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Kokyu Hō japanisch 呼吸法 sind Ubungen in den japanischen Kampfkunsten welche die Atemkraft Kokyu fordern sollen In der Schulung von Aikidō werden entsprechende Ubungen haufig ausgefuhrt da sie speziell das Ki starken Ziel der Ubungen ist den Partner ohne physische Kraftaufwendung aus dem Gleichgewicht zu bringen Dabei erlernt der Ubende den Schwerpunkt des Partners ohne eigene muskulare Spannung exakt zu erfuhlen und diesen durch die Verschiebung von dessen Schwerpunkt aus dem Gleichgewicht zu bringen Ubungspositionen hierzu sind im Stehen es stehen sich beide Partner gegenuber und beide Handgelenke des Ubenden werden parallel ergriffen Morote Dori 諸手取り auch Ryote Dori 両手取り Kokyu Hō Tachi waza im Knien es werden ebenfalls beide Handgelenke des Ubenden ergriffen Morote Dori 諸手取り auch Ryote Dori 両手取り Kokyu Hō Suwari wazaInhaltsverzeichnis 1 Ursprung der Bezeichnung 2 Grundsatz der Krafteinwirkung 3 Ablauf der Ubung 4 Bedeutung von Kokyu Hō im technischen Konzept von Aikidō 5 Siehe auch 6 Referenzen und BelegeUrsprung der Bezeichnung BearbeitenKokyu Hō besteht aus zwei Silben Kokyu bezeichnet Energieentfaltung mittels Atemkraft Hō bedeutet Ubung Aufgabenstellung Genauer bezeichnet ist Kokyu der Atem Kokyu dōsa 呼吸動作 heisst Atemkraftbewegung aus dem Seiza und Kokyu Hō ist eine Ubung zur Entwicklung der Atemkraft Kokyu Hō bedeutet demnach eine Ubung zur Entwicklung der optimalen Krafteinwirkung mittels der Atemkraft Grundsatz der Krafteinwirkung BearbeitenAikidō geht davon aus dass Kokyu 呼吸 die Atemkraft der Muskelkraft des korperlich Starkeren uberlegen sei Dabei ist mit Atemkraft nicht die Lungenleistung gemeint sondern die Korperspannung Tonus welche in direkter Weise mit Hilfe der Atemkraft reguliert werden kann Erstrebenswert ist ein mittleres Spannungsverhaltnis Eutonus zwischen hohem Tonus Harte welcher zur Lenkung der Bewegung beim Partner erforderlich ist und geringem Tonus Weichheit welcher zur Wahrnehmung der Angriffsdynamik und zum strategischen Nachgeben verwandt wird Zentrales Element der technischen Anwendungen im Aikido ist eine Verlagerung des Gleichgewichts des Angreifers jap im Aikido Uke Dies soll so erfolgen dass dieser die Beeinflussung nicht wahrnimmt da er sonst Gegenmassnahmen ergreifen wurde geringer Tonus Weichheit oder er bei Bemerken der Massnahmen selbst nichts mehr dagegen unternehmen kann hoher Tonus Harte Zur idealen Umsetzung ist seitens des Aikidōka eine ausgezeichnete taktile Wahrnehmung von ausschlaggebende Bedeutung Die Wahrnehmung von Uke bezuglich seiner Beeinflussung erfolgt dabei auf sehr subtiler Ebene Reflexartig wird bereits geringfugiger Druck vom Aikidōka seitens Uke mit Gegendruck beantwortet Bei Druck insbesondere mit Projektion in Richtung des Gesichts Wahrnehmung als potentielle Bedrohung erfolgt die Gegenreaktion mit Gegendruck Dieser Gegendruck kann in der Applikation von Aikidō Techniken sehr zweckdienlich zur Lenkung der Bewegungen von Uke eingesetzt werden Ablauf der Ubung BearbeitenKokyu Hō beginnt bei Ausfuhrung in sitzender Position indem beide Partner sich auf den Fersen gegenubersitzen Seiza Uke in der Rolle des Angreifers fasst beide Handgelenke seines Gegenubers Der Aikidōka bzw verteidigende Partner jap Tori oder Nage entwickelt in der Folge Druck mit Projektionsrichtung gegen die Schultern von Uke Dieser Druck soll in entspannter Haltung aus der Bauchgegend heraus aufgebaut werden Dies geschieht optimal indem das Eigengewicht an den Partner entspannt angelehnt wird Das entspannte Anlehnen sorgt fur eine muskulare Streckung der beteiligten Korperpartien Diese Entspannungshaltung wird in der Ubung beibehalten da muskulare Krafteinwirkung mittels Kontraktion zu unerwunschter Korperspannung fuhren wurde was die Wahrnehmung und die optimale Umsetzung unmoglich machte Mit Umfassen beider Handgelenke wird Druck aus dem eigenen Schwerpunkt heraus in Richtung der Schultern von Uke ausgeubt Die symmetrische Krafteinwirkung mit Projektion zu den Schultern provoziert Uke zum erwunschten Gegendruck jedoch ohne nennenswerte Muskelkraft Der symmetrische Gegendruck von Uke kann von Tori Nage manipuliert werden indem dieser auf einer beliebigen Seite den Druck geringfugig reduziert aber nicht in eine Zugkraft umwandelt da diese bei Uke reflexartig zu Gegenzug fuhrte der Druck soll aufrechterhalten bleiben Ziel dieser Kraftlenkung ist Ukes Schwerpunkt aus dem Gleichgewicht zu bringen Durch die geringfugige Reduktion des Druckes nimmt Uke keine Veranderung wahr Er behalt den Druck beidseitig aufrecht In der Realitat hat sich die Kraftverlagerung aber bereits eingestellt was Uke zum seitlichen Umkippen bringt Im Ablauf der Folgebewegung drehen sich nun beide in der Fallrichtung von Uke zur Seite Uke kommt nach dem seitlichen Umkippen rucklings zu liegen Tori dreht sich synchron mit und behalt den gelinden Druck auch in der Folge aufrecht was Uke ebenfalls zur Aufrechterhaltung seines Gegendrucks selbst in liegender Position verleitet Dieser Ubungsablauf wird fliessend wiederholt In der Bewegung zum Aufsitzen von Uke wird der Druck bereits wieder aufgebaut und kann noch wahrend des Aufrichtens von Uke zur wiederholten Gleichgewichtsmanipulation genutzt werden Bedeutung von Kokyu Hō im technischen Konzept von Aikidō BearbeitenKokyu Hō wird in der Schulung von Aikidō ein hoher Stellenwert beigemessen Zur Entwicklung der Atemkraft in der technischen Applikation ist es unerlasslich auch die taktile Wahrnehmung und die fur Uke nahezu unwahrnehmbare Manipulation seines Gleichgewichts zu entwickeln Die optimale Ausfuhrung von Techniken im Aikidō bedingt eine Harmonisierung mit der Angriffsbewegung eine korrekte zeitliche Abfolge eine stabile und zentrierte Korperhaltung und speziell eine ausgewogene Korperspannung Tonus Mit der Ubung des Kokyu Hō werden exakt diese Elemente gesondert trainiert Uberwiegt beispielsweise der Krafteinsatz beim Ubenden stimmt auch dessen Korpertonuns nicht und die Ubung scheitert Wird bei der Initialbewegung die zeitliche Abfolge verpasst stimmt die Haltung nicht und die Ubung misslingt ebenfalls Zentralstes Element dabei ist allerdings die Atmung Das Ausatmen soll ab Beginn der Ubung und der Kontaktaufnahme mit dem Ubungspartner kontinuierlich entspannt erfolgen Durch eine korrekte Ausatmung gerat der Korper selbststandig in die optimalen Spannungsverhaltnisse und die Ubung gelingt Kokyu Hō wird meist am Schluss einer Aikidō Lektion geubt Der Grund liegt darin dass wahrend der Lektion aus didaktischen Grunden oftmals nur die oben genannten Teilelemente Harmonisierung zeitliche Abfolge Korperhaltung und Tonus fokussiert geubt werden wahrend dessen Kokyu Hō die gesamte Lektion am Schluss summarisch abschliesst Siehe auch BearbeitenPranayama das verwandte Konzept im YogaReferenzen und Belege BearbeitenA Westbrook und O Ratti Aikido und die dynamische Sphare Kristkeitz Verlag ISBN 3 921508 74 6 Seite 89 ff Koretoshi Maruyama und Koichi Tohei Aikido mit Ki Kristkeitz ISBN 3 921508 25 8 Seite 64 ff Bodo Rodel Aikido Grundlagen Meyer amp Meyer ISBN 978 3 89899 404 0 Seite 213 ff Adrian Trevisan Das grosse Lehr und Ubungsbuch Scherz ISBN 3 502 67597 X Seite 38 ff Andre Kraus und Winfried Wagner Aikido Die elegante Selbstverteidigung Sport Verlag Berlin ISBN 3 328 00538 2 Seite 30 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kokyu Hō amp oldid 201731028