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Das Experiment von Jacobs und Campbell sollte wissenschaftlich untersuchen wie eine willkurliche Tradition in einer Kultur generationsubergreifend weitergegeben wird Das Experiment zur generationsubergreifenden Beeinflussung wurde im Jahr 1981 von Robert C Jacobs und Donald T Campbell im Journal of Abnormal and Social Psychology veroffentlicht Grund fur das Experiment war die bis dahin nicht experimentell geprufte Auswirkung von sozialer Beeinflussung auf spatere Generationen Viele bekannte Experimente wie beispielsweise das von dem renommierten Psychologen Stanley Milgram 1961 durchgefuhrte Experiment und das Konformitatsexperiment von Solomon Asch 1951 beschaftigten sich ebenfalls mit der Wirkung sozialer Einflusse auf Personen 1 2 Jedoch konnten diese Experimente nicht zeigen ob eine Beeinflussung auch dann noch an andere Personen weitergetragen wird wenn fur ihren Erhalt nichts mehr getan wird Es stellte sich die Frage was mit der Generation geschieht die nicht mehr direkt beeinflusst wird und wie sich der Einfluss in den folgenden Generationen entwickelt und ob diese uberhaupt noch beeinflusst werden Laut der Studie von Jacobs und Campbell dauert es mehrere Generationen bis eine einmal in eine Kultur eingebrachte willkurliche Norm wieder auf ein normales Mass reduziert wird 3 Inhaltsverzeichnis 1 Ziel der Studie 2 Versuchsaufbau und Ablauf 3 Ergebnisse 4 Schlussfolgerung 5 Siehe auch 6 Einzelnachweise 7 Weiterfuhrende LiteraturZiel der Studie BearbeitenZiel der Studie war es zu uberprufen wie eine willkurliche Tradition in einer Kultur weitergegeben wird Dazu wurde beobachtet wie sich eine eingefuhrte Tradition uber die Generationen hinweg veranderte Voraussetzung bei diesem Versuch war dass die Tradition fur die Population weder nutzlich noch schadlich war da dies sonst einen direkten Einfluss auf die Ubertragung der Tradition auf spatere Generationen haben konnte 4 Versuchsaufbau und Ablauf BearbeitenZunachst wurde eine willkurliche Tradition in den Experimentalgruppen aktiv herbeigefuhrt Nach erfolgter Einfuhrung der Tradition wurde nichts mehr fur den Erhalt der Tradition getan Stattdessen galt es zu beobachten wie sich die Tradition ohne einen ausseren Einfluss auf die spateren Generationen weitervererbte Konkret bediente sich die Studie dabei des autokinetischen Effekts einer optischen Tauschung um eine willkurliche Tradition zu generieren 5 Dazu wurde in einem komplett verdunkelten Raum eine Punktlichtquelle installiert Zudem wurden in einem fest definierten Abstand einige Stuhle in einer Reihe aufgestellt 6 nbsp Versuchsaufbau des Versuchs von Jacobs und Campbell zum generationenubergreifenden EinflussDie Instruktion sah wie folgt aus Den Versuchspersonen wurde gesagt es handle sich um ein Experiment zur Wahrnehmung von Bewegung Ihre Aufgabe sei es zu beobachten wie sich ein Lichtpunkt bewegt und anschliessend einzuschatzen wie weit sich dieser Punkt bewegt hat Zudem sollten die Versuchspersonen angeben wie gross die Distanz zwischen Start und Endpunkt der Bewegung gemessen in Inch sei Dabei sollte zunachst die Person ganz links im Raum sitzend ihre Aussage machen dann ihr rechter Sitznachbar bis fortlaufend jeder seine personliche Einschatzung gegeben hatte Alle Aussagen sollten laut formuliert werden so dass die anderen Versuchsteilnehmer sie horen konnten 7 Im Anschluss an die Instruktion wurde der Raum verdunkelt und die Punktlichtquelle aktiviert Die Versuchspersonen sollten nun berichten was sie wahrgenommen hatten Nach 30 Wiederholungen eines solchen Treatments wurde die Person ganz links aus dem Raum gefuhrt alle anderen Personen ruckten einen Platz auf und eine neue Versuchsperson wurde hineingefuhrt Diese nahm auf dem letzten also rechtesten Stuhl Platz und der Versuch begann von vorne 8 Als Versuchspersonen wurden 175 Studenten genutzt die kein Wissen uber den Autokinetischen Effekt besassen also naiv bezuglich dieser optischen Tauschung waren Diese wurden in vier Versuchs und zwei Kontrollgruppen eingeteilt C 1 0 C 3 0 X 2 1 X 3 2 X 4 3 X 3 1 C steht dabei fur Control und X fur Experimental Die erste Zahl steht fur die Gruppengrosse und die zweite fur die Anzahl der Konfidenten 9 Zusatzlich wurde eine entsprechende Zahl an Konfidenten ausgewahlt Diese sollten nach den Treatments jeweils angeben eine Bewegung von 15 5 Inch 40 cm gesehen zu haben was in etwa dem funffachen des normalerweise wahrgenommenen Wertes entspricht In den Experimentalgruppen wurden die Konfidenten nach links gesetzt so dass sie ihre Aussage vor den naiven Versuchspersonen machen konnten Diese wurden also durch die von den Konfidenten genannten Werte beeinflusst vergleichbar mit den Ergebnissen der Experimente von Solomon Asch 10 Nach jeweils 30 Versuchsdurchlaufen verliess dem Versuchsablauf entsprechend zunachst ein Konfident den Raum wahrend nicht eingeweihte Versuchsteilnehmer dazu kamen Sobald keine Konfidenten mehr im Raum waren verliess entsprechend der Versuchsteilnehmer der ganz links sass den Raum und eine weitere naive Versuchsperson kam dazu Dies fuhrt dazu dass abhangig von der Anzahl der Konfidenten nach einigen Durchlaufen keine solchen mehr am Versuch teilnahmen und nur noch Versuchspersonen im Raum waren Die Angaben der Versuchspersonen wurden jeweils notiert Im Anschluss an das Experiment wurde ausgewertet wie sich die Angaben der Versuchspersonen im Verlauf des Experimentes anderten 11 Ergebnisse BearbeitenIn den drei Experimentalgruppen X 2 1 X 3 2 und X 4 3 ergab sich das folgende Bild Von den Konfidenten beeinflusst gaben die Versuchspersonen der ersten Generationen an wesentlich grossere Bewegungen wahrzunehmen als die Kontrollpersonen Diese ubertrieben hohen Angaben glichen sich sobald der letzte Konfident die Gruppe wieder verlassen hatte langsam und uber mehrere Generationen hinweg wieder dem Normalmass an Diese Angleichung dauerte jeweils etwa vier bis funf Generationen Es haben demnach auch Versuchspersonen die keinem Konfidenten ausgesetzt waren erhohte Werte angegeben Lediglich in der Experimentalgruppe X 3 1 gelang es dem Konfidenten nicht eine wesentlich hohere Norm festzulegen so dass die Angleichung an das Normalmass hier bereits nach ein bis zwei Generationen geschehen war 12 Schlussfolgerung BearbeitenDer Versuch von Jacobs und Campbell ergab dass eine willkurliche Norm in einer Kultur uber Generationen hinweg von alleine wieder verschwindet sobald nichts mehr fur ihren Erhalt getan wird Allerdings dauert diese Angleichung mehrere Generationen da die jeweils vorherige Generation auf ihre nachfolgende Generation eine ahnliche Wirkung wie ein Konfident selbst hat und somit die Norm zumindest abgeschwacht weitergibt Daraus folgt dass die Versuchspersonen die Meinungen anderer Personen wesentlich hoher gewichten als ihre eigene etwa um das zwei bis vierfache denn sonst wurden sich die Versuchspersonen von Konfidenten und Vorgangergenerationen nicht beeinflussen lassen Eine weitere Feststellung ist dass die Versuchspersonen immer weniger loyal zur alten Kultur werden je langer sie in der Gruppe sind 13 Siehe auch BearbeitenDonald T Campbell Stanley Milgrim Solomon Asch Autokinetischer Effekt Inch Liste der klassischen Experimente in der PsychologieEinzelnachweise Bearbeiten Charlier Siegfried 2001 Psychologie Soziologie und Padagogik fur Pflegeberufe Stuttgart Georg Thieme Verlag S 38 ff Frindte Wolfgang 2001 Einfuhrung in die Kommunikationspsychologie Weinheim und Basel Beltz Verlag S 72 ff Jacobs Robert C and Campbell Donald T 1961 The perpetuation of an arbitrary tradition through several generations of a laboratory microculture Journal of Abnormal and Social Psychology Vol 62 No 3 S 649 Jacobs Robert C and Campbell Donald T 1961 The perpetuation of an arbitrary tradition through several generations of a laboratory microculture Journal of Abnormal and Social Psychology Vol 62 No 3 S 649f Buunk Bram P 2003 Affiliation zwischenmenschliche Anziehung und enge Beziehung In Stroebe Wolfgang 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php title Experiment von Jacobs und Campbell amp oldid 238337017