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Die Fingerprobe ist eine Methode zur Bestimmung der Bodenart die ohne weitere Hilfsmittel bei der bodenkundlichen Kartierung angewendet werden kann Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Voraussetzungen zur Anwendung der Methode 3 Entscheidungsbaum zur Bestimmung der Bodenarten in Anlehnung an DIN 19682 2 4 Fingerprobe oder Laboranalyse in Anlehnung an DIN ISO 11277 5 Wie werden Kornungsergebnisse automatisch eingeordnet 6 Literatur 7 WeblinksGrundlagen BearbeitenDer mineralische Boden wird unterteilt in Grobboden oder Bodenskelett mit Korngrossen uber 2 mm und in Feinboden mit Korngrossen bis 2 mm Die Bodenart benennt unterschiedliche Gemenge von Korngrossenanteilen der drei Kornfraktionen Ton Schluff und Sand bzw ihrer jeweiligen Unterfraktionen des Feinbodens Die Fingerprobe nutzt verschiedene physikalische Eigenschaften einer feuchten Bodenprobe zur Bestimmung einer Bodenart und spricht dabei besonders die Kornigkeit die Mehligkeit und die Bindigkeit einer Bodenprobe an Korngrosse EigenschaftenTon Gut formbar klebrig bindig schmutzt und zeigt glanzende Gleitflachen Schluff Massig formbar kaum bindig von samtig mehliger Beschaffenheit schmutzt nicht und zeigt raue Gleitflachen Sand Nicht formbar schmutzt nicht und ist sicht und fuhlbar kornig Lehm Enthalt alle drei Kornfraktionen in unterschiedlichen Anteilen Die dominierende Kornfraktion bestimmt seine uberwiegenden Merkmale Voraussetzungen zur Anwendung der Methode Bearbeiten nbsp Regelmassige Selbstkontrolle der Fingerprobe mit Standardboden bekannter KornungDie Bodenprobe besitzt einen gleichmassig durchfeuchteten Zustand der gegebenenfalls durch Anfeuchtung oder durch trocknende Reibung zwischen den Fingern hergestellt werden kann Zu trockene Proben werden leicht grober zu nasse Proben leicht feinkorniger angesprochen Je grober und kantiger die Sandfraktion ist desto leichter wird der Sandanteil uberschatzt Uberwiegt in der Bodenprobe der Feinstsand Korngrossen 0 063 mm bis 0 125 mm und besteht dieser vorwiegend aus blattchenformigen Teilchen wie Glimmer dann wird der Sandanteil oft unterschatzt und der Schluffanteil uberschatzt Hohe Carbonatanteile verringern in tonreichen Boden die Bindigkeit und konnen zur Uberschatzung des Schluffanteils fuhren Hohe Humusgehalte konnen zur Uberschatzung des Ton oder Schluffanteils fuhren Nur bei ausreichender Erfahrung ist eine zuverlassige Ansprache der Bodenarten moglich Um das Ansprachegefuhl bei der Fingerprobe zu scharfen und zu sichern sind die Ergebnisse der Fingerprobe regelmassig mit Korngrossenanalysen aus dem Labor zu vergleichen bzw durch wiederholte Ansprachen von laboranalytisch untersuchten Standardproben zu eichen Entscheidungsbaum zur Bestimmung der Bodenarten in Anlehnung an DIN 19682 2 BearbeitenGrundlage der nachfolgenden Tabelle ist das in der Bodenkundlichen Kartieranleitung enthaltene Bodenartendiagramm s unten Bei jeder Ansprache ist zu beachten welche Definition bzw welches Bodenartendiagramm ihr zu Grunde liegt neben dieser detaillierten Form existieren in Deutschland noch die Definitionen der Bodenarten nach der Bodenschatzung Reichsbodenschatzung sowie diverser Lufen Landwirtschaftlichen Untersuchungs und Forschungsanstalten VDLUFA in Osterreich und in der Schweiz werden wiederum andere Definitionen verwendet und im internationalen englischen Sprachraum die Bodenartendiagramme der FAO der USDA und der WRB Nr Fragen und Antworten gehe zu1 Eine walnussgrosse Bodenprobe ist zwischen den Handtellern zu einer Kugel zu formen und anschliessend zu einer dunnen Walze von etwa Bleistiftdicke auszurollen 1 1 Der Boden ist nicht ausrollbar die Walze zerbrockelt bevor Bleistiftstarke erreicht ist Damit sind die Bodenartenhauptgruppe Sande und Schluffe fast eindeutig erkannt 21 2 Der Boden ist ausrollbar die Walze ist intakt oder nur schwach rissig Damit sind mit Ausnahme vom schluffigen Lehm Lu die Bodenarten der Hauptgruppen Lehme und Tone erkannt 42 Boden zwischen Daumen und Zeigefinger reiben und Grad der Kornigkeit feststellen 2 1 Der Boden ist uberwiegend kornig rau 32 2 Der Boden ist uberwiegend samtig mehlig 63 Boden zwischen den Handtellern reiben und rollen 3 1 Der Boden ist nur sehr wenig formbar ein Ausrollen ist unmoglichDamit sind die Bodenarten der Hauptgruppe Sande eindeutig erkannt 53 2 Der Boden ist wenig formbar ein Ausrollen ist kaum moglich 64 Boden zwischen Daumen und Zeigefinger reiben ggf etwas befeuchten auf Kornigkeit und Bindigkeit prufen 4 1 Der Boden ist etwas schmierig klebrig gut form und ausrollbar aber rissig 74 2 Der Boden ist zahplastisch und klebrig hat glanzende Gleitflachen und knirscht zwischen den Zahnen 85 Boden zwischen Daumen und Zeigefinger trocken reiben auf Rauigkeit je feiner desto weniger rau und Feinanteil prufen 5 1 In den Fingerrillen haftet sehr wenig mineralische Feinsubstanz 9 15 2 In den Fingerrillen haftet mineralische mehlig stumpfe Feinsubstanz 9 26 Boden zwischen Daumen und Zeigefinger trocken reiben etwa bleistiftdick ausrollen 6 1 In den Fingerrillen haftet viel Feinsubstanz der Boden bricht und krumelt beim Versuch ihn bleistiftdick auszurollen 9 36 2 In den Fingerrillen haftet viel Feinsubstanz der Boden bricht schon bei geringer Verformung 9 46 3 Der Boden glitzert im Sonnenlicht ist nicht oder schlecht formbar nicht ausrollbar aber gut haftend und klebrig 9 56 4 Der Boden glitzert im Sonnenlicht ist nicht ausrollbar und klebend aber gut haftend und rau mehlig 9 66 5 Der Boden ist kaum formbar reisst und bricht sehr leicht jedoch gut haftend und rau mehlig 9 76 6 Der Boden ist wenig formbar reisst und bricht leicht gut haftend und samtig mehlig 9 87 Boden zwischen Daumen und Zeigefinger reiben und drucken Kornigkeit und Formbarkeit beurteilen 7 1 Der Boden ist stark samtig mehlig und etwas klebrig bleistiftdick form und ausrollbar jedoch dabei rissig 9 97 2 Der Boden ist etwas seifig schmierig mit deutlich fuhlbar kornig rauem Sandanteil bleistiftdick form und ausrollbar jedoch dabei rissig 9 107 3 Der Boden ist klebrig und schwach schmierig seine Mehligkeit tritt zuruck beim Reiben zeigt sich eine deutliche Wurstchenbildung 9 118 Boden mit etwas Wasser zwischen den Daumen und Zeigefinger reiben und quetschen Gleitflachen beurteilen und am Ohr oder zwischen den Zahnen auf Kornigkeit prufen 8 1 Der Boden ist kornig mit deutlich fuhlbarem Sandanteil mit glanzenden bis stark glanzenden Gleitflachen klebrig 9 128 2 Der Boden fuhlt sich mehlig samtig an die Sandbestandteile treten vollig zuruck er ist plastisch form und ausrollbar und zeigt schwach glanzende Reibflachen 9 138 3 Der Boden ist zahplastisch und klebrig deutliches Knirschen horbar oder zwischen den Zahnen wahrnehmbar er zeigt glanzende Reibflachen 9 148 4 Der Boden ist butterweich und klebrig zwischen den Zahnen ist kaum oder kein Knirschen spurbar er zeigt glanzende Reibflachen 9 159 1 In den Fingerrillen haftet keine oder kaum Feinsubstanz Ss ss s9 2 Sandkorner sind gut sicht und fuhlbar in den Fingerrillen haftet sehr wenig Feinsubstanz Su2 ls s Sand deutlich Feinsubstanz fuhrend in den Fingerrillen haftet schwach mehlige Feinsubstanz Su3 us s Sand mit viel Feinsubstanz in den Fingerrillen haftet stark mehlige Feinsubstanz Su4 us s9 3 Sandkorner sind deutlich sicht und in den Fingerrillen haftet wenig Feinsubstanz Sl2 ls s Sandkorner deutlich sicht und fuhlbar in den Fingerrillen haftet wenig bis massig Feinsubstanz Sl3 ls s Sandkorner sind gut sicht und fuhlbar mit massig bis viel Feinsubstanz Sl4 sl l Sandkorner deutlich sicht und fuhlbar durch viel Feinsubstanz deutlich mehlig Slu sl l9 4 Sandkorner sind deutlich sicht und fuhlbar trotz nur massig Feinsubstanz sehr klebrig Honigsand St3 sl l Sandkorner sind sicht und fuhlbar in den Fingerrillen haftet sehr wenig Feinsubstanz St2 ls s9 5 Sandkorner sind kaum oder nicht sicht und fuhlbar die samtig mehlige Feinsubstanz haftet deutlich in Fingerrillen die Reibflache ist matt und aufschuppend Uu su u9 6 Sandkorner sind sicht und fuhlbar samtig mehlige Feinsubstanz haftet deutlich in Fingerrillen die Reibflache ist kornig matt und aufschuppend Us su u9 7 Sandkorner sind sicht und fuhlbar die uberwiegende leicht mehlige Feinsubstanz haftet deutlich in Fingerrillen Uls lu u9 8 Sandkorner sind kaum oder nicht sicht und fuhlbar die sehr stark mehlige Feinsubstanz haftet deutlich in Fingerrillen und bildet eine raue matte und aufschuppende Reibflache Ut2 lu u Keine Sandkorner sicht und fuhlbar die deutlich mehlige Feinsubstanz haftet gut erkennbar in Fingerrillen die Reibflache ist matt und aufschuppend Ut3 lu u Keine Sandkorner sicht und fuhlbar die schwach mehlige Feinsubstanz haftet und klebt etwas und bildet eine matte bis schwach glanzende aufschuppende Reibflache Ut4 tu u9 9 Sandkorner sind nicht oder kaum sichtbar und nur schwach fuhlbar sehr viel bindige Feinsubstanz bildet eine raue matte bis schwach glanzende kornige und aufschuppende Reibflache Lu tu u9 10 Sandkorner sind deutlich sicht und fuhlbar mit viel Feinsubstanz sehr schwach mehlig Ls2 ll l Sandkorner sind deutlich sicht und fuhlbar mit viel Feinsubstanz glanzender Reibflache und sehr deutlich kornig Ls3 ll l Sandkorner sind deutlich sicht und fuhlbar nur massig Feinsubstanz dabei schwach glanzende Reibflache und sehr deutlich kornig Ls4 ll l9 11 Sandkorner sind gut sicht und fuhlbar sehr viel Feinsubstanz und schwach raue schwach glanzende Reibflache Lt2 ll l Sandkorner sind deutlich sicht und fuhlbar reich an Feinsubstanz mit sehr stark glanzender korniger Reibflache Lts tl l Sandkorner sind sicht und fuhlbar durch sehr viel Feinsubstanz zahplastisch mit schwach rauer schwach korniger glanzender Reibflache Lt3 ut t9 12 Wenige Sandkorner sicht und fuhlbar reich an Feinsubstanz mit stark glanzender Reibflache Ts2 lt t Sandkorner sind deutlich sicht und fuhlbar sehr viel Feinsubstanz mit schwach rauer glanzender deutlich korniger Reibflache Ts3 tl l Sandkorner sind gut sicht und fuhlbar viel Feinsubstanz mit rauer glanzender deutlich korniger Reibflache Ts4 tl l9 13 Keine Sandkorner sicht und fuhlbar die Feinsubstanz bildet eine raue schwach glanzende Reibflache Tu4 ut t Keine Sandkorner sicht und fuhlbar die zahplastische Feinsubstanz bildet eine schwach raue glanzende Reibflache Tu3 ut t Keine Sandkorner sicht und fuhlbar die stark plastische Feinsubstanz bildet eine schwach raue glanzende Reibflache Tu2 lt t9 14 Sehr wenige Sandkorner sicht und fuhlbar sehr viel zahplastische Feinsubstanz mit glanzender Reibflache Tl lt t9 15 Keine Sandkorner sicht und fuhlbar die stark plastische mm dunn ausrollbare Feinsubstanz bildet eine glatte schwach glanzende bis glanzende Reibflache Tt lt t nbsp Abbildung 1 Bodenartendiagramm Bodenkundliche KartieranleitungTabelle 2 Benennung der Bodenartengruppen und Bodenarten Hauptgruppen Bodenartengruppe Bodenarten Hauptgruppess Reiner Sand us Schluff Sande s Sandels Lehm Sande sl Sand Lehme ll Lehm Lehme l Lehmetl Ton Lehme su Sand Schluffe lu Lehm Schluffe u Schluffetu Ton Schluffe ut Schluff Tone t Tonelt Lehm Tone Fingerprobe oder Laboranalyse in Anlehnung an DIN ISO 11277 BearbeitenAuf die grundsatzlich reproduzierbare Laboranalyse kann auch zur Eichung der Fingerprobe nicht verzichtet werden Dabei sind aber die Probenvorbereitung und die Durchfuhrung der Laboranalyse zu beachten die massgebenden Einfluss nehmen konnen Die Trocknung der Probe an der Luft oder im Ofen kann zu Bildung oder zur Verhartung von Kleinstaggregaten fuhren die es fur die Fingerprobe nicht gibt An die Trocknung schliesst sich meist die Siebung an damit nur Feinboden analysiert wird Dauer und Krafteinwirkung auf die Probe wahrend der Siebung konnen einerseits ein Mehr oder Weniger moglicher zerkleinerter Kleinstaggregaten bedeuten andererseits auch kleinkornigen Grobboden so weit weiter zerkleinern dass er wie Sand gemessen wird obwohl er im Rahmen einer Fingerprobe nicht soweit zerkleinert worden ware Die Probenteilung umfangreicherer Ausgangsmengen birgt das Risiko durch Sortierung Teilproben mit unterschiedlichen Ton Schluff oder Sandgehalten zu erzeugen Art und Intensitat der Dispergierung sowie die Intensitat und die Dauer des Schuttelns der Proben oder ein Ersatz des Schuttelns durch eine Behandlung mit Ultraschall haben weiteren Einfluss auf die Laborergebnisse Die Moglichkeit oder je nach Fragestellung Notwendigkeit der Zerstorung von Humus oder aber der Zerstorung bindend wirkender Karbonate oder Eisenhydroxide fuhren zu separaten und daher voneinander zu trennenden Laborergebnissen Beispielsweise macht die Zerstorung von Eisenhydroxiden aus einem nach Fingerprobe oder nach Laboranalyse ohne Zerstorung schwach tonigen Sand eines Go Horizontes einen reinen Sand Auch wenn Laborergebnisse grundsatzlich reproduzierbar sind mussen nicht nur deren Probenvorbereitung und deren Durchfuhrung im Detail beachtet werden sondern auch die meist automatische Zuordnung der Laborergebnisse zu den Bodenarten Wie werden Kornungsergebnisse automatisch eingeordnet BearbeitenDie Einordnung der Kornungsergebnisse in verschiedene Kornungsdiagramme setzt als Konvention nicht nur die definitorische Festlegung dieser Diagramme voraus sondern zusatzlich weitere Vereinbarungen uber die Vorgehensweise Es wird angenommen dass die routinemassige Auflosung der Kornungsanalysen fur die Ton Schluff und Sandfraktionen oder fur deren Subfraktionen im Labor maximal 1 Gew genau ist und dass die Summe der Ton Schluff und Sandgehalte genau 100 ergibt oder darauf transponiert werden kann Dann reicht es aus vom Kornungsdiagramm mit seinen 100 Einheiten auf der X Achse fur Ton oder Clay oder Feinsand und den 100 Einheiten auf der Y Achse fur Schluff oder Silt oder Mittelsand nur die 5151 Punkte mit ganzzahligen Kornungstrippeln zu betrachten Deren Zuordnung zu den Begriffsfeldern lasst sich unabhangig vom jeweiligen konkreten Diagramm nach einem einfachen Verfahren erreichen Jeder ganzzahlige X und Y Wert wird nur fur dieses Verfahren um 0 1 oder 0 01 erhoht und dann mit einem Point in Polygon Algorithmus einem Begriffsfeld eindeutig zugeordnet Das gilt fur 5050 der 5151 Punkte Die verbleibenden 101 Punkte haben Koordinatentrippel mit Sandwerten 100 X Y die gleich Null sind Bei diesen 101 Trippeln wird der jeweils grossere X Ton oder Y Schluff Wert um 1 erniedrigt dann werden auch sie und damit die ganzzahligen Originalwerte in jedem beliebigen Kornungsdiagramm eindeutig einem Begriffsfeld zugeordnet Literatur BearbeitenDIN 19682 2 2007 11 Bodenbeschaffenheit Felduntersuchungen Teil 2 Bestimmung der Bodenart DIN ISO 11277 2011 12 Bodenbeschaffenheit Bestimmung der Partikelgrossenverteilung in Mineralboden Verfahren mittels Siebung und Sedimentationinternational nicht ganz identisch mit DIN ISO 11277 DIN EN ISO 17892 4 2017 04 Geotechnische Erkundung und Untersuchung Laborversuche an Bodenproben Teil 4 Bestimmung der Korngrossenverteilung ISO 17892 4 2016 Deutsche Fassung EN ISO 17892 4 2016Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiversity Institut fur Bodenkunde Kursmaterialien Welcher Bodenart entspricht Ihre Korngrossenanalyse Berechnungstool des Geologischen Dienstes NRW Das Bodenartendreieck Informatives interaktives PDF der BLE Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fingerprobe Boden amp oldid 235883980