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IGLU ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zum Gebaude aus Schnee siehe Iglu IGLU ist die deutsche Abkurzung fur Internationale Grundschul Lese Untersuchung Die international vergleichende Studie untersucht Leseleistungen der Schuler am Ende der vierten Jahrgangsstufe International wird die Studie PIRLS abgekurzt und meint Progress in International Reading Literacy Study Weltweit haben sich bis zu 60 Lander an dieser Studie beteiligt unter der Leitung der International Association for the Evaluation of Educational Achievement IEA IGLU wurde das erste Mal 2001 und seitdem alle funf Jahre erneut durchgefuhrt In dieser Studie werden Lesefahigkeiten bzw das Leseverstandnis von Viertklasslern verglichen Die Fahigkeiten der deutschen Grund Schuler liegen nach dieser 2003 veroffentlichten Studie im internationalen Vergleich noch im vorderen Mittelfeld Nach den ernuchternden Ergebnissen der PISA Studien wurde dies als Uberraschung angesehen Insbesondere gab es Anlass zu Diskussionen ob im deutschen Schulsystem gravierende Probleme im Zeitraum zwischen der vierten Klasse von IGLU untersucht und der achten Klasse von PISA untersucht bestehen Als mogliche Ursachen wurden vor allem der dazwischen liegende Schulwechsel und die Aufteilung in das dreigliedrige Schulsystem diskutiert Die Studien sorgten fur Diskussionen uber die Schullaufbahnempfehlungen der Lehrkrafte als deutlich wurde dass selbst bei gleichen kognitiven Grundfahigkeiten und der Lesekompetenz Kinder aus den beiden oberen Schichten eine 2 63 fach grossere Chance haben eine Gymnasialempfehlung zu erhalten als ein Kind aus einem Haushalt aus unteren Schichten Auch Kinder deren beide Eltern in Deutschland geboren waren wurden von den Lehrkraften bei gleicher Lesekompetenz bevorzugt 2 11 fach grossere Chance Zu ahnlichen Ergebnissen kamen ebenso die LAU Studie die PISA Studie und die AWO Studie Inhaltsverzeichnis 1 Verantwortung der IGLU Studie in Deutschland 2 Geschichte und Ziele 2 1 Bildungspolitischer Hintergrund 2 2 Rahmenkonzept und Ziele 3 Verstandnis von Lesekompetenz in IGLU 4 Datennutzung 5 Literatur 6 Weblinks 7 Siehe auch 8 EinzelbelegeVerantwortung der IGLU Studie in Deutschland BearbeitenSeit 2019 obliegt die Durchfuhrung und Koordination beim Institut fur Schulentwicklungsforschung an der Technischen Universitat Dortmund Prof Dr Nele McElvany ist die nationale wissenschaftliche Projektleiterin Zuvor hatte Wilfried Bos die nationale Studienleitung inne Begleitet wurde die Studie von Beginn an von einem wissenschaftlichen Konsortium bestehend aus Experten bspw der empirischen Bildungsforschung oder Psychologie Geschichte und Ziele BearbeitenIm Jahre 1997 beteiligte sich die Bundesrepublik Deutschland erstmals an einer internationalen Schulleistungsstudie der Trends in International Mathematics and Science Study kurz TIMSS II Mit TIMSS werden die Leistungen der Schuler im mathematischen und naturwissenschaftlichen Bereich international verglichen Danach nahm Deutschland im Jahre 2000 an der Studie Programs for International Student Assessment kurz PISA 2000 teil die 2001 den sogenannten PISA Schock ausloste Im internationalen Vergleich schnitt Deutschland schlechter als erwartet ab Dies bewirkte eine empirische Wende in der deutschen Bildungsdiskussion Die Kultusministerkonferenz KMK legte daraufhin sieben Handlungsfelder zur Verbesserung des Schulsystems fest Ab 2004 wurden Bildungsstandards eingefuhrt die Kompetenzen der Schuler in bestimmten Jahrgangsstufen und Fachern definieren und normieren sollen Ausserdem festigten die Bildungsstandards den Bildungsauftrag der allgemeinbildenden Schulen und beschreiben Anforderungen an das Lehren und Lernen Ausserdem folgte im Rahmen des Bildungsmonitorings die Beteiligung an weiteren nationalen und internationalen Schulleistungsstudien wie an IGLU PIRLS Bislang wurden funf Studien durchgefuhrt IGLU Studie 2001 IGLU Studie 2006 IGLU Studie 2011 IGLU Studie 2016 IGLU Studie 2021Die Autoren der Auswertung von IGLU 1 geben 2003 verschiedene Dimensionen zur Studie an Bildungspolitischer Hintergrund Bearbeiten S 3 Bildung soll vielfaltigen Zwecken dienen z B der Forderung der personlichen und sozialen Entwicklung sie soll gesamtgesellschaftlich aber auch zur Starkung des wirtschaftlichen Wachstums und zur Steigerung der Produktivitat und zur Verringerung sozialer Ungleichheit beitragen In Zeiten knapper offentlicher Mittel liegt es im Interesse der Offentlichkeit zu erfahren zu welchen Ergebnissen die im schulischen Bereich eingesetzten Mittel fuhren Es stellt sich dabei also die Frage nach der Effektivitat von bildungspolitischen Massnahmen In vielen Staaten weltweit werden seit den 1960er Jahren regelmassig vergleichende Untersuchungen zu Schulerkompetenzen in verschiedenen Lernbereichen durchgefuhrt in Deutschland war dies bis Ende der 1990er Jahre nur vereinzelt der Fall vgl Bos amp Schwippert 2002 Als Mitte der 1990er Jahre jedoch die TIMSS Studie auf Starken und Schwachen des deutschen Bildungssystems aufmerksam machte gab das den Anlass neben intensiven Anstrengungen zur Verbesserung des mathematisch naturwissenschaftlichen Unterrichts auch die Teilnahme Deutschlands an weiteren internationalen Vergleichsuntersuchungen in den Blick zu nehmen Vor diesem Hintergrund beschloss die Kultusministerkonferenz 1997 die Teilnahme Deutschlands an der Schulleistungsstudie PISA der OECD und vereinbarte in Folge regelmassige landerubergreifende Vergleichsuntersuchungen Mit der TIMS Studie wurden in Deutschland mathematisch naturwissenschaftliche Kompetenzen am Ende der Pflichtschulzeit und am Ende der gymnasialen Oberstufe erhoben TIMSS II und III vgl Baumert et al 1997 Baumert Bos amp Lehmann 2000a b An der TIMS Studie im Primarschulbereich hatte Deutschland seinerzeit nicht teilgenommen Deshalb entschloss sich die KMK im Zuge der nationalen Erweiterungsstudie von PIRLS IGLU 2001 auch die Kompetenzen von Viertklasslern im Bereich der mathematischen und naturwissenschaftlichen Grundbildung zu erheben Ergebnisse dieser Untersuchung liegen vor vgl Bos et al 2003 2004 2005 Das OECD Programme for International Student Assessment PISA erfasst nicht nur die Kompetenzen in verschiedenen Domanen Leseverstandnis mathematische Kompetenz naturwissenschaftliche Kompetenz sondern auch facherubergreifende Kompetenzen In PISA wird eine Stichprobe der 15 jahrigen Schuler untersucht also wiederum die Altersgruppe der Sekundarstufe I wenn auch mit anderen und gegenuber TIMSS deutlich erweiterten Instrumenten und Zielen vgl Baumert et al 2001 2002 Prenzel et al 2004 2005 Ziel ist es mehr Wissen uber die Ergebnisse in wichtigen Bereichen schulischer Arbeit und gleichzeitig Hinweise auf Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung zu erhalten S 4 Bei einer systematischen Betrachtung von Bildungsergebnissen mit dem Ziel der Sicherung und Verbesserung von Unterrichtsqualitat muss die gesamte Schulzeit auch die Grundschulzeit in den Blick genommen werden Dies ist umso bedeutsamer als sich die erhobenen Kompetenzen auf kumulative Lernprozesse grunden Kumulatives Lernen verbindet neues Wissen und neue Fertigkeiten mit bereits vorhandenen Wissens und Fertigkeitsbestanden und integriert so die Ergebnisse vorhergehenden und aktuellen Lernens so dass sie im Zusammenhang zur Verfugung stehen und nicht beziehungslos nebeneinander stehen Begriffliches Wissen und Fertigkeiten werden sukzessive aufgebaut das heisst vor allem ausdifferenziert und auf den jeweils hoheren Stufen wieder neu verbunden Bevor PIRLS IGLU IGLU E im Jahr 2001 durchgefuhrt wurde lagen in Deutschland nur wenige im Rahmen reprasentativer Erhebungen gewonnene Erkenntnisse zu den von Viertklasslern erworbenen Kompetenzen vor Vor diesem Hintergrund traf in den 1990er Jahren das Angebot der International Association of Educational Achievement IEA in die internationale Schulleistungsstudie PIRLS eine deutsche Stichprobe aufzunehmen auf ein in Bildungspolitik und Wissenschaft geaussertes Bedurfnis IGLU stellt in Deutschland eine Erganzung und Abrundung zu PISA dar Im Mai 2000 stimmte die KMK der Teilnahme Deutschlands an PIRLS 2001 zu 2004 folgte auch im Jahr 2006 an der internationalen Schulleistungsstudie PIRLS teilzunehmen sowie erneut eine nationale Erweiterungsstudie IGLU E 2006 durchzufuhren Die internationale Untersuchung PIRLS IGLU 2006 wird zu gleichen Teilen von Bund und Landern finanziert Die Kosten fur die nationale Erganzung IGLU E 2006 tragen die 16 Bundeslander Rahmenkonzept und Ziele Bearbeiten S 4 Leseverstandnis ist eine Schlusselqualifikation eine Kompetenz die fur das Lernen in allen Fachern bedeutsam ist Lesen ist als Kulturtechnik eine wesentliche Voraussetzung fur die Teilnahme an nahezu allen gesellschaftlichen Lebensbereichen Kinder der vierten Jahrgangsstufe haben weitgehend zu lesen gelernt und lesen immer mehr um zu lernen Lesen bedeutet den Sinn graphisch fixierter sprachlicher Inhalte zu verstehen und zu verarbeiten wobei das Verstehen als Prozess und Endergebnis dem Lesen immanent ist Dem Verstehensprozess sind eine Reihe von Vorstufenwie visuelle Operationen Ablaufe beim Ansehen des Textes phonologische Codierungen Erfassung von Lauten Worterkennen Erfassen von Satzstrukturen usw vorgeschaltet Lesen als Sinnentnahme schliesst auch Emotionen Rollenubernahme Kreativitat und Kritikfahigkeit mit ein Nach modernen Lesetheorien vgl Ruddell Ruddell amp Singer 1994 wird Lesekompetenz als ein konstruktiver interaktiver Prozess aufgefasst Leser die effektive Lesestrategien kennen und das Gelesene verarbeiten konnen sind aktive Konstrukteure von Bedeutung Die Bedeutung entsteht durch die Interaktion von Lesenden und Text im Kontext einer individuellen Leseerfahrung Leser bringen ein Repertoire an Fertigkeiten sowie Hintergrundwissen mit Der Text andererseits beinhaltet spezifische Sprach und Strukturelemente und bezieht sich auf ein bestimmtes Thema Der Kontext der Lesesituation fordert das Engagement und die Motivation zu lesen und stellt oft spezifische Anforderungen an das Leseverstandnis Campbell et al 2001 Mullis et al 2004 S 4 5 Der IGLU Test zum Leseverstandnis konzentriert sich im Wesentlichen auf folgende zwei Aspekte den Verstehensprozess und die Leseintention Mit IGLU werden mittels authentischer Texte verschiedener Textgattungen Texte deren Gestaltung Kindern aus ihrem Leben vertraut ist unterschiedliche Aspekte der Kompetenz im Rahmen verschiedener Leseabsichten erfasst Daruber hinaus werden zur Abrundung der Ergebnisse die Fahigkeit zum Schreiben und in einem kleinen Test die kognitiven Lernvoraussetzungen ermittelt Die Erhebung zum Leistungsstand des Leseverstandnisses der Schuler wird erganzt durch Befragungen der Schulleitungen der Lehrkrafte und der Eltern der befragten Schulerschaft z B Fragebogen zur Erfassung des Leseinteresses der Schuler zu fachlichen und fachdidaktischen Ansatzen im Deutschunterricht oder zu professionellen Standards Die Schuler werden daruber hinaus z B nach ihren Lesegewohnheiten Leseanlassen und Lesevorlieben und ihren Freizeitaktivitaten befragt Diese Zusatzerhebungen liefern Hinweise fur die Gestaltung des Unterrichts wichtige Erkenntnisse uber den Unterstutzungsbedarf von Lehrkraften und allgemein relevante Anhaltspunkte fur die Weiterentwicklung der Lehrerausbildung wie fortbildung S 5 Die IGLU Konzeption fur die Grundschule beruht auf einem Modell von Grundbildung d h der Beherrschung grundlegender kultureller Kompetenzen gemeinhin mit Literalitat bezeichnet Die neuere entwicklungspsychologische Forschung hat dargelegt wie sich Kinder insbesondere im Grundschulalter aber auch schon im Vorschulalter aktiv und auf Erkenntnis und Wissen ausgerichtet verschiedene Weltbereiche und Kulturen erschliessen und dabei zusammen hangende und durchaus gehaltvolle theoretische Modelle entwickeln An diese Vorstellungen Begriffe und Theorien kann Unterricht anknupfen Er kann Weiterentwicklungen anregen oder aber das kindliche Herangehen Denken und Verstandnis ignorieren Soweit kindliche Annaherungen und Sichtweisen nicht aufgegriffen und gefordert werden besteht die Gefahr dass die Entwicklung von Interesse und Aufgeschlossenheit gegenuber Weltbereichen und Kulturen unterbleibt Vor diesem Hintergrund kann die Erfassung der Lesekompetenz mit Hilfe der IGLU Tests zur Weiterentwicklung dieser Kompetenzen in der Grundschule beitragen aber auch den am Bildungsprozess der Kinder Beteiligten wertvolle Anregungen geben Verstandnis von Lesekompetenz in IGLU BearbeitenDie Lesekompetenz wird als Fahigkeit verstanden gesellschaftliche und oder individuell wertgeschatzte Texte verschiedener Art Textsorte muster zu begreifen und anzuwenden Verstehen wird hierbei in drei zentrale Absichten unterteilt verstehen 1 um zu lernen 2 um Vergnugen zu haben und 3 um an der Gemeinschaft der Lesenden inner und ausserhalb der Schule teilzuhaben Diese Auffassung steht im Einklang mit der Auffassung das Verstehen von Texten als konstruktiv interaktiven Prozesse wahrzunehmen In IGLU werden vier Verstehensprozesse unterschieden Diese konnen Schuler der vierten Klasse anwenden wenn sie Erzahl und Sachtexte lesen explizit angegebene Informationen erkennen und diese abrufen einfache Schlussfolgerungen ziehen komplexe Schlussfolgerungen ziehen Inhalt des Textes und seiner sprachlichen Gestaltung prufen und bewertenIn diesen vier Bereichen werden die Leistungen der Schuler genau betrachtet Den vier Verstehensprozessen werden ebenso vier theoretischen Dimensionen zugeordnet die sich zu ubergeordneten Kompetenzfacetten zuordnen Dies lasst sich wie folgt darstellen LesekompetenzNutzen textimmanenter Informationen Heranziehen externen WissensUnabhangige Einzelinformationen nutzen Beziehungen zwischen Textteilen herstellen Uber Inhalte reflektieren Uber Strukturen reflektierenVerstehensprozess Lokalisieren explizit angegebener Informationen Einfache Schlussfolgerungen ziehen Komplexe Schlussfolgerungen ziehen Prufen und Bewerten des Inhalts und des SprachgebrauchGemass dem Literacy Ansatz werden die Schulerleistungen danach in funf aufeinander aufbauende Lesekompetenzstufen eingeteilt 2 Kompetenzstufe V Unter Bezug auf Textpassagen Gesamttext Informationen ordnen Aussagen selbststandig interpretieren und kombinieren sowie begrunden Kompetenzstufe IV Relevante Inhaltsaspekte erfassen und komplexe Schlusse ziehen Ziel Koharenzherstellung Kompetenzstufe III Verstreute Informationen verknupfen Kompetenzstufe II Explizite Informationen identifizieren und lokale Koharenzherstellung Kompetenzstufe I Rudimentares LeseverstandnisDatennutzung BearbeitenDie Daten der deutschen Erhebungen stehen auch anderen Forschenden auf Antrag am Forschungsdatenzentrum am Institut zur Qualitatsentwicklung im Bildungswesen fur Re und Sekundaranalysen zur Verfugung Auf diese Weise kann die Studie auch uber den ursprunglich geplanten Rahmen hinaus fur die Forschung von Nutzen sein insbesondere aufgrund ihrer Eigenschaft als grossumfangliche Trendstudie Literatur BearbeitenBremerich Vos A Wendt H amp Bos W Lesekompetenzen im internationalen Vergleich Testkonzeption und Ergebnisse In A Hussmann H Wendt W Bos A Bremerich Vos Kasper D Lankes E M et al Hrsg IGLU 2016 Lesekompetenzen von Grundschulkindern in Deutschland im internationalen Vergleich S 79 142 Munster Waxmann 2017 Gunter Klein Die Iglu Studie die Leseleistungen der Grundschuler im Vergleich In Magazin Schule 10 2003 10 S 9 ff Georg Wacker Drei Auswertungen der IGLU Studie PISA 2003 Schulleistungsvergleiche In VBE Magazin Stuttgart ISSN 0170 4788 2003 5 S 13 ff Weblinks BearbeitenIGLU In Forschung am Institut fur Schulentwicklungsforschung IFS an TU Dortmund TU Dortmund abgerufen am 16 Mai 2023 Siehe auch BearbeitenReproduktion Bildung VERA LUST Studie AWO Studie LAU StudieEinzelbelege Bearbeiten https www yumpu com de document read 6892891 iglu basisinformationpdf gewerkschaft erziehung und Des Weiteren Wilfried Bos Sabine Hornberg Karl Heinz Arnold Gabriele Faust Lilian Fried Eva Maria Lankes Knut Schwippert Renate Valtin IGLU 2006 die Grundschule auf dem Prufstand Vertiefende Analysen zu Rahmenbedingungen schulischen Lernens Munster 2010 ISBN 978 3 8309 2340 4 Bremerich Vos Wendt amp Bos 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title IGLU Studie amp oldid 237091007