www.wikidata.de-de.nina.az
High Com auch HIGH COM geschrieben mit halbem Leerschritt ist ein analoges Rauschunterdruckungssystem das das Unternehmen Telefunken in den 1970er Jahren entwickelte Es war ab 1978 in einigen hoherwertigen Kassettenrekordern erhaltlich erst von Telefunken dann auch von anderen Herstellern und erzielte eine erheblich bessere Rauschunterdruckung als das damals verbreitete Dolby B Verfahren max 20 dB bei High Com verglichen mit max 9 dB bei Dolby B Das System wurde von Telefunken auch als externe Losung angeboten schaltbar zwischen Kassettendeck und Verstarker Inhaltsverzeichnis 1 Wirkungsweise 2 Vorteile 3 Nachteile 4 Verbesserungen am High Com System 5 Historische Entwicklung 6 Kassettengerate mit High Com 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 FundstellenWirkungsweise BearbeitenDie bessere Rauschunterdruckung im Vergleich zu Dolby B beruhte auf der Auslegung als Breitbandkompander also der Einbeziehung des gesamten horbaren Frequenzbereichs statt nur der hohen Frequenzen High Com basiert auf den Erfahrungen die Telefunken mit dem fur die professionellen Aufnahmetechnik entwickelten telcom c4 gemacht hat Dabei handelte es sich um einen Mehrband Kompander bei dem uber eine 4 bandige Frequenzweiche jeweils ein Kompressor Expander fur einen Frequenzbereich zustandig war Vorteile BearbeitenTatsachlich waren High Com Aufnahmen in leisen Passagen horbar rauscharmer als herkommliche Aufnahmen Gegenuber dem damals konkurrierenden Dolby B Verfahren wurden ausserdem haufig folgende Vorteile aufgefuhrt wesentlich bessere Rauschunterdruckung s o gute Wirkung auch bei tieffrequenten Storungen Austauschbarkeit d h die Aufnahme auf Gerat A und die Wiedergabe auf Gerat B bereitet keine Probleme weniger Hohendampfung bei Azimutproblemen keine Prasenzdampfung bei Azimutproblemen und Hohenubersteuerung Einsatz auch moglich wenn die Aufnahme ganzlich ohne Rauschunterdruckungssystem durchgefuhrt wurde und das Abspielgerat das manuelle Einschalten von High Com ermoglicht bzw mit einem externen High Com Gerat z B Telefunken CN750 Nachteile BearbeitenLaut einigen Anwenderberichten war bei kritischen Musikstucken Klaviermusik Soloinstrumente ohne Begleitung ein starkes Rauschpumpen zu horen da mit der Dynamik Expansion bei der Wiedergabe auch das Rauschen des Kassettenbandes wechselnd laut horbar wird weil es in den genannten Fallen nicht von dem Nutzsignal verdeckt wird Diese Effekte wurden von manchen Menschen als besonders storend empfunden Andererseits konnte das Rauschpumpen aber nicht von jedem Anwender bestatigt werden im Gegenteil Laut einigen Berichten tritt Pumpen nur bei alteren High Com Versionen oder bei einer Fehlkalibrierung auf Die Dolby B Rauschunterdruckung hat Vorteile beim Hintergrundrauschen Pumpen Fahnen durch die Sliding band Funktion Plotzlich einsetzende laute Soloinstrumente insbesondere Basse klingen mit High Com mitunter deutlich abgeschwacht Noch starker traten diese Effekte bei den konkurrierenden Rauschunterdruckungssystemen dbx und adres von Toshiba in Erscheinung Verbesserungen am High Com System BearbeitenIm Laufe der Jahre gab es mehrmals Verbesserungen an Telefunkens High Com Chip So konnten die ersten Systeme lediglich mit High Com aufnehmen und wiedergeben nicht jedoch mit Dolby B Damit waren mit Dolby B bespielte Kassetten nur bedingt verwendbar Die zweite High Com Generation hatte ein integriertes Verfahren namens DNR Dynamic Noise Reduction mit dem man auch Dolby B codierte Kassetten adaquat abspielen konnte es gab einen zu Dolby B kompatiblen Expander Die dritte High Com Generation eingesetzt bei Akai aber auch im Telefunken RC200 und RC300 zu finden konnte sogar mit DNR aufzeichnen Damit war eine Art Dolby B integriert das sogar ohne Hohenverlust funktionierte besser als fast alle Dolby B Systeme Um 1979 erschienen von Telefunken Publikationen zu Weiterentwicklungen des Systems als 2 Band und 3 Band Kompander nach dem Kettenverstarkerprinzip unter den Namen High Com II und High Com III Das High Com II System wurde ab 1979 1980 vom Unternehmen Nakamichi unter dem Namen Nakamichi High Com II Noise Reduction System in Form externer Kompandereinheiten auf den Markt gebracht In dieser Form erzielte das an beliebige Stereo Bandmaschinen und Kassettenrekorder anschliessbare System etwa 25 dB Dynamikgewinn Dabei wurden fur jeden der beiden Stereokanale zwei High Com Bausteine des Typs TFK U401B eingesetzt die jeweils durch eine Frequenzweiche auf unterschiedliche Frequenzbander wirkten was zu deutlich verringertem Rauschatmen und geringeren Artefakten fuhrte Gleichzeitig war das Verfahren kaum anfallig fur Storungen durch Drop out Fehler oder starkere Hochtondampfung durch Azimutfehler Mittels eingebautem Pruftongenerator Pegelreglern und Aussteuerungsanzeigen liess sich das System optimal an die jeweiligen Aufnahme und Wiedergabegerate und das verwendete Bandmaterial anpassen ahnlich der Play Trim Regelung spaterer Dolby Gerate siehe Abschnitt Historische Entwicklung Nachteilig an der aufwendigen Realisierung war dass man fur Hinterbandkontrolle gleich zwei solche Gerate benotigte so dass sich das System wegen der hohen Kosten nicht sehr weit verbreiten konnte Auch Telefunken hat im Laufe der Jahre mehrere Verbesserungen an der externen Beschaltung durchgefuhrt zunachst durch Verwendung anderer Zeitglieder fur eine langere Abklingzeitkonstante um damit die Verzerrungen im Bassbereich zu verbessern spater dann durch eine zusatzliche Beschaltung mit einigen Transistoren und passiven Bauteilen Die Funkschau 26 1982 schreibt dazu Die Systemmodifikation setzt in diesem Fall nicht bei der Dimensionierung der Zeitwerte ein sondern es wird der zeitliche Ubergang der abklingenden Regelspannung optimiert In der bisherigen Systemauslegung wurde beim Erkennen des schnellen Pegelabfalls nach Ablauf der Haltezeit abrupt von der langen Abklingzeitkonstante auf den kurzen Wert umgeschaltet Dies hatte zur Folge dass bereits wenige Millisekunden nach diesem Vorgang relativ grosse Verstarkungsanderungen auftraten Daraus ergab sich im Falle von Drop outs oder starkerem Mistracking die Gefahr horbarer Dynamikfehler teilweise auch als Pumpen bezeichnet Die Systemmodifikation ergibt fur den genannten Wechsel von langer zu kurzer Zeitkonstante einen weichen Ubergang Diese Anderung wird auch als Verrundung oder soft switching bezeichnet und bewirkt eine wesentliche Beruhigung des dynamischen Systemverhaltens so dass selbst unter kritischen Signal und Toleranzbedingungen eine in der Praxis vollstandige Maskierung der zuvor geschilderten Gegebenheiten eintritt 1 Historische Entwicklung BearbeitenIn den ersten Jahren gab es eine regelrechte High Com Euphorie versprach das neue System doch erstmals praktisch rauschfreie Tonaufnahmen auf der damals verbreiteten und eben ziemlich bandrauschenden Compact Cassette Die bekannte WDR Fernsehsendung Hobbythek brachte in den fruhen 1980er Jahren sogar einen HobbyCom Bausatz heraus ein mit Original Telefunken Platinen ausgerustetes kleines Do it yourself Gerat zum Dazwischenschalten mit dem herkommliche Kassettenrekorder in den Genuss der High Com Rauschunterdruckung kamen Zwischenzeitlich war auch die Einfuhrung einer speziellen Variante von Telefunkens High Com FM mit verminderter Kompression fur den deutschen UKW Rundfunk geplant bei dem das Signal senderseitig komprimiert und empfangerseitig expandiert werden sollte Der Empfanger hatte komprimierte Sendungen an einer auf den Stereo Pilotton aufmodulierten Kennung ahnlich wie Verkehrsfunk erkannt und den Expander bei Bedarf zuschalten konnen Durch die spezielle Anpassung ware ein Abhoren auch ohne Expandierung bei guter Qualitat moglich gewesen Dieses System wurde aber nur testweise wahrend der Messe hifivideo 1982 eingefuhrt 2 Auch wenn zwischenzeitlich viele Hersteller Kassettengerate mit High Com auf den Markt brachten konnte es sich letztlich nicht durchsetzen Mogliche Grunde dafur High Com Aufnahmen benotigen zwingend ein High Com Kassettengerat zum Abspielen eine Wiedergabe ohne die notwendige High Com Entzerrung klingt unzumutbar schlecht Anders beim konkurrierenden Dolby B Eine Wiedergabe ohne Dolby B Entzerrung verzichtet zwar auf die Rauschminderung klingt aber akzeptabel und lediglich ein wenig hohenbetont was billigen Abspielgeraten sogar entgegenkam Die ersten High Com Kassettengerate hatten kein Dolby B so dass Dolby B Aufnahmen auf den neuen Geraten nicht adaquat abgespielt werden konnten Dieser Nachteil wurde aber bald behoben Vermutlich der wichtigste Grund fur das Scheitern von High Com war die Einfuhrung von Dolby C im Jahre 1980 Dolby C bietet gegenuber Dolby B eine deutlich verbesserte Rauschunterdruckung ca 16 dB wobei die unerwunschten Nebeneffekte Rauschpumpen Dynamikverzerrungen deutlich kleiner als bei High Com waren Alle Dolby C Rekorder hatten ausserdem auch einen Schalter fur Dolby B Bisherige Aufnahmen konnten also problemlos weitergehort werden was mit dem o g DNR aber auch funktionierte In vielen Fallen bewirkte das neuere Dolby C immer noch wie sein Vorganger Hohenverzerrungen d h Aufnahmen mit High Com klangen mitunter besser als solche mit Dolby C Moglicherweise waren aber die Lizenzbedingungen und kosten von Telefunken zu restriktiv oder der Werbe Etat war zu gering um sich gegen die weltweit agierenden Dolby Laboratorien wirtschaftlich durchzusetzen Dolby C setzte zudem den Schlusspunkt unter eine Art Kompanderkrieg Neben Telefunkens High Com buhlten Sanyos SuperD Toshibas Adres und dbx um die Kaufergunst Dolby Grunder Ray Dolby der zunachst gar keine Notwendigkeit sah ein besseres System als sein Dolby B zu entwickeln liess sich von den meist japanischen Herstellern von Cassettenrecordern aber uberzeugen dass die Zeit reif fur eine bessere Rauschunterdruckung sei Bei der Entwicklung von Dolby C konnte er die Schwachen der Konkurrenz Kompander studieren und in seinem System vermeiden Schliesslich gibt es aus heutiger Sicht noch einen weiteren Nachteil von High Com Bei alteren High Com Aufnahmen deren Magnetisierung durch die Lagerung gelitten hat werden die daraus resultierenden Fehler durch die starke Entzerrung verstarkt Somit sind alte High Com Aufnahmen nach langer Lagerung oft nicht mehr adaquat abspielbar Bei Dolby B und C gibt es dieses Problem zwar auch fur diese Systeme wurde von NAD und Dolby aber die sogenannte Play Trim Regelung entwickelt mit deren Hilfe ein bandseitig fehlerhafter Hochtonfrequenzgang vor der Dynamikexpansion korrigiert werden kann Bei Nakamichis High Com II stellte das kein Problem dar da die Kompander nachtraglich vom Benutzer eingepegelt werden konnten Ein vom Kompander bei Bedarf am Anfang des Bands aufgenommener Kalibrierton war fur die nachtragliche Justage der Wiedergabekette sehr nutzlich Die letzten High Com Kassettenrekorder wurden etwa Ende 1986 verkauft Kassettengerate mit High Com BearbeitenAkai GX F37 ASC AS 3000 Audion D 700 Blaupunkt XC 240 XC 1400 ELIN Professional Micro Component Cassette Deck Modell TC 97 Eumig FL 1000 µP FILTRONIC FSK 200 Grundig MCF 200 MCF 600 CF 5100 SCF 6200 hgs ELECTRONIC Mini Altus Hitachi D E75 Imperial td 6100 Intel Professional Micro Component Cassette Deck Modell TC 97 Korting C 102 C 220 Kucke C 72 Nikko ND 500H nippon TD 3003 Palladium Mico Line 2000C Saba CD 278 CD 362 Schneider SL 7270 C Sencor SD 6650 Siemens RC 333 RC 300 Studer A710 Telefunken diverse Gerate 3 Tensai TFL 812 Uher CG 321 CG 325 CG 344 CG 356 CG 365 mini hit Universum Ct 2307A CT 2318 SYSTEM HIFI 7500 SL CT 2337 Wangine K 3M WSK 220 WSK 120Literatur BearbeitenThomas Gorne Ulrich Schmidt Hrsg Tontechnik 1 Auflage Carl Hanser Leipzig 2006 ISBN 3 446 40198 9 Jurgen Wermuth Dynamik Erweiterung durch neuartigen Studio Kompander 10 Tonmeistertagung Koln 19 22 November 1975 J Wermuth St F Temmer Dynamikerweiterung durch neuartigen Studio Kompander In Funkschau Nr 18 1975 S 571 ff E Schroder J Wermuth Ein neues Kompandersystem Grundlagen und Einsatzmoglichkeiten Vortrag auf der FKTG Tagung in Freiburg am 5 Oktober 1976 veroffentlicht in FKT 30 Nr 12 1976 S 9 11 C R Kompander verbessert Magnettonkopie In radio mentor Nr 4 1965 S 301 303 Gerhard Dickopp Ernst Schroder Der Telefunken Kompander In Rundfunktechnische Mitteilungen Vol 22 Heft 2 1978 S 63 74 Gerhard Dickopp Ernst Schroder Messverfahren fur Kompander In Funkschau Heft 17 1978 S 29 32 HIGH COM In Audio Engineering 3 1981 S 30 35 Prufung eines modifizierten HIGH COM Kompanders fur den Einsatz bei der RF Ubertragung im UKW Horfunk IRT Technical Report 55 81 30 Dezember 1981 Einzelnachweise Bearbeiten Siehe auch High Com Modifikationen Memento des Originals vom 8 Oktober 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www suess online de Prof Dr Ing Claus Reuber Horfunk in Zukunft Erst High Com dann digital Funk Technik 38 1983 Heft 3 S 98 f Vintage cassette Memento des Originals vom 4 Dezember 2008 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www vintagecassette comFundstellen BearbeitenErnst F Schroder Die Geschichte von HIGH COM Ein Entwickler bei Telefunken erzahlt U401BR AEG Telefunken Semiconductor Information 2 80 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title High Com amp oldid 223329496