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Karl Heinz Ilting 5 Marz 1925 in Bocholt 25 August 1984 in Sankt Ingbert war ein deutscher Philosoph und Hochschullehrer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Die beiden akademischen Qualifikationsschriften 2 1 1 Das Problem einer phanomenologischen Anthropologie 1949 2 1 2 Naturrechtsstudien 3 Veroffentlichungen Auswahl 3 1 Monographien 3 2 Aufsatze 3 3 Herausgaben 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenKarl Heinz Ilting wurde als Sohn des Gastwirts Alois Ilting und seiner Ehefrau Hedwig Ilting geborene Kolsche geboren Er war evangelisch lutherischer Konfession Nach seiner Grundschulausbildung besuchte er von 1935 bis zu der Ablegung der Reifeprufung den 9 Marz 1943 die Lessing Oberschule in Dusseldorf Nach der Ableistung eines dreimonatigen Arbeitsdienstes wurde Ilting im Sommer 1943 in die deutsche Wehrmacht eingezogen und geriet am 1 Juli 1944 in Italien in amerikanische Kriegsgefangenschaft aus der er Anfang des Jahres 1946 entlassen wurde Im Sommersemester 1946 bezog Ilting die Rheinische Friedrich Wilhelms Universitat zu Bonn um Klassische Philologie Philosophie und Padagogik zu studieren In Bonn stiess Ilting auf seinen Kommilitonen und spateren Freund Karl Otto Apel 1922 2017 der die Gedenkschrift fur Karl Heinz Ilting Zur Rekonstruktion der praktischen Philosophie Stuttgart 1990 zusammen mit Riccardo Pozzo herausgab Die notwendige Erganzungsprufung in Griechisch holte Ilting zu Beginn seines Studiums nach Dem Philologischen Seminar unter der Leitung von Ernst Bickel und Hans Herter gehorte Ilting zwei Semester als ordentliches Mitglied an Ferner nahm er an Seminarubungen von Siegfried Behn Theodor Litt Erich Rothacker und Johannes Thyssen teil Erich Rothacker regte Iltings Dissertation an deren Ausarbeitung jener wesentlich unterstutzte 1 Im Jahr 1950 wurde Ilting Studienrat in Bonn ab 1959 war Studienleiter und Dozent an der Statte der Begegnung Selbsthilfewerk fur politische Bildung in Bad Oeynhausen 1961 wurde Ilting Assistent an dem Philosophischen Seminar der Universitat Kiel an der er sich mit der Studie Platons Theorie der Wirklichkeit am 26 Juli 1962 habilitierte und Dozent wurde Seit 1966 lehrte er als ordentlicher Professor fur Philosophie an der Universitat des Saarlandes in Saarbrucken Zu seinen herausragenden Leistungen zahlt in seinen eigenen Worten die Erneuerung der gesamten Praktischen Philosophie 2 Er wohnte zuletzt in St Ingbert im Saarland Werk BearbeitenDie beiden akademischen Qualifikationsschriften Bearbeiten Das Problem einer phanomenologischen Anthropologie 1949 Bearbeiten Max Scheler trug in seinem Werk Die Stellung des Menschen im Kosmos 3 zwei Gedanken vor die seitdem anthropologisches Gemeingut geworden sind 1 Da die antike die christliche und die naturwissenschaftliche Daseinsdeutung zerbrochen sind existiert kein verbindliches Menschenbild Das moderne vielseitige Wissen uber den Menschen 4 weist keine Einheit auf 2 Angesichts der Uneinheitlichkeit des in der Moderne existierenden Menschenbildes hat die philosophische Anthropologie die Aufgabe dem Menschen der Gegenwart eine Daseinsdeutung zu geben die ihm seine Stellung 4 in der Welt verstandlich macht Schelers Thesen eroffnen Iltings Studie die Perspektive dass die Fragwurdigkeit des Menschseins ein Charakteristikum der Gegenwart ist deren Anliegen in der Geistesbewegung des 20 Jahrhunderts sein muss als philosophische Anthropologie die ihr von Scheler gestellte Aufgabe zu losen und die ihr vorgegeben Situation zu uberwinden 4 Die Vielfaltigkeit des Menschenbildes die Scheler vorfand hat sich auf die Anthropologie ubertragen so dass statt von der philosophischen Anthropologie von verschiedenen Anthropologien 5 gesprochen werden muss Die Paradoxalitat die in der gegenwartigen philosophischen Erforschung des Menschen liegt wird mit der Erkenntnis verschiedenartig vorliegender Anthropologien noch gar nicht getroffen Es zeigt sich namlich dass die verschiedenen sich in den vorliegenden anthropologischen Entwurfen und Versuchen sich zeigenden Aspekte die aus unterschiedlichen Problemschichten gewonnen wurden sich miteinander vereinigen lassen dass sie auf eine Vieldeutigkeit des Menschen und auf eine Polythetik des Ansatzes zuruckgehen 6 Die Paradoxalitat der philosophischen Erforschung des Menschen liegt vielmehr in dieser polythetischen Ansatzproblematik die sich als ein konstitutives Moment der Anthropologie enthullt 6 Aus dieser Enthullung ergibt sich die Frage ob die philosophische Anthropologie die ihr von Scheler gestellte Aufgabe uberhaupt erfullen kann oder welches der Sinn einer philosophischen Frage nach dem Menschen sei 6 Ilting stellt in seiner Dissertation folglich zwei Fragen erstens was kann die philosophische Anthropologie uberhaupt leisten und zweitens wie ist sie uberhaupt moglich Naturrechtsstudien Bearbeiten Die Anfange der vier Studien die Ilting ein Jahr vor seinem Tode veroffentlichte Universalitat und Geschichtlichkeit des rationalen Naturrechts und der neuzeitlichen Ethik S 13 34 Naturrecht S 35 114 Sittlichkeit S 115 283 und Universalitat und Geschichtlichkeit von Handlungsnormen S 285 300 datieren auf das Jahr 1966 Die Fragen auf welche diese Studien eine Antwort geben sollten datieren allerdings von Anfang der sechsziger Jahre Unter dem starken Eindruck der Philosophie Martin Heideggers wie Ilting schreibt 2 wandte er sich zunachst dem Denken der Griechen insbesondere dem Werk Platons zu bevor er durch Carl Schmitt einer Platon Kritik ausgesetzt wurde welche ihm die Politische Philosophie und Thomas Hobbes zu einem Prufstein einer jeden Rechts und Staatsphilosophie werden liess 2 Zu Thomas Hobbes kam sobald eine Auseinandersetzung mit Karl Marx als Versuch Platon und Thomas Hobbes mit dessen Lehren zu konfrontieren hinzu die Ilting letztlich auf Georg Wilhelm Hegel verwies Hegel schreibt Ilting habe das rationale Naturrecht einer Kritik unterworfen indem er die Anwendung des naturrechtlichen Vertragsmodells auf die Institutionen der Familie und des Staats fur unzulassig erklarte 7 jedoch die zentrale Idee dieser Rechts und Staatstheorie das Prinzip der Freiheit als Autonomie unangetastet liess 7 In diesem Sinne werde Hegels Rechtsphilosophie zu einem Versuch die Systeme des Rechts der Moralitat in den sittlichen Institutionen als einen Stufenbau zu begreifen in welchem sich die Idee der Freiheit in immer konkreterer Gestalt verwirklicht 7 Der Grundgedanke jener Konzeption sei dass die Systeme des Rechts der Moralitat und der Sittlichkeit verschiedene Standpunkte darstellten die der freie Wille in der Entwicklung und Verwirklichung des Bewusstseins seiner Freiheit erreicht und progressiv uberwindet 7 Diese Subjektivierung der praktischen Philosophie die in Schillers und Fichtes Deutung der neuzeitlichen Ethik begonnen hatte 7 wurde ist Iltings Annahme auch in die Rechts und Staatstheorie hineingetragen mit dem Erfolg dass eine eigenstandige Begrundung des Naturrechts als eines universal verbindlichen Normensystems wie sie die grossen Autoren des 17 und 18 Jahrhunderts geleistet hatten in Hegels Rechtsphilosophie uberhaupt nicht mehr versucht wurde 8 Hegels von Ilting deklarierte Unterlassung wie Robert Zimmer in einer Rezension 9 Ilting zitiert fuhrte folglich zu einem Zusammenbruch des rationalen Naturrechts und zu einer Relativierung der Idee einer universalen Sittlichkeit Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenMonographien Bearbeiten Das Problem einer phanomenologischen Anthropologie Bonn 1949 Philosophische Dissertation Universitat Bonn Referenten Erich Rothacker und Theodor Litt Grundprobleme der Anthropologe Martin Heideggers Abgeschlossenes aber unveroffentlichtes Typoskript 1950 Platons Theorie der Wirklichkeit Erster Teil Die Periode der Grundlegung Kiel 1962 Habilitationsschrift Universitat Kiel 1962 Mehr nicht erschienen Hegels Vorlesung uber Rechtsphilosophie 1973 1974 Aufsatze Bearbeiten Metaphysik und Seinsgeschichte In Philosophische Rundschau Band 8 1960 S 233 261 Sein als Bewegtheit In Philosophische Rundschau Band 10 1962 S 31 49 Hegels Auseinandersetzung mit der aristotelischen Politik In Philosophisches Jahrbuch Band 71 1963 64 S 38 58 Wieder abgedruckt in Gerhard Gohler Hrsg Georg Wilhelm Friedrich Hegel Fruhe politische Systeme System der Sittlichkeit Uber die wissenschaftlichen Behandlungsarten des Naturrechts Jenaer Realphilosophie Frankfurt Main 1974 S 759 785 Hobbes und die praktische Philosophie der Neuzeit In Philosophisches Jahrbuch Band 72 1964 65 S 84 102 Grundfragen der praktischen Philosophie Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft Band 1086 Hrsg und mit einem Nachwort versehen von Paolo Becchi und Hansgeorg Hoppe Suhrkamp Frankfurt am Main 1994 Der Geltungsgrund moralischer Normen In Wolfgang Kuhlmann Dietrich Bohler Hrsg Kommunikation und Reflexion Zur Diskussion der Transzendentalpragmatik Frankfurt Main 1982 S 612 648 Sittlichkeit und Hoflichkeit oder Von der Wurde der Personlichkeit und der Verletzlichkeit des amour propre In Justin Stagl Hrsg Aspekte der Kultursoziologie Aufsatze zur Soziologie Philosophie Anthropologie und Geschichte der Kultur Zum 60 Geburtstag von Mohammed Rassem Berlin 1982 S 99 122 La transposition speculative du theme classique de la bonte de Dieu dans la philosophie de la religion de Hegel In Hegel et la religion Publie sous la direction de Guy Planty Bonjour Paris 1982 Naturrecht und Sittlichkeit Begriffsgeschichtliche Studien In Reinhart Koselleck Karlheinz Stierle Hrsg Sprache und Geschichte Band 7 Stuttgart 1983 Rezession dazu von Robert Zimmer in Philosophisches Jahrbuch Band 92 1985 S 396 400 Hegels Philosophie des Organischen In Hegel und die Naturwissenschaften Stuttgart 1987 Aufsatze uber Hegel Frankfurt Main 2006 Herausgaben Bearbeiten Ferdinand Tonnies Thomas Hobbes Leben und Lehre 1925 Frommanns Klassiker der Philosophie Band 2 Stuttgart 1971 Georg Wilhelm Friedrich Hegel Religionsphilosophie Band 1 Die Vorlesung von 1821 1979 Georg Wilhelm Friedrich Hegel Vorlesungen uber Rechtsphilosophie 1818 1831 4 Bande Stuttgart 1973 1974 Band 1 Der objektive Geist 1973 Band 2 Die Rechtsphilosophie von 1820 1974 Band 3 Philosophie des Rechts Vorlesungsnachschrift Hotho 1974 Band 4 Philosophie des Rechts Vorlesungsnachschrift von Griesheim 1974 mit Manfred Gies Georg Wilhelm Friedrich Hegel Naturphilosophie Band 1 Die Vorlesung von 1819 20 Neapel 1982 Georg Wilhelm Friedrich Hegel Die Philosophie des Rechts Die Mitschriften Wannenmann Heidelberg 1817 18 und Homeyer Berlin 1818 19 Stuttgart 1983 Georg Wilhelm Friedrich Hegel Vorlesungen Band 12 Vorlesungen uber die Philosophie der Weltgeschichte Berlin 1822 23 Nachschriften von Karl Gustav Julius von Griesheim Hamburg 1996 Literatur BearbeitenIlting Karl Heinz In Walter Habel Hrsg Wer ist wer Das deutsche Who s who 24 Ausgabe Schmidt Romhild Lubeck 1985 ISBN 3 7950 2005 0 S 566 Karl Otto Apel Riccardo Pozzo Hrsg Zur Rekonstruktion der praktischen Philosophie Gedenkschrift fur Karl Heinz Ilting Stuttgart Bad Cannstatt 1990 DBE Band 5 2006 S 239 Einzelnachweise Bearbeiten Das Problem einer phanomenologischen Anthropologie Philosophische Dissertation Universitat Bonn 1949 Referenten Erich Rothacker und Theodor Litt Lebenslauf Blatt 115 a b c Karl Heinz Ilting Naturrecht und Sittlichkeit Begriffsgeschichtliche Studien Stuttgart 1983 304 S Hier S 7 Max Scheler Die Stellung des Menschen im Kosmos 3 Aufl Munchen 1947 100 S a b c Das Problem einer phanomenologischen Anthropologie Bl 5 Das Problem einer phanomenologischen Anthropologie Bl 5 f a b c Das Problem einer phanomenologischen Anthropologie Bl 6 a b c d e Naturrecht und Sittlichkeit S 25 Naturrecht und Sittlichkeit S 25 f Philosophisches Jahrbuch Bd 92 Jg 1985 S 396 400 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Karl Heinz Ilting im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Spiegel Artikel 1973 uber Iltings Hegelforschung Spiegel Artikel vom 3 Dezember 1979 uber Ilting und Hegels Vorlesungen in Berlin Spiegel Artikel vom 26 Dezember 1983 uber das veranderte Hegel BildNormdaten Person GND 118934716 lobid OGND AKS LCCN n83319907 VIAF 54238889 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ilting Karl HeinzKURZBESCHREIBUNG deutscher Philosoph und HochschullehrerGEBURTSDATUM 5 Marz 1925GEBURTSORT BocholtSTERBEDATUM 25 August 1984STERBEORT Sankt Ingbert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Heinz Ilting amp oldid 239084626