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Gunther Adler 1933 ist ein deutscher Volkswirt und wegen Mordes verurteilter Straftater Er wurde bekannt als Zentralfigur im Zusammenhang mit Erorterungen uber die Moglichkeit der Einfuhrung einer freiwilligen Todesstrafe in der BRD im Jahr 1987 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Entfuhrung und Ermordung von Cornelia Becker 1980 3 Verhaftung und Verurteilung 4 Antrag auf freiwillige Todesstrafe 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAdler stammte aus Ostpreussen Er studierte Volkswirtschaftslehre und machte sich anschliessend als diplomierter Volkswirt mit einem Buro fur Entwicklungsplanungen in Karlsruhe selbstandig Das Buro beriet spezialisiert auf Marktforschung Kommunen und Kreise Insbesondere entwickelte Adler sich aber zu einem Experten fur Dienstleistungen in Landern des afrikanischen Kontinents Er ist Vater von funf Kindern und war zum Zeitpunkt der Tat verheiratet Entfuhrung und Ermordung von Cornelia Becker 1980 BearbeitenAm fruhen Morgen des 3 November 1980 gegen 7 00 Uhr brachte Gunther Adler die damals elfjahrige Cornelia Becker Tochter des Lackfabrikanten Peter Becker mit dessen Firma er seit 1974 in geschaftlichem Kontakt stand in seine Gewalt Als das Madchen auf dem Weg zur Schule war veranlasste er sie in sein Auto einzusteigen und brachte sie in den Aktenkeller seines Buros Dort erschlug Adler das Kind sofort von hinten mit einem Hammer Die Leiche verwahrte er knapp zwei Wochen lang in seinem Keller um sie dann in einem Plastiksack in einen Wald bei Karlsruhe zu schaffen und zu vergraben Nach mehreren Wochen wurde die Tote dort kurz vor Weihnachten 1980 durch den Sohn eines ortlichen Forsters entdeckt Kurz nach Cornelias Entfuhrung hatte Adler sich den Tod des Madchens verheimlichend anonym in einem Erpresserschreiben an die Eltern gewendet und ein Losegeld in Hohe von 2 Millionen DM gefordert In den folgenden Wochen kontaktierte er sie immer wieder erst brieflich dann auch telefonisch Er wiederholte seine Forderung und teilte Modalitaten zur Ubergabe des Losegeldes mit Sein letztes Schreiben erhielten die Beckers am 27 November Ihre Bitten um ein Lebenszeichen wies Adler zuruck Als Motiv fur die Entfuhrung gab er spater finanzielle Schwierigkeiten er war mit 800 000 DM verschuldet seines Planungsburos an Da die Eltern des Madchens zu seinen Kunden gehort hatten wusste er um ihre Vermogenswerte Die Totung des Kindes begrundete Adler nach seiner Ergreifung damit dass er so gehandelt habe da man nicht weiss wohin damit und damit es nicht mehr reden kann weil man sonst aufkommt 1 Wahrend der knapp zwei Monate November und Dezember 1980 zog der Entfuhrungsfall Cornelia Becker ein erhebliches Mass an Aufmerksamkeit in der deutschen Offentlichkeit auf sich So berichteten die grossen Tageszeitungen und Nachrichtenmagazine z B Der Spiegel und Die Zeit und das Fernsehen laufend und ausgiebig uber das Verschwinden des Kindes Papst Johannes Paul II richtete sich wahrend eines Deutschlandbesuches in einer Predigt die er am 15 November 1980 in Koln hielt an die noch nicht identifizierten Entfuhrer und bat sie um Erbarmen mit ihrem Opfer Im Namen der Menschlichkeit appelliere ich an das Gewissen der Entfuhrer Lasst ab von eurem grausamen Tun Gebt das unschuldige Kind Cornelia unverzuglich frei 2 Verhaftung und Verurteilung BearbeitenAm 21 Dezember 1980 wurde Adler schliesslich verhaftet nachdem drei Personen unabhangig voneinander die Stimme des Entfuhrers von Cornelia Becker identifiziert hatten Die Tonbandaufnahme von einem seiner Anrufe war in Rundfunk und Fernsehen gesendet worden 1 Bei einer Hausdurchsuchung in Adlers Haus entdeckte man Blutspritzer an einigen Regalen im Keller deren Blutgruppe der von Cornelia entsprach Ausserdem zeigte sich dass die an ihre Eltern verschickten Erpresserschreiben mit Adlers Schreibmaschine angefertigt worden waren Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage beim Landgericht Karlsruhe am 8 Februar 1982 begann der Prozess Adlers Verteidigung ubernahmen die Rechtsanwalte Edgar Liebruck und Ernst Eggler In der Sitzung der Hauptverhandlung vom 12 Februar 1982 gestand Adler schliesslich die Totung des Kindes Anschliessend wurde er wegen Mordes in Tateinheit mit erpresserischem Menschenraub und versuchter rauberischer Erpressung zu lebenslanger Haft verurteilt und in die Justizvollzugsanstalt Mannheim uberstellt Die Offentlichkeit verfolgte den Prozess gegen Adler aufmerksam Der Zuschauerraum des Karlsruher Gerichts war standig voll besetzt wobei es zu zahlreichen Feindseligkeiten kam So blies eine Frau vor der Absperrung zum Gerichtssaal nachdem die Anklage nur lebenslange Haft gegen Adler beantragt hatte das Signal Aufbruch zur Jagd Eine andere Zuschauerin rief wiederholt dazu auf ihn zu Hackfleisch zu verarbeiten Wieder andere Personen forderten seine Kastration mit einem stumpfen Messer 3 Wahrend der Ermittlungen und des Prozesses insbesondere aber nach der Verurteilung Adlers wurde vielfach die Forderung erhoben dass wenn die staatlich vollstreckte Todesstrafe schon abgeschafft sei er ersatzweise aus einem inneren Anstandsgefuhl heraus die Pflicht habe sich zur Suhne fur seine Tat selbst das Leben zu nehmen Dies hatten einige andere inhaftierte Kindesentfuhrer so Emil Tillmann der Morder des siebenjahrigen Joachim Gohner im Jahr 1958 und Karl Dorfner Morder der sechzehnjahrigen Renate Putz 1971 in den ersten Nachkriegsjahrzehnten getan 4 Antrag auf freiwillige Todesstrafe BearbeitenNach mehreren Jahren Haft gelangte Adler um 1985 zu der Auffassung dass der Tod dem Leben im Gefangnis vorzuziehen sei Denn nach einer Haftstrafe von 10 15 20 Jahren oder mehr sei der Gefangene selbst wenn er noch einmal freikomme nicht ein gelauterter und resozialisierter Mensch sondern eine jammerliche Vollzugskreatur ein psychisches und physisches Wrack Da habe ein Weiterleben keinen Sinn mehr Weil er die ihm im Strafvollzug de facto zur Verfugung stehenden Moglichkeiten zur Selbsttotung beispielsweise eine Selbsterhangung mit dem Bettlaken in seiner Zelle ablehnte beantragte er ab 1986 staatliche Beihilfe zum Suizid bei der JVA Mannheim und anschliessend bei diversen Gerichten 5 Nachdem alle Stellen Adlers Ersuchen abgelehnt hatten reichte er 1987 eine Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein Er argumentierte dass die staatliche Gewalt ihm die Mittel verwehre sein Leben auf menschenwurdige Art unter Verwendung hierzu tauglicher toxischer Praparate zu beenden Hierdurch sei er gezwungen entweder ein sinnloses und elendes Leben als Gefangener zu fuhren oder aber seinem Leben unter ungunstigen Bedingungen d h durch Anwendung unzuverlassiger und qualvoller Suizidmethoden ein Ende zu machen Um die Ernsthaftigkeit und Fundiertheit seines Ersuchens zu untermauern legte Adler diesem einen 54 seitigen Schriftsatz inklusive Fussnoten bei Darin beruft er sich auf zahlreiche wissenschaftliche und philosophische Werke die sich mit Themen wie der psychischen Deformierung durch langere Inhaftierung und dem Recht des Menschen auf Freitod befassen Das Gericht sollte die fur seine Betreuung und Bewachung zustandigen Organe verpflichten ihm geeignete Mittel fur einen schnellen und schmerzfreien Suizid auf Medikamentenbasis zur Verfugung zu stellen Sein Fazit lautet dass weder das Grundgesetz als Grundlage des bestehenden politisch juristischen Systems noch nachgeordnete Gesetze den Staat berechtigten ihn an der Selbsttotung zu hindern oder ihm die Mittel fur einen menschenwurdigen Suizid vorzuenthalten Auch konne man einen Freitod nicht als Flucht aus der Strafe bewerten denn dies ware ja ein Eingestandnis seitens des Staates dass die Todesstrafe weniger schwer wiege als ein langjahriger Freiheitsentzug 5 In der Presse fand der Vorgang als Antrag auf freiwillige Todesstrafe Beachtung Zum Teil so im Spiegel wurde dabei in dialektischer Weise rasoniert dass je starker Adler in der Sache argumentiert desto schwacher seine Behauptung wirke das Dasein hinter Gittern sei sinnlos Hierin zeige sich vielmehr dass auch das eingeschrankte Leben im Gefangnis einen konstruktiven Inhalt haben konne 5 Das Bundesverfassungsgericht lehnte 1987 Adlers Verfassungsbeschwerde schon im Vorprufungsverfahren ab wobei es sich auf die dem Staat auferlegte Schutzpflicht fur das Leben berief 5 Adler wurde 2005 aus der Haft entlassen Weblinks BearbeitenWer ist Gunther Adler Kein Leben das in Mord enden muss in Die Zeit vom 12 Februar 1982Einzelnachweise Bearbeiten a b Entfuhrungen Todlicher Ausgang in Der Spiegel vom 29 Dezember 1980 15 November 1980 Apostolische Reise in die Bundesrepublik Deutschland Hl Messe in Koln Johannes Paul II Wer dieses Gestandnis gehort hat in Der Spiegel vom 9 August 1982 Verschonen Sie meine Frau und meine Kinder in Der Spiegel vom 22 Februar 1982 a b c d Jammerliche Kreatur in Der Spiegel vom 5 Oktober 1987Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 23 Oktober 2017 PersonendatenNAME Adler GuntherKURZBESCHREIBUNG deutscher ehemaliger Volkswirt und KriminellerGEBURTSDATUM 1933 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gunther Adler amp oldid 226720409