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Das KZ Boizenburg war ein Aussenlager des KZ Neuengamme bei Boizenburg Elbe Es bestand von August 1944 1 bis zum 28 April 1945 Ehemalige Kuchenbaracke des KZ Aussenlagers Boizenburg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gedenkstatten 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Denkmal KZ Aussenlager BoizenburgIm Fruhjahr 1944 wurde ein seit Anfang der 1940er Jahre auf dem Elbberg bestehendes Barackenlager fur Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter auf seine Tauglichkeit zur Haftlingsunterbringung gepruft 2 Im Fruhsommer 1944 wurde auf diesem Gelande das KZ Aussenlager Boizenburg errichtet Das Lager umfasste vier Unterkunftsbaracken in Holzbauweise eine Kuchenbaracke in Massivbauweise eine Waschbaracke und kleine Nebengebaude Krankenrevier Verwaltung in Holzbauweise sowie einen Wachturm Die genaue Lage der Baracken und Nebengebaude lasst sich anhand einer Skizze von Augenzeuginnen aus dem Jahr 1946 nachvollziehen 3 Im August 1944 wurden 400 arbeitsfahige Judinnen die zumeist aus Ungarn stammten und im Fruhjahr 1944 aus ihren Heimatorten vertrieben und in verschiedenen Ghettos eingesperrt worden waren vom KZ Auschwitz Birkenau nach Boizenburg gebracht 4 Der unter unmenschlichen Bedingungen durchgefuhrte Transport dauerte drei Tage in denen die Frauen und jungen Madchen weder ausreichend Nahrung noch Wasser bekamen Auch junge Judinnen aus Rumanien und der Tschechoslowakei wurden in Boizenburg inhaftiert 5 Die weiblichen KZ Haftlinge wurden nach ihrer Ankunft zur Zwangsarbeit in der Werft Thomsen amp Co eingesetzt Dort mussten sie in Zwolf Stunden Schichten auch in der Nacht gemeinsam mit Kriegsgefangenen und zivilen Arbeitern Teile fur Flugzeuge und Schiffe produzieren bzw Kriegsschiffe montieren und Flugzeuge reparieren dazu gehorten auch Schweiss und Bohrarbeiten 4 Dabei trugen die mangelernahrten Frauen keine entsprechende Schutzkleidung und erlitten oftmals schwere Verletzungen Zudem waren sie standig den Schikanen und Misshandlungen der zumeist weiblichen SS Wachmannschaft ausgesetzt 6 Nach der Einstellung der Arbeiten bei Thomsen amp Co im Marz 1945 auch infolge der zunehmenden Luftangriffe der Alliierten wurden die KZ Insassinnen zur Beseitigung von Bombenschaden infolge der Tieffliegerangriffe im Boizenburger Hafen und in den Industriebetrieben eingesetzt 7 4 Am 8 Marz 1945 befanden sich im Lager 399 Insassinnen 8 Angesichts der heranruckenden Frontlinie liess die SS das Lager in den fruhen Morgenstunden des 28 April 1945 evakuieren 6 Dies bedeutete Abtransport oder Massenmord der Haftlinge bevor alliierte Truppen das Lagergebiet erreichen Die SS trieb die Frauen in Richtung des KZ Aussenlagers Neustadt Glewe ein Aussenlager des KZ Ravensbruck Dort wurde ihnen jedoch aus Furcht vor einem Ausbruch von Typhus der Zutritt verweigert 7 Daraufhin mussten die Frauen weiter in Richtung des KZ Auffanglagers Wobbelin laufen Eine Einheit der 82nd US Airborne Division befreite sie am 2 Mai 1945 in der Nahe von Gross Laasch 9 Nach dem Krieg wurde eine SS Aufseherin des KZ Aussenlagers Boizenburg festgenommen und 1948 zu einer Haftstrafe verurteilt 10 11 12 Der Lagerkomplex wurde in den Nachkriegsjahren als Unterkunft fur Kriegsfluchtlinge und Vertriebene genutzt Im Verlauf des Jahres 1956 wurden die Holzbaracken abgerissen Der massive Kuchenkeller der vom Abriss verschont blieb diente fortan der Elbewerft als Lagerraum Gedenkstatten BearbeitenAm 3 Oktober 1969 wurde das Denkmal das vom ehemaligen Boizenburger Burgermeister und Kunstler Gunther Zecher 1929 2013 13 entworfen wurde unterhalb des ehemaligen KZ Lagergelandes eingeweiht Das Denkmal wurde in der Nacht zum 8 Mai 2008 geschandet 14 Im Zuge der Wiederherstellung wurde die den oberen Abschluss bildende Opferschale entfernt und die Gedenktafel erneuert Anfang der 1990er Jahre wurde die auf dem ehemaligen Lagergelande noch im Originalzustand erhaltene Kuchenbaracke unter Denkmalschutz gestellt Seit 2000 beherbergt sie das Elbbergmuseum Boizenburg mit einer standigen Ausstellung uber das KZ Aussenlager Siehe auch BearbeitenListe der Aussenlager des KZ NeuengammeLiteratur BearbeitenIlse Stander Das Aussenlager Boizenburg des KZ Neuengamme Heimatmuseum Boizenburg Boizenburg 1996 Hans Ellger Zwangsarbeit und weibliche Uberlebensstrategien die Geschichte der Frauenaussenlager des Konzentrationslager Neuengamme Metropol Verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 938690 48 2 S 128 S 145 S 304 Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 5 Hinzert Auschwitz Neuengamme C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 52965 8 S 355 ff Marc Buggeln Das System der KZ Aussenlager Krieg Sklavenarbeit und Massengewalt Gesprachskreis Geschichte Heft Nr 95 Hrsg Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich Ebert Stiftung ISBN 978 3 86498 090 9 Bonn 2012 Digitalisat PDF 5 7 MB abgerufen am 4 Juni 2017Weblinks Bearbeiten nbsp Commons KZ Boizenburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Frauenaussenlager Boizenburg Abgerufen am 8 Januar 2018 Offenes Archiv der KZ Gedenkstatte Neuengamme Abgerufen am 8 Januar 2018 Verzeichnis der Konzentrationslager und ihrer Aussenkommandos Abgerufen am 8 Januar 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Michael Buddrus Hrsg Mecklenburg im Zweiten Weltkrieg Die Tagungen des Gauleiters Friedrich Hildebrandt mit den NS Fuhrungsgremien des Gaues Mecklenburg 1939 1945 Eine Edition der Sitzungsprotokolle Edition Temmen Bremen 2009 S 971 Anmerkung Nr 21 Friedrich Stamp Zwangsarbeit in der Metallindustrie 1939 1945 Das Beispiel Mecklenburg Vorpommern In Otto Brenner Stiftung Hrsg Arbeitsheft Nr 24 Berlin 2001 S 70 Digitalisat PDF abgerufen am 1 Juni 2017 Lageplan des KZ Aussenlagers Boizenburg PDF 331 KB In offenes archiv de Abgerufen am 8 Januar 2018 a b c Wiesel Elie et al NEUENGAMME SUBCAMP SYSTEM The United States Holocaust Memorial Museum Encyclopedia of Camps and Ghettos 1933 1945 Volume I Early Camps Youth Camps and Concentration Camps and Subcamps under the SS Business Administration Main Office WVHA edited by Geoffrey P Megargee Indiana University Press 2009 S 1079 186 JSTOR abgerufen am 10 August 2022 vgl Interviews von im KZ Aussenlager Boizenburg inhaftierten Zeitzeuginnen a b Katrin Fricke Am 28 April begann der Todesmarsch In svz de 28 April 2015 abgerufen am 3 Juni 2017 a b Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 5 C H Beck Munchen 2007 S 356 f Haftlingsliste des KZ Aussenlager Boizenburg vom 8 Marz 1945 In offenes archiv de Abgerufen am 8 Januar 2018 Frauenaussenlager Boizenburg In kz gedenkstaette neuengamme de Abgerufen am 8 Januar 2018 Frank Keil Gedenkstatte Elbberg in Boizenburg Schnittstelle zweier Diktaturen In taz de 2 August 2011 abgerufen am 3 Juni 2017 Friedrich Stamp Zwangsarbeit in der Metallindustrie 1939 1945 Das Beispiel Mecklenburg Vorpommern In Otto Brenner Stiftung Hrsg Arbeitsheft Nr 24 Berlin 2001 S 120 Digitalisat PDF abgerufen am 1 Juni 2017 Aussage Oberaufseherin uber Lagerstruktur und Lagerleitung BtSU MfS BV Ast 73 74 Blatt 9 und 35 Knuth Wolfgramm Hrsg Jeder Mensch ein Kunstler Beuys 200 Jahre Boizenburger bildende Kunstler Neuer Hochschulschriftenverlag Rostock 1998 ISBN 978 3 929544 71 8 S 38 f Mathias Brodkorb Hakenkreuze auf Ehrenmal fur KZ Haftlinge In Endstation Rechts 13 Mai 2008 abgerufen am 8 Januar 2018 53 37507 10 698472 Koordinaten 53 22 30 3 N 10 41 54 5 O Normdaten Korperschaft GND 4508663 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title KZ Boizenburg amp oldid 234447519