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Die Geiselnahme von Aachen war ein vom 20 bis 22 Dezember 1999 verubtes Verbrechen in der damaligen Aachener Landeszentralbankfiliale LZB 1 und einem Geldtransportunternehmen aus der nahe gelegenen Stadt Wurselen Der mit Schusswaffe und Handgranaten bewaffnete mehrfach vorbestrafte Schwerverbrecher Adnan Hodzic nahm dabei zwei Angestellte und den Geschaftsfuhrer des Geldtransportunternehmens als Geiseln Am 22 Dezember 1999 mehr als 50 Stunden nach Beginn wurde die Geiselnahme beendet indem der Geiselnehmer durch einen finalen Rettungsschuss getotet wurde Alle drei Geiseln uberlebten die Tat zwei wurden allerdings verletzt Eine erlitt mehrere Schussverletzungen durch den Tater die andere wurde von Splittern einer Handgranate getroffen Die ehemalige Landeszentralbank von Aachen in der Nahe des Hauptbahnhofes Seit 2012 Niederlassung der Sparkasse Aachen 2020 Inhaltsverzeichnis 1 Tathergang 1 1 Beginn der Geiselnahme in Wurselen 1 2 Hohepunkt in der LZB 1 3 Befreiung 2 Tater 3 Bekanntheitsgrad 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseTathergang BearbeitenBeginn der Geiselnahme in Wurselen Bearbeiten Am Morgen des 20 Dezember 1999 betrat der Tater gegen 9 00 Uhr eine Filiale der Kotter Unternehmensgruppe in Wurselen acht Kilometer von der Landeszentralbank in Aachen entfernt Zunachst bat er die Angestellten noch hoflich die Tresore des Unternehmens zu offnen Den Angestellten war der Ernst der Lage anfangs noch nicht bewusst Man hielt das Geschehen fur eine Art Stresstest der Firma Als der Tater jedoch anfing die Personen mit einer Schusswaffe zu bedrohen kam man seiner Forderung nach Da sich in den Tresoren aber nur ein verhaltnismassig geringer Betrag befand beschloss der Tater sich mit dem Geschaftsfuhrer Rudolf Becker und zwei Angestellten ein Fahrer und eine Sekretarin als Geiseln mit einem gepanzerten Geldtransporter des Unternehmens in die LZB zu begeben Hohepunkt in der LZB Bearbeiten Inzwischen war die Polizei durch einen Notruf bereits informiert worden Im 80 Kilometer entfernten Koln ubernahm der Leitende Polizeidirektor Winrich Granitzka die Einsatzleitung An der LZB angekommen durfte das Fahrzeug ungehindert die Fahrzeugschleuse passieren da das Unternehmen von dieser auch beauftragt wurde Der Tater erzwang die Herausgabe der Tageseinkunfte von einer Million Mark 2 Anschliessend wollte er das Gebaude uber den gleichen Weg auch wieder verlassen Die Einsatzleitung wies den stellvertretenden Direktor der Bank jedoch dazu an das Zugangstor um jeden Preis geschlossen zu halten da man eine erneut unkontrollierte Situation wie bei der Geiselnahme von Gladbeck elf Jahre zuvor befurchtete und unbedingt vermeiden wollte Als Folge dieses Beschlusses spitzte sich die Situation fur die Geiseln dramatisch zu Der Tater gab mehrere Schusse ab die aber niemanden verletzten und drohte damit Geiseln zu erschiessen wenn die Polizei ihn nicht ziehen lassen wurde Der 30 jahrige Fahrer wurde stehend an ein Rohr gebunden und mittels eines Seils mit dem Sicherheitssplint einer Handgranate verbunden Sollte die Geisel z B aufgrund von Mudigkeit zusammensacken hatte das das Auslosen und damit den Tod der Geisel zur Folge gehabt Trotz der Drohungen hielt die Polizei das Tor weiterhin geschlossen So blieben die Verhandlungen die der Tater telefonisch uber die Geisel Becker fuhrte ohne Ergebnisse Auch auf Seite der Polizei schien die Situation aussichtslos Ein Zugriff war ohne das Leben der Geiseln zu gefahrden aufgrund der sicheren Bauweise der Tiefgarage kaum moglich Spater am Tag zog sich der Geiselnehmer mit den Geiseln in den sondergeschutzten Transporter zuruck und versperrte einen Zugang durch den die Polizei einen Zugriff in Erwagung zog Da so die Chance auf einen erfolgreichen Zugriff praktisch verschwand setzte man weiterhin auf Verhandlungen Der Tater verlangte einen Fluchtwagen und die durch die Polizei widerstandslos ermoglichte Flucht samt Geiseln Geld und Waffen Die Polizei bot eine Flucht ohne Geiseln und Waffen an worauf der Tater nicht einging Ohne Einigung ging die Geiselnahme in die erste Nacht Nachdem sich auch am zweiten Tag Geiselnehmer und Polizei nicht geeinigt hatten schoss der Tater mit Ankundigung den Fahrer insgesamt dreimal an je einmal ins Bein in eine Schulter und in einen Fuss 3 Obwohl der Polizei zu dem Zeitpunkt nicht genau klar war wie schwer die Geisel verletzt war ging man weiterhin nicht auf seine Forderungen ein Auch am zweiten Tag gab es keine wesentlichen Erfolge bei der Verhandlung Die Polizei versuchte den Tater zu zermurben und zum Aufgeben zu bewegen Der Einsatzleitung war jedoch klar dass die Situation spatestens am dritten Tag gelost werden musse da die psychische und korperliche Belastung fur alle Beteiligten und insbesondere fur die Geiseln sonst zu hoch sei In der zweiten Nacht Geiseln und Geiselnehmer hatten bereits seit mehr als 40 Stunden nicht mehr geschlafen kam es dann fast zu einer Katastrophe als der Geiselnehmer vermutlich in einen Sekundenschlaf gefallen eine entsicherte Handgranate fallen liess Er konnte sie noch rechtzeitige aus dem Fahrzeug in die Halle treten wo sie detonierte Die 30 jahrige Sekretarin wurde dabei von Granatsplittern in Kopf und Rucken getroffen aber nicht lebensbedrohlich verletzt 2 Auch die Identitat des Taters war immer noch nicht klar Befreiung Bearbeiten nbsp Blick von hinten auf die Tore der Fahrzeugschleuse wohinter sich der Tater tagelang verschanzte Auf dem Platz davor kam es zur Befreiung 2020 Am Morgen des 22 Dezember genehmigte die Einsatzleitung den finalen Rettungsschuss nachdem man keine Chance sah den Tater zum Aufgeben zu bewegen Ausserdem konnten sich Polizei und Geiselnehmer erstmals einigen Gegen 9 45 Uhr wurde der Fluchtwagen wie vom Tater gefordert von einem SEK Beamten in die Tiefgarage gefahren Der Motor des praparierten Wagens konnte per Funk abgestellt werden Im Gegenzug musste der Geiselnehmer die beiden verletzten Geiseln zurucklassen und er durfte nur eine Handgranate mitnehmen Nachdem er mit dem Geschaftsfuhrer als verbleibende Geisel das Gebaude in dem Fluchtwagen verlassen hatte wurde noch auf dem Grundstuck des Gebaudes der Motor deaktiviert Das Areal war weiterhin von Polizeiwagen abgesperrt Beamte der Landespolizei sowie der GSG 9 hatten in unmittelbarer Nahe Stellung bezogen Von umliegenden Gebauden Dachern und aus einem extra abgestellten Personenzug der Deutschen Bahn auf den gegenuber liegenden Bahngleisen zielten Scharfschutzen auf den Geiselnehmer Dieser verliess kurz darauf mit der Geisel das Auto Er hielt ihr seine verbliebene entsicherte Handgranate an die Brust und warnte die Einsatzkrafte dass sein Tod so auch zum Tod der Geisel fuhre Nach wie vor versuchte man den Tater telefonisch zum Aufgeben zu bewegen doch auch ein Warnschuss eines Scharfschutzen brachte keinen Erfolg Der Tater versuchte nun zu Fuss mit der Geisel Becker und dem Geld zu fliehen Man befurchtete er konne im nur ein Kilometer entfernten Stadtzentrum und auf dem dortigen Weihnachtsmarkt weiteren Schaden anrichten weswegen man eine Verlagerung des Tatorts um jeden Preis verhindern wollte Um 10 48 Uhr 4 wurde der Geiselnehmer trotz entsicherter Handgranate unmittelbar hinter dem Grundstuck der LZB durch einen Scharfschutzen des SEK erschossen der sich im Zug befand Im gleichen Moment riefen die vor Ort befindlichen Beamten der Geisel zu die Handgranate zu packen um so den Zeitzunder weiterhin zu unterbrechen Herbeieilende Kampfmittelbeseitiger der GSG 9 sicherten die Handgranate provisorisch indem sie den Kipphebel des Zunders mit Klebeband fixierten Somit wurde die Geiselnahme am dritten Tag beendet Insgesamt waren etwa 700 Polizisten im Einsatz Der wahrend der Tat maskierte Tater konnte erst nach der Tat identifiziert werden Tater BearbeitenBeim Geiselnehmer handelte es sich um den 46 jahrigen Adnan Hodzic aus Bosnien Er war ein polizeibekannter Schwerverbrecher der bereits wegen weiterer Raububerfalle und Geiselnahmen im Gefangnis sass Hodzic war zwei Mal nach Bosnien abgeschoben worden worauf er jeweils wieder illegal nach Deutschland einreiste 4 Zeitweilig wurde auch die Geisel Rudolf Becker verdachtigt Mittater zu sein da er wahrend der Tat als Sprecher fur Adnan Hodzic mit der Polizei fungierte und dabei stets sehr ruhig und abgeklart schien Bekanntheitsgrad BearbeitenDas Verbrechen ist heute trotz seines dramatischen Verlaufs weitestgehend unbekannt oder in Vergessenheit geraten Ein Grund dafur durfte sein dass im Gegensatz zur Geiselnahme von Gladbeck elf Jahre zuvor Journalisten der Zugang zum Tatort und zum Tater verwehrt blieb 5 Nach dem katastrophalen Ausgang von Gladbeck mit zwei toten Geiseln wurde die Presse massiv kritisiert die Arbeit der Polizei erschwert zu haben Auch liess man in Aachen den Tater trotz der ausserst kritischen Situation fur die Geiseln nicht ziehen um eine erneute unkontrollierbare Irrfahrt zu vermeiden 2 Das zunachst unter Verschluss gehaltene Bildmaterial wurde erst spater veroffentlicht 3 Weblinks BearbeitenDokumentation des ZDF Todliche Entscheidung Das Geiseldrama von Aachen 5 Dezember 2019 Interview mit dem damaligen Einsatzleiter Winrich Granitzka Das Gladbecker Geiseldrama ist eine Narbe auf meiner Seele 15 August 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Achim Kaiser Sparkasse schnappt sich die Bundesbank In Aachener Nachrichten 27 Januar 2012 abgerufen am 22 Marz 2020 a b c Verena Muller Das Martyrium in der Schleuse der LZB In Aachener Zeitung 19 Dezember 2009 abgerufen am 22 Marz 2020 a b Das Geiseldrama vor 20 Jahren in Aachen In WDR 20 Dezember 2019 abgerufen am 22 Marz 2020 a b Sven Felix Kellerhoff Der finale Rettungsschuss fiel um 10 48 Uhr In Welt 4 Dezember 2019 abgerufen am 22 Marz 2020 Moritz Kupper Die Lehren aus Gladbeck In Deutschlandfunk 20 Dezember 2019 abgerufen am 22 Marz 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geiselnahme von Aachen amp oldid 236170610