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Bei der Kaperung eines australischen Flugzeugs am 4 September 1975 zwangen Osttimoresen die Besatzung einer Maschine der Royal Australian Air Force RAAF sie von Timor nach Australien zu fliegen Die A4 140 der RAAF 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Geschehnisse 3 Die Fluchtlinge und ihr spateres Leben 4 Weblinks 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenAm 11 August 1975 hatte die Uniao Democratica Timorense UDT mit einem Putsch in der Kolonialhauptstadt Dili versucht die Macht in der Kolonie Portugiesisch Timor zu ubernehmen Sie wollte so verhindern dass die Herrschaft in der bevorstehenden Unabhangigkeit an die linksorientierte FRETILIN fallt Es kam zu einem dreiwochigen Burgerkrieg zwischen den beiden Parteien wahrend sich die portugiesische Kolonialregierung auf die vorgelagerte Insel Atauro zuruckzog Anfang September zeichnete sich der Sieg der FRETILIN ab wahrend sich UDT Kampfer in das indonesische Westtimor absetzten Andere flohen uber das Meer nach Australien Baucau die zweitgrosste Stadt der Kolonie war eine UDT Hochburg Entsprechend herrschte hier grosse Angst vor den anruckenden FRETILIN Kampfern In anderen Teilen des Landes war es schon zu Morden gekommen 1 Siehe auch Ende der portugiesischen Herrschaft auf TimorGeschehnisse Bearbeiten nbsp Die A4 140 im Treloar Technology Centre 2016 Trotz Bedenkens entsandte Australiens Premierminister Gough Whitlam die Caribou der RAAF mit dem Kennzeichen A4 140 um eine Prasenz des Internationalen Roten Kreuzes aufzubauen An Bord befanden sich als Besatzung der Pilot Gordon Browne Flying Officer Kierman French und Lademeister Bill Crouch Da die Maschine unter dem Schutzzeichen des Roten Kreuzes flog durften die Besatzungsmitglieder keine Waffen tragen Das Flugzeug flog mehrmals zwischen dem australischen Darwin und Dili Baucau und Atauro hin und her 1 Am 4 September um 14 Uhr landete die Maschine am Flughafen Baucau um drei Nonnen aufzunehmen und nach Darwin zu bringen Ebenfalls an Bord waren der Staffelfuhrer und Nachrichtenoffizier Stan Harding und Andre Pasquier der Schweizer Leiter der Rotes Kreuz Operation Timor Am Flughafen lagerten UDT Kampfer die aus den umliegenden Orten stammten Am Kontrollturm wehte eine Weisse Flagge Eine Menschenmenge aus Kampfern und Zivilisten war an der Rollbahn versammelt Ausserdem stand am Flughafen ein weiteres Flugzeug das die Australier Michael Darby John Whitehall und Bill Bancroft fur die Australian Society for Intercountry Aid Timor gechartert hatten Whitehall und andere freiwillige Arzte der Hilfsorganisation hatten in Dili Verwundete behandelt Sie wollten an dem Tag ein timoresisches Madchen das ein Loch im Herzen hatte nach Australien ausfliegen Das Madchen war an dem Tag aber nicht am Flughafen Zeitungen berichteten dass es ein paar Wochen spater noch von Darby ausgeflogen wurde Stattdessen kamen UDT Kampfer die gegenuber den Australiern erklarten man wolle sich ergeben Darby erklarte spater dass er naiv glaubte den Burgerkrieg beenden zu konnen wenn er die UDT Fuhrung ausfliegen wurde Daher nahm er die Kapitulation an Aus der Pousada de Baucau organisierte man ein weisses Laken um es am Kontrollturm zu hissen Darby behauptete er habe mit Hilfe der timoresischen Flughafenangestellten australische Beamte per Funk um ein Flugzeug gebeten das die Menschen evakuieren solle Die Antwort war zwar hoflich aber keine Zusage 1 Die RAAF Besatzung war nicht daruber informiert und von Darbys und Whitehalls Bitte nicht begeistert Sie hatten den strikten Befehl keine unbefugten Passagiere an Bord zu nehmen Pasquier erklarte die Kampfer konnten sich nicht ohne Erlaubnis ihrer Fuhrung ergeben Gegenuber australischen Zivilisten sei daher die Kapitulation nicht offiziell Aber die Menschenmenge versammelte sich um das Flugzeug und drangte darauf an Bord gehen zu durfen Drohungen gegen die Australier wurden ausgesprochen Doch am bedrohlichsten erschien der grossgewachsene portugiesische Polizist Antonio Maria Deus Gil der unter den Einheimischen als policia Gil gefurchtet war Gil war hysterisch und hatte schon zweimal zur Waffe gegriffen und war nur von einem Timoresen zuruckgehalten worden Dann ging Gil zum dritten Mal zu einem Stapel von Waffen nahm sich ein Gewehr und zog eine Handgranate aus der Tasche in der er wohl noch mehr hatte Mit dem Finger am Abzug ging er zu den Australiern und schrie Eu mato esse cabrao Ich bringe diesen Bastard um Er schrie und gestikulierte wild Dann setzte Gil sich auf die Heckklappe des Flugzeugs und sagte er werde nicht aufstehen wenn die Fluchtlinge nicht mitgenommen wurden 1 Browne bat uber Funk um Anweisungen aus Australien Doch auch nach einer Nachfrage nach einer halben Stunde gab es keine In diesem Moment erloschen die Lichter des Flughafens Nach zwei Stunden verlor Gil die Geduld und befahl den Australiern nun die Maschine zu beladen Dann schickte er die Timoresen an Bord Browne erklarte spater 1 Wir wurden widerwillig entfuhrt aber wir hatten Sympathie fur sie wenn ich das so sagen darf Die Timoresen erklarten sie wurden die Waffen zurucklassen Auch die australischen Zivilisten gingen an Bord Der Vorgang verlief insgesamt geordnet Fur die meisten Passagiere war es der erste Flug Einige mussten mangels Platz auf dem Boden sitzen Auf dem zweieinhalb Stunden dauernden Flug nach Darwin mussten sich viele heftig ubergeben Das Flugzeug war uberladen die Caribou sollte eigentlich nicht mehr als 32 Passagiere befordern nun waren 54 Personen an Bord Der Flughafen Darwin wurde fur andere Fluge geschlossen Trotzdem musste die Caribou zunachst noch eine Zeit lang uber dem Flughafen kreisen auch als der Treibstoff knapp wurde Als sie schliesslich landen konnten warnten die Anzeigen bereits dass beide Triebwerke nur noch fur zehn Minuten Treibstoff hatten Die australischen Zivilisten wurden von den Timoresen getrennt und von der Polizei verhort Sie redeten sich mit Gedachtnisproblemen heraus Laut Zeitungsberichten wollte die Regierung vor allem Darbys Rolle bei der Kaperung untersuchen Er war offizieller Kandidat der Liberal Party of Australia in Sydney Doch die Untersuchung blieb aus Die timoresischen Manner kamen zunachst in das Gefangnis von Fannie Bay die Frauen und Kinder waren im Carpentaria College in laut Regierungsdokumenten leichter Haft 1 Inzwischen freigegebene Unterlagen dokumentieren die Uberlegungen der australischen Regierung Premierminister Whitlam wollte die Frauen und Kinder als normale Evakuierte behandeln wahrend die Manner als Ubeltater das angemessene Gewicht des Gesetzes zu spuren bekommen sollten Doch am Tag nach der Landung der Maschine entschied Einwanderungsminister James McClelland dass auch alle Manner ein Visum erhalten sollten Gil wurde zwar wegen seiner Rolle bei der Kaperung angeklagt die Anklage aber schnell fallengelassen Drei Monate spater marschierte Indonesien mit australischer Erlaubnis in Portugiesisch Timor ein 1 Die RAAF Besatzung erhielt bei ihrer Ankunft einen Kasten Bier Eine Anerkennung gab es nicht Regierungsbeamte warfen French vor er hatte die Fluchtlinge aus dem Flugzeug werfen sollen nachdem sie entwaffnet waren Zuruck auf der RAAF Basis in Richmond wurde nur gesagt Gute Arbeit Jungs Das ist nicht passiert Die Fluchtlinge und ihr spateres Leben Bearbeiten nbsp Abel Guterres osttimoresischer Botschafter 2010 2019 Die 44 Fluchtlinge waren 19 Manner 11 Frauen und 14 Kinder Viele von ihnen erhielten die australische Staatsburgerschaft Unter ihnen war Abel Guterres der spater Botschafter Osttimors in Australien wurde 2 Die sechskopfige Familie Brandao mit den Geschwistern Helder Maria und Lucia wollte fliehen weil der Vater Albino unter den Portugiesen ein lokaler Verwalter gewesen war und dann fur die UDT gekampft hatte Als Hellhautiger mit roten Haaren fiel er auf Der Teenager Feliciano da Costa arbeitete an der Flughafenbar Er hatte wahrend des Burgerkriegs der UDT am Flughafen geholfen Weitere Fluchtlinge waren Abilio Henriques ein UDT Anhanger Jose Cruz und der Krankenpfleger Duarte Freitas Costa Henriques und Cruz arbeiteten spater bei der Strassenbahn von Melbourne Gil lebte bis zu seinem Tod 2003 in Darwin 1 Weblinks BearbeitenZeitungsartikel im Guardian vom 5 September 1975 Artikel im Radschool Association Magazine Veteranenmagazin der RAAF Siehe auch BearbeitenGeschichte OsttimorsEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Luke Henriques Gomes It was life or death the plane hijacking refugees Australia embraced In The Guardian 16 Januar 2021 abgerufen am 17 Januar 2021 BBC World From Bus Driver to Ambassador 2 April 2015 abgerufen am 6 April 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaperung eines australischen Flugzeugs am 4 September 1975 amp oldid 215220282