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Der Fleischhof ist eine denkmalgeschutzte Hofanlage in der Stadt Quedlinburg in Sachsen Anhalt Sie wurde im Spatmittelalter als Wirtschaftskomplex und seit Mitte des 16 Jahrhunderts als Freihof verwendet Innenhof nach Suden 2015Westflugel vom Nachbarhof in ostlicher Richtung 2012Taubenturm im HofDie Bezeichnung als Fleischhof ist im Quedlinburger Stadtbuch curia carnificium bereits zu Anfang des 14 Jahrhunderts uberliefert 1 Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz vermutet der Name komme daher dass die ehemals in der Nahe residierende Fleischergilde die kuhlen Gewolbe der Hofanlage nutzten 2 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Architektur und Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLage BearbeitenDer Hof befindet sich im sudlichen Teil der historischen Quedlinburger Altstadt an der Adresse Wordgasse 4 Sudlich wird der Hof von der Stadtmauer der historischen Stadtbefestigung Quedlinburgs begrenzt Die Anlage ist im Quedlinburger Denkmalverzeichnis in die Kategorie Kaufmannshof einsortiert obwohl er bis 1815 als freier Adelshof fur Bedienstete des Stiftes fungierte 3 Wie die gesamte Altstadt Quedlinburg gehort der Hof zum UNESCO Weltkulturerbe Architektur und Geschichte BearbeitenDer Hof war im Besitz der Grafen von Regenstein bis sie diesen und einen weiteren 1287 an die Stadt verkauften 4 5 Erstmals erwahnt wurde der Name Fleischhof urkundlich 1316 6 7 Der Hof wurde bis 1320 als Lehnsgut des unweit gelegenen Stifts betrieben und gelangte dann in den Besitz der Stadt Quedlinburg Diese verpachtete auf dem Hof insgesamt 30 Fleischbanke 8 Von den 30 Fleischbanken waren 13 im Besitz von Einrichtungen Klostern Pfarreien 9 Mitte des 16 Jahrhunderts erwarb Hans von Wulffen 1518 1581 den Hof und baute ihn zu einem Freihof aus indem er und seine Verwandten in den Jahren 1566 und 1580 Wohn und Speichergebaude errichten liessen 1616 wurde ein weiterer Bau errichtet Neuer Besitzer wurde nach 1610 und vor 1620 Sigfridt von Hoym Die sehr grossen Hauser wurden in Fachwerkbauweise errichtet Bemerkenswert ist ein erhaltenes Renaissanceportal An der sudostlichen Ecke des Hofs ist der zur Stadtbefestigung gehorende Fleischhofturm in die Hofanlage einbezogen 10 Innerhalb des auf einem unregelmassigen Grundstuck angelegten Hofs befindet sich ein Taubenturm Altestes erhaltenes Gebaude ist der Westflugel dessen Mauern und Dachwerk aus der Mitte des 16 Jahrhunderts stammen Oberhalb des Portals findet sich in einer Inschrift die Jahreszahl 1567 sowie die Kurzel H V W und E v P die den Bau als Wohnhaus fur Hans von Wulfen und Elisabeth von Plotho ausweisen Das uberbaute Giebelfeld des sudostlichen Zwerchhauses tragt die Jahreszahl 1566 An der westlichen Giebelseite erfolgte eine Uberbauung der in ihrem Kern aus dem Mittelalter stammenden Stadtmauer Unterhalb des sudlichen Teils des Flugels befindet sich ein ebenfalls aus der Bauzeit des Hauses stammender gratgewolbter Keller In spaterer Zeit erfolgten im Gebaudeinneren weitgehende Umbauten die zu einer weitgehend veranderten Raumaufteilung fuhrten Beeindruckend sind die Barockmalereien des 17 Jahrhunderts im sogenannten Rittersaal des Westflugels Im Zeitraum zwischen dem Ersten Weltkrieg und 1938 vermutlich zwischen 1925 und 1935 erfolgte ein weiterer Umbau Es wird angenommen dass diese baulichen Veranderungen durch den Samenhandler Carl Sperling vorgenommen wurden nach dem er den Hof von seinem Vater Walter Sperling ubernommen hatte Das Erdgeschoss des nordlichen Gebaudeflugels wurde abgerissen An seine Stelle trat ein Neubau der in seinem Inneren durch Wande in massiver Bauweise in gleich grosse Raume unterteilt ist Der Keller wurde um 30 Zentimeter vertieft und mit einer Stahlkonstruktion uberbaut Die beiden Schildwande des Gebaudes wurden komplett neu aufgemauert Soweit sie noch bestanden haben sollten wurden in diesem Zeitraum auch die Schornsteine aus der Zeit des 16 Jahrhunderts abgerissen 1948 gab die Familie Sperling ihren Sitz in Quedlinburg auf und die Gebaude verfielen zunehmend 6 Das Renaissance Portal des Sudflugels ist auf 1595 datiert und besitzt zwei Oberlichter und Sitznischen seitlich Die beiden Vollwappen mit Initialen verweisen auf G V K Gebhard von Kneitlingen zu Dedeleben und seine Frau E V W Elisabeth von Wulffen der Tochter des oben genannten Hans von Wulffen Im Jahr 1988 begannen Restaurierungsarbeiten am Fleischhof diese wurden mit der Wende 1990 wegen unklarer Besitzverhaltnisse unterbrochen und erst ab 2010 wieder mit Sicherungsarbeiten fortgesetzt 11 Im Rahmen der Restaurierungsarbeiten wurde der Fleischhof umfassend saniert und in das Deutsches Fachwerkzentrum Quedlinburg integriert Das Deutsches Fachwerkzentrum ist ein Museum das sich der Geschichte und Kultur des Fachwerkbaus in Quedlinburg widmet Im Fleischhof werden heute Ausstellungen und Veranstaltungen rund um das Thema Fachwerk gezeigt Zurzeit Stand 2023 erfolgt eine Sanierung des gesamten Anwesens mit Hilfe verschiedener Stiftungen Die Anlage kann besichtigt werden Im Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen Anhalt ist der Gebaudekomplex unter der Erfassungsnummer 094 45790 als Baudenkmal verzeichnet 12 Literatur BearbeitenLandesamt fur Denkmalpflege Sachsen Anhalt Hrsg Denkmalverzeichnis Sachsen Anhalt Band 7 Falko Grubitzsch unter Mitwirkung von Alois Bursy Mathias Kohler Winfried Korf Sabine Oszmer Peter Seyfried und Mario Titze Landkreis Quedlinburg Teilband 1 Stadt Quedlinburg Fliegenkopf Halle 1998 ISBN 3 910147 67 4 Seite 286 f Thomas Wozniak Quedlinburg im 14 und 16 Jahrhundert Ein sozialtopographischer Vergleich Hallische Beitrage zur Geschichte des Mittelalters und der Fruhen Neuzeit Band 11 Akademie Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 05 006049 1 S 212 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Quedlinburger Adelshof Sammlung von Bildern Fleischhof bei Welt der Wappen Beschreibung und Photos Schwerpunkt Heraldik Informationen und bilder von Restaurierungsarbeiten am Fleischhof des Deutschen Fachwerkzentrums zum FleischhofEinzelnachweise Bearbeiten Urkundenbuch Quedlinburg Bd 2 bearb von Karl Janicke Halle S 1882 S 242 Fleischhof Deutsche Stiftung Denkmalschutz Wauer Karlheinz Hauserbuch der Stadt Quedlinburg von der Mitte des 16 Jahrhunderts bis zum Jahr 1950 Bd A Die Altstadt Schriftenreihe der Stiftung Stoye Band 57 Marburg 2014 ISBN 978 3 937230 21 4 S 716 f Hans Hartmut Schauer Das stadtebauliche Denkmal Quedlinburg und seine Fachwerkbauten Berlin 1990 S 211 Anton Ulrich Erath Codex diplomaticus Quedlinburgensis Frankfurt M 1764 S 374 Nr 87 a b Amelie Seck Eine Stadt mit Verantwortung Bitte helfen Sie Quedlinburg dabei den Westflugel des Fleischhofs zu retten In Deutsche Stiftung Denkmalschutz Hrsg Monumente Magazin fur Denkmalkultur in Deutschland Nr 3 Monumente Publikationen 2019 ISSN 0941 7125 S 58 ff Anton Ulrich Erath Codex diplomaticus Quedlinburgensis Frankfurt M 1764 S 391 Nr 121 Urkundenbuch Quedlinburg Bd 2 bearb von Karl Janicke Halle S 1882 S 242 Thomas Wozniak Quedlinburg im 14 und 16 Jahrhundert Ein sozialtopographischer Vergleich Hallische Beitrage zur Geschichte des Mittelalters und der Fruhen Neuzeit Band 11 Akademie Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 05 006049 1 S 251 253 Oliver Schlegel Thomas Wozniak Fleischhofturm In Burgen und Schlosser in Sachsen Anhalt 29 2020 S 167 269 hier S 220 f Christa Rienacker Quedlinburger Stadtgeschichte in Daten in Festschrift 1000 Jahre Markt Munz und Zollrecht Quedlinburg Hrsg Stadt Quedlinburg 1994 Seite 157 Kleine Anfrage und Antwort Olaf Meister Bundnis 90 Die Grunen Prof Dr Claudia Dalbert Bundnis 90 Die Grunen Kultusministerium 19 03 2015 Drucksache 6 3905 KA 6 8670 Denkmalverzeichnis Sachsen Anhalt Seite 2262 padoka landtag sachsen anhalt de PDF 51 787721 11 139911 Koordinaten 51 47 15 8 N 11 8 23 7 O Kulturdenkmale in der Wordgasse in Quedlinburg Wordgasse 1 Wordgasse 2 Wordgasse 3 Standerbau Wordgasse 4 Fleischhof Wordgasse 4 Spiegelturm Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fleischhof amp oldid 237160306