www.wikidata.de-de.nina.az
Fabrikplanung bezeichnet den systematischen zielorientierten und in aufeinander aufbauenden Phasen strukturierten Prozess zur Planung von Fabriken 1 Dieser Prozess reicht von der ersten Idee bis zur Inbetriebnahme der Produktion und wird unter der Zuhilfenahme von Werkzeugen und Methoden durchgefuhrt 1 Die Fabrikplanung kann je nach Projektart als Neuplanung einer Fabrik Erweiterung oder Reorganisation einer bereits existierenden Fabrikverstanden werden 2 Aufgrund der vielen Bestandteile wie z B Gebaudeplanung Produktionsanlagenplanung Layoutplanung oder Personalplanung die es bei der Fabrikplanung zu berucksichtigen gilt mussen Wege gefunden werden die eine Komplexitatsminimierung in der Planung und dem Sollzustand der Fabrik bedeuten 1 Fabrikplanung ist eine Aufgabe die in modernen Industriebetrieben haufig von spezialisierten Abteilungen wahrgenommen wird Sie wird auch zu den langerfristig wirkenden Aufgaben der Arbeitsvorbereitung gezahlt Daruber hinaus gibt es eine Vielzahl von spezialisierten Unternehmen die diese vielschichtige Tatigkeit im Auftrag eines Unternehmens durchfuhren Inhaltsverzeichnis 1 Begriff Fabrik 2 Aufgaben der Fabrikplanung 3 Hauptziele der Fabrikplanung 4 Planungsobjekte der Fabrikplanung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBegriff Fabrik BearbeitenDer Begriff Fabrik stammt aus dem lateinischen fabrica bedeutet hier Werkstatte Die Fabrik kann als eine gewerbliche Organisationsform bezeichnet werden in der unter einheitlicher technischer und wirtschaftlicher Leitung mit einer grosseren Anzahl von Arbeitskraften die ausserhalb ihrer Wohnung arbeiten in einer eigenen oder gemieteten Betriebsstatte des Unternehmens mit Hilfe von vielfach gegliederter Arbeitsteilung und straffer organisatorischer Zusammenfassung gewerbliche Erzeugnisse fur den marktmassigen Verkauf hergestellt werden 3 Damit ist die Fabrik ein Industriebetrieb dessen Ziel die Gewinnung Veredelung oder Verarbeitungvon Stoffen zur Erzeugung von Konsumgutern oder Produktionsmitteln ist 3 Heute wird unter Fabrik im Allgemeinen ein Betrieb mit hoher Maschinenausstattung exakt geplanter Arbeitsorganisation mit hoher Arbeitsteilung zwischen den verschiedenen Beschaftigten mit grossem Kapitaleinsatz ggf weitgehender Automatisierung sowie Trennung von Produktion und Verwaltung verstanden Fabrikbetriebe stehen folglich im Gegensatz zu Handwerksbetrieben In der Bundesrepublik Deutschland waren im Jahre 2011 2 Quartal ca 7 62 Mio Arbeitnehmer von ca 41 0 Mio Erwerbstatigen im produzierenden Gewerbe ohne Baugewerbe davon wiederum etwa 708600 Jahresdurchschnitt 2010 in Unternehmen der Automobilindustrie beschaftigt Aufgaben der Fabrikplanung BearbeitenDie Aufgabe der Fabrikplanung ist die Adaption der Fabrik und Produktionsstruktur an das durch Globalisierung steigende Marktdynamik und den erhohten Kostendruck veranderte Fabrikumfeld 1 2 Daher ist die Fabrikplanung eine fur zukunftsorientierte Unternehmen standig auszufuhrende Aufgabe 4 Bereits mit der Planung stellt man die Weichen fur die Funktionstuchtigkeit eines zu realisierenden Objektes dies gilt insbesondere fur das Planungsobjekt Fabrik welches sich gegenuber anderen Planungsobjekten insbesondere durch ein hohes Investitionsvolumen und oft durch eine hohe Lebensdauer auszeichnet Aufgabe der Fabrikplanung ist es die Voraussetzungen zur Erfullung der gestellten betrieblichen Ziele sowie der sozialen und volkswirtschaftlichen Funktionen einer Fabrik herzustellen Ausserdem muss die Fabrikplanung einen technisch einwandfreien und wirtschaftlichen Ablauf des Produktionsprozesses bei guten Arbeitsbedingungen fur die in der Fabrik tatigen Menschen ermoglichen Sie steht im Rahmen der gesamten Unternehmensplanung in vielen Fallen wird sie sogar im Zusammenhang mit uberbetrieblichen Industrieplanungen und kommunalen bzw staatlichen Gesamtplanungen vorgenommen Bei der Planung selbst wird nach dem Top down Prinzip vorgegangen und folglich vom Ganzen zum Einzelnen geplant 4 Hauptziele der Fabrikplanung BearbeitenEs lassen sich vier allgemein gultige Hauptzielsetzungen der Fabrikplanung ableiten Gunstiger Produktions und Fertigungsfluss Menschengerechte Arbeitsbedingungen Gute Flachen und Raumausnutzung sowie Hohe Flexibilitat der Bauten Anlagen und Einrichtungen Neben den klassischen Hauptzielsetzungen sind Fabriken heute vor dem Hintergrund eines immer scharferen globalen Wettbewerbs der stetigen Verkurzung von Produktlebenszyklen bei steigender Variantenvielfalt sowie einem ausgepragten Zeitparadigma gezwungen in besonderer Weise neben den fabrikplanerischen Kernzielen solche Ziele wie Wandlungsfahigkeit Attraktivitat Nachhaltigkeit Innovativitat Wertstromorientierung Nachfrageregelung Vernetzungsfahigkeit Cluster Produktionsnetzwerke Virtuelle Fabriken und weitere zu verfolgen und permanent zu adaptieren um bei einem Fabriklebenszyklus von mehreren Jahrzehnten eine hohe Zukunftsrobustheit zu gewahrleisten Ziele zum Schutz der Umwelt und zur Schonung der Ressourcen Nachhaltigkeit Verbesserung der Energieeffizienz Emissionssenkung Okobilanzen erreichen in der heutigen Zeit einen immer hoheren Stellenwert wobei sich ein Wandel vom sogenannten additiven auch end of pipe Umweltschutz hin zu einem integrativen Umweltmanagement mit dem Ziel der Schaffung nachhaltiger Fabriken vollzieht Gelungene Beispiele hierfur sind Nullemissionsfabriken Im Mittelpunkt der Fabrikplanung steht der Produktionsprozess Wahrend fruher Bauplaner und Architekten massgeblich bei der Planung eines Fabrikgebaudes beteiligt waren steht heute der Fabrikbetrieb im Vordergrund Die Fabrikplanung zielt auf die Hauptfunktionen Fertigung und Montage ab und berucksichtigt zugleich die Planung der Nebenfunktionen Transport Lagerung Versorgung mit Rohmaterialien Energie in unterschiedlichsten Formen sowie der Abtransport der fertigen Erzeugnisse und der Abfallstoffe Planungsobjekte der Fabrikplanung BearbeitenZur Fabrikplanung zahlt nicht nur die Planung der Fabrikgebaude sondern vor allem auch die Planung der Produktionseinrichtungen der Maschinen und Anlagen Transport und Lagereinrichtungen sowie ihre Anordnung und ihr Zusammenwirken im Rahmen des gesamten Produktionsablaufs Unter Umstanden umfasst sie die vollige Neuplanung von Produktionsstatten an einem neuen Standort sogenannte Greenfield Planung Aber auch kleinere Massnahmen im Rahmen der Fabrikplanung z B die Beschaffung von einzelnen neuen Produktionseinrichtungen oder die Umstellung innerhalb von vorhandenen Gebaudestrukturen erfordern eine systematische und genaue Vorbereitung und Planung Die betroffenen Planungsobjekte konnen den Strukturebenen Arbeitsplatz Bereichs und Gebaudestrukturder Fabrik zugeordnet werden 4 Diese Ebenen sind mit der General und Standortstruktur verknupft sodass es diese bei der Fabrikplanung mit zu berucksichtigen gilt Da die Beschaffungen mit hohen Investitionen verbunden ist ist eine Finanzplanung in Zusammenhang mit der Fabrikplanung durchzufuhren 1 Die Planungsobjekte der Arbeitsplatzstruktur sind die funktionale arbeitsorganisatorische und raumliche Arbeitsplatzgestaltung 2 Hierbei werden die Elemente der Betriebsmittel und Flusssysteme ausgewahlt 4 Auch der Mitarbeiterbedarf ist eng mit der Planung des Produktionsprozesses verknupft Auf der Bereichseebene beziehen sich die Planungsobjekte auf die funktionale und die raumliche Arbeitsbereichsgestaltung 2 Die Gestaltung dient der Verknupfung und Anordnung der Arbeits und Fertigungsplatze uber die Flusssysteme der Fabrik 4 Die Planung der Gebaudestruktur bezieht sich auf die Gestaltung der Gebaude sowie die Anordnung der Produktionsstatte also der einzelnen Bereiche innerhalb von Gebauden 4 Von der Auslegung des gesamten Herstellungsprozesses ist auch die Dimensionierung der benotigten Flachen abhangig und damit Teil der Gebaudeplanung Die Planungsobjekte der Generalstruktur beziehen sich auf die Anordnung der Gebaude auf dem Fabrikgelande Auf der Ebene der Standortstruktur wird die Standortplanung aus Raumsicht und die strategische Standortplanung durchgefuhrt sowie Generalbebauung geplant 2 Die Wahl des geeigneten Standortes ist zum einen unter langfristigen Kostenaspekten besonders wichtig zum anderen sind hierbei vor allem auch Marktgesichtspunkte zu beachten So wird z B heute in vielen Unternehmen ein Produktionsstandort in einem Land mit gunstigeren Lohnkosten in Erwagung gezogen Die hierdurch entstehenden hoheren Transportkosten werden vielfach in Kauf genommen Unter Umstanden spielen jedoch auch Gesichtspunkte wie z B Marktnahe oder die Vermeidung hoher Importzolle eine wesentliche Rolle bei Verlagerungen ins Ausland Insbesondere Unternehmen mit einem sehr hohen Energiebedarf z B Aluminiumhersteller suchen nach Standorten mit moglichst geringen Strom bzw Energiekosten Auch die Verfugbarkeit von geeigneten Informationen fur die Produktion bzw das Vorhandensein von Personen mit entsprechendem Knowhow kann bei der Planung und beim Betrieb einer Fabrik wesentlich sein Zahlreiche Beispiele sind bekannt dafur dass sich deshalb in bestimmten Regionen Schwerpunkte fur bestimmte Herstellungsverfahren bilden konnten Beispiel Hagen Hohenlimburg Schwerpunkt der Kaltwalztechnik Ein weiterer Planungsaspekt bezieht sich auf die Bereitstellung des notwendigen Kapitals zur Realisierung von Fabrikplanungsaufgaben In vielen Fallen sind Fabrikplanungsmassnahmen mit einem hohen Investitionsbedarf verknupft Die Ermittlung des genauen Kapitalbedarfs der Nachweis der Vorteilhaftigkeit der Investitionen Investitionsrechnung und die unternehmens interne oder externe Beschaffung der entsprechenden finanziellen Mittel gehoren deshalb ebenfalls meistens zum Aufgabenbereich der Fabrikplanung Die jeweiligen Fabrikplanungsmassnahmen konnen sich also auf viele unterschiedliche Planungsobjekte beziehen und sehr unterschiedliche Umfange annehmen Literatur BearbeitenP Burggraf G Schuh Fabrikplanung Handbuch Produktion und Management 4 2 Auflage Springer Vieweg Berlin 2021 ISBN 978 3 662 61968 1 H P Wiendahl J Reichardt P Nyhuis Handbuch Fabrikplanung 2 Auflage Hanser Munchen 2014 ISBN 978 3 446 43892 7 C G Grundig Fabrikplanung Planungssystematik Methoden Anwendungen 7 Auflage Hanser Munchen 2021 ISBN 978 3 446 46751 4 Fabrikplanung Planungsvorgehen VDI Gesellschaft fur Produktionstechnik ADB Fachausschuss Fabrikplanung Dusseldorf 2009 VDI 5200 Blatt 1 Planungsvorgehen H Kettner J Schmidt H R Greim Leitfaden der systematischen Fabrikplanung Hanser Munchen Wien 1984 unverand Nachdruck 2010 ISBN 978 3 446 13825 4 G Pawellek Ganzheitliche Fabrikplanung 2 Auflage Springer Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 662 43727 8 M Schenk S Wirth Fabrikplanung und Fabrikbetrieb 2 Auflage Springer Vieweg Berlin 2014 ISBN 978 3 642 05458 7 H P Wiendahl D Nofen J H Klussmann F Breitenbach Planung modularer Fabriken Vorgehen und Beispiele aus der Praxis Hanser Munchen Wien 2005 ISBN 978 3 446 40045 0 K Erlach Wertstromdesign Der Weg zur schlanken Fabrik 3 Auflage Springer Vieweg Berlin 2020 ISBN 978 3 662 58906 9 B Aggteleky Fabrikplanung Werksentwicklung und Betriebsrationalisierung Band 1 Grundlagen Zielplanung Vorarbeiten 2 Auflage Munchen Wien 1987 ISBN 3 446 14860 4 B Aggteleky Fabrikplanung Werksentwicklung und Betriebsrationalisierung Band 2 Betriebsanalyse und Feasibility Studie 2 Auflage Munchen Wien 1990 ISBN 3 446 15800 6 B Aggteleky Fabrikplanung Werksentwicklung und Betriebsrationalisierung Band 3 Ausfuhrungsplanung und Projektmanagement Munchen Wien 1990 ISBN 3 446 13207 4 D Arnold Materialflusslehre Vieweg Braunschweig Wiesbaden 1995 ISBN 3 528 03033 X A Bogatzki Fabrikplanung Verfahren zur Optimierung von Maschinenaufstellung Diss Universitat Wuppertal 1998 Roderer 1998 ISBN 3 89073 234 8 W Eversheim Fabrikplanung Vorlesungsmanuskript RWTH Aachen Werkzeugmaschinenlabor Eigendruck W Eversheim Organisation in der Produktionstechnik Band 3 Arbeitsvorbereitung VDI Verlag Dusseldorf 1989 ISBN 3 18 400840 1 W Fischer L Dittrich Materialfluss und Logistik Optimierungspotenziale im Transport und Lagerwesen Springer Berlin Heidelberg 1997 ISBN 3 540 62689 1 H Martin Transport und Lagerlogistik 3 Auflage Vieweg Braunschweig Wiesbaden 2000 ISBN 3 528 24941 2 J Milberg Unsere Starken starken Der Weg zu Wettbewerbsfahigkeit und Standortsicherung mi Verlag Landsberg 1994 Weblinks BearbeitenWhitepaper Synergetische Planung wandlungsfahiger Fabriken Whitepaper Fabriken im Wandel IPH Hannover Whitepaper Der Weg zur Smart Factoryl Fraunhofer IML Whitepaper Virtuelle Techniken in der Fabrikplanung VDC Fellbach Einteilung von Leistungsphasen in der Industrie und Fabrikplanung Statistisches Bundesamt Verband der Automobilindustrie VDA Forschungsprojekt DIAMOND Digitaler Zwilling in der FabrikplanungEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e C G Grundig Fabrikplanung Planungssystematik Methoden Anwendungen 4 Auflage Hanser Munchen 2013 ISBN 978 3 446 43250 5 a b c d e H P Wiendahl J Reichardt P Nyhuis Handbuch Fabrikplanung Hanser Munchen 2009 ISBN 978 3 446 22477 3 a b H Kettner J Schmidt H R Greim Leitfaden der systematischen Fabrikplanung Hanser Munchen Wien 1984 ISBN 3 446 13825 0 a b c d e f M Schenk S Wirth Fabrikplanung und Fabrikbetrieb Springer Berlin Heidelberg New York 2004 ISBN 3 540 20423 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fabrikplanung amp oldid 233136400