktion Nach der von Hughes und Ingold 1935 aufgestellten Regel werden Reaktionen bei denen wahrend des Aktivierungsprozesses Ladungen entstehen durch Erhohung der Losungsmittelpolaritat beschleunigt Ein Beispiel ist die Hydrolyse von tert Butylchlorid Im Zwischenschritt bildet sich hierbei ein tert Butylkation das je nach Losungsmittel mehr oder weniger schnell zu tert Butanol weiter reagiert Die Reaktionsgeschwindigkeit in Wasser ist dabei 335000 mal grosser als in Ethanol Die Hughes Ingold Regel ist jedoch in ihrer allgemeinen Anwendbarkeit eingeschrankt weil vielfach zusatzliche spezifische Losungsmitteleffekte eine Rolle spielen Literatur BearbeitenChristian Reichardt Der Losungsmitteleinfluss auf chemische Reaktionen In Chemie in unserer Zeit 15 1981 S 139 148 doi 10 1002 ciuz 19810150503 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Losungsmitteleinfluss amp oldid 217663467