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Als Fluchtlingssiedlungen wurden in Deutschland neu erbaute Siedlungen bezeichnet die der Opfergruppe der Heimatvertriebenen und Fluchtlingen des Zweiten Weltkrieges zur Verfugung gestellt wurden Soweit diese noch keine eigenen Wohnungen gefunden hatten waren sie zuvor vorwiegend in Lagern und Behelfsunterkunften im landlichen Raum untergebracht worden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Anlage von Fluchtlingssiedlungen 3 Beispiele 4 LiteraturGeschichte BearbeitenFluchtlingssiedlungen entstanden vom Beginn der 1940er Jahre bis zum Beginn der 1960er Jahre haufig in landlichen Gebieten in Ortsrandlage etwas ausgegliedert und teilweise auf ehemaligen Wehrmachtsgelanden Der Bau entsprechender Siedlungen wurde aus gezielten Wohnungsbauprogrammen der Bundeslander oder haufig auch von Wohlfahrtsorganisationen oder Kirchen massgeblich gefordert oder erst ermoglicht Auf diese Weise entstanden ganze geplante Stadte wie Espelkamp oder Waldkraiburg In Schleswig Holstein wurde das erste systematische einheitliche und zentral gelenkte Wohnungsbauprogramm in Westdeutschland nach dem Krieg das ERP Sonderprogramm Bau von 10 000 Fluchtlingswohnungen unter Fuhrung der Deutschen Gewerkschaften realisiert 1 Die Grundsteinlegung des Sonderprogramms fand am 5 Marz 1950 durch Hans Bockler der am 16 Februar 1951 schon verstarb in der dann spater nach ihm benannten Siedlung Bocklersiedlung in Neumunster 2 als grosstes Einzelbauvorhaben des Sonderprogramms statt 3 Die Entstehung von Fluchtlingssiedlungen ging haufig mit sozialen Spannungen zwischen ihren Bewohnern und den Alteinwohnern einer Gemeinde einher Fur manche Fluchtlinge bedeuteten sie auch einen sozialen Wieder Aufstieg weil sie bis dahin in der Regel bei ebendiesen Alteinwohnern untergebracht wurden und erstmals wieder ein Eigenheim besassen Anlage von Fluchtlingssiedlungen BearbeitenFluchtlingssiedlungen im Miet und Geschosswohnungsbau wurden in der Regel auf unbebauten Grundstucken errichtet Wiederaufbau fand nur in wenige Fallen statt z B in Kiel Neumuhlen Dietrichsdorf Bei der stadtebaulichen Anordnung der Baukorper dominierte die Zeilenbauweise Bei Fluchtlingssiedlungen mit Einfamilienhausern sind zur Wohneigentumsbildung viele mit Kleinsiedlungen angelegt worden Typisch dafur sind die einfachen Siedlungs oder Reihenhauser mit rechteckigem Grundriss und Satteldach und mit umgebendem meist grosserem Garten Als Strassenbezeichnungen wurden haufig Ortsnamen aus den Herkunftsbereichen der Bewohner gewahlt So finden sich typischerweise Strassennamen wie Konigsberger Strasse Schlesienweg Pommernstrasse oder Sudetenweg Auch die Bezeichnungen fur die Siedlungen orientierten sich haufig an der Herkunft ihrer Bewohner beispielsweise die Ostlandsiedlung in Scheessel in Niedersachsen Haufig wurden aber auch kleine oft nur drei oder vier Hauser umfassende namenlose Siedlungen ausserhalb selbst kleinster Ortschaften in landlichen Regionen errichtet Eine spezielle Gebaudetypologie fur Fluchtlingssiedlungen war das Duplexhaus das auf zwei unterschiedliche Nutzungsphasen ausgelegt war Als Reihenhaus mit zwei oder drei kleinen Mietwohnungen in der ersten Phase errichtet sollte es fur die erste Unterbringung von Familien dienen Bei nachlassendem Druck auf dem Wohnungsmarkt sollten die Gebaude dann zu Einfamilienhausern umgenutzt werden Beispiele BearbeitenBenefeld Ortsteil von Walsrode Niedersachsen Busnau Ortsteil von Stuttgart Vaihingen Baden Wurttemberg Espelkamp Nordrhein Westfalen Flensburg Fruerlund Friedland Siedlung in Rhede Nordrhein Westfalen Haidholzen Ortsteil von Stephanskirchen Bayern Imkersfeld Stadtteil von Rotenburg Wumme Niedersachsen Neugablonz Stadtteil von Kaufbeuren Bayern Neumunster Bocklersiedlung Schleswig Holstein Neutraubling Bayern Ostlandsiedlung Teil von Scheessel Niedersachsen Pentenried Teil von Krailling Bayern Trappenkamp Schleswig Holstein Traunreut Bayern Trutzhain Hessen Waldkraiburg BayernLiteratur Bearbeiten Reinhold Nimptsch Produktive Fluchtlingshilfe der Gewerkschaften Neue Organisationsmethoden fur den Bau von 10 000 Wohnungen Koln 1950 Astrid Holz Dietmar Walberg et al Siedlungen der 50er Jahre Modernisierung oder Abriss Methodik zur Entscheidungsfindung uber Abriss Modernisierung oder Neubau in Siedlungen der 50er Jahre Endbericht Bundesamt fur Bauwesen und Raumordnung BBR Bonn Forderer Arbeitsgemeinschaft fur zeitgemasses Bauen e V Kiel Ausfuhrende Stelle Bauforschungsbericht Nr 56 Kiel 2006 ISBN 978 3 8167 7481 5 Arbeitsgemeinschaft fur zeitgemasses Bauen e V Hrsg Johannes Scharre Ulrich Haake Der Bau von 10 000 Fluchtlingswohnungen in Schleswig Holstein ERP Sonderprogramm 1950 Ergebnis Methode Erfahrungen und Folgerungen Arbeitsgemeinschaft fur produktive Fluchtlingshilfe e V Forschungsbericht im Auftrag des Bundesministeriums fur den Wohnungsbau Nr 148 2404 05 Bauforschungsbericht der Arbeitsgemeinschaft fur zeitgemasses Bauen e V Nr 2 Kiel 1952Kalte Heimat A Kossert 2008 Siedler Verlag Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fluchtlingssiedlung amp oldid 234631513