Eis am Stiel ist eine israelische Filmreihe, die aus insgesamt acht Kinokomödien besteht.
Hintergrund Bearbeiten
Die Filme sind eine Mischung aus Humor und Erotik. Ein besonderes Kennzeichen vor allem der ersten fünf Teile ist der intensive Einsatz von Musik der 1950er-Jahre. Der Inhalt sind die Erlebnisse dreier jugendlicher Freunde, die in den 1950er-Jahren in Tel Aviv aufwachsen und dort ihr Leben genießen. Ihre gemeinsamen Interessen sind Freizeit am Strand, Partys, Mädchen und die Jagd nach sexuellen Erlebnissen. Die acht Filme wurden zwischen 1977 und 1988 in Israel, teilweise auch in deutscher Zusammenarbeit, gedreht. Der internationale Titel der Reihe ist Lemon Popsicle.
Der Erfinder der Reihe ist Boaz Davidson, auf dessen Jugenderlebnissen der erste Teil basiert. In den ersten vier Filmen führte er die Regie und war als Co-Autor am Drehbuch beteiligt. In Teil 5 war er nur noch als Co-Autor am Drehbuch beteiligt, führte jedoch nicht mehr Regie. Die Teile 6 bis 8 entstanden dann ohne seine Mitwirkung. Produziert wurden alle Filme von den Cousins Menahem Golan und Yoram Globus.
Laut dem Filmjournalist Martin Hentschel schaute sich Boaz Davidson mehrere Szenen und Ideen aus den US-Filmen Sommer ’42 (1970) und College-Liebe (1973) ab.
Charaktere Bearbeiten
Hauptrollen Bearbeiten
- Benny, gespielt von Yftach Katzur: Benny ist im Vergleich zu Johnny und Momo eher zurückhaltend und sensibel. Er teilt mit seinen Freunden das Interesse an sexuellen Abenteuern, verliebt sich jedoch auch häufig unglücklich. Benny spiegelt den Charakter und die Jugenderfahrungen des Regisseurs Boaz Davidson wider. Er spielt in allen Teilen mit.
- Johnny, gespielt von Zachi Noy: Johnny ist stark übergewichtig und hat wenig Erfolg bei Mädchen. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, sein Glück immer wieder zu versuchen. Er hat einen ausgeprägten Geschäftssinn und bietet seinen Bekannten Waren unterschiedlichster Art an. Johnny leiht seinen Freunden regelmäßig Geld und notiert sich dies in ein Heftchen, das er immer bei sich trägt. Oft spielen ihn seine Freunde – meist für eigene Interessen – aus. Dabei verkörpert er den Pechvogel, der bei den gemeinsamen Abenteuern häufig halb nackt erwischt wird. In der deutschen Synchronisation trägt Johnny in den Teilen 3 und 4 den Namen Momo. Er ist in allen Teilen vertreten.
- Momo (Bobby), gespielt von Jonathan Sagall: Momo ist ein Schönling, der großen Erfolg bei Mädchen hat. Er lässt seine Eroberungen schnell wieder fallen, obwohl diese häufig mehr von ihm wollen. Vor allem Johnny bewundert ihn dafür. Momo ist sehr selbstbewusst und häufig egoistisch. Von allen Drei ist er der Starke und bewahrt häufig seine Freunde vor Eskalationen. Ab Teil 3 trägt er den Namen Bobby, den er bis Teil 8 beibehält. Momo taucht in Teil 6 nicht auf, da Jonathan Sagall mit dem Produzenten Menahem Golan im Streit war. Ansonsten wird die Bobby/Momo-Rolle in allen Teilen durch Sagall verkörpert.
Häufige Nebenrollen Bearbeiten
- Victor, gespielt von Avi Hadash: Victor ist ein Mitschüler der drei Hauptfiguren und mit 20 cm der Gewinner eines Längenvergleiches der „besten Stücke“ unter den Klassenkameraden. Er tritt häufig in Fettnäpfchen und wird nur wenig respektiert. Von Johnny und verschiedenen Frauen bekommt er regelmäßig Ohrfeigen erteilt. Victor spielt in den Teilen 1, 3, 5 und 6 mit. Am Ende von Teil 5 bringt er den Mut auf, Johnny zurückzuschlagen.
- Martha, gespielt von Rachel Steiner: Martha ist eine weniger attraktive Bekannte und in Teil 2 und 3 Johnnys Freundin. Insgeheim steht sie aber auf Benny. In Teil 2 versuchte sie den betrunkenen Zustand von Benny auszunutzen, um ihn zu verführen. Dies bedeutete beinahe das Ende der Freundschaft zwischen Johnny und Benny. Johnny verzieh jedoch beiden und traf sich weiterhin mit Martha. Sie spielt in Teil 1, 2 und 3 mit.
- Sonia, gespielt von Dvora Halter Kedar: Sonia ist Bennys fürsorgliche Mutter. Häufig stört sie ihn, wenn er sich mit seinen neuen Freundinnen in seinem Zimmer aufhält. Sonia ist sehr stolz auf Benny und stellt ihn gerne ihren Gästen vor, mit denen sie des Öfteren im Wohnzimmer Karten spielt. Sonia spielt in den Teilen 1, 2, 3, 4, 5, 6 und 8 mit.
- Romek, gespielt von Menashe Warshavsky: Romek ist Bennys Vater und der Ehemann von Sonia. Er versucht, Streit mit seiner temperamentvollen Frau zu vermeiden. Romek spielt in den Teilen 1, 2, 3, 4, 5 und 8 mit. In Teil 8 wird er aber von einem anderen Schauspieler verkörpert.
Filmreihe Bearbeiten
- 1978: Eis am Stiel (Israel | Originaltitel: אסקימו לימון Eskimo Limon | Regie: Boaz Davidson | Buch: Boaz Davidson, Eli Tavor)
- 1979: Eis am Stiel 2 – Feste Freundin (Israel / Deutschland | Originaltitel: יוצאים קבוע Yotz'im Kavua | Regie: Boaz Davidson | Buch: Boaz Davidson, Eli Tavor)
- 1981: Eis am Stiel 3 – Liebeleien (Israel / Deutschland | Originaltitel: שפשוף נעים Shifshuf Naim | Regie: Boaz Davidson | Buch: Boaz Davidson, Eli Tavor, Sam Waynberg)
- 1982: Eis am Stiel 4 – Hasenjagd (Israel / Deutschland | Originaltitel: ספיחס Sapiches | Regie: Boaz Davidson | Buch: Boaz Davidson, Eli Tavor)
- 1984: Eis am Stiel 5 – Die große Liebe (Israel / Deutschland | Originaltitel: רומן זעיר Roman Za'ir | Regie: Dan Wolman | Buch: Boaz Davidson, Eli Tavor, Dan Wolman)
- 1985: Eis am Stiel 6 – Ferienliebe (Israel / Deutschland | Originaltitel: הרימו עוגן Harimu Ogen | Regie: Dan Wolman | Buch: Eli Tavor, Sam Waynberg, Dan Wolman)
- 1987: Eis am Stiel 7 – Verliebte Jungs (Israel / Deutschland | Originaltitel: אהבה צעירה Ahava Tzeira | Regie: Walter Bannert | Buch: Anton Moho)
- 1988: Eis am Stiel 8 – Summertime Blues (Israel / Deutschland | Originaltitel: Lemon Popsicle VIII: Summertime Blues | Regie: Reinhard Schwabenitzky | Buch: Reinhard Schwabenitzky, Zachi Noy (Idee))
Spin-off Bearbeiten
- 1983: Hasenjagd 2 (Israel / Deutschland | Originaltitel: סבבה Sababa | Regie: Tzvi Shissel | Buch: Boaz Davidson)
Remake Bearbeiten
- 2001: Lemon Popsicle 9 – The Party Goes On (Israel | Originaltitel: החגיגה נמשכת Hahagiga Nimshehet | Regie: Tzvi Shissel | Buch: Eli Tavor)
US-Remake Bearbeiten
- 1982: Die letzte amerikanische Jungfrau (USA | Originaltitel: The Last American Virgin | Regie: Boaz Davidson | Buch: Boaz Davidson)
Titel Bearbeiten
Der hebräische Originaltitel bezieht sich auf eine heute noch erhältliche Sorte eines Eislutschers mit dem Namen Eskimo. Dieses Produkt der Strauss Group ist in mehreren Geschmacksrichtungen erhältlich, eine davon Zitrone.
Häufige Schauplätze Bearbeiten
- Das „Montana“: Das Montana ist eine Bar, in der sich die Akteure treffen, Eis essen, Musik hören und flirten.
- Der Strand: Am Strand von Tel Aviv verbringen die Protagonisten ihre Freizeit und spielen ihren Mitmenschen und einander Streiche. Häufig sind sie damit beschäftigt, nackte Frauen in der Umkleide und Dusche zu beobachten.
- Bennys Wohnung: Benny wohnt zusammen mit seiner Mutter Sonia und seinem Vater Romek in einer Wohnung. Zahlreiche Szenen spielen im Wohnzimmer und in den Schlafzimmern des Appartements. Meist haben Bennys Eltern dabei Besuch und spielen Karten.
- Die Schule: Oft nutzen die Freunde die Schule, um sich der Mädchenwelt zu nähern und sich über „Neuheiten“ auszutauschen. Verabredungen werden hier getroffen.
Daneben spielen viele Szenen immer wieder in den Straßen Tel Avivs, in Wohnungen wo Partys stattfinden, in Kinos oder Schwimmbädern.
Trivia Bearbeiten
Als Hintergrundmusik dienten in allen Filmen Klassiker der 50er und 60er Jahre wie Prima Bella von Massimo Ranieri, My Boy Lollipop von Millie Small oder Musik von Bill Haley.
Veröffentlichungen Bearbeiten
Alle acht Teile der Originalserie wurden ungekürzt auf DVD veröffentlicht. Es existieren jedoch auch zensierte Versionen auf DVD. Auch bei Fernsehausstrahlungen werden die Filme häufig gekürzt gezeigt.
Dokumentation Bearbeiten
- 2018: Eskimo Limon: Eis am Stiel – Von Siegern und Verlierern ist eine 90-minütige Dokumentation von Eric Friedler für den Norddeutschen Rundfunk, die sich u. a. mit den Produktionsbedingungen auseinandersetzt und in der viele der Beteiligten zu Wort kommen. Vorwiegend kommen dabei aus den ersten drei Teilen die Schauspieler zu Wort und der Regisseur. Der Hauptdarsteller Jonathan Sagall (Rolle: Bobby) hat sich nicht daran beteiligt, da er sich generell nicht mehr zu der Filmreihe äußern möchte.
Literatur Bearbeiten
- Martin Hentschel: Zitroneneis, Sex & Rock’n Roll: Die deutsch-israelische Filmreihe „Eis am Stiel“ (1978–1988). Düsseldorf 2016, ISBN 978-1-5395-7872-7.
- Hans-Jürgen Tast: Falsche 50er. Schule, Sex und dumme Witze. Die erfolgreichen Filmserien „Eis am Stiel“ und „Porky’s“. 1. Auflage. Kulleraugen-Verlag, Hildesheim 1983, ISBN 978-3-88842-016-0.
- Astrid Winterfeld: Der kuriose Erfolg von „Eis am Stiel“. Die Geschichte einer gelungenen deutsch-israelischen Kooperation. In: Jüdische Rundschau, 7. Oktober 2016.
Weblinks Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- Eric Friedler: Eskimo Limon: Eis am Stiel – Von Siegern und Verlierern, NDR-Dokumentation.
- Martin Hentschel: Zitroneneis, Sex & Rock’n Roll: Die deutsch-israelische Filmreihe „Eis am Stiel“ (1978–1988). Verlag für Video + Filmschrift, Düsseldorf 2016, ISBN 978-1539578727, S. 6–7.