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Dobberzin war im 13 und 14 Jahrhundert ein kleines Dorf bei Perleberg in der Prignitz Im Jahre 1293 wurde es erstmals als Dobersin erwahnt 1 2 als ein Ritter von Wartenberg einem Perleberger zwei Hufen verkaufte Auch spatere Bezeichnungen wie das Dobberziner Tor das sich im Sudosten der Stadt in der Backerstrasse auf Hohe des Hotels Deutscher Kaiser befand weisen auf die Existenz eines solchen Dorfes hin Anfang des 14 Jahrhunderts gelangte das Dorf in den Besitz von Rat und Burgerschaft Perlebergs Die Dobberziner Feldmark ging infolgedessen in der Perleberger Stadtgemarkung auf 3 Zur weiteren Entwicklung sowie zur genauen Lage gibt es verschiedene Hypothesen Man nimmt an dass das Dorf im 14 Jahrhundert wegen des unfruchtbaren Bodens wust wurde da der Ortsname fortan nicht mehr erwahnt wird Es wird vermutet dass sich Dobberzin sudlich der Jeetze beim ehemaligen Rauberkrug oder der Schaferei befand und schliesslich im erweiterten bewaldeten Stadtgebiet Perlebergs aufging Dieter Hoffmann Axthelm vertritt hingegen die These das Dorf habe sich direkt vor dem Dobberziner Tor befunden und sei nie wust geworden es habe sich hingegen zur Vorstadt entwickelt 4 Bis zur Veroffentlichung der Forschungsergebnisse aller vorgeschichtlichen Funde und Ausgrabungen in der Westprignitz durch Frau Dr Waldtraut Bohm im Jahre 1937 gab es keine Hinweise zur moglichen ortlichen Lage Dobberzins Dr Bohm fuhrte lediglich zwei Fundstellen von Fundamentresten Scherben und Feuerstellen stadtnahe zu Perleberg auf Beide liegen in bekannten ehemals bewohnten Abschnitten von Funkenhorn und Rauberkrug Es wird durch Dr Bohm lediglich in der Veroffentlichung festgestellt dass eine der beiden Fundstellen Dobberzin zuzuordnen sein konnte Jegliche weitere Forschung zur Beweisdarlegung lagen nicht im Wirkungsauftrag von Dr Bohm und wurden nicht ausgefuhrt 5 Aus dieser reinen Vermutung ohne Beachtung der sonstigen ortlichen Ursprungsbeschaffenheit und fehlender weiterer Forschung halt sich seither falschlich die angebliche Ortslage Dobberzins eben an jenem Orte nahe der Jeetze Die von Dieter Hoffmann Axthelm aufgestellte These findet in mehreren Indizien eine Bestatigung wogegen die Hypothesen einer entfernteren Lage Dobberzins zu Perleberg diese nicht zeigen Die Charte von der PRIGNITZ aus dem Jahre 1779 neu entworfen im Jahre 1795 weist die Ortsverbindungswege auf Auf dieser Karte ist festzustellen dass der Hauptweg von Perleberg nach Wilsnack uber Ponitz fuhrt und damit keine Verbindung zum Rauberkrug hat Die Karte zeigt zwar auch einen Weg uber den ehemaligen Standort des Rauberkrugs doch kann dieser als Hauptreiseweg vernachlassigt werden da er sich bereits bei Uenze wieder mit dem Weg uber Ponitz vereinigt und einen Umweg bildet Als einsamer Pilgerweg mag er schon bevorzugt gewesen sein In der Chronik der Kreis und Garnisonstadt Perleberg heisst es dass die Wilsnackpilgerer an der Gertraudenkapelle mit seinem beigeordneten Gasthaus Station machten Die Gertraudenkapelle wird in seiner Lage der heutigen Wilsnacker Strasse zugerechnet und ist auf dem Beerschen Plan der Stadt Perleberg aus dem Jahre 1726 ortlich verzeichnet Genau heisst es in der Chronik Vor und nach 1400 wurden Ablassbriefe verkauft In dem Ablassbriuef fur die zum Wilsnacker Wunderblut Wallfahrenden versprachen der Erzbischof von Magdeburg die Bischofe von Havelberg Brandenburg und Lebus fur das Passieren jeder Meile Weges nach Wilsnack 40 Tage Ablass im Hin und Weggehen fur jeden Gang um den Kirchhof 40 Tage etc Der Besuch von Wilsnack war ausserordentlich gross Fast samtliche Hauser boten Unterkunftsraume fur die Wallfahrer Perleberg hatte an Wilsnack vorzugsweise ein Handelsinteresse es erbaute vor dem Dobberzinertor heute Wilsnacker Strasse ein Gasthaus an der Stelle wo bis vor wenigen Jahren 1914 das Gasthaus Goldener Stern gestanden hat Das Gasthaus war also vormals das Wallfahrtslokal Neben diesem Gasthaus erbaute Perleberg gleichzeitig ein Kirchlein die Getraudenkapelle Auf alten Perleberger Forstplanen befindet sich im Jagen 2 kurz vor der Wilsnacker Grenze die Einzeichnung eines Wallfahrtsbrunnens Jedenfalls haben auch die Wallfahrer in dem an dem Weg nach Wilsnack fuhrenden im Jagen 2 gelegenen sogenannten Rauberkrug Rast gemacht 6 Von einem Pilgerbrunnen und dem Rauberkrug einem einzeln stehenden Gehoft am Waldrand ist die Rede keineswegs von einem Ort der auf dem Wege lag Weiter spricht die alltagliche Lebensfuhrung gegen diese Lage Niemand hatte zu den Zeiten als die Landwirtschaft das Uberleben bestimmte in diesen Bereichen an eine Ortsgrundung gedacht Die dort befindlichen Walder stehen auf sandigem Grund was eine Landwirtschaft unmoglich machte Die Flussniederungen sind sumpfig und durchnasst beides Argumente gegen eine Landwirtschaft Weder Urkunden Zeichnungen Karten oder Funde bestatigen an der Jeetze eine mogliche ehemalige Siedlung Der Postweg Berlin Perleberg fuhrt uber die Ortslagen Werzin Ponitz Dupow weiter nach Perleberg Zwischen Dupow und Perleberg verlief er zunachst uber heutiges Ackerland den Verlauf der heutigen Bundesstrasse gab es nicht Die Perleberger Karlstrasse bildete den damaligen Postweg Dieser querte die heutige Wilsnacker Strasse und fuhrte uber das Grundstuck des heutigen Gymnasiums direkt auf die Stepenitz zu Unmittelbar hinter der Vereinigung der Stepenitzarme fand sich eine Furt so dass der Postweg auf der gegenuberliegenden Beguinenwiese seine Fortfuhrung fand Hier lag der erste Perleberger Hafen mit seinem Handelsplatz Er bildete die offene Einladung in den Ort das spatere Perleberg Mit dem Bau der Stadtmauer war die einstiege Einladung in den Ort nun der Ort der grossten Bedrohung Es erfolgte eine komplette Schliessung eine neue Verbindung nach Osten musste geschaffen werden Einer guten Verteidigung geschuldet wurde das Dobberziner Tor errichtet und mit ihm seine vorgelagerten Brucken und Verteidigungsanlagen Wahrend das Wittenberger Tor den Ausgang nach Wittenberge bildete das Parchimer Tor den Ausgang mit dem damals von dort nach Parchim fuhrenden Postweg so fuhrte das Dobberziner Tor nach Dobberzin Keine Rede von den nachsten oder grosseren heute bekannten Orten Dupow Pritzwalk Kyritz oder Wilsnack Daraus resultiert dass Dobberzin zwischen Dupow und Perleberg gelegen hat und das nicht erst seit dem Bau der Stadtmauer Im Jahre 1931 wurde bei Bauarbeiten nahe dem Stadtgut ein Bombentopf mit Opfergaben gefunden Diese Opfergabe beweist dass dieser Ortsabschnitt zur gleichen Zeit entstanden ist wie die spatere Stadt Perleberg auf der Stepenitzinsel Es muss nun davon ausgegangen werden dass beidseitig der Stepenitzfuhrung zwei Orte zur gleichen Zeit entstanden Perleberg und Dobberzin und zwar Dobberzin aus dem Grunde dass fur diesen Abschnitt keine andere urkundliche Namensnennung nachweisbar ist Die Uberlieferungen sprechen weiter dass etwa im 14 Jahrhundert die Ubernahme dieser Landereien also eine Eingemeindung durch die Stadt Perleberg stattgefunden hat Daraus ergibt sich schlussig dass der dort vorhandene Ort samt seinen Landereien mit Perleberg fusionierte Eine solche Aussage spricht zweifellos von der Anwesenheit eines anderen Ortes als Perleberg Vor der Entstehung von Dorfern wurden durch den Landesherrn Lokatoren benannt die beauftragt wurden eine Dorfgrundung vorzunehmen Als Lokatoren wurden in den meisten Fallen niedere Adlige oder Stadtburger bestimmt die dennoch damit von hoherem Rang als die Allgemeinheit waren Somit waren sie gleichzeitig Ritter oder Varsallen der Landesherren In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert dass im Jahre 1420 als der Perleberger Frieden im Perleberger Rathaus geschlossen wurde der Burgermeister der Stadt anwesend war Es handelte sich um den Burgermeister namens Dobberzin Weiter ist bekannt dass dieser Burgermeister Dobberzin neben Strehlemann im Jahre 1447 der bedeutendste Gewandschneider war Damit ist dessen hohere Stellung als gesichert anzusehen Es ist bei der Betrachtung der Zeitspanne der Ortsgrundungen von Dobberzin und Perleberg damit nicht auszuschliessen dass die Familie bzw das Geschlecht Dobberzin die Lokatoren des Ortes waren 7 Literatur BearbeitenRat der Stadt Perleberg Hrsg 750 Jahre Perleberg Druckerei SVZ Wittenberge Perleberg 1989 S 37 Otto Vogel Slavische Ortsnamen der Prignitz Perleberg 1904 Franz Grunick Chronik der Kreis und Garnisonstadt Perleberg Perleberg 1939 Jens Nering Perleberg Eine Reise durch die Zeit DVD Film der Geschichte Perlebergs Perleberg 2013 Waldtraut Bohm Die Vorgeschichte des Kreises Westprignitz Berlin 1937 Einzelnachweise Bearbeiten Sophie Wauer Brandenburgisches Namenbuch Teil 6 Die Ortsnamen der Prignitz Weimar 1989 ISBN 3 7400 0119 4 S 86 Lieselott Enders Historisches Ortslexikon fur Brandenburg Teil I Prignitz Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 1962 S 75 Lieselott Enders Die Prignitz Geschichte einer kurmarkischen Landschaft vom 12 bis 18 Jahrhundert 1 Auflage Verlag fur Berlin Brandenburg GmbH Potsdam 2000 ISBN 3 935035 00 4 S 220 Dieter Hoffmann Axthelm Perleberg im Mittelalter Stadtentwicklung und Geschichte Lukas Verlag Berlin 2010 ISBN 978 3 86732 083 2 S 60 f Dr Waltdraut Bohm Die Vorgeschichte des Kreises Westprignitz Curt Kabitzsch Verlag Leipzig 1937 S 103 ff Franz Grunick Chronik der Kreis und Garnisonstadt Perleberg Verlag F Grunick Nachf Perleberg Berlin 1939 S 18 ff Jens Nering Perleberg Eine Reise durch die Zeit Verlag private creative art Perleberg Perleberg 2013 S DVD Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dobberzin Perleberg amp oldid 205070087