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John Mars bis 1925 Hans Materschlager dann Hans Mars Pseudonym Rudolf Gessner geboren 18 Mai 1898 in Untersiebenbrunn bei Wien Osterreich Ungarn gestorben 17 September 1985 in Baden bei Wien war ein osterreichischer Wirtschaftswissenschaftler Leben und Tatigkeit BearbeitenMars studierte zunachst in Wien und dann in England an der Universitat Bristol Ab dem Wintersemester 1925 1926 war er an der Rechtswissenschaftlichen Fakultat der Universitat Wien eingeschrieben wo er 1931 auch promovierte Ab 1926 war Mars bei der Kammer fur Arbeiter und Angestellte fur Wien beschaftigt wo er u a als Referent fur Arbeitswissenschaft und Betriebsrationalisierung tatig war Diese Arbeit unterbrach er in den Jahren 1931 und 1932 fur einen aus Mitteln der Rockefeller Foundation finanzierten Studienaufenthalt an der University of Chicago Mars der Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei war verlor seine Stellung bei der Kammer einige Monate nach dem Ausbruch des osterreichischen Burgerkriegs im Juni 1934 Noch im selben Jahr emigrierte er nach Grossbritannien In Grossbritannien konnte Mars zunachst keine gesicherte Position erreichen Bis 1935 bekleidete er erneut von der Rockefeller Foundation finanziert eine Assistentenstelle an der University of Birmingham Die Jahre zwischen 1937 und 1944 verbrachte Mars an der Universitat Oxford bis 1940 als Research Student am New College 1941 lehrte er als Tutor in den Fachern Economics and Statistics an verschiedenen Colleges bevor er eine Stelle als Senior Lecturer am Nuffield College antreten konnte 1946 erhielt er eine Lecturer Stelle am Trinity College Dublin 1948 wechselte er als Senior Lecturer an die Universitat Leeds Von 1949 bis 1962 hatte Mars die Stellung eines Reader in Economics an der Universitat Manchester Anfang 1962 kehrte er nach Osterreich zuruck und arbeitete bis 1970 fur die Vereinten Nationen als Regional Adviser in verschiedenen afrikanischen Staaten sowie als leitender Mitarbeiter des Instituts fur Entwicklung und Planung in Afrika Vor seiner Emigration befasste Mars sich mit sozialpolitischen Themen auf volks und betriebswirtschaftlicher Ebene und mit Problemen der Arbeitsorganisation denen er sich aus gewerkschaftlicher Warte annaherte 1930 publizierte er im Archiv fur Sozialwissenschaft und Sozialpolitik einen ausfuhrlichen Besprechungsaufsatz zu P H Douglas Studie Wages and the Family in dem er den Entwurf eines amerikanischen Mindestlohnsystems erortert dessen Kern die Idee der Etablierung von Lohnzuschlagen an Arbeitnehmer in Abhangigkeit ihres Familienstandes und ihrer Familiengrosse war In einem solchen Ausgleichsfonds erblickte er jedoch die Gefahr der Schwachung der Macht der Gewerkschaften weshalb er stattdessen die Forderung einer paritatischen Besetzung des Fonds mit Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmerseite erhob In einem Vortrag uber die Haltung der Gewerkschaften gegenuber Massnahmen der einzelbetrieblichen Sozialpolitik im Jahr 1930 untersuchte Mars die Motive der Arbeitgeber betriebliche Sozialleistungen zu gewahren In diesem Kontext ging er u a der Frage nach ob die Arbeitnehmer uber Kapital und Gewinnbeteiligungen mit dem kapitalistischen Wirtschaftssystem ausgesohnt werden konnten und ob diese Arbeitnehmerbeteiligungen eine geeignete Erganzung der Lohnpolitik darstellen wurden Ferner legte er die formalen und materiellen Elemente betrieblicher Sozialleistungen dar und bekundete die Uberzeugung dass eine soziale Betriebspolitik dazu fuhre dass Leistungen gesteigert und vermeidbare Produktionsausfalle vermieden wurden Mit dem dreibandigen Werk Gewerkschaftliches Handbuch des Akkordwesens legte Mars 1931 die erste systematische von gewerkschaftlicher Seite verfasste Arbeit auf diesem Gebiet vor Er versuchte mit dieser umfassenden Darstellung der okonomischen und restlichen Aspekte des Akkordlohns der Details der Normzeit und Verdienstberechnung sowie durch eine neue Begriffssystematik die Gewerkschaftsparole Akkorlohn ist Mordlohn zu uberwinden und zu objektivieren Daruber hinaus formulierte er in den jeweiligen Kapiteln Vertragsbestimmungen vor die den mit Fragen des Akkordwesens befassten Arbeitnehmervertretern als Verhandlungsgrundlagen dienen konnten In seinem Emigrationsland Grossbritannien fand Mars keinen Anschluss an die dortige Gewerkschaftsbewegung Stattdessen beschaftigte er sich wahrend seiner Jahre dort verstarkt mit konsumokonomischen Themenstellungen war jedoch infolge des Zwangs sich standig in neue Aufgabengebiete einzuarbeiten nur in geringem Masse publizistisch tatig In einem Aufsatz uber Credit Costs and Redemption Practices in Hire Purchase 1956 befasste er sich mit der zunehmenden Bedeutung von Ratenkrediten beim Kauf langlebiger Konsumguter Er kritisiert die fur die Konsumenten undurchsichtigen Geschaftspraktiken der Teilzahlungsbanken und empfahl als letztes Mittel gegen sittenwidrige Ratenkreditvertrage Konsumentenstreiks Nach seiner Ruckkehr nach Osterreich wandte er sich einem neuen Arbeitsgebiet der Entwicklungslanderforschung zu 1965 verfasste er fur die Wirtschaftskommission der UN fur Afrika einen Bericht uber die okonomischen Rahmenbedingungen der Industrialisierung in Israel Zwei Jahre spater legte er mit seinem Buch Afrikanische Wirtschaftsintegration eine Analyse uber die Moglichkeiten zur Gestaltung einer neuen Entwicklungspolitik in Afrika vor die uber eine rein okonomische Perspektive hinausging und insbesondere den politischen Konstellationen in der Zeit des Kalten Krieges Rechnung trug Zentrale Punkte des von ihm vorgeschlagenen Aktionsprogramms das in einigen Punkten als Vorlaufer des 1980 veroffentlichten Berichts der von W Brandt geleiteten Nord Sud Kommission gelten kann bildeten l die Umgestaltung der Wirtschaftsstruktur im Wirtschaftlichen und industriellen Sektor sowie der Ausbau der Infrastruktur 2 die Umkehr des Prozesses der absoluten wie der relativen Verarmung u a durch Massnahmen der Einkommensumverteilung und verstarkte Entwicklungshilfeleistungen der Industriestaaten 3 die Verringerung des Bevolkerungswachstums als Grundlage fur die Beseitigung der Arbeitslosigkeit sowie 4 die horizontale und vertikale Wirtschaftsintegration d h den Ausbau der Handelsverflechtungen sowohl in Sud Sud als auch in Nord Sud Richtung Infolge seines fortgeschrittenen Alters konnte Mars auf dem Gebiet der Entwicklungsokonomie nach dieser Publikation keine grossere wissenschaftliche Wirkung mehr entfalten Schriften Bearbeiten Der Familienlohn in Archiv fur Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Bd 64 Tubingen 1930 S 179 l89 A Report to the Executive Secretary on Investigations Into the Economics and the Institutional Framework of Industrialization in Israel 1965 Afrikanische Wirtschaftsintegration Tatsachen und Perspektiven 1967 Population Explosion Unemployment Inflation Growth of Real Income Per Head and Its Unequal Distribution in Africa An Essay in the Formulation of Some Indispensable Government Policies for Accelerated Development 1971 Literatur BearbeitenHans Ulrich Esslinger Mars John In Harald Hagemann Claus Dieter Krohn Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933 Band 2 Leichter Zweig Saur Munchen 1999 ISBN 3 598 11284 X S 416 418 Normdaten Person VIAF 207323569 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 9 Oktober 2018 GND Namenseintrag 107594102 AKS PersonendatenNAME Mars JohnALTERNATIVNAMEN Materschlager Hans Geburtsname Mars Hans Gessner Rudolf Pseudonym KURZBESCHREIBUNG osterreichischer WirtschaftswissenschaftlerGEBURTSDATUM 18 Mai 1898GEBURTSORT Untersiebenbrunn bei Wien Osterreich UngarnSTERBEDATUM 17 September 1985STERBEORT Baden bei Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title John Mars Wirtschaftswissenschaftler amp oldid 237548197