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Als Konkurrenzparadoxon bezeichnet man in der Volkswirtschaft das Modell einer Situation in der Massnahmen die fur ein einzelnes Wirtschaftssubjekt oder fur eine einzelne Einheit Wettbewerbsvorteile bieten ihr Ziel verfehlen wenn sich alle Anderen ebenso verhalten In manchen Fallen ist der Endzustand fur alle gemeinsam wie fur jeden Einzelnen sogar ungunstiger als zuvor Der Begriff Konkurrenzparadoxon wurde vom deutschen Okonomen Wolfgang Stutzel gepragt Es handelt sich um einen Fall einer Rationalitatenfalle Stutzel unterscheidet dabei drei Klassen von Konkurrenzparadoxa Kreislaufparadoxa klassische Paradoxa und Marx sche Paradoxa 1 Inhaltsverzeichnis 1 Beispiele 2 Partial und Globalsatz Vorsprungs und Nachhinkeeffekt 3 Kritik an Argumentation und Anwendung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBeispiele BearbeitenWerbung Die Gesamtnachfrage beispielsweise nach Waschmitteln sei stabil Die einzelne Unternehmung kann aber durch Werbung ihren Marktanteil zu Lasten der Konkurrenz ausdehnen Machen das aber alle Waschmittelhersteller dann steigen fur alle die Werbeausgaben so dass die Gewinne damit sogar fallen Die Pramisse dass Werbung das Gesamtverbrauchsvolumen von Waschmitteln nicht wirksam erhohen kann ist plausibel Ladenoffnungszeit Angenommen der Gesetzgeber verlangert die erlaubte Ladenoffnungszeit um zwei Stunden Nutzt nun ein einzelnes Ladengeschaft die neuen Offnungszeiten aus muss es zwar mehr Arbeit bezahlen kann jedoch auch mehr Umsatz und damit mehr Gewinn machen Nutzen jedoch alle Ladengeschafte die verlangerten Ladenoffnungszeiten konnen die Kunden wieder auf andere Geschafte mit ahnlichem Angebot ausweichen und der Umsatz der durch die Kauflust der Kunden moglich ist verteilt sich wieder auf alle vergleichbaren Geschafte Allerdings ist die Pramisse dass der Gesamtumsatz unabhangig von den Offnungszeiten der Ladengeschafte konstant ist nicht zwingend Durch verlangerte Ladenoffnungszeiten konnten beispielsweise die Ladengeschafte Umsatze vom Online Handel zuruckgewinnen Lohnpolitik Fur jedes einzelne Land gilt Durch eine zuruckhaltende Lohnpolitik kann ein Staat seine preisliche Wettbewerbsfahigkeit gegenuber anderen Staaten im Vergleich verbessern Daraus folgt aber eben nicht dass wenn alle Staaten gleichzeitig eine zuruckhaltende Lohnpolitik betreiben auch alle ihre Wettbewerbsfahigkeit verbessern konnen 2 Leistungsbilanz Ein Leistungsbilanzuberschuss geht auf Kosten eines Leistungsbilanzdefizits eines anderen Staates insofern konnen nicht alle gleichzeitig ihre Leistungsbilanz verbessern im Gegenteil wenn alle gleichzeitig beginnen ihre Importe einzuschranken sinkt bei allen letztlich der Saldo ihrer jeweiligen Leistungsbilanz 3 siehe auch Protektionismus in den 1930ern Smoot Hawley Tariff Act Wahrungsabwertung Ein einzelner Staat der uber eine eigene Wahrung verfugt kann mittels Wahrungsabwertung die Preise seiner Exportguter im Ausland senken Alle Staaten gemeinsam konnen dies nicht 4 Unterbieten sich die Staaten in ihren Abwertungen gegenseitig resultiert daraus die Gefahr des Wahrungskriegs mit der Konsequenz einer Abwertungsspirale Partial und Globalsatz Vorsprungs und Nachhinkeeffekt BearbeitenKonkret definiert und unterscheidet Wolfgang Stutzel Gultigkeiten die fur einzelne Wirtschaftssubjekte bzw einzelne Gruppen gelten Partialsatz und Gultigkeiten die fur die Gesamtheit der Wirtschaftssubjekte gilt Globalsatz Hinsichtlich des Strebens nach Exportuberschussen unterscheidet er wie folgt 5 Partialsatz Ein Land kann durch Ausdehnung seiner Exporte Exportuberschusse erzielen Ein Land kann durch Einschrankung seiner Importe Exportuberschusse erzielen Globalsatz Die Summe der Exporte ist immer gleich der Summe der Importe Den Vorteil den Einzelwirtschaften fur sich vollig legitim erzielen mochten zeigt sich bei gesamtwirtschaftlicher Betrachtung Aggregation haufig als sogenannter Vorsprungseffekt gegenuber notwendigen Nachhinkeeffekten Anderer Werden Nachhinkeeffekte hingenommen entsteht kein Konkurrenzparadoxon Nur weil Einzelangebot und Einzelnachfrage sich elastischer als Gesamtangebot und Gesamtnachfrage erweisen kann das klassische Konkurrenzparadoxon entstehen 6 Kritik an Argumentation und Anwendung BearbeitenDas Modell des Konkurrenzparadoxons wird manchmal von Befurwortern staatlicher Regulierung bzw von Gegnern von Liberalisierungsmassnahmen genutzt Wird das Konkurrenzparadoxon so verwendet oder verstanden dass es gegen wirtschaftlichen Wettbewerb argumentiere ist dem entgegenzuhalten dass im Wettbewerb Ineffizienzen beseitigt und neue innovative Produkte hervorgebracht werden Auf der Ebene einzelner Markte leistet der Wettbewerb vorangetriebenen technischen Fortschritt wenn auch die Einfuhrung von Wettbewerb eben nur dazu fuhrt dass sich alle nun mehr anstrengen mussen ohne dass es eine Steigerung des Outputs gibt 7 Wolfgang Stutzel der als FDP Mitglied politisch liberale Uberzeugungen vertrat und den Begriff des Konkurrenzparadoxons gepragt und konkret gefasst hat unterschied drei Klassen von Konkurrenzparadoxa Klassische Konkurrenzparadoxa waren fur ihn solche die zu insgesamt wunschenswerteren Situationen wie technischem Fortschritt Versorgung der Konsumenten mit einer Vielfalt qualitativ hoherwertiger Konsumguter etc fuhren Konkurrenzparadoxa die dazu fuhren dass fur die Gesamtheit ein unerwunschtes schadliches Ergebnis eintritt bezeichnete er als Marx sche Konkurrenzparadoxa beispielsweise die ruinose Lohnkonkurrenz nach unten 8 die sich bei Unterbeschaftigung und volliger Abwesenheit von Arbeitsrecht in fruhen Phasen des Kapitalismus ergeben hatte 9 Literatur BearbeitenPeter Bofinger Grundzuge der Volkswirtschaftslehre Pearson Studium Munchen 2006 ISBN 3 8273 7222 4 Wolfgang Stutzel Paradoxa der Geld und Konkurrenzwirtschaft Aalen 1979 ISBN 3 511 09029 6 Rolf Dieter Grass Wolfgang Stutzel Volkswirtschaftslehre Munchen 1988 S 156 165 Einzelnachweise Bearbeiten Rolf Dieter Grass Wolfgang Stutzel Volkswirtschaftslehre Munchen 1988 S 156 165 Johannes Schmidt 2012 Sparen Fluch oder Segen In Normative und institutionelle Grundfragen der Okonomik Lehren aus der Krise fur die Makrookonomik Memento vom 23 Oktober 2013 im Internet Archive PDF 125 kB S 12 f Wolfgang Stutzel in Zins Kredit und Produktion Tubingen 1952 Einleitung der Herausgebers S 9 Alle Lander wollen mehr exportieren als importieren Es ist wieder von vornherein klar dass sie nicht zum Ziele kommen werden Grundsatzlich theoretisch gibt es hier zwei Moglichkeiten Entweder betreiben alle Staaten aktive Exportforderung und lassen die Importe frei In einem Taumel internationaler Austauschlust wird das Gesamtexportvolumen steigen ohne dass in summa irgend jemand mehr exportiert als importiert hatte Oder aber und das ist das Wahrscheinlichere und leider immer wieder historisch Gegebene Man wird zur Gewinnung eines aktiven Leistungsbilanzsaldos die Importe zu beschranken suchen Damit kann auch kein Land mehr seinen Export steigern Im Gegenteil Das allgemeine Streben nach einer Differenz zwischen Export und Import wird das Gesamtaustauschvolumen kumulativ zuruckgehen lassen Wolfgang Stutzel Paradoxa der Geld und Konkurrenzwirtschaft Aalen 1979 S 403 Wolfgang Stutzel Paradoxa der Geld und Konkurrenzwirtschaft Aalen 1979 S 404 Wolfgang Stutzel Paradoxa der Geld und Konkurrenzwirtschaft Aalen 1979 S 369 Juergen Bernhard Donges Barbara Dluhosch Die Rolle des Staates in einer globalisierten Wirtschaft 1998 ISBN 978 3 8282 0058 6 S 47 48 online Wolfgang Stutzel Paradoxa der Geld und Konkurrenzwirtschaft Aalen 1979 S 375 403 Rolf Dieter Grass Wolfgang Stutzel Volkswirtschaftslehre Munchen 1988 S 156 165 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konkurrenzparadoxon amp oldid 237051245