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Der Komponist Arthur Sullivan 1842 1900 und der Schriftsteller und Librettist William Schwenck Gilbert 1836 1911 schufen zusammen 14 komische Opern Trotz ihres jeweiligen eigenen kunstlerischen Schaffens sind sie hauptsachlich durch ihre Zusammenarbeit uber London hinaus besonders in Grossbritannien und Nordamerika bekannt und popular geworden das Namensduo Gilbert und Sullivan steht als Schlagwort fur die englische komische Oper des 19 Jahrhunderts Sir Arthur Sullivan 1842 1900 Sir William Schwenck Gilbert 1836 1911 Inhaltsverzeichnis 1 Chronik 2 Zusammenarbeit und Schaffen 3 Werke 4 Literatur 5 Filme uber Gilbert und Sullivan 6 Romane uber Gilbert und Sullivan 7 Trivia 8 WeblinksChronik BearbeitenZum ersten Zusammentreffen von Arthur Sullivan und William Schwenck Gilbert kam es hochstwahrscheinlich im Juli 1870 bei einem Empfang bei dem die beiden durch Sullivans Jugendfreund den Komponisten Frederick Clay miteinander bekannt gemacht wurden Erst Ende 1871 beauftragte John Hollingshead der Manager des Gaity Theatre Sullivan und Gilbert damit kurzfristig eine komische Oper fur die Wintersaison zu schreiben Wegen der kunstlerisch eingeschrankten Moglichkeiten des Theaters war das Ergebnis fur Sullivan unbefriedigend Das Stuck geriet in Vergessenheit die Partitur ging verloren und beide Kunstler wieder getrennte Wege Erst 1875 brachte der Impresario Richard D Oyly Carte Sullivan und Gilbert wieder zusammen Der durchkomponierte Operneinakter Trial by Jury im Royalty Theatre war derart erfolgreich dass die drei in den kommenden Jahren mit Unterbrechungen weiter zusammenarbeiteten Carte sorgte dafur dass die folgenden abendfullenden Opern ab The Sorcerer 1877 in der Londoner Opera Comique gespielt wurden Schliesslich eroffnete er 1881 mit dem Savoy Theatre das erste bedeutende Theatergebaude mit elektrischer Beleuchtung Opern wie H M S Pinafore 1878 The Pirates of Penzance 1879 oder Patience 1881 entwickelten sich zum Publikumsmagnet Zu Zerwurfnissen zwischen Sullivan und Gilbert kam es durch kunstlerische Auseinandersetzungen Fur sein Opernschaffen strebte Sullivan stets danach menschlich reizvolle und glaubwurdige Geschichten zu vertonen und in seiner Musik das emotionale Moment nicht nur der Worte sondern vor allem der Situation zu verstarken Gilbert vermochte den Planen von Sullivan und Carte eine nationale Oper in der Landessprache zu etablieren nicht zu folgen Er recycelte so oft alte Ideen dass Sullivan seines wie er sagte Marionettentheaters uberdrussig wurde Zu ernsthaften Auseinandersetzungen kam es 1884 und 1889 Da Gilbert nicht bereit war auf Sullivans Forderung nach neuen uberzeugenden Stoffen einzugehen gingen beide wieder getrennte Wege und arbeiteten mit anderen Librettisten bzw Komponisten zusammen Die letzte gemeinsame Opernarbeit wurde 1896 The Grand Duke Nach Sullivans Tod im Jahre 1900 konstatierte Gilbert Ein Gilbert nutzt nichts ohne einen Sullivan und ich kann einfach keinen finden Saremba S 278 s u Zusammenarbeit und Schaffen BearbeitenDie angebliche Besonderheit der Verbindung Gilbert und Sullivan wird vielfach uberbetont Im 19 Jahrhundert war die Doppelnennung von Autor und Komponist in England vollig normal man sprach ebenso uber die Werke von Gilbert und Sullivan wie uber die von Desprez und Cellier oder Gilbert und Clay Die Bezeichnung Gilbert und Sullivan war ein Label das ursprunglich von der D Oyly Carte Opera Company zur Vermarktung der Opern verwendet wurde Spater bekam es ein Eigenleben und fuhrte es zu der negativen Begleiterscheinung dass beide kaum noch als individuelle Kunstlerpersonlichkeiten wahrgenommen wurden die sie zeit ihres Lebens waren Sullivan und Gilbert hatten sich bis zur Mitte der 1870er Jahre bereits als fuhrender Komponist bzw Theaterautor Grossbritanniens etabliert Gilbert Ausbildung bachelor of arts in science and literature und barrister Rechtsanwalt betatigte sich neben anfanglichen Anstellungsverhaltnissen als Ubersetzer und Autor von Gedichten Bab Ballads Farcen und Buhnenstucken Sozialkritik Zynismus und das sogenannte topsy turveydom die auf den Kopf gestellte Welt sind wesentliche Merkmale von Gilberts Werken Sullivan machte indessen Karriere als Komponist der sich wesentliche Anregungen von seinen Vorbildern Mozart Schubert Schumann Berlioz und Rossini holte Sullivans Verdienste um das englische Musikleben brachten ihm mehrere Ehrendoktorwurden und 1883 den Ritterschlag ein Gilbert wurde erst 1907 zum Sir William geschlagen Mit den so genannten Savoy Operas einem Terminus nach dem Stammhaus der Opern von Sullivan und Gilbert der erst heute zum Synonym fur ihre Werke geworden ist ursprunglich aber alle im Savoy Theatre uraufgefuhrten Stucke bezeichnete entstand die einzige gattungstypologische Neuentwicklung im englischen Theater des spaten 19 Jahrhunderts Sullivans Verdienste um die englische Oper bestehen darin dass er eine nationale Oper in seinem Heimatland etablierte wobei fur ihn die Errungenschaften auf dem Gebiet der deutschen Oper von Weber Marschner und Lortzing die er in Leipzig erleben konnte Modellcharakter besassen Der endgultige Anstoss fur die Buhne zu schreiben kam durch seine Begegnung mit Rossini den er Ende 1862 in Paris kennenlernte Sullivan nahm wesentlichen Einfluss auf die kunstlerische Entwicklung der Opern mit Gilbert deren Spannweite von Fruhwerken wie The Pirates of Penzance bis hin zu musikalische reichhaltigeren lyrisch komischen Opern wie The Yeomen of the Guard reicht In der Zusammenarbeit mit dem Theatermanager Richard D Oyly Carte schuf Sullivan zwischen 1875 und 1900 ein breites Spektrum an Werken fur die Oper in englischer Sprache Er pragte damit die unterschiedlichen Archetypen des englischen Musiktheaters vgl Eden Saremba 2009 Einen wesentlichen Teil von Sullivans Opernschaffen bilden die komischen Opern mit Gilbert Die Opern von Sullivan und Gilbert haben alle individuelle Gattungsbezeichnungen wie A Dramatic Cantata Trial by Jury A Fairy Opera Iolanthe An Entirely Original Supernatural Opera Ruddigore New and Original Opera The Yeomen of the Guard oder An Original Comic Opera Utopia Limited erhalten Den Terminus Operette verwendeten beide Kunstler nie Mit ihren komischen Opern bei denen der Librettist Gilbert auch Regie fuhrte fanden die beruchtigten Pointen und kritischen Ausfalle der englischen Literatur und Bildsatire Eingang ins Musiktheater das die Starken und Schwachen der Burger einer aufstrebenden kapitalistischen Industrie und Wohlstandsgesellschaft ins Visier nahm Die Musik Dialog Struktur der komischen Opern Sullivans geht zuruck auf Modelle einer Oper in der Landessprache wie man sie bei Mozart Die Zauberflote u a und Lortzing Zar und Zimmermann u a findet Sullivan selbst wies darauf hin dass sich ein ernster Unterton durch seine komischen Opern ziehe der vielfach ein tragikomisches Element in die konfliktreiche Handlung einbringt Sullivan setzt dadurch einen wichtigen Kontrapunkt zu Gilberts mitunter uberzogenen Texten und Plots In entscheidenden Krisensituationen der menschlichen Existenz wie im Finale des 1 Aktes und dem Quartett When a wooer goes a wooing von The Yeomen of the Guard oder der Auseinandersetzung mit den Ahnen im 2 Akt von Ruddigore steigert Sullivan die Musik durch psychologische Differenzierung und dramatische Intensitat die in der komischen Oper des 19 Jahrhunderts ihresgleichen suchen Fur die D Oyly Carte Opera Company stellte Sullivan ein hochwertiges erstklassiges Ensemble zusammen das ab The Sorcerer den Grundstamm fur alle weiteren Produktionen nicht nur der Opern mit Gilbert bildete Tenor und Sopran als Liebhaber Mezzosopran und Bariton als eine weitere junge Frau nebst Galan ein Bariton als Komiker sowie Bass und Alt fur ein in die Jahre gekommenes Paar Ungeachtet der gleich bleibenden Grundvoraussetzungen durch das feste Ensemble gelang es Sullivan jedem Stuck und jeder Figur musikalisch einen individuellen unverwechselbaren Klangcharakter zu verleihen Wesentlich ist das Vermeiden von Klischees Das Stichwort Topsy turvydom wildes Durcheinander Kuddelmuddel umreisst jenen vielfach fur die Stucke von Sullivan und Gilbert kennzeichnenden Handlungswirrwar mit seiner Nonsense Logik bei dem die Buhnen Welt sinnbildlich Kopf steht fur den zunehmend schneller werdenden Lebensrhythmus in einer technisierten fremdbestimmten materialistisch orientierten Welt Ein besonderes Merkmal der komischen Opern Sullivans ist die desillusionierende Struktur der Musik Vielfach komponierte er gegen die Erwartungshaltungen Dazu gehoren etwa der uberzogene Oktavsprung und die ironischen Melismen bei dem vermeintlich patriotischen Hymnus He is an Englishman aus H M S Pinafore oder die spannungsgeladene Dramatik in der Geisterszene aus Ruddigore die viele nicht zuletzt Gilbert in einer komischen Oper fur unangebracht hielten Die Oper der Zukunft die Sullivan vorschwebte stellte fur ihn einen Kompromiss zwischen der deutschen italienischen und franzosischen Schule dar Und so parodierte er in seinen komischen Stucken einerseits schmalziges Pathos und Theaterklischees verwendete aber auch virtuos unterschiedliche Elemente der mitteleuropaischen Oper die ihm fur seine Buhnenwerke und Oratorien geeignet erschienen um Stimmungen und Emotionen angemessen darstellen zu konnen Dafur wunschte er sich vor allem im Bereich der komischen Oper von seinen Librettisten menschlich glaubwurdige Stoffe Seine empathische humanistische Grundhaltung zeigt sich beispielsweise durch Vertonungen bei den Arien der von Gilbert oft gnadenlos verspotteten alten Jungfern wie etwa im einfuhlsamen Cello Solo bei Lady Janes Sad is that woman s lot Patience oder in Katishas Arie The Mikado bei der Stilelemente ausdrucksvoller Klagegesange nicht parodistisch verwendet werden sondern als Indikator emotionaler Befindlichkeit in Lebenskrisen In dramatischen Werken damonisiert Sullivan die Antagonisten nicht dafur verleiht er ihnen wie etwa in der Arie des Tempelritters Woo thou thy snowflake Ivanhoe 2 Akt Individualitat durch rhythmische und melodische Eigenart sowie eine sparsam individuell eingesetzte Instrumentierung Sullivans subtiler Umgang mit komplizierten metrischen Strukturen z B in The sun whose rays in The Mikado oder Were I thy bride und I have a song to sing O in The Yeomen of the Guard besass Vorbildcharakter fur die Vertonung englischer Lyrik Nicht minder bemerkenswert war sein technisches Geschick mit wenigen Instrumenten eine grosse Klangfulle zu erzielen z B in der Ouverture zu The Yeomen of the Guard Werke Bearbeiten nbsp Plakat zur Oper H M S Pinafore nbsp Plakat fur Oper Cox und Box 1869 Royal Gallery of IllustrationCox and Box oder The Long Lost Brothers 29 Marz 1869 London The Royal Gallery of Illustration Thespis uraufg am 23 Dezember 1871 London Gaiety Theatre Partitur nicht erhalten Trial by Jury 25 Marz 1875 London Royalty Theatre A Dramatic Cantata 1 Akt The Sorcerer 17 November 1877 London Opera Comique An Entirely New and Original Modern Comic Opera 2 Akte H M S Pinafore 25 Mai 1878 London Opera Comique An Entirely Original Nautical Comic Opera 2 Akte Die Piraten von Penzance 30 Dezember 1879 Paignton 31 Dezember 1879 New York Fifth Ave Theatre An Entirely Original Comic Opera 2 Akte Patience oder Bunthornes Braut 23 April 1881 London Opera Comique An Entirely New and Original Aesthetic Opera 2 Akte Iolanthe 25 November 1882 London Savoy Theatre A Fairy Opera 2 Akte Princess Ida 5 Januar 1884 London Savoy A Respectful Operatic Per version of Tennyson s Princess 3 Akte Der Mikado 14 Marz 1885 London Savoy An Entirely New and Original Japanese Opera 2 Akte Ruddigore 22 Januar 1887 London Savoy An Entirely Original Supernatural Opera 2 Akte The Yeomen of the Guard 3 Oktober 1888 London Savoy A New and Original Opera 2 Akte The Gondoliers 7 Dezember 1889 London Savoy An Entirely Original Comic Opera 2 Akte Utopia Limited 7 Oktober 1893 London Savoy An Original Comic Opera 2 Akte The Grand Duke 7 Marz 1896 London Savoy Comic Opera 2 Akte Literatur BearbeitenPercy M Young Sir Arthur Sullivan London 1971 ISBN 0 460 03934 2 David Eden Gilbert and Sullivan The Creative Conflict Fairleigh Dickinson 1986 Meinhard Saremba Arthur Sullivan Ein Komponistenleben im viktorianischen England Wilhelmshaven 1993 ISBN 3 7959 0640 7 Meinhard Saremba Arthur Sullivan Die Unperson der britischen Musik In Elgar Britten amp Co Eine Geschichte der britischen Musik in zwolf Portraits Zurich St Gallen 1994 ISBN 3 7265 6029 7 Jane Stedman W S Gilbert A Classical Victorian and his Theatre Oxford University Press 1996 Michael Aigner Gilbert amp Sullivan A Dual Biography Oxford University Press 2002 Meinhard Saremba In the Purgatory of Tradition Arthur Sullivan and the English Musical Renaissance In Christa Brustle Guido Heldt Hrsg Music as a Bridge Musikalische Beziehungen zwischen England und Deutschland Hildesheim 2005 ISBN 3 487 12962 0 David Eden W S Gilbert Appearance and Reality Saffron Walden 2005 Meinhard Saremba Ein weites Feld Uber Gioachino Rossini und Arthur Sullivan In Reto Muller Hrsg La Gazzetta Zeitschrift der Deutschen Rossini Gesellschaft 18 Jahrgang Leipziger Universitatsverlag 2008 S 25 39 ISSN 1430 9971 David Eden Meinhard Saremba Hrsg The Cambridge Companion to Gilbert and Sullivan Cambridge University Press 2009 ISBN 978 0 521 71659 8 Filme uber Gilbert und Sullivan BearbeitenThe Story of Gilbert and Sullivan Grossbritannien 1953 Regie Sidney Gilliat mit Robert Morley Gilbert und Maurice Evans Sullivan Topsy Turvy Auf den Kopf gestellt Grossbritannien 1999 Regie Mike Leigh mit Allan Corduner Sullivan und Jim Broadbent Gilbert Romane uber Gilbert und Sullivan BearbeitenCharlotte MacLeods Kriminalroman Ein schlichter alter Mann engl A Plain Old Man hat die Auffuhrung der Gilbert und Sullivan Oper The Sorcerer in einer Kleinstadt bei Boston zum Thema Trivia BearbeitenDer irische Songschreiber und Sanger Raymond Edward O Sullivan anderte seinen Vornamen von Raymond zu Gilbert als Hommage an diese englischen Operettenkomponisten Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gilbert und Sullivan Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien W S Gilbert Society G amp S Society of Austin Deutsche Sullivan Gesellschaft Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gilbert und Sullivan amp oldid 238703040