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Das Johannistal ist eine Gelandesenke in der sudostlichen Vorstadt von Leipzig Hier befindet sich die alteste Kleingartenanlage Sachsens und die zweitalteste Deutschlands der Kleingartenverein Johannistal 1832 e V 1 Das Johannistal 1873 rechts die neue Sternwarte hinten die Bebauung der Talstrasse Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Johannistal schliesst sich nach Osten an das Seeburgviertel an Der ehemals grossere Bereich wird heute begrenzt von der Stephanstrasse im Westen der Johannisallee im Osten sowie den Bebauungen der Prager Strasse im Norden und der Liebigstrasse im Suden In diesen Grenzen hat das Gelande die Abmessungen von 500 Metern Lange und 150 Metern maximaler Breite Die Entfernung zum Innenstadtring betragt lediglich 600 Meter Geschichte BearbeitenDas Gelande des Johannistals gehorte von alters her dem Johannishospital das seit 1391 unter stadtischer Verwaltung stand An seinem westlichen Ende befanden sich grosse Sandgruben die sogenannten Ratssandgruben Darauf Bezug nahm die Bezeichnung der zum Johannistal fuhrenden Sandgasse in der Johannisvorstadt der Vorlauferin des spateren Seeburgviertels und das Sandtor nbsp Pulverhauser und erster judischer Friedhof in den Garten des Johannistals um 1850Im mittleren Teil des Gebietes befanden sich in Sicherheitsabstand zur Stadt die Schiesspulver Hauser der Leipziger Kaufmannschaft Das waren auf einem eingefriedeten Gelande kleine Hutten und zwischen diesen hohe Masten zum Blitzschutz 1814 hatte der Rat der Stadt genehmigt neben den Pulverhausern einen judischen Friedhof anzulegen Es war der erste judische Friedhof der Stadt Zu Beginn des 19 Jahrhunderts waren die Sandgruben erschopft und das Gelande ziemlich verwildert Im Jahr 1832 wandte sich die Witwe Amalie Winter aus der Johannisvorstadt an den Vorsteher des Johannishospitals und Stadtratsmitglied Moritz Seeburg mit der Bitte ein Stuck Land in der Sandgrube saubern und sich einen Garten anlegen zu durfen Bei drei Taler Jahrespacht wurde ihr die Bitte genehmigt und sie wurde die erste Gartenpachterin 1832 wurde ein Platz in der Gartenanlage nach ihr benannt 2 Da zahlreiche weitere Gartenwunsche auftauchten beschloss der Rat der Stadt auf Betreiben Seeburgs noch im gleichen Jahr das Gelande generell in eine Kleingartenanlage umzugestalten und die Pacht dem Hospital zuzufuhren Als eine Arbeitsbeschaffungsmassnahme konnte das Vorhaben schnell realisiert und zum Johannisfest 1833 mit einer feierlichen Einweihungszeremonie das Johannistal gegrundet werden das von da an offiziell diesen Namen fuhrte Das Johannisfest wurde in den nachsten Jahren jeweils als grosses Volksfest begangen Im August 1833 wurden an der nordlichen Grenze des Johannistales drei Linden gepflanzt und eine weitere im Mai 1834 Sie erhielten die Namen Konig Anton Linde Friedrich August Linde Konstitutionslinde nach der sachsischen Verfassung von 1831 und Marienlinde nach Prinzessin Maria 1796 1865 Die Linden waren namensgebend fur die spatere Lindenstrasse jetzt An der Verfassungslinde Heute gibt es auf dem Areal des Johannistals wieder vier Linden mit den ursprunglichen Namen 3 Die Anlage umfasste uber 200 Garten Das Ziel Garten fur die Selbstversorgung armerer Schichten zu schaffen wurde insofern verfehlt da sich viele Leute die Jahrespacht von drei Talern nicht leisten konnten Die Absicht sich dennoch aus den Garten versorgen zu wollen muss gross gewesen sein denn Mitte des 19 Jahrhunderts wurde im Johannistal eine Polizeistation errichtet In den 1860er Jahren mussten rund 10 des Pachtzinses fur die Bewachung der Parzellen ausgegeben werden 4 Mitte des 19 Jahrhunderts wurde durch einen Sponsor im Johannistal ein Denkmal fur den sachsischen Konig Anton 1755 1836 errichtet ein Sandsteinquader mit einer aufgesetzten Eisengussbuste Die Buste wurde 1917 entwendet 1858 wurde dem 1851 verstorbenen Forderer der Anlage Moritz Seeburg durch seine Witwe ein Gedenkstein gesetzt der heute noch vorhanden ist 1860 1861 entstand auf dem Gelande der Pulverhauser die neue Universitatssternwarte und 1864 fand auf dem judischen Friedhof aus Platzmangel die letzte Beisetzung statt nbsp Johannisfestszene um 1840 nbsp Eine der vier Linden nbsp Die Polizeiwache im Johannistal nbsp Das Konig Anton Denkmal nbsp Der Seeburg Stein 2011Gegen Ende des 19 Jahrhunderts begann die Reduzierung der Johannistaler Garten zunachst mit der Anlage der Stephanstrasse und der Bebauung zwischen ihr und der Talstrasse der alten Westgrenze der Anlage wobei ein Gelandestreifen von etwa 160 Meter Breite in Anspruch genommen wurde Nun lag die Sternwarte direkt an der Stephanstrasse Weitere Bauten an der Liebigstrasse folgten 1892 mit der Frauenklinik und der Hautklinik der Universitat 1931 1912 war die Gartenanlage durch den Rat der Stadt ubernommen worden Die Pacht betrug nun 15 Pfennige pro m und Jahr Ende der 1920er Jahre wurden in Leipzig mehrere Volksparkanlagen errichtet Ein Volkspark war auch fur das Johannistal vorgesehen Um dieses zu verhindern grundeten die Gartenpachter 1927 einen Kleingartenverein und konnten die Garten erhalten 1937 wurde von den nationalsozialistischen Machthabern der judische Friedhof im Johannistal beseitigt und zu Gartenland gemacht Durch den Luftangriff auf Leipzig vom 4 Dezember 1943 wurde auch die Gartenanlage schwer in Mitleidenschaft gezogen Nach dem Zweiten Weltkrieg fuhrte eine der Leipziger Trummerbahnen ins Johannistal Die Kleingartner konnten sich bei der Sowjetischen Militaradministration erfolgreich dagegen wehren Aber da waren schon 25 000 m Trummerschutt aus dem Bereich des Augustusplatzes verkippt Wahrend der DDR Zeit erfullten die Kleingarten wichtige Versorgungsleistungen So hatten die Kleingartner des Johannistales die Auflage im Jahr 38 Tonnen Obst und Gemuse zu erzeugen 5 Ab 1955 setzte sich der Verlust von Gartenland fort Von 1955 bis 1961 wurde der Neubau des Physiologischen Institutes der Universitat Carl Ludwig Institut am Ende der Liebigstrasse unter Einbeziehung von Garten errichtet 1976 das Verwaltungsgebaude des Kombinats Chemieanlagenbau Leipzig Grimma an der Leninstrasse Prager Strasse und in den 1990er Jahren Bauten der Nuklearmedizin der Universitat Der Verein Johannistal 1832 nutzt heute noch 141 unter Denkmalschutz stehende Garten von ehemals 221 auf einer Flache von 4 85 Hektar Literatur BearbeitenHorst Riedel Stadtlexikon Leipzig von A bis Z PRO LEIPZIG Leipzig 2005 ISBN 3 936508 03 8 S 274 Thomas Biskupek Bestandsaufnahme Johannistal Leipziger Blatter Nr 12 1988 S 88 95 Irene Altmann Das Johannisfest in Leipzig In Leipziger Osten Nr 2 Verlag im Wissenschaftszentrum Leipzig 1994 ISBN 3 930433 00 1 S 11 13Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johannistal Sammlung von Bildern KGV Johannistal 1832 e V Abgerufen am 1 April 2015 180 Jahre im Zentrum Leipzigs Abgerufen am 1 April 2015 Einzelnachweise Bearbeiten kgv johannistal de Abgerufen am 1 April 2015 Gina Klank Gernot Griebsch Lexikon Leipziger Strassennamen Verlag im Wissenschaftszentrum Leipzig 1995 ISBN 3 930433 09 5 S 20 Die Linden des Johannistales Abgerufen am 1 April 2015 Polizeiwache im Johannistal Abgerufen am 1 April 2015 Leipziger Blatter Nr 12 S 9151 333077 12 390533 Koordinaten 51 19 59 1 N 12 23 25 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannistal Leipzig amp oldid 223989445