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Die grosse schottische Hexenjagd von 1661 1662 dauerte 16 Monate und fuhrte in 660 Fallen zu offentlichen Anklagen wegen Hexerei Sie ist eine der grossten Hexenverfolgungen in der Geschichte Schottlands und nahm im April 1661 ostlich von Edinburgh ihren Anfang von wo aus sie sich weiter verbreitete Im Sommer 1662 wurde die letzte Untersuchungskommission zur Durchfuhrung eines Hexenprozesses durch den Privy Council genehmigt In wie vielen Fallen genau es zur Todesstrafe kam ist nicht bekannt Der Zeitzeuge John Ray berichtet von 120 Verbrennungen allein wahrend seines Aufenthaltes in Schottland 1 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Ablauf 3 Historische Bewertung 4 Literatur 5 AnmerkungenVorgeschichte BearbeitenWahrend des Commonwealth of England unter Oliver Cromwell wurden die Konigreiche England und Schottland vereinigt Das Parliament of Scotland das noch 1649 1650 eine Serie von Hexenprozessen angestossen hatte wurde im Zuge des Lordprotektorats aufgelost Im Justizwesen fuhrte die Vereinigung dazu dass wahrend dieser Zeit in Schottland englische Richter und Beamte Einfluss auf die Rechtsprechung nahmen Diese waren anders als ihre schottischen Kollegen sehr zuruckhaltend in der Strafverfolgung und Anordnung von Folter sowie der Verurteilung angeblicher Hexen So war die Vorstellung von Teufelspakt und Hexensabbat in England nur wenig verbreitet Dies fuhrte dazu dass unter dem Lordprotektorat Cromwells die Anzahl der Personen die von anderen der Hexerei bezichtigt aber nicht angeklagt wurden erheblich anstieg Entsprechend sind fur Schottland zwischen 1653 und 1657 lediglich zwolf Hinrichtungen wegen Hexerei bekannt 1658 1659 erhohte sich zwar der Verfolgungsdruck erheblich aber selbst dann waren die englischen Richter als zu milde verrufen Mit dem Rucktritt von Richard Cromwell als Lordprotektor im Mai 1659 kam das Justizsystem in Schottland nahezu zum Erliegen Als mit der Stuart Restauration unter Karl II im Mai 1660 die Monarchie wiedereingefuhrt und die Konigreiche England und Schottland separat verwaltet wurden hatten erneut die einheimischen Richter die Rechtsprechung unter ihrer Kontrolle Nun waren sie in der Lage gegen die erheblich angewachsene Menge der verdachtigten Personen vorzugehen und den Prozessstau aufzulosen was nach Meinung der meisten Historiker die Serie von Hexenprozessen 1661 1662 verursachte 2 Dennoch ist es schwer diese Hypothese zu beweisen zumal sie nicht erklart warum die grosse schottische Hexenjagd von 1661 1662 im ersten Jahr grosstenteils auf eine kleine Region beschrankt blieb und die Anklagen uberhaupt erhoben wurden Zudem erhellt sie nicht die lange Zeitdauer der Verfolgung Nur fur wenige Angeklagte der Hexenjagd von 1661 1662 ist dokumentiert dass sie bereits in der Ara des Lordprotektorats wegen Hexerei mit der Justiz in Beruhrung gekommen waren Es gibt zumindest Hinweise dass viele der Beschuldigten bereits in den Jahren zuvor unter Verdacht geraten waren Jedoch bleibt unklar ob es bei einem rein schottischen Justizsystem in diesen Fallen zur Anklage gekommen ware 3 Ablauf BearbeitenDie ersten Anklagen der grossen schottischen Hexenjagd von 1661 1662 wurden in den landlichen Gemeinden Midlothian und East Lothian erhoben 4 Die Priester und Altesten der jeweiligen presbyterianischen Kirchengemeinde fuhrten die Erstuntersuchung der Personen durch die wegen des Verdachts auf Hexerei verhaftet worden waren Dazu gehorte eine Leibesvisitation auf Hexenmale und die Aufnahme der Aussage der Beschuldigten Es gab hier wenig Auflagen so dass haufig Folter eingesetzt wurde Erst danach erfolgte die Uberstellung der Betreffenden an die weltlichen Behorden wo der eigentliche Prozess stattfand Die uberlieferten Sitzungsprotokolle zeigen andererseits dass die Kirchengemeinden oft gegen Personen vorgingen die andere der Hexerei bezichtigten selbst auf dem Hohepunkt der grossen schottischen Hexenjagd in Midlothian Dies betraf auch die Kinder von Verurteilten oder Angeklagten die gegen Verleumdungen dieser Art geschutzt wurden So trieb die presbyterianische Kirche die Hexenverfolgung nicht nur an sondern begrenzte sie zugleich und fuhrte moglicherweise sogar ihr Ende herbei War das Presbyterium das als nachsthohere Ebene zu den Sitzungen mehrere Gemeinden leitet 1659 nur in geringen Umfang an den Prozessen beteiligt spielte es 1661 1662 keine Rolle mehr Dies mag der Tatsache geschuldet sein dass das Presbyterium von Dalkeith in dessen Zustandigkeitsbereich die Verdachtsfalle 1661 fielen im Jahr 1609 wegen einer Hexenverfolgung durch den Privy Council einen Tadel erhalten hatte Allerdings gibt es Hinweise darauf dass die Geistlichen von der Kanzel herab die Angst vor Hexen befeuerten 5 Ausgelost wurde die grosse schottische Hexenjagd durch eine Petition des Earl of Haddington an das Parliament of Scotland Er beklagte sich darin uber das Hexenunwesen auf seinen Landereien um Samuelston Das Parlament bewilligte daraufhin eine Justizkommission um die Beschuldigten vor Gericht zu stellen Diese nahm im April 1661 ihre Arbeit auf womit die grosse schottische Hexenjagd ihren Anfang nahm Die Umstande dieses Beginns legen nahe dass die rasche und in der Folge massive Reaktion dadurch befordert wurde dass die Angst vor Hexerei in der herrschenden Schicht verbreitet war 6 Historische Bewertung BearbeitenWie auch die Hexenprozesse von Salem oder diejenigen von Trier Ende des 16 Jahrhunderts gehort die grosse schottische Hexenjagd zu den ausfuhrlich untersuchten Ereignissen dieser Art auf regionaler Ebene 7 Sowohl im Konigreich England als auch im Konigreich Schottland die beide zu dieser Zeit in Personalunion regiert wurden durfte Folter nur auf Geheiss des Privy Councils angewandt werden Wahrend diese Bestimmung in England strikt eingehalten wurde wurde in Schottland Folter haufiger auf illegale Weise eingesetzt und konnte entsprechende Prozesslawinen auslosen Daher ereigneten sich die beiden grossen Hexenverfolgungen auf der Insel Grossbritannien die 1590 92 sowie 1661 1662 ihren Lauf nahmen in Schottland wahrend die Hexenverfolgung in England relativ mild verlief 8 Ein weiterer Faktor war dass in England in einem Hexenprozess das Geschworenengericht einstimmiges Urteil treffen musste wahrend in Schottland die einfache Mehrheit ausreichend war Ausserdem hatte hier der calvinistisch gepragte Klerus eine aktivere Rolle als im Suden und drangten die staatlichen Behorden zur Hexenverfolgung 9 Literatur BearbeitenBrian P Levack The Great Scottish Witch Hunt of 1661 1662 In Journal of British Studies Vol 20 No 1 Herbst 1980 ISSN 0021 9371 S 90 108 Anmerkungen Bearbeiten Vgl dazu Brian P Levack The Great Scottish Witch Hunt of 1661 1662 1980 Brian P Levack The Great Scottish Witch Hunt of 1661 1662 1980 S 91 93 Brian P Levack The Great Scottish Witch Hunt of 1661 1662 1980 S 94f Vgl dazu Brian P Levack The Great Scottish Witch Hunt of 1661 1662 1980 S 90 Vgl dazu Brian P Levack The Great Scottish Witch Hunt of 1661 1662 1980 S 95 97 Vgl dazu Brian P Levack The Great Scottish Witch Hunt of 1661 1662 1980 S 97 Brian P Levack Hexenjagd die Geschichte der Hexenverfolgung in Europa 4 Auflage C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 59242 3 S 154 Im Original The Witch Hunt in Early Modern Europe Longman London 1987 Brian P Levack The Great Scottish Witch Hunt of 1661 1662 1980 S 91f Brian P Levack Hexenjagd die Geschichte der Hexenverfolgung in Europa 4 Auflage C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 59242 3 S 189 192 Im Original The Witch Hunt in Early Modern Europe Longman London 1987 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grosse schottische Hexenjagd von 1661 1662 amp oldid 226985798